Mittwoch, 6. November 2019

Würfelhusten

Ich muss mir jetzt einfach diesen Spaß erlauben. Beim Suchen eines Dokuments in den Untiefen meines Laptops bin ich gerade auf dieses Schmankerl gestoßen. Entstanden, damals zu der Zeit, als ich noch Alkohol getrunken habe und auch gerne mal einen über den Durst. Es muss mindestens 15 Jahre her sein, dass ich diesen Text geschrieben habe über "the day after". Ich könnt mich jedes Mal wegschmeißen, wenn er mir wieder in die Finger kommt. Grandios!!! 😂😂😂

Fühlt euch eingeladen auf eine Reise in meine Vergangenheit und meine ersten literarischen Werke. Damals hatte ich tatsächlich schon im Gefühl, dass ich mal irgendwann ein Buch schreiben werde. 😉

Würfelhusten

Doofe Krankheit! Vor allem meist verbunden mit dem dringenden Wunsch zu sterben, während man sich wie ein Häuflein Elend vor dem Klo zusammenkauert. So auch dieses Mal. Ja, das habe ich nun davon, dass ich mal wieder zu tief ins Glas geschaut habe. Scheiß Gruppenzwang! Es ist aber auch immer das Gleiche. Wider besseren Wissens wehrst du dich nicht vehement genug dagegen, dass dein Glas immer gleich wieder voll geschenkt wird, kaum, dass du es ausgetrunken hast. Und dann am besten noch die "bunte Vielfalt". Da spuckt es sich viel interessanter. Mit etwas Glück kann man sogar noch erkennen, welche Früchte einst den letzten Cocktail geziert hatten.

Und dann der Morgen danach!
Irgendwie hab ich es wieder geschafft, die Nacht zu überleben. Ich wache bei meiner Freundin auf der Couch auf, öffne ganz vorsichtig erst ein Auge und als der erste Schmerz des grellen Lichtes erträglich geworden ist, das zweite. Ich hab tote Katze im Mund und muss dringend zur Toilette. Die Blase drückt enorm. Nachdem ich vergeblich versucht hab, dieses Bedürfnis zu unterdrücken, geb ich mich geschlagen. Und kaum hab ich mühsam meinen Kadaver in die Höhe gehievt, fängt auch schon das kleine Männchen in meinem Kopf an zu hämmern. Mit gefühlten 3 Promille Restalkohol schleppe ich mich ins Bad (ein Blick in den Spiegel sagt mir, dass auch meine Haare eine Party gefeiert haben müssen) und anschließend wieder ganz schnell auf die Couch. Die kurze Anstrengung war schon genug, um meinen Magen wieder auf den Plan zu rufen. Ich will nur noch heim, mich in mein Bett verkriechen und langsam den Heldentod sterben. Also packe ich, so schnell es mein Zustand zulässt, meine sieben Sachen und schleiche mich aus der Wohnung! Auf dem Weg zum Auto schwöre ich mir zum x-ten Mal, dass ich NIE WIEDER auch nur einen Tropfen Alkohol anrühre! Und während ich dann mein Auto mühsam Richtung Heimat lenke, Stoßgebete gen Himmel schickend, dass doch die Polizei heute wo anders Straßenkontrollen durchführen möge, überkommt mich unsägliche Müdigkeit. Mit letzter Kraft stelle ich auf einer etwas entlegenen Straße meinen Wagen an den Fahrbahnrand und drücke erleichtert die Augen zu. Doch der Genuss ist nicht von langer Dauer. Mein Magen macht mir einen Strich durch die Rechnung. Ich hechte aus dem Auto und geradewegs auf den Straßengraben zu. Und ehe ich's mich versehe, hab ich ihn wieder: DEN WÜRFELHUSTEN!

Und da kauer ich nun an einem verregneten Samstagmorgen in meinem Elend mit abstehenden Haaren an einem Straßengraben mitten in der Pampa. Ich sehe aus wie der Tod auf Latschen, habe eben mein Innerstes nach außen gekehrt, und da wird sie mir zuteil, die Hilfsbereitschaft und soziale Wärme meiner Mitmenschen. Gerade dann, als ich einfach niemanden sehen möchte, fährt ein Auto rechts ran. Der Gutmensch steigt auch noch aus, um mich zu fragen, ob alles in Ordnung wäre (die Frage kann nur rhetorischer Natur gewesen sein!) oder ob er Hilfe holen solle (welcher Art auch immer!). Da muss ich schon ein extrem jämmerliches Bild abgegeben haben. Hätte ich lediglich eine Autopanne gehabt, hätte kein Schwanz angehalten! Mit einem angestrengten Lächeln auf den Lippen versichere ich ihm, dass schon alles in Ordnung wäre (Ansichtssache!). Nach kurzem Zögern gibt er sich zufrieden und zieht von Dannen. Erleichtert kann ich mich wieder voll und ganz dem Straßengraben widmen. Irgendwie schaffe ich dann auch noch die restliche Strecke bis nach Hause. In der Wohnung angekommen hab ich dann gerade mal so Zeit um meine Sachen in eine Ecke zu feuern, bevor er mich wieder überfällt: DER WÜRFELHUSTEN (mittlerweile nur noch Husten!)! Und dann ist es endlich so weit. Ich kann mich in mein heißersehntes Bett legen, meine Wunden lecken und mich der Illusion hingeben, dass ich ihn nie wieder haben werde: DEN WÜRFELHUSTEN.

(Teilen absolut erlaubt!😂)


Foto: Canva
Text und Gestaltung:  Anja Reiche