Dienstag, 12. August 2025

Die meisten sprechen, um nicht zu fühlen

Manchmal landen unter meinen Beiträgen Kommentare, mit denen kann ich im ersten Moment überhaupt nichts anfangen und frage mich ernsthaft, ob derjenige meinen Text überhaupt gelesen hat. Bei näherer Betrachtung und Befühlung gehen mir immer wieder ein paar Lichter mehr auf. Das mag ich gerade mit euch teilen.

Ich bin manchmal mit meiner Aussage die Bedrohung. Der andere will ein ganz bestimmtes Bild von sich haben und meine Aussage stört dieses Bild gewaltig. Oder der andere will auf eine ganz bestimmte Art behandelt werden, will Rücksicht und nicht an seinen Wunden berührt werden. Meine Aussage lässt blicken, dass ich das nicht tun würde. Da muss interveniert werden.

Die Kommentare sind im Grunde sehr seltsame Selbstoffenbarungen. Es geht eigentlich überhaupt nicht um mich und den Inhalt, den ich geteilt habe. Es geht um ihre eigene Haut. Da springt was an.

Ich merke immer wieder, dass ich versuche die Menschen beim Wort zu nehmen. Die Worte wörtlich zu nehmen. Es muss für mich im Zuhören und Antworten bei den meisten mehr um die Schwingung statt um die Worte gehen. Ich nehme die Worte der anderen zu wichtig, weil ich von mir ausgehe. Ich meine das, was ich sage. Mein Sprechen kommt aus meinem Spüren, aus meinem Fühlen. Die Worte drücken exakt mein Innen aus. Innen und Außen sind konkruent. Die meisten anderen meinen nicht, was sie sagen. Sie sprechen, um NICHT zu fühlen, um Gefühle zu vermeiden, wieder wegzumachen, wegzuargumentieren. Das "vergesse" ich gerne.

In den besagten Kommentaren wird deutlich, dass derjenige in dem Moment überhaupt nicht fühlt und erfasst von was ich rede, sondern er ist in seinem Angeticktsein da, auf Rechtfertigung, auf Angriff, auf Verteidigung, auf Vonsichweisen oder auf "mir sagen, dass ich das falsch sehe".

Nur denke ich mir die Sachen nicht aus. Das sind keine Ideen und Konzepte. Ich fühle, was da ist. Erspüre das energetische Muster und Gefüge und davon spreche oder schreibe ich dann. Ich spreche und schreibe aus dem Kontakt mit mir und dieses Ich nimmt das Wesen der Sache war, sieht innere Bilder.

In diesem Beobachten, was da ist, erfahre ich selbst unglaublich viel Neues, mir erschließen sich Zusammenhänge und Ereignisse, Verhaltensweisen, Muster, Nöte, Absichten. Das könnte ich mir im Leben nicht ausdenken oder zusammenreimen. Ich bin Wahrnehmende, Beobachtende. Das teile ich mit, wenn es stimmig ist, mit genau den Worten, die ausdrücken, was ich beobachte. Diese Worte kommen nicht von mir. Sie sind da. Oder wenn sie noch nicht direkt da sind, teste ich aus, bis das richtige Wort mit dem Beobachteten zusammenpasst. Achtsam. Fein. Behutsam. Bedacht. Weise gewählt.

Viele wollen schlicht nicht hören, was tatsächlich da ist. Das, was die Wahrheit des Moments ist, wird abgelehnt. Dann wird mir manchmal gesagt, ich bin unsensibel. Ich werde zum Problem erklärt. Ich kann für das Wahrzunehmende nichts. Ich bin Übermittler von dem, was energetisch eh schon Wahrheit ist und dazu stehe ich.

Ich bin nicht hier, um zu schweigen. Ich darf oft gar nicht schweigen.

Es ist für mich allerdings immer wieder enorm wichtig, solche schrägen Situationen auseinander zu nehmen und eben auch da zu erspüren, was untendrunter die Wahrheit ist. Wer ist wie da und was passiert hier eigentlich wirklich? Mich zerlege ich sowieso bis ins letzte Fitzelchen. Ich darf und muss immer wieder den anderen genauer unter die Lupe nehmen. Dadurch verstehe ich im Nachgang auch noch so viele andere Situationen, die mir bis dahin ein Rätsel waren.

Es ist tatsächlich die Zeit, in denen sich die Schleier lüften und offenbar wird, was so lange im Verborgenen lag. Für mich gilt das vor allem für Zwischenmenschliches. Damit einher geht immer wieder eine krasse Selbstbildkorrektur von mir. So viele Lügen, die mir über mich erzählt wurden, geben sich als genau das zu erkennen - als Lügen. Erzählt von Menschen, die nicht in der Lage waren, ihre Gefühle zu sich zu nehmen.

Ich verstehe jeden Tag so viel mehr. Halleluja! Was für eine Befreiung, wenn die Dinge gerade gerückt werden und endlich der Wahrheit entsprechen.


 

Montag, 11. August 2025

Das, was ich fühle und empfinde, KANN niemanden verletzen

Rücksicht auf die Gefühle von anderen nehmen wollen, meint meistens, sie zu vermeiden. Das ist keine reife Empathie, das ist Schmerzvermeidung, Wundenmanagement, falsche Rücksichtnahme, die sehr wahrscheinlich beinhaltet, dass ich mich selbst verbiege, Themen ausspare, nicht meine Wahrheit spreche, nicht sage, was ich tatsächlich empfinde, weil es den anderen "verletzen" könnte.

Das, was ich fühle und empfinde, KANN niemanden verletzen. Es kann Verletzungen berühren, ja, die waren aber vor mir schon da. Ich bin nicht Verursacher der Wunde, ich komm bloß dran.

Will ich Gefühle vermeiden, Rücksicht nehmen, übernehme ich Verantwortung, die nicht meine ist. Bewege mich in Angelegenheiten, die nicht zu meinen gehören und ich bin nicht in meiner Wahrheit da.

Was tatsächlich verletzt ist, wenn jemand seine Gefühle in eine Aussage über den anderen packt, über sein Sein, und derjenige nicht in der Lage ist, zu reflektieren und zu bemerken, dass das nicht die Wahrheit des Moments ist. Wie in der Kindheit tausendfach passiert. Ich bekomme in mein offenes, filterloses Wesen einen Giftstachel nach dem nächsten geschoben mit Unwahrheiten über mich, weil der andere nicht die Verantwortung für seine Gefühle übernimmt. "Du bist anstrengend." Die Wahrheit wäre: "Es ist gerade anstrengend für mich." Ein himmelweiter Unterschied in der Botschaft.

In derlei Aussagen über den anderen, die eigentlich Aussage über mich sein müssten, passieren tatsächlich Verletzungen. Nicht aber, wenn ich meine Gefühle und Empfindungen ausdrücke und eine Aussage über mich treffe.

Auf was will ich also Rücksicht beim anderen nehmen und warum? Und will ich wirklich auf die Gefühle des anderen "Rücksicht nehmen" oder will ich eher auf meine Gefühle "Rücksicht nehmen" und vermeiden, wie ich mich fühle, wenn ich im anderen Gefühle ausgelöst habe?

Was ist die Motivation? Um was geht es dabei wirklich? Und wie sehr bin ich dabei in der Wahrheit über mich selbst, kann bei mir bleiben und das, was es tatsächlich in mir fühlt, ganz und ehrlich zum Ausdruck bringen? Oder tue ich mir bei dem Versuch, Rücksicht auf den anderen zu nehmen, eher selber ordentlich weh?



 

Voll und ganz über mich entscheiden können

Voll und ganz über mich entscheiden können und dürfen, das war und ist in meiner Ursprungsfamilie nicht vorgesehen. Es wird erwartet, dass ich die Bedürftigkeiten und Wünsche zur Schmerzvermeidung der anderen berücksichtige.

Ich darf schon machen, was ich will, aber dann sind sie halt beleidigt oder angefressen, voller unausgesprochener Vorwürfe und Schmerz. Ich kann nicht wirklich frei wählen. Manche Fragen dulden kein Nein. Manche Antworten dürfen nicht sein.

Dass in diesem Verhalten ich nicht vorkomme, ich keine Rolle spiele, hab ich schon sehr oft formuliert. Dass dieses Verhalten, diese Haltung beinhaltet, dass ich nicht voll und ganz über mich selbst entscheiden kann, kam heute erst so richtig bei mir an.

In dieser Familie ist es nicht vorgesehen, dass ich für mich wähle und diese Entscheidungen unabhängig von der Familie sein können. Es kommt in ihrer Vorstellung nicht vor, dass sie in meinen Entscheidungen keine Rolle spielen. Es kommt nicht vor, dass ich komplett über mich selbst verfüge, tatsächlich meine eigenen Wege gehe und ein komplett eigenes Leben habe. Völlig losgelöst von ihnen.

Diese Formulierung von Cindy heute, dass sie voll und ganz über sich entscheiden will und zwar in jeder Sekunde, hat's bei mir nochmal riiiiichtig klingeln lassen. Ich durfte nie wirklich, wahrhaftig und aufrichtig über mich entscheiden. Ich hab das im Kontakt mit meiner Familie nie erlebt, dieses Gefühl, dass ich nur mir gehöre, dass es mal nur um mich und mein Wohlergehen, meine Integrität, meine Wahl ging, ohne emotionale Aufladung mit ihren Themen, ohne versuchte Einflussnahme, ohne Bedenken, ohne Stories, die fühlbar mitschwangen, ohne Bewertungen. Ich hab nie wirklich offene Fragen gestellt bekommen, die zu einer/meiner Antwort einluden. Sie waren immer suggestiv, eingefärbt, aufgeladen, voreingenommen, ein bestimmtes Ergebnis inkludiert oder eben die vorgefertigte Meinung.

Frei wählen können und erleben, dass es wirklich und aufrichtig akzeptiert wird. Wirklich sein gelassen werden. Nur mir gehören bzw. dem Leben. Wirklich, ohne Kontrollfragen auf Schubladentauglichkeit oder Norm, das eigene Leben zugetraut und gegönnt bekommen. Wirklich frei gelassen werden, ohne das noch unterschwellig oder offenkundig was von mir gewollt wird, ohne Ansprüche, Erwartungen und Filter.

Voll und ganz über mich entscheiden dürfen, über mich selbst verfügen, zu jeder Zeit, egal, was das bedeutet, egal, worauf meine Wahl fällt. Entscheidungen erwachsen und reif akzeptiert bekommen, allen voran mein Nein. So ist es eigentlich gedacht in Beziehung. So fühlt es sich richtig an. Das hat da immer gefehlt. Jetzt hat die Lücke einen Namen. Danke.


 

Sonntag, 10. August 2025

Wir haben gerade nichts miteinander zu schaffen

Ich hab das immer wieder in mir bewegt, diese Sache mit dem "selbstverständlichen" Kontakt mit der Familie, mit "Freunden" und Bekannten von früher oder allen möglichen anderen Lebensbereichen. Irgendwie will mir das nicht so richtig in den Sinn. Irgendwas stimmt da grundsätzlich für mich nicht. Ich mag meine Gedanken mal mit euch teilen.

Ich verstehe Leben so, dass ich mit den Menschen bin, mit denen es gerade relevant und wesentlich ist, mit denen es etwas zu bewegen, beleuchten gibt, mit denen es Fäden hin und her zu reichen gibt, mit denen gerade Vereinbarungen spürbar aktiv sind, nichts Ausgedachtes, sondern Wahrnehmbares. Da ist Anziehung. Da ist Zug drauf. Da liegt Kraft drauf. Da wird im Miteinander so richtig was bewegt. Da soll ich sein. Da geschieht das Leben durch mich. Da bin ich an meinem Platz.

Und wie von all dem unberührt und unbeeindruckt scheint es so was wie ein ungeschriebenes Gesetz zu geben, dass "man" als Erwachsener mit der biologischen Familie und "Freunden" Feste feiert, sich regelmäßig trifft, telefoniert und Sachen unternimmt. Egal, ob das stimmig ist oder nicht, ob mich das erfüllt oder nicht, ob das dran ist oder nicht: Das wird so gemacht. Das gehört sich so. Das wird nicht in Frage gestellt. Es kommt mir vor wie eine Parallelwelt.

Ich kann damit nichts anfangen. Aber so was von gar nichts. Und ich kann es auch nicht so tun, nicht mitmachen.

Welchen Sinn sollte das haben? Also selbst wenn mich meine Familie bis ins Tiefste verstehen und begreifen würde und wir uns wirklich und wahrhaftig begegnen könnten, so könnte ich dennoch nur mit ihnen Kontakt haben, wenn es was zu schaffen gäbe und nicht weil "man" halt einfach Kontakt hat.

Es gibt gerade nichts zu tun und damit meine ich im übergeordneten Sinne. Tatsächlich fühlt es sich seit Langem auch so an, wie wenn die Beziehungen erfüllt sind und alles getan ist, wofür wir uns einst verabredet haben. Grundsätzlich sagt mir mein Gefühl, dass unserer Natur nach dieses Eltern-Kind-Setting tatsächlich irgendwann erfüllt ist. Es ist vollbracht.

In den meisten Fällen meiner Beobachtung kommt es mir allerdings so vor, als hätte die natürliche Abnabelung, die Initiation ins Erwachsen- und Entwachsensein nie stattgefunden. Als würde da künstlich etwas weiter am Leben erhalten werden, was eigentlich schon lange überlebt und überdauert ist, nicht mehr in der Ordnung. Als würden sich die meisten über diese Sicherung durch Gemeinschaft in ihrem Bewusstsein nicht hinausentwickeln. Nie wirklich hinaus ins Leben gehen. Nie wirklich von der Familie unabhängig werden und sich selbst in Gottes Hand geben. Nie wirklich reif werden.

Wie gesagt, in meinem ganz persönlichen Fall kann ich sagen, dass es sich für mich bezüglich meiner Ursprungsfamilie seit geraumer Zeit fertig anfühlt. So richtig vollendet. Mission completed.

Es gibt nichts zu schöpfen, nichts miteinander zu schaffen. Wir haben nichts miteinander zu schaffen, nichts zu ERrschaffen. It's done. Vielleicht ändert sich das mal wieder. Ich werde es merken. Gerade würde ich sagen nein.

Ich bin mit den Menschen, mit denen ich Wesentliches tue, wesentlich bin. Das ist veränderlich, wogt und bewegt sich. Verbindungen werden intensiver dann wieder weniger intensiv. Immer wie es stimmt. Fließend, lebendig und immer kraftvoll, weil genau richtig. Nirgends anders soll ich jeweils sein. So ist es in der Ordnung. Das ist das, was für mich zählt. Über der Ordnung steht für mich nichts. NICHTS. Auch nicht die Familie. Der Ordnung unterliegt für mich alles.

Soweit meine Gedanken, meine Beobachtungen, mein Spüren und Erspüren in diesem Moment.



Freitag, 8. August 2025

Du darfst beißen!

Dir wurde verboten, dich zu wehren. Du hättest dich wehren müssen. Da waren Grenzüberschreitungen und Ungerechtigkeiten ohne Ende. Du hast nicht beißen dürfen und hättest beißen müssen. Sie haben dir dein berechtigtes Nein nicht erlaubt. Sie haben dich deiner Macht beraubt, dir deinen Selbstschutz verboten. Sie haben dich ausgeliefert immer wieder. Sie haben dich damit verraten, ans Messer geliefert, geopfert.

In mir ist Empörung. Fassungslosigkeit. Wut. Etwas in mir steht auf, baut sich auf, in die volle Größe, stellt sich neben dich, vor dir hin, vor deinen Jungen und brüllt wie ein Löwe, gibt einen Hieb mit der Pranke, fletscht die Zähne und bleibt knurrend, schützend vor dir stehen.

"Hier ist Feierabend! An der Stelle ist es zu Ende! Schluss jetzt! Verschwindet! Ein für alle Mal! Seht zu, dass ihr Land gewinnt!" spricht es durch mich.

Du hast dein Recht auf dein Nein, deine Grenze, deinen Raum, deine Ruhe, deine Sachen. Die Zeit des Ertragenmüssens, Dulden, des Kriegs gegen dich Selbst ist vorbei.

Es brüllt nochmal in mir. Ein Machtwort. 🦁🔥🔥🔥🔥🔥

Du darfst beißen! 🦁🦁🦁🦁

 


Ich sehe dich, aber ich trage dich nicht

"Ich sehe dich, aber ich trage dich nicht."

Ein Satz, der seit gestern unglaublich viel in mir bewegt. Ein Satz, der mich noch stabiler stehen lässt. Mitfühlen ja, sehen, anerkennen. Übernehmen, nein. Klar abgrenzend, gerade wenn ich merke und so deutlich spüre, dass mir jemand die Verantwortung für seine Gefühle geben will, dass da Erwartungen und Anforderungen sind, Schuldzuweisungen und auch aufrecht erhalten werden. Wenn ich den Schmerz so deutlich spüre, den ich berührt habe, für den ich aber nicht die Ursache bin.

"Ich sehe dich, aber ich trage dich nicht weiter."

So musste ich diesen Satz in mir abwandeln, um die Wahrheit in Bezug auf meinen Vater auszudrücken. Da gab es einen Teil in mir, der dieses Tragenmüssen immer noch als seine Aufgabe sah und bei jedem gesunden Nein meiner Erwachsenen ein schlechtes Gewissen hatte, Schuldgefühle, Zweifel. "Wir können ihm doch mal eben gut tun. Es fällt uns doch so leicht," sagte dann die Kleine zu mir.

Dieser Ausdruck von Mitgefühl in dem Satz, dieses "Ja, ich sehe dich mit deinem Schmerz" an meinen Vater gerichtet, brachte ihr irgendwie die Möglichkeit dann Nein zu sagen. Warum auch immer, kann die Kleine jetzt tatsächlich den Schmerz des Vaters wahrnehmen UND ihn sein lassen. Da ist Ruhe, Klarheit und ein schlichtes Nein.

"Ich sehe dich, aber ich trage dich nicht weiter." An dieser Stelle endet das alte Spiel, die falsche Verantwortung, das schlechte Gewissen wieder einmal mehr noch tiefer.

Ausatmen.
Aufatmen.
Erleichterung.
Wieder mehr Ordnung.
Wieder mehr Ent-wicklung.
Wieder mehr Ich.
Halleluja!


 

Mittwoch, 6. August 2025

Ohne Rechte

Er hatte seine Rechte abgegeben. An den Stiefvater mit Aufforderung von der eigenen Mutter, die das ebenfalls getan hatte. Er wollte nicht, hatte zu recht Zweifel, alles in ihm sträubte sich, doch sie gab ihm zu verstehen, dass es so sein musste. Und er tat es. Mit einem schrecklichen, mulmigen Gefühl, aber er tat es. Er war gerade vier Jahre alt.

Ab dem Moment hatte er nichts mehr zu wollen. Ab dem Moment konnten seine Bedürfnisse nur in Bezug auf andere existieren. Er musste es schaffen, dass sein Wollen und Handeln zum Vorteil von anderen war, er musste sich verkaufen, seine Bedürfnisse für andere attraktiv klingen lassen.

Ab da war er behindert. Kein Schritt ohne Erlaubnis. Handeln nur als Reaktion auf das Außen. Er durfte nur wollen, was die anderen ihm zudachten. Auf Gedeih und Verderb der Gunst der anderen ausgeliefert. Kein eigenes Selbst. Kein eigenes Leben. Keine Eigeninitiative. Eine leere Hülle, die funktioniert. Kraftlos. Entmachtet. Eine Spielfigur auf dem Spielfeld der anderen, die beliebig bewegt werden kann.

Er hatte kein Leben mehr, das er in die Hand nehmen konnte. Er hatte eingewilligt, dem Stiefvater zu dienen, nicht mehr Gott. Er hatte eingewilligt zu schweigen und alles mitzumachen. Er hatte an jenem Tag seine Seele verkauft. 



Dienstag, 5. August 2025

Und unter all dem ist meist das Eigentliche

Wenn du als Kind – auf welche Weise auch immer – Gewalt erfahren hast, verbal, emotional, körperlich, Missbrauch, Unterdrückung, Demütigung, Grenzüberschreitung, die Beschneidung des wahren Wesens, Schmerz, der durch andere verursacht wurde, dann kann folgende Dynamik in dir entstehen:

Da gibt es den Anteil, der den Schmerz behalten will. Er will ihn den Tätern vor die Nase halten und sagen: „Seht her, das habt ihr mit mir gemacht! Wegen euch leide ich. Wegen euch bin ich kaputt.“
Würde er den Schmerz hergeben, würde es ihm endlich gut gehen, wäre sein Leben leicht und schön, hätte er das Gefühl, dass die Täter ungeschoren davongekommen sind, dass sein Leid vergebens war. Sein Schmerz ist ein Mahnmal. Ein Monument. Er will Rache. Er will Anerkennung für sein Leid. Er ist wütend.

Dann gibt es den Anteil, der glaubt, dass er all den Schmerz verdient hat, dass etwas an ihm so grundfalsch oder schlecht ist, dass es kein Wunder ist, dass die anderen so mit ihm umgehen. Er fühlt sich unwürdig, nichtig, wie das Letzte, das nichts Gutes verdient hat. Er glaubt, der Fehler läge bei ihm. Er glaubt, dass er auf irgendeine Art an all dem selber schuld ist. Dieses Falsche, das er selbst zwar nicht kennt, das aber da sein muss, weil die anderen es sehen und bestrafen, muss verborgen werden. Sowohl vor sich selbst, als erst recht vor anderen. Der Schmerz um dieses Falschsein ist zu groß. Er muss verdrängt werden. Dieser Anteil neigt zur Selbstbestrafung. Er glaubt an seine Schuld und Schuld fordert Strafe. Er ist voller Scham über seine Unzulänglichkeit.

Gleichzeitig gibt es einen Teil, der genau weiß, dass das Falsche nicht da ist, dass mit ihm alles richtig ist, dass er unschuldig ist und dass er ungerecht behandelt wird, dass hier etwas grundlegend nicht stimmt. Dieser Anteil will, dass der Schmerz aufhört. Er weiß, dass es so hier nicht gedacht ist, dass er Besseres verdient hat. Er strebt nach Leichtigkeit, nach dem Ausdruck von seinem wahren Wesen, danach, das, was er in Wahrheit ist, endlich auch zu erfahren. Er will Gerechtigkeit und das, was ihm zusteht. Er strebt nach der Liebe, die er ist und sucht Wege.

All diese Anteile – und vielleicht noch mehr - sind gleichzeitig aktiv und erzeugen nicht nur eine innere Zerrissenheit, einen Grundkonflikt im Selbst, sondern sie erzeugen auch im Außen ein stetes Hin und Her und Auf und Ab in den Erfahrungen, je nachdem, welcher Anteil gerade im Vordergrund aktiv ist.

Aus meiner Erfahrung beginnt die Heilung mit dem Erkennen der Anteile und der Dynamik, mit dem Erfassen, dass es diese Anteile gibt und zwar alle zu recht. Jeder Anteil hat seine Berechtigung und darf mitfühlend gesehen, anerkannt und bezeugt werden.

Und unter all dem ist meist das Eigentliche: eine große Traurigkeit und ein großer Schmerz darüber, dass es nicht lebbar ist, was möglich wäre. So war es. So ist es vielleicht noch. Das gilt es ebenfalls anzuerkennen und zu fühlen, der Urschmerz: Das wahre Wesen, das nicht gelebt werden kann. Der Schmerz darüber, dass du nicht das erfährst, was deinem Wesen entspräche. Die Integrität, die nicht gewahrt werden kann.

Autsch!
Atmen.
Damit sitzen.

So fühlt sich das an.

(Das Beschriebene beruht sowohl auf eigener Erfahrung als auch einem Mitfühl-Erfahren von wundervollen Mitreisenden. Keine Theorie. Gelebtes, erschlossenes Leben. Kein Anspruch auf Vollständigkeit und wie immer das Bedürfnis, es mit euch zu teilen.)



Das Ding mit den herrenlosen Gefühlen der anderen, dem Ich-losen Fühl-Raum und dem verzerrten Selbstbild

oder ein Freispruch:

Es ist nicht dein Chaos. Du bist ein fühlendes, wahrnehmendes Wesen. Nicht alles, was du fühlst, gehört dir. Du versuchst damit etwas zu handeln, was nicht dir gehört. Was nicht dir gehört, kannst du nicht integrieren. Was nicht dir gehört, darf, ja muss, aus deinem System entlassen werden. Zurück an den wahren Besitzer. Verbannt aus deinem heiligen Raum. Des Platzes verwiesen. Nicht deine Aufgabe.

Die Eindrücke strömen ungefiltert auf einen Anteil ein, der von seinem Ich noch nichts weiß. Grenzenloser Fühl-Raum, in den alles eindringen kann. Herrenlose Gefühle von anderen werden von dir wahrgenommen und in Ermangelung eines Ich-Bewusstseins (von diesem Anteil), hältst du das, was du da fühlst, für dich. Bist dem ausgeliefert. Das ist nicht die Wahrheit. Das bist nicht du. Du nimmst es nur wahr. Du bist der Raum, der das fühlt, was andere abgespalten haben. Die kindliche Ohnmacht darin entspricht heute nicht mehr der Wahrheit.

Dazu kommt sehr wahrscheinlich, dass wieder etwas anderes in dir weiß, dass sich aber doch jemand um diese Gefühle kümmern muss. Niemand sonst, als du nimmt die herrenlosen Gefühle wahr, also nimmst du sie. Macht ja sonst keiner. Als Kind ganz bestimmt notwendig. Als Erwachsener ist das nicht deine Aufgabe. Du darfst herrenlose Gefühle stehen lassen. Unbearbeitet. Du musst nichts damit machen. Nichts. Außer sie als nicht dir zugehörig zu identifizieren.

Dieser nie endende Dauerstress, dieses nicht schaffbare "dem Herr werden wollen", das Sortierenwollen, diese grenzenlose Überflutung, der viele Rückzug zur Erholung, das Besserwerdenwollen im Umgang damit gehören nicht dir, das sind nicht deine Aufgaben. Die Dauerbeschäftigung mit etwas, das nicht deins ist, darf hier und heute enden. Not your business.

Du bist frei. Du darfst deinen Raum selber beanspruchen. Du darfst überhaupt Raum beanspruchen. Dein Raum darf nur dir gehören. Du darfst Grenzen haben und dich als ein abgrenzbares Wesen erleben. Du musst nichts und niemanden hineinlassen. Du musst deinen Raum nicht zur Verfügung stellen.

Du bist Wahrnehmender und das von der Umgebung Wahrzunehmende ist weder in deiner Verantwortung noch definiert es, wer oder was du bist.

(Der Seismograph ist nicht das Erdbeben. Er nimmt es wahr und macht es sichtbar. Er muss sich auch nicht um das Erdbeben kümmern, kann er gar nicht. Er zeigt nur, was wahrnehmbar ist.)



Samstag, 2. August 2025

Ganz, ganz oft bist nicht du das Problem

Du bist nicht anstrengend. Du stößt auf Ungereimtheiten und sprichst das an.

Du bist nicht nervig. Du willst Klarheit und Stringenz.

Du bist nicht schwer von Begriff. Der andere ist nicht verstehbar. Du willst verstehen und fragst nach.

Du bist nicht zu viel. Du willst nicht zu viel. Der andere ist nicht da. Du forderst zu recht Präsenz, willst den anderen greifen, begreifen und fühlen.

Du bist nicht komisch oder kompliziert. Du stolperst über den Müll der anderen, den sie in euren gemeinsamen Raum stellen.

Du kannst es nicht einfach mal gut sein lassen, weil es verdammt noch mal nicht gut ist.

Du bist nicht falsch. Du reagierst gesund auf die innere Abwesenheit des anderen, auf Widersprüchlichkeiten, auf Verdrehungen, auf unklare Räume, auf Unwesentliches, Abgetrenntes. Wehrst dich gegen Schuldzuweisungen, falsche Schlussfolgerungen, Projektionen, verbale Gewalt und Ungerechtigkeiten.

Du bist nicht das Problem. Du zeigst nur an, dass da was nicht stimmt, nicht in der Ordnung ist, das Gesagte nicht zu dem passt, was wahrnehmbar im Raum ist.

Du reagierst, wenn deine Würde verletzt wird, deine Grenzen überschritten werden, du übergangen wirst oder dir nicht die Wahrheit gesagt wird, etwas verschwiegen wird, unausgesprochene Absichten im Raum sind, Manipulation stattfindet.

Das Meiste, was in meinem Leben zu meinem Problem erklärt wurde, für das ich falsch gemacht wurde, waren in Wahrheit die Baustellen der anderen, mit denen ich schon zu kämpfen hatte, lange bevor ich auch nur einen Mucks gesagt habe.

Meine Wahrnehmung und meine körperlichen Reaktionen darauf waren immer richtig. Nichts davon hab ich mir eingebildet. Ich werde wieder und wieder darin bestätigt und das geht nur, wenn jeder radikal ehrlich da ist und reflektiert.

Du bist auf die Ehrlichkeit und die Reflexionsfähigkeit der anderen angewiesen, wenn eine Situation wirklich geklärt und aufgeklärt werden soll. Du spürst, wenn Wahrheit gesprochen wird, wenn es stimmt, was der andere sagt, wenn es übereinstimmt, wenn das, was schwingt, zu dem passt, was gesagt und getan wird.

Ganz, ganz oft bist nicht du das Problem, du stößt lediglich auf das unaufgeräumte Zeug der anderen.


Freitag, 1. August 2025

Gebet für meinen Mann

Ich mag dieses Gebet mit euch teilen, was es gestern Nacht durch mich geschrieben hat. Ein Gebet für meinen Mann an diesem irgendwie ganz besonderen Punkt, den ich noch nicht einmal genau benennen könnte. Wir haben eine Schwelle erreicht und gefühlt überschritten. Es fühlt sich an wie das Betreten einer neuen Phase, die wieder ein anderes Miteinander von uns verlangt, ohne dass wir wüssten, was das sein könnte.


„Mein Herz, mein Liebling, Liebster, Christian,

dein Weg zurück zu dir ist anders als meiner, ab hier sowieso. Diesen deinen Weg kann dir nurmehr Gott zeigen. Ich kann gefühlt nichts weiter tun. Nur bleiben. Und das tue ich. Ich bin da.

Ich weiß, dass du - was immer nötig sein wird - schaffst, dazu befähigt bist. Ich weiß, dass du zur rechten Zeit das Rechte tun wirst. Du hast mein vollstes Vertrauen und all meine geistige Unterstützung, meinen Zuspruch und mein Wohlwollen. Ich bin dir wohlgesonnen. Das Gelingen ist gewiss.

Du wirst dich haben, ganz erfüllen und fühlen. Dessen bin ich mir sicher. Ich glaube nicht einfach nur an dich. Da ist Gewissheit.

Und eins scheint mir jetzt auch an der Zeit. Stimmig. Was es bisher nicht war. Ich mag für dich beten. Gefühlt konntest du es zu keinem Zeitpunkt besser gebrauchen als jetzt. Jetzt ist der Moment für mich:


Gebet für meinen Mann

Oh, mein Gott, ich bitte DICH für meinen Mann, steh ihm bei, führ DU ihn sicher durch diese inneren Stürme, hin zu sich, hin zu DIR. Lass ihn DICH in sich spüren, in jeder Zelle, tief im Herzen, zu jeder Zeit. Mach ihm DEINE Allgegenwart gewiss und deutlich fühlbar. Halt ihn ganz nah bei DIR, was immer es für ihn zu erfahren gibt. Lass ihn DEINE Stimme klar und deutlich hören und sonst keine.

Zeig ihm sich selbst und wie DU ihn erdacht und geschaffen hast. Lass ihn sein reines, wahres Wesen erfahren, dass DU in DEINER Brillanz erdacht hast. Zeig ihm das Zuhause in DIR und sei DU zu Hause in ihm. Lass ihn DEINE Liebe spüren, wie sehr DU ihn willst und zeig ihm seine eigene göttliche Brillanz. Lass ihn Ausdruck DEINER Herrlichkeit sein, DEINE Vollkommenheit in seinem Wesen widerscheinen. Mach ihn zu DEINEM Leuchtfeuer und Wirkzeug. Zeig ihm DEIN sein Licht. Werde offenbar in ihm, durch ihn.

Ich danke DIR. Ich liebe DICH.“



Montag, 28. Juli 2025

Da kommt einer daher und hat ein Problem

Und noch etwas sehr Bemerkenswertes ist passiert. Da kam einer daher und hatte offensichtlich ein Problem. Er glaubte, mein Verhalten wäre für sein Problem verantwortlich und kackte mich an, meckerte rum und ohne eine Antwort oder Reaktion meinerseits abzuwarten, ging er.

Da stand ich also. Die Worte klangen in Dauerschleife in mir nach. Etwas in mir hatte seine Anklage in die Hand genommen, wusste zwar, dass sie nicht stimmte und dennoch hatte dieser Anteil diese Anklage in der Hand. Da der Ankläger schon weg war, konnte dieser Anteil die Anklage auch nicht zurückgeben.

Ich zerlegte die Situation, schaute genau hin, was da eigentlich passiert ist. Der Ankläger wollte keine Lösung. Er wollte nicht wirklich mit mir reden. Er wollte seinen Frust ablassen. Es ging ihm nicht darum, tatsächlich mit mir in Kontakt zu kommen und für alle Beteiligten zu schauen, wie wir mit der Lage umgehen können, damit es für alle stimmt. Ah, ok. Er wollte tatsächlich keinen Kontakt mit mir, keine Verbindung, keine Kommunikation. Es hätte also auch nichts gebracht, wenn ich mit ihm in Verbindung hätte gehen wollen.

Mein Verhalten war nicht wirklich sein Problem. Ich hatte nichts falsch gemacht, ich hatte an diesem öffentlichen Platz gegen keine Regel verstoßen. Ich durfte da sein, wo ich war. Der andere hatte vor allem ein Problem mit sich selbst und ich war jetzt für ihn scheinbar der Grund für seine Gefühle. Er wollte mich zu seinem Problem erklären und nicht anerkennen, dass er das Problem, die Gefühle, den Frust, schon vor der Begegnung mit mir hatte.

Der Anteil in mir, der die Anklage zu sich genommen hatte, hätte jetzt gerne mit dem Erwachsenen im anderen gesprochen. Der Anteil ist wirklich an einer Lösung und vor allem Aufklärung interessiert gewesen, deswegen hat er es genommen. Weil er um die grundsätzliche Lösbarkeit wusste. Nur hatte er die Rechnung ohne den anderen gemacht, der gar nicht klären und lösen wollte. Der war im Film. In seinem eigenen. Unerreichbar für mich.

Dieses Erleben kenne ich millionenfach aus meiner Kindheit. Ich diente als Blitzableiter für die inneren Kinder der anderen und ich hätte gerne mit den Erwachsenen gesprochen, die aber nie ansprechbar waren. So hat sich alles mögliche in meinen Händen angesammelt, was ich irgendwann mal, wenn denn dann die Erwachsenen wieder da sind, mit ihnen besprechen wollen würde. Der Moment kam nie. Die Erwachsenen sind bis heute nicht ansprechbar, weil nicht da. Ich war damals als Kind schon erwachsener als all die Erwachsenen um mich rum zusammen. Und so ist es heute noch.

Ich darf auch hier anerkennen, dass da niemand für mich ansprechbar ist. Ich darf anerkennen, dass ich zwar direkt angesprochen werde, aber nicht gemeint bin. Der andere bekommt mich überhaupt nicht mit. Ich darf mir auch in solchen Situationen erlauben, nichts zu sagen, nicht zu reagieren. Ich darf mir erlauben, den anderen nicht ernst zu nehmen. Kindisches Verhalten eines Erwachsenen kann ich gar nicht ernst nehmen können. Redet der Erwachsene mit mir, bin ich direkt zur Stelle, aber keine Sekunde früher.

Durch dieses Ereignis wurde mir so richtig, richtig deutlich, wie oft ich zum Problem erklärt wurde, obwohl der andere gerade einfach nur ein fettes Problem mit sich selbst hatte. Und etwas in mir hat ihm entweder geglaubt oder wollte zumindest klar stellen, dass das nicht wahr ist.

Ich darf schlicht anerkennen, dass ich in Wahrheit nicht einen Fitzel Teil von seinem Problem bin. Ich darf mich freisprechen. Rückwirkend. Millionenfach. Ich darf die Wahrheit sehen: Ich hatte mit all dem Null zu tun. Sein Frust existierte schon vor mir. Ich lege die Anklage ab.



Die Chancenlosigkeit meinerseits ist real

Ich glaube, an dem Punkt war ich noch nie. Ich stelle fest, dass der andere innerlich nicht da ist und es kommen einfach die natürlichen körperlichen Reaktionen bei mir. Übelkeit. Ich möchte weg. Ich möchte nicht angefasst werden. Rückzug. Abstand. Mich selbst aus diesem Raum rausnehmen und in "Sicherheit" bringen. Sonst habe ich immer versucht auf alle möglichen Arten den Erwachsenen im anderen anzusprechen, habe versucht, den anderen wieder mit sich in Kontakt zu bringen oder wenigstens begreiflich zu machen, dass er gerade nicht da ist.

All diese Muster sind seit meiner Kindheit gelaufen. Automatisch. Ich wollte ja nicht gehen. Ich wollte Kontakt. Brauchte als Kind Kontakt. Deswegen kam es wohl nie wirklich zu dem Punkt, an dem ich einfach ohne etwas tun zu wollen, das fühle, was es in mir meldet, wenn mein Körper mir signalisiert, dass da niemand ist. Eben nur dieses Biofeedback. Nicht die Not und Panik aus der Kindheit, wenn ich gemerkt habe, dass da niemand ist, sondern diese ganz normale körperliche Reaktion auf innere Abwesenheit eines Menschen.

Etwas in mir hat in den letzten Tagen begriffen, dass die Chancenlosigkeit meinerseits real ist. Dass dieses Tun von mir, nichts bringt. Und dieses Etwas hat aufgehört zu handeln. Der Anteil in mir hat die Hände in den Schoß sinken lassen und sitzt da jetzt einfach. Schaut. Nimmt wahr und akzeptiert das Außen. Fühlt den Nichtkontakt und kann dann FÜR SICH etwas tun. Schweigen. Weggehen. Stop sagen. Was auch immer gerade stimmig ist FÜR MICH.

Etwas in mir hat aufgehört zum anderen durchdringen zu wollen, irgendwo da drin den Erwachsenen finden zu wollen und mit dem sprechen wollen. Das, was ich mein Leben lang bei nahen Bezugspersonen erreichen wollte, hat aufgehört. Die Ohnmacht ist akzeptiert. Und vor allem kann ich in mir noch tiefer verstehen, warum ich mit so vielen Menschen tatsächlich überhaupt gar nicht erst rede oder eben nicht mehr rede. Dieser Anteil hatte noch Hoffnung und meiner schweigenden Erwachsenen oft noch erzählen wollen, dass wir damit unhöflich sind, oder ungerecht oder wir doch eben mal nett sein könnten. Dieser Anteil hat jetzt begriffen. Das Muster hat sich ausgespielt.

Es fühlt sich noch ungewohnt an. Der Anteil ist noch etwas lost und weiß nicht recht wohin stattdessen, was er jetzt mit sich anfangen soll. Da ist einfach nur ganz laut dieses leicht überraschte: "Ach so ist das. Das bringt alles wirklich nichts."

Ganz durch ist es noch nicht. Vielleicht gibt es auch noch mehr Traurigkeit über die Nichtverbindung zu fühlen, alte Gefühle aus der Kindheit, die unter all dem Machen noch schlummern. Ich werde es sehen. Wie immer. Ich bin ja da, bei mir, in mir, wach.



Sonntag, 27. Juli 2025

Ins Leere greifen

Etwas in mir sucht nach dir, tastet innerlich, will greifen und - findet nichts. Du bist da und nicht da. Diese vertraute Übelkeit. Begegnung ohne Begegnung. Ich bin alleine da, obwohl ich dich direkt vor mir habe.



Samstag, 5. Juli 2025

Wahrnehmungsabgleich

zur Orientierung - was wirkt da wirklich?

Sonntag | 06.07. | 19 Uhr
Dienstag | 08.07. | 10 Uhr
via Zoom

Ich mag wieder zwei Räume aufmachen für einen Wahrnehmungsabgleich. Mir wird wieder und wieder deutlich gezeigt, wie essentiell es ist, mit feinfühligen, spürigen Wesen, die Felder wahrnehmen können, abzugleichen, was tatsächlich da ist.

So intensiv wurde uns unsere Wahrnehmung als Kind abgesprochen, so intensiv wird sie uns meistens als Erwachsene auch noch abgesprochen, wenn wir mit Menschen sind, die sich nicht gut spüren und uns ehrlich sagen können, wie sie gerade da sind. Meistens wissen wir, dass da was nicht stimmt und vielleicht auch, was da nicht stimmt und dennoch wirkt der Zweifel in uns.

Genauso kann der Zweifel da sein, was unser Innenerleben angeht, unsere körperliche Verfassung, unsere Umstände.

Wo stehst du gerade wirklich? Was ist jetzt tatsächlich relevant? Was wirkt in Beziehungen? Was will erkannt werden in Situationen, die dich einfach nicht mehr loslassen und immerzu beschäftigen?

Ich mag mit euch auf genau solche Situationen, Umstände und Zustände schauen, die euch herausfordern, die sich vielleicht wiederholen, in denen Verwirrung und Unsicherheit da ist. Ich mag Spiegel sein und meine Wahrnehmung zur Verfügung stellen, mit euch eintauchen und entwirren.

In einer kleinen Gruppe. Via Zoom.

Anmeldung für Sonntag, 06.07., 19 Uhr
Anmeldung für Dienstag, 08.07., 10 Uhr


Ich freu mich auf uns und alles, was sich offenbaren mag.
💖 Anja 💖


PS: Was wann an finanzieller Wertschätzung zu mir fließen soll, bitte ich dich im weisen, tiefehrlichen Hinspüren zu ergründen. Die Wahrheit jenseits von Gedanken und Ideen. Ich danke dir dafür.

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Donnerstag, 3. Juli 2025

Verletzlichkeit ist wahr. Unverwundbarkeit auch.

Verletzlichkeit ist wahr. Dagegen anzukämpfen ist sinnlos. Und doch tun es die meisten. Gefühle, und vor allem die, die als unangenehm empfunden werden, scheinen bedrohlich. Doch das Bedrohliche sind nicht die Gefühle. Das Bedrohliche ist auch nicht die Verletzlichkeit. Verletzlichkeit drückt im Grunde nur aus, dass uns etwas weh tun kann, dass wir seelischen Schmerz empfinden können. Verletzlichkeit beschreibt eigentlich nur die Fähigkeit, tief zu fühlen und wahrzunehmen. Alles. Eben auch das, was etwas in mir macht, was nicht meiner wahren Natur entspricht, was gegen meine Bedürfnisse geht, nicht ausdrückt, wer ich wirklich bin, was nicht in der Ordnung ist.

Das Bedrohliche sind nicht die Gefühle. Wir sind zum Fühlen gemacht. Das Bedrohliche ist, dass wir nie gelernt haben, mit heftigen Gefühlen umzugehen, sicher damit da zu sein. Die Gefühle wurden nicht begleitet. Wir waren damit alleine. Verlassen. Sie konnten als Kind nicht komplett durchlaufen. Sie blieben stecken, weil unsere kleinen, unreifen Nervensysteme keine Hilfe bekommen haben und selbst dazu noch nicht in der Lage waren.

Das Bedrohliche ist die Überforderung damit. Das Bedrohliche ist, die Ohnmacht, die wir deswegen erleben. Das Bedrohliche ist die damit verbundene Einsamkeit. Das Bedrohliche ist die Idee, dass es nie wieder aufhört, dass es wieder für immer so bleibt. Dass wir bleiben müssen, obwohl es so schrecklich ist. Das sind die kindlichen Erfahrungen und Verknüpfungen, die wir mit heftigen Gefühlen haben. Wir wollten uns NIE WIEDER so fühlen. Wir wollten das nie wieder erleben. Schmerzvolle Situationen, die heftigen Gefühle daraus, die Überforderung damit. Deswegen wollen die meisten die Verletzlichkeit nicht wahr haben.

Die Wahrheit ist, wir können Verletzlichkeit nicht vermeiden. Wir SIND schon verletzt. Unsere zarten, schützenswerten und schutzpflichtigen Wesen wurden nicht "sachgemäß" behandelt. Wir waren ausgeliefert und wären darauf angewiesen gewesen, dass die Erwachsenen ihre Pflicht tun und uns erkennen, einen sicheren Raum bieten, in dem wir unversehrt gedeihen können. Doch genau die, die unsere Verletzlichkeit berücksichtigen hätten müssen, haben uns weh getan. Die unfassbaren Gefühle, die das in uns ausgelöst hat, wurden nicht begleitet. Das wäre wiederum ihre Aufgabe gewesen. Doch wie hätten sie können? Sie fühlten sich nicht. Sie fühlten uns nicht. Also war der erste Schock, dass uns die verletzt haben, die uns hätten schützen sollen und der zweite Schock, dass sie uns mit den grausligen Gefühlen daraus dann auch noch alleine lassen. Diese Erlebnisse sind noch offen in uns. Nicht zu Ende gefühlt.

Die Wahrheit ist also, es ist schon geschehen. Es gibt nichts mehr zu vermeiden. Die Katastrophe war schon. Es gilt lediglich sie jetzt komplett zu fühlen und die Wunden nun richtig zu versorgen. Jetzt sind wir dazu in der Lage. Jetzt können wir uns selbst den sicheren Raum geben. Jetzt können wir uns selbst darin begleiten oder uns Unterstützung darin holen.

Jetzt können wir anerkennen, dass es so war. Anerkennen, dass wir verletzlich sind. Den Kampf gegen unsere Sensibilität aufgeben. Nahbar, berührbar und offen sein. Wir sind nicht mehr ausgeliefert. Wir können unsere Grenzen selber wahren. Und heute können uns Gefühle nicht mehr umbringen.

Ja, es kann wieder etwas weh tun. Natürlich. Es darf so sein.

In der Anerkennung dessen, was es heißt vollumfänglich Mensch zu sein und dem Erkennen von unserem wahren, übermenschlichen, göttlichen Wesen gleichzeitig, liegt für mich die größte Freiheit und größte Kraft. Menschliche Begrenzung und göttliche Unbegrenzheit sind gleichzeitig wahr. Das zu verkörpern ist für mich die Meisterschaft. Mich beiden Wahrheiten hingeben.

Das Anerkennen der Verletzung offenbart die Unverwundbarkeit. Das Erkennen der Unverwundbarkeit kann helfen, die Verletzung anerkennen zu können.

Ja, ich bin verletzlich. Ja, ich bin ewiglich unverwundbar. Ja, ich kann wieder etwas erleben, was weh tut und ja, mein Wesen bleibt dennoch unversehrt. Ich bin bei mir. Ich weiß, wer und was ich in Wahrheit bin.


Sonntag, 29. Juni 2025

Egoismus - bin ich egoistisch, wenn ich mich um mich kümmere?

Egoismus ist nicht einfach nur ein schlechter Charakterzug. Er ist für meine Begriffe eine mögliche und logische Folge von Trauma. Meistens fürchten allerdings die „falschen“ Menschen, egoistisch zu sein, nämlich die, die sich um sich kümmern, um ihre emotionale Reifung und Bewusstwerdung. Ich mag das Ganze mal ein wenig auffächern und beleuchten und auch so einiges geraderücken. Der Text hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Er basiert auf meinen ganz persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen.

Ein Mensch, der früh traumatisiert wurde und daher im Wesen zersplittert, fragmentiert ist, der in der Entwicklung zu einem emotional gesunden, ganzheitlichen Menschen gestoppt wurde, ist meist zu weiten Teilen in einer Bewusstheit da, die nur Versorgung und Zugehörigkeit als Lebenssinn kennt. Die zentralen Fragen sind: "Wie bekomme ich das, was ich brauche?" und "Was muss ich tun, um dazuzugehören?" Danach wird alles bemessen und jede Handlung ausgerichtet. Diesen Zielen wird alles untergeordnet.

Es gibt so viele Lücken in der kindlichen Versorgung, viele Bedürfnisse, die überhaupt nicht gestillt wurden, Mangel und Fehlen überall, die auch im Erwachsenenalter alles überwiegen und noch erfüllt werden sollen.

Nun gibt es zwei verschiedene Arten von Überlebensstrategien mit einem dysfunktionalen, unterversorgenden Umfeld als Kind. Der Externalisierer versucht alles, was fehlt, im Außen zu bekommen. Sein Fokus liegt auf den anderen. Er verortet dort sowohl Problem als auch Lösung. Er spürt und reflektiert sich selbst kaum. Er reift nicht wirklich nach. Er kennt keine Verantwortung. Er bleibt zu weiten Teilen das brauchende Kind, auch als Erwachsener.

Der Internalisierer nimmt sich von Kindesbeinen an selbst in die Verantwortung - für sich und alle anderen gleich mit. Er sucht immer in sich. Sowohl Problem als auch Lösung, auch für alle anderen, deren Unfähigkeit er registriert. Er kennt sich in und auswendig. Er reift emotional sehr schnell, viel zu schnell, aus der Not. Verantwortung ist sein zweiter Vorname. Braucher und Versorger sind geboren. "Egoist" und "Empath".

Der Braucher sieht nur Versorger. Das Wohlergehen der anderen spielt keine Rolle. Ein kleines Kind braucht Versorgung und fragt sich nicht, wie die Versorger das hinbekommen. Die anderen werden nicht als Mensch gesehen, nicht als eigenständiges Wesen mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen, sondern lediglich als Bedürfniserfüller. Egoisten, unterversorgte, kleine Kinder in erwachsenen Körpern oder anders ausgedrückt emotional unreife Erwachsene, sind nicht in der Lage, sich in einen anderen hineinzuversetzen, hineinzufühlen. Sie können keinen anderen Blickwinkel einnehmen, als den ihren und haben daher keine Idee davon, was ihr Handeln für den anderen gerade bedeutet.

Der Internalisierer reift wie gesagt meist schnell nach, weil er sich um sich kümmert, sich in Frage stellt und immer zu „an sich arbeitet“ (oft zu viel und versucht die Probleme der anderen gleich mit in sich zu erlösen – kindliche Muster). Er wird innerlich tatsächlich in weiten Teilen erwachsen. Deswegen mag ich ihn als den emotional reiferen Erwachsenen bezeichnen.

Für diese Menschen - ich zähle mich dazu - ist es extrem wichtig, nicht mitleidig diesen "armen", unterversorgten Braucher-Wesen helfen zu wollen, weil die Not doch aber so deutlich spürbar ist und deswegen alles für sie zu tun, oder weil vielleicht Druck aufgebaut wird, Erwartungshaltungen zu spüren sind. Solange kein erwachsener Beobachter im anderen zugegen ist und der kindliche Anteil des anderen meinen (emotional reiferen) Erwachsenen anspricht und mit einem Versorger gleichsetzt, helfe ich nicht, ich erzeuge und fördere weiter Abhängigkeit. Ich werde in dem Fall einfach nur benutzt. Es findet eine kurze Befriedigung der Bedürftigkeit beim anderen statt, aber keine Nachreifung und Bewusstwerdung. Das Spiel ginge bis in die Ewigkeit. So wie früher. Für den emotional unreifen Menschen gibt es keinen Grund, sich zu bewegen. Es funktioniert ja.

Solche Kontakte fühlen sich für emotional gereifte Menschen nicht umsonst auslaugend, unbefriedigend, anstrengend und schal an. Ihr Wesen, ihr Befinden spielen darin keine Rolle. Es fließt alles von ihnen weg und nichts zu ihnen hin. Es ist nicht ausgeglichen. Sie füttern ein schwarzes Loch, wie sie es in der Kindheit schon getan haben.

Es ist enorm wichtig genau in solchen Kontakten, seine Grenzen deutlich zu machen, Nein zu sagen und den anderen auf sich selbst zurück zu werfen. Es ist vielleicht sogar immer wieder relevant, wenn es denn stimmig ist, dem anderen zu signalisieren, dass sich sein Verhalten gerade richtig widerlich anfühlt und den eigenen emotionalen Schmerz zum Ausdruck zu bringen, wenn z. B. im Miteinander gerade Manipulation stattfindet.

Die emotional unreifen Menschen brauchen im Grunde ehrliches Feedback und müssen erfahren, dass es andere, eigenständige Wesen gibt, die eigene Bedürfnisse, Gefühle und Grenzen haben. Das ist die eigentliche "Hilfe", die wir geben können. Eine ehrliche, aufrichtige Rückmeldung, die genauso direkt und vielleicht krass ist, wie sich das Verhalten des emotional unreifen Menschen für uns tief fühlende Wesen anfühlt.

Dem anderen so dann aber doch irgendwie helfen zu wollen und ihn zu mehr Bewusstheit zu bewegen, ist verführerisch, sollte aber dennoch nicht die Prämisse sein. Diese inneren Retter-Anteile kann ich mir direkt anschauen und nach Hause holen. Es geht viel mehr darum, schlicht meine Wahrheit zu sprechen und meine Integrität zu wahren, mich nicht benutzen und instrumentalisieren zu lassen, nicht von den Nöten der anderen steuern zu lassen. Die Rückmeldung dient lediglich dem authentischen Ausdruck meiner inneren Wahrheit.

Frei. Absichtslos. Für mich. Aus meinem Inneren des jeweiligen Moments gesprochen und gehandelt. In der Übereinstimmung mit meinem Körperempfinden, BEVOR vielleicht die Gedanken kommen, die Prägungen aus der Kindheit, die mich ja genau zu so einer Form des emotionalen Missbrauchs erzogen haben und mir gesagt haben, ICH wäre die Egoistische, wenn ich mich nicht benutzen lassen würde.

Interessanterweise wird Menschen, die anfangen, gesund Nein zu sagen, dann Egoismus vorgeworfen und zwar genau von denen, die nicht mehr beliefert werden, also von den eigentlichen Egoisten, die die Bedürfniserfüllung immer noch im Außen suchen.

Mich um meine seelische Gesundheit zu kümmern, meine Integrität zu wahren, unversehrt bleiben wollen, Grenzen haben dürfen und mich aus missbräuchlichen, manipulativen Strukturen zu befreien, aus dysfunktionalen Systemen und Beziehungen, ist kein Egoismus. Es ist Selbstschutz. Mich nicht mehr benutzen lassen wollen, ist kein Egoismus. Das ist ein natürliches, gesundes Bedürfnis. Das kranke Verhalten liegt beim anderen. Nicht bei mir. Ich will lediglich ein eigenständiges Wesen sein dürfen, das vom anderen als Wesen wahrgenommen, erkannt und respektiert wird.

Der Egoismus, der mir vorgeworfen wird, den ich mir vielleicht innerlich sogar selber vorwerfe, ihn befürchte, ist die Verteidigung meiner Wesensgrenzen, die die eigentlichen Egoisten, in dem Ansinnen mich zu benutzen, nicht sehen und wahren.

Das ist alles kein Vorwurf, keine Anklage, sondern eine Richtigstellung der Verdrehungen, die so weit verbreitet und gebräuchlich sind. Die Angst, egoistisch zu sein, andere im Stich zu lassen, hält viele herzensgute, tief empathische, weitsichtig, wohlwollende Menschen in unglaublich giftigen, missbräuchlichen Feldern.

Die Angst, ein schlechter Mensch zu sein, haben meistens die, die wahrlich keinen Grund dazu haben und viel zu viel mit sich machen lassen. Sie haben im Grunde Angst, deswegen ein schlechter Mensch zu, weil sie sich nicht mehr missbrauchen lassen wollen. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Damit will ich es bewenden lassen. Es war mir ein großes Anliegen.



Samstag, 28. Juni 2025

Wahrnehmungsabgleich für deine Beziehungen

– was wirkt da wirklich?

Nirgends kann man sich so gut verirren und sich so gut verheddern, wie in Beziehungen. Natürlich… Da springen unsere Bindungsmuster an, da werden Wunden der frühesten Kindheit berührt, da kommen Nöte und unerfüllte Bedürfnisse zum Vorschein. Kinder- und Erwachsenenanteile wechseln manchmal im Sekundentakt und das auf beiden Seiten. Das Chaos ist oft schneller perfekt, als wir bis drei zählen können.

Doch was ist wirklich meine Wunde und was gehört dem anderen?
Welche Dynamiken wirken? Welche Notprogramme sind da?

Wie bedingen sie sich vielleicht gegenseitig und verstärken sich?
Wo wird etwas zu meinem gemacht, was gar nicht meines ist?
Wo mache vielleicht ich etwas zum Thema des anderen, obwohl es mir gehört?

Sich in der Beziehung behalten oder wiederfinden, zu seinen Werten stehen, zu seinen inneren Wahrheiten, seiner Wahrnehmung wieder vertrauen lernen und ganz klar das Seine erkennen und nehmen können, aber auch wissen, was nicht das Eigene ist, dafür braucht es manchmal einen Blick von außen und zwar einen klaren, wahrnehmenden, tief mitfühlenden, verstehenden - einen Wahrnehmungsabgleich zur Orientierung.

Ich mag mit dir hinschauen, auf deine Beziehungen, auf die aufwühlenden, herausfordernden, verunsichernden Momente, die mit den vielen Fragezeichen oder mit den überschießenden Emotionen. Auf die vielleicht hässlichen Momente, in denen du lieber nichts gesagt hättest und es doch rausgebrochen ist. Die Situationen und vielleicht ganz unscheinbaren Momente in der Begegnung, die dich aber tagelang beschäftigen und dir doch keine Ruhe lassen, weil etwas in dir sagt: „Da stimmt was nicht. Da war was schräg.“

Was immer gerade lebendig ist, was immer gerade dich umtreibt und beschäftigt in deinen Beziehungen mit allen möglichen Menschen, nehmen wir und befühlen es. Gemeinsam. Wohlwollend. Behutsam. Respektvoll. Urteilsfrei. Und radikal ehrlich.

Ich mag in einer kleinen Gruppe zusammenkommen und mit jeweils einem intensiv eintauchen. Wer - und wie viele insgesamt - Raum für Reflektion bekommt, wird der Moment entscheiden. Wie immer.

Selbstverständlich und ebenfalls wie immer, bin ich selber mit allem da. Nahbar, greifbar, transparent, teile von mir. Ihr könnt mir jede Frage zu meinen Beziehungen stellen, zu meinen Erfahrungen, was immer passend ist und relevant. Ich bin da. Nicht nur mit meiner Wahrnehmung und Klarheit, sondern eben auch komplett berührbar. 🔥❤️🔥 Das ist mir ein enorm großes Anliegen. 

Ich freue mich auf diesen heiligen Raum. Schon so lange bewege ich diese Idee in mir und jetzt scheint es an der Zeit zu sein, ich reif dafür, um es in die Welt zu bringen.

Herzliche Einladung:
Sonntag, 29.06., 19 Uhr ➡ Anmeldungslink
Dienstag, 01.07., 10 Uhr ➡ Anmeldungslink
via Zoom

❤Anja ❤


PS: Was wann an finanzieller Wertschätzung zu mir fließen soll, bitte ich dich im weisen, tiefehrlichen Hinspüren zu ergründen. Die Wahrheit jenseits von Gedanken und Ideen. Ich danke dir dafür.

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Freitag, 27. Juni 2025

An der Wahrheit neu ausrichten

Wir sind in Feldern groß geworden, in denen wir nicht adäquat gespiegelt wurden. In denen die Rückmeldungen an uns, über uns nicht sauber waren. Gar nicht. Sie waren verzerrt und getrübt, von den Wunden der Erwachsenen eingefärbt. Die Erwachsenen haben in den meisten Fällen nicht uns wahrgenommen, sondern ein Bild von uns, das mit uns selbst nicht viel zu tun hatte. Uns wurden Verantwortungen rübergeschoben, vor allem für die Gefühle der anderen, die nicht die unseren waren. Uns wurde nicht ehrlich oder gar nicht geantwortet, weil die Erwachsenen viel mehr damit beschäftigt waren, eine Rolle zu erfüllen, als dass sie als Mensch greifbar und erreichbar sein wollten/konnten.

Unser Innengefühl passte nicht mit dem überein, was im Außen tatsächlich passiert ist. Das fühlte sich verdammt falsch an, aber wir wurden darin nicht bestätigt. Uns wurde somit immer wieder vermittelt, dass unsere Wahrnehmung nicht stimmt, dass der Fehler bei uns liegt, der Grund für die Diskrepanz zwischen dem, was in uns wahrnehmbar war und dem, was uns im Außen begegnet ist, was der andere gesagt oder getan hat.

Wir hätten Dinge bewerkstelligen sollen, zu denen die Erwachsenen noch nicht einmal in der Lage waren und wenn wir es nicht konnten, wurde uns wieder gesagt, dass es an uns liegt. Niemand, wirklich niemand hat uns gesagt, wie die Dinge wirklich sind, wer WIR wirklich sind. Niemand hat unser Innenerleben ernst genommen, dem Rechenschaft gezollt, sich mit uns auseinandergesetzt und mit uns versucht rauszufinden, was denn in uns los ist und warum. Räume wurden nicht geklärt, Situationen nicht aufgeklärt und unser Alarmschlagen als Trotzphase ausgelegt.

Es ging nie wirklich um uns, um unser Wesen, um unser wahrliches Wohlgefühl. Wir sollten reinpassen. Wir sollten passen. Es ging darum, dass es für die Erwachsenen passte. Dass keine unangenehmen Gefühle in ihnen ausgelöst wurden, dass ihr Leben funktioniert hat, ihr Funktionieren funktioniert hat, ihre Rolle funktioniert hat, dass ihre Belange befriedigt wurden. Wir waren in den meisten Fällen Beiwerk, das zwar materiell versorgt wurde, aber keinen Raum zur Entfaltung hatte, nicht wirklich begleitet wurde. Wir sind so mitgelaufen, wurden zurechtgestutzt, sollten nützlich sein, einen bestimmten Zweck erfüllen, der mit unserer wahren Bestimmung nichts zu tun hatte oder wurden sogar als Belastung, Zumutung oder Störung empfunden.

Wir hatten keine Chance, die zu sein, die wir sind. Uns zu dem zu entwickeln, als das wir gedacht sind. Stattdessen wurden wir verbogen, verdreht, verwirrt, zerlegt, beschnitten, gebrochen, verformt, gezwungen, bezwungen und in den Grundfesten verunsichert. Wir haben gelernt, dass wir unserem Gefühl nicht vertrauen können und dass, egal was ist, wir das Problem sind. Der Fehler lag immer bei uns.

Wir hätten wissen müssen, können müssen, es anders machen müssen, anders sein müssen. Die Regeln dafür haben sich je nach emotionaler Verfassung der Erwachsenen sekündlich geändert. Und in all dem waren wir alleine. Niemand hat erkannt, was da tatsächlich läuft, weil alle dieses kranke Verhalten gewohnt sind. In einem kranken System führt das gesündeste Element zur größten Störung und wird somit als Problemverursacher identifiziert. In so einer Art Verschwörung sind wir chancenlos.

Wir hatten keine Chance, uns zu behalten und jetzt geht es darum, zu uns zurückzufinden. In die Klarheit, in die Größe, in die reine Wahrnehmung dessen, was tatsächlich da ist.

Wir brauchen uns dazu gegenseitig. Saubere Spiegel. Wahrhaftige Antworten. Ehrliche Rückmeldung. Wir brauchen uns, um uns zu erinnern, um uns aufmerksam zu machen, wenn Verdrehungen aktiv sind, um das Gaslighting zu identifizieren und die innere Unterwanderung der eigenen Wahrnehmung zu bemerken.

Wir brauchen uns gegenseitig, um das Gift zu erkennen, zu benennen, die Giftstachel zu ziehen, das Gift aus den Bisswunden zu saugen. Das Gift der Lüge. Das Gift des Zweifels. Uns wurde immerzu vermittelt, dass wir an uns zu zweifeln hätten. Der Zweifel rinnt uns durch die Adern. Er wirkt immer noch in unserem System, hält uns ab, adäquat auf psychische Gewalt und Missbrauch zu reagieren, auf Grenzüberschreitung, direkt mit der echten Reaktion da zu sein, weil wir damit beschäftigt sind, uns zu fragen, ob das Gefühl denn jetzt wohl richtig ist, ob wir das fühlen dürfen, ob – wie immer – der Fehler bei uns liegt und wo. Diese Verunsicherung in uns, dieser Zweifel an uns lässt uns oft übersehen, was da eigentlich wirklich gerade mit uns passiert.

Was passiert mit einem gesunden Menschen, in dem Gift wirkt? Er scheint „krank“ zu sein. Der Schein trügt. Es sind Auswirkungen von Gift, die uns zu schaffen machen, kranke Systeme, unmenschliche Umfelder. Unsere „Symptome“ sind eine natürliche Reaktion auf Gift.

Wir brauchen gesunden Raum. Wir brauchen ehrliche Rückmeldung. Wir brauchen Menschen in Eigenverantwortung, die sich selbst reflektieren wollen und können, damit unser System sich wieder neu an der Wahrheit kalibrieren kann. Unser inneres Navi braucht Korrektur und zwar von den Richtigen. Wir brauchen wohlwollende Menschen, denen es wirklich um uns geht, die tatsächlich wollen, dass wir uns befreien, wachsen und erblühen. Wir brauchen niemanden, der uns in der nächsten Abhängigkeit halten will, der kontrollieren will, aus Angst vor den eigenen „Nachteilen“ und Untiefen. Wir brauchen niemanden mehr, der uns seine eigenen Themen überstülpt.

Es ist die Zeit, uns gegenseitig wieder und wieder und wieder an die Wahrheit zu erinnern. Diesen Dienst an uns zu tun. Uns nach all der Verdrehung zurückzudrehen in die Wahrheit. Uns an der Wahrheit neu ausrichten und aufrichten. All die Lügen zu ent-decken und zurück in eine saubere Wahrnehmung dessen zu kommen, was wirklich im Raum ist. Uns gegenseitig in die wahre Größe zu verhelfen. Es ist an der Zeit, jeden Raum zu verlassen, der das nicht im Sinn hat. Jede Begegnung, jede Beziehung, jedes Miteinander. Wir stehen nicht mehr alleine und wir stehen auf.




Donnerstag, 26. Juni 2025

Loyalität, die nicht von Stimmungen abhängt

Heute Morgen hat mich ein Halbsatz total bewegt. Ein Halbsatz aus einem kurzen Video zu Bindungstrauma und was wir gebraucht hätten als Kind.

„… eine Loyalität, die nicht von Stimmungen abhängt…“

Das war’s. Das saß. Loyalität. Es wurde nicht bedingungslose Liebe genannt. Nein. Loyalität war die Bezeichnung. Woah, irgendwie eine ganz andere Qualität. Ja, das hätten wir wirklich gebraucht.

Loyalität. Seither bewege ich das Wort in mir. Befühle. Es schmeckt mir.

Loyalität. Natürlich, wir hätten sie als Kind für gesunde Entwicklung gebraucht und genauso brauchen wir diese Erfahrung als Erwachsene. Vielmehr noch. Ich glaube, fühle, dass wir im Grunde so gemacht sind. Das zumindest ist meine Wahrheit.

Loyalität. Die echte. Die natürliche. Die ursprüngliche.

Eine Loyalität, die - eben - nicht von Stimmungen abhängt.

Eine, die ist und bleibt und nichts will, die verlässlich ist, emotional stabil und belastbar.
Eine Loyalität, die ja zum Wesen sagt und nicht zu kurzfristigen oder noch zu erwartenden, persönlichen Annehmlichkeiten.

Sie ist ein Ja zu einem gemeinsamen Weg, zum gemeinsamen Fließen, dazu, sich vom Leben bewegen zu lassen.

Sie ist ein Ja zu gemeinsamer Entwicklung, zu Wachstum und Entfaltung.

Sie ist ein Ja zu gemeinsamen Erfahrungen, nicht zu bloßen, gemeinsamen Aktivitäten. Zu tief gefühlten, ganz verkörperten Erfahrungen in voller emotionaler Präsenz, was immer diese Erfahrungen sein mögen.

Eine Loyalität unter allen Umständen, die bereit ist, im Feuer zu stehen, nämlich im eigenen.
Eine, die immer gilt, egal, was kommt, auch im Sturm, eben bei jeder Wetterlage.

Es geht bei echter Loyalität nicht einfach ums Bleiben um jeden Preis.
Sie will nicht, dass der andere sich aufgibt, nur um bleiben zu können.
Das ist nicht loyal. Das ist Selbstverrat.

Sie möchte, dass der andere sich eben nicht aufgibt, echt an der Seite ist und nur dann da ist, wenn es tatsächliche seine Wahrheit ist. Sie möchte, dass jeder in dieser Verbindung da ist, wo das Leben ihn gerade haben will. Bei sich.

Sie ist verbindlich und frei zugleich.
Diese Loyalität sagt ja, zu einem Band, das eh schon da ist, das geknüpft wurde, weit vor der körperlichen Begegnung. Es ist das irdische Ja zu einer Verbindung, die energetisch schon existiert. Es ist das Ja zur Einhaltung der Verabredung. Diese Loyalität hat kein Fragezeichen. Sie ist.

Im Grunde geht es „nur“ um die Loyalität sich selbst gegenüber, der inneren, höheren Wahrheit, Gott. Der Rest ergibt sich von ganz alleine. Bin ich ganz bei mir, bin ich ganz beim anderen. Bin ich ganz bei mir, spüre ich genau, wo, mit wem ich gerade sein soll. Das ist für mich DIE Verlässlichkeit überhaupt. Wache Präsenz. Loyalität der Ordnung gegenüber. Sich dem verpflichtend, was sein soll. 100% Commitment.

Ja, es ist meine tiefste Wahrheit, dass wir genau so gedacht sind. Ja, ich bin so da. Das ist mein Versprechen und ich halte es. Ja, es ist unglaublich frustrierend und immer wieder schmerzhaft, wenn diese Bereitschaft nur einseitig ist.

Und es ist unglaublich befriedigend und erfüllend, es immer wieder erleben zu dürfen, dass es lebbar ist, dass es andere Wesen gibt, die genau so da sein wollen und sind. Wenn zwei Wesen wach sind, die Verbindung erkennen und einhalten, da sind und das im Irdischen möglich werden lassen, was vereinbart ist, ist das eine der sattesten Erfahrungen, die ich kenne.

Loyalität! Diese Qualität schmeckt mir wirklich.



Losgelöst von allem außer Gott

Dieses Loslösen von allem Irdischen bedeutet nicht, nichts mehr zu besitzen. Es bedeutet, dass nichts mehr mich besitzt. Ich kann Dinge haben, bin aber frei darin.

Die Dinge definieren mich nicht. Ich definiere mich nicht über sie. Ob sie da sind oder nicht, verändert nichts an meinem Wesen, an meinem Wert. Sie sind keine Aussage über mich.

Loslösen von allem Irdischen bedeutet nicht Askese. Es bedeutet Gleich-Gültigkeit und die Anerkennung meines wahren Seins. Ich „habe“ nur Gott. Das Gewahrsein um diese Verbindung ist alles, was es braucht, um hier mein Leben leben zu können. Und zwar wirklich MEINS. So wie es gedacht ist, wie ich gedacht bin, wie es in der Übereinstimmung mit der universellen, göttlichen Ordnung ist.

ER gibt mir immer alles, was ich wirklich wirklich brauche. Ich habe daher sehr wohl Dinge, aber eher in dem Sinn, dass ich gerade damit Erfahrungen machen darf, dass sie eben gerade Teil meines Lebens sein sollen, dass sie für das, was ich gerade hier vollbringen soll, erkennen soll, begreifen soll, wichtig sind. Die Dinge sind frei. Wenn sie wieder aus meinem Leben verschwinden, hat das einen Sinn und ich kann mir sicher sein, dass ich sie dann nicht wirklich brauche, für das, was für mich relevant ist.

Wie sehr hafte ich an Dingen, Menschen, Umständen? Wer hat wen? Hat Geld mich, oder „habe“ ich Geld? Im Sinne von: Wer führt wen?

Bin ich mit offenen Händen hier, in die mir gelegt wird, von denen auch wieder genommen werden darf? Darf das Leben wogen und fließen, kommen und gehen und seinen ganz eigenen Rhythmus haben? Bin ich bereit, mich auf genau das einzulassen? Dieses Nichtwissen, wann was für wie lange bei mir sein wird? Ob es überhaupt da sein wird?

Dieser höheren Macht und dieser Art von Geben und Nehmen zu vertrauen, war und ist ein Weg. Ich habe früher halt nicht erlebt, dass mir in MEINEM Sinne und zu meinem höchsten Wohle gegeben und genommen wurde.

Natürlich fliegen mir auf diesem Weg all meine kindlichen Verletzungen um die Ohren, alle Nöte, jeder Mangel, jedes unerfüllte Bedürfnis, all die schmerzhaften Erfahrungen mit Machtmissbrauch. Und dennoch oder genau deswegen - in der Begegnung mit den alten Wunden - führt mich dieser Weg der radikalen Hingabe in die maximale Freiheit, in ein Lebensgefühl, das so unfassbar satt, voll und vor allem friedlich ist, wie ich es mir kaum vorstellen konnte.

Ich erlebe es wieder und wieder und wieder wie wohlgesonnen mir das Leben ist. Wie weise mir gegeben oder eben auch nicht gegeben wird. Die Abwesenheit mancher Dinge oder Umstände, von denen ich dachte, dass es aber gut wäre, wenn sie da wären, war im Nachhinein betrachtet immer die bessere Wahl. Darin war immer die größere Weisheit, die tiefere Erfahrung, die größere Reifung, die bessere Ent-wicklung. Und ja, das sind oft krasse Erfahrungen, die ich mir nie und nimmer „selber“ ausgesucht hätte, aber keine davon würde ich missen wollen.

Dieses Loslösen von allem Irdischen bedeutet eben auch Bereitschaft. Die Bereitschaft, das Leben GANZ zu nehmen, alles zu nehmen, was mir gegeben wird und nur das zu nehmen, was mir gegeben wird. Es bedeutet den völligen Kontrollverlust. Es bedeutet all mein kleines Wollen in das große „SEIN Wollen“ zu übergeben. Ich will das, was ER, Gott, für mich will. SEIN Wille zählt und in SEINEM Wollen ist alles für mich drin. ALLES, was ich wirklich brauche. Das ist tatsächlich wahr.

Nichts hat mich je mehr erfüllt, nichts hat mich je mehr gefordert, als in dieser Offenheit das Leben zu empfangen, MEIN Leben zu empfangen. Die totale Ergebung an IHN und damit an mich - in mein wahres Wesen hineinergebend, mich selbst erfüllend, das erfüllend, was zu sein ich gekommen bin. Losgelöst von allem Irdischen und doch tief verbunden mittendrin, verbunden mit Gott.

Losgelöst von allem außer Gott.



Dienstag, 24. Juni 2025

Wahrnehmend gegenwärtig

Für mich ist dieses tiefe Sein im Moment der not-wendige, absichtslose Raum der größtmöglichen Ent-wicklung. In diesem Erspüren dessen, was in mir gerade lebendig ist, zeigt sich mir alles, was ich wissen muss, finden die größten Offenbarungen statt, passiert Heilung und Schöpfung.

Ich schaue hin.
Mir wird gezeigt.

Es ist das Hinabsteigen in mich. In meinen heiligen Gral, der alles beherbergt, in dem sich alles bewegt, der alles empfängt, was durch mich in die Welt soll, aus dem heraus geboren wird, in dem alles aufsteigt, in den alles hineinfällt, was von mir erfasst, durchdrungen, begriffen, wahrgenommen, für wahr genommen werden soll.

Alles sehen wollen und dürfen, was da ist. Alles fühlen können, was wogt. Alles für wahr nehmen können, was sich zeigt. Das Universum in mir tragen. Jede Facette. Das Universum verkörpern. Das Menschensein anerkennen. Das All-Bewusstsein menschlich zum Ausdruck bringen. Jeder Moment neu und anders. Mensch und Gott gleichzeitig. Ganz menschlich, ganz göttlich. Gleichermaßen. Alles anerkennend, alles akzeptierend. Ohnmacht und Macht vereint. Der Tropfen aus dem Ozean. Er macht Erfahrungen, die der Ozean nicht macht, trägt den Ozean in sich, trägt sich selbst wieder in den Ozean.

Individuum und Quellbewusstsein, aus der universellen Intelligenz gemacht, von ihr durchdrungen und gelebt, auf "eigener" Reise im großen Auftrag. Das Kleinste und das Größte. Ein Teil aus dem Stoff des Ganzen. Im Dienst für das Alles.

Und alles dadurch, dass ich bin. Präsent in mir. Ganz da. Wach. Wahrnehmend gegenwärtig. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

 


 

Montag, 23. Juni 2025

Ja, so ist es

Diese vier Worte sind für mich magisch. Ich erlebe immer wieder, wie direkt Entspannung in mein System kommt, etwas ausatmet und ich weicher werde.

Sie nehmen den Moment komplett an. Sie bezeugen das Jetzt mit allen Umständen und Zuständen. Sie sehen und sagen ja dazu. Sie verlangen keine Veränderung. Sie haben keine Wertung und kein Urteil. Sie wollen keine Handlung, keine Reaktion.

Jede Idee von "es müsste aber anders sein" stirbt sofort. Etwas in mir hört direkt auf, eine Lösung zu suchen. Ich komme in ein Wahrnehmen dessen, was in mir ist, wenn ich den Umstand und Zustand einfach anerkenne.

Ah, ok. Da ist also Enge. Da ist Unruhe. Da ist Anspannung. Der Lärm, den ich im Außen höre, beeinflusst mein Hören nach innen. Der Lärm ist da. Ich bin da. Ok. So ist es also gerade. Das ist jetzt dieser Moment.

Ah, ok. Da ist gerade Schwindel. Ich sehe anders als sonst. Die Buchstaben vor meinem Auge sind eher ein Klumpen, als dass ich klare Wörter erkennen könnte. Ich kann noch lesen, da sind noch Begriffe, aber mir wird übel dabei. Ah, ok. Da ist das Bedürfnis mich hinzulegen. Die Möglichkeit ist da. Ich bleibe dennoch sitzen. Einfach so. Mir kommen Tränen. Ich mag weinen. Ich weine. Da ist eine Schulter zum Anlehnen. Ich lehne mich an. Weine weiter. Fühle weiter meinen Körper. So ist es gerade. Das ist der Moment.

Ah, ok. Da ist gerade eine unglaubliche Wut, eine Unzufriedenheit, ein Unmut. Ist etwas passiert? Hat es einen Grund? Hab ich an etwas Bestimmtes gedacht? Nein. Ich bin aufgewacht und so war es. Ich kenne den Ursprung nicht. Die Gefühle sind da. Ich lass sie sich in mir bewegen. Eine ganze Zeit lang. Wollen sie Ausdruck? Mag ich anfangen zu schreiben? Nein. Ich mag sie sein lassen. So da sein. Ich mag es erzählen. Sie einfach benennen. Damit in Kontakt gehen. Grummelig mit jemandem da sein. Ok. So ist es gerade. Das ist der Moment.

Ich könnte das jetzt mit unzähligen Beispielen fortführen. Dieses simple "Ja, so ist es" ist für mich Heilung pur.

Und auch ein "Ja, so war es" für alles, was in der Vergangenheit vielleicht an anspruchsvollen, herausfordernden, verletzenden, traumatisierenden Ereignissen war, bringt mir Frieden ins System. Ruhe. Die inneren Kinder werden vielleicht zum ersten Mal bestätigt und müssen nicht mehr darum ringen, etwas anerkannt zu bekommen. Ich gebe ihnen recht. Ja so war es. Du wurdest manipuliert. Du wurdest missbraucht. Du wurdest angelogen. Dir wurde Verantwortung übertragen, die nicht die deine war. Ja, die Erwachsenen waren emotional abwesend. Ja, du wurdest für ihre Zwecke benutzt. Das alles ist wahr.

Das Anerkennen ist für mich der erste und wichtigste Schritt. Dann kann ich fühlen, was das für mich bedeutet, was es für mich bedeutet hat. Ich kann fühlen, was jetzt ist und endlich das, was ich früher nicht in der Lage war zu fühlen. Dann bin ich am Punkt.

Es kann natürlich immer sein, dass es Teile in mir gibt, die wollen und können gerade nicht anerkennen. Die sind im Widerstand. Die wollen das so nicht. Dann kann ich "Ja, so ist es" mantramäßig aufsagen und dennoch ist es nicht gemeint und wahr für mich. In diesem Moment wäre es eine Lüge. Mir gegenüber. Und irgendwie gewalttätig, wenn ich mir selbst im Widerstand sagen würde, dass es jetzt halt einfach so ist.

Ich mag den Widerstand als Wahrheit anerkennen. Er ist gerade da. Dann gehört da das "Ja, so ist es" hin. Das ist gerade wahr für mich. Ah, ok. Etwas in mir will das gerade nicht so, wie es ist. Das kann ich verstehen. So ist es gerade. Das ist der Moment.

Magische Worte:
Ja, so ist es.
Ja, so war es.



Sonntag, 22. Juni 2025

Nicht ich bin fehl, mir hat was gefehlt

Ich liebe es, Barbara zuzuhören. Diese kraftvolle Klarheit. Diese bemerkenswerte Wucht (Danke, Sylvia, für dieses so treffende Wort) in jeder fein erspürten Formulierung. Ein Sprechen aus dem Ergründen in sich, aus dem konkreten Moment, aus dem jetzigen Erleben, aus dem wahrhaftigen, leibhaftigen Punkt.

Manchmal muss ich mitschreiben, aufschreiben, was da aus ihr fließt und - Gott sei Dank - hab ich ihre Erlaubnis davon zu teilen, wenn ich den Impuls habe.

Die folgende Mitschrift wollte ich schon ewig mit euch teilen. Die Worte vibrieren nach wie vor in mir, berühren mich tief und wirken, bewirken, was auch immer. Ein Klingen, ein Summen, ein tiefes JA. Immer wieder kommen mir die Tränen. Mein System meldet Wahrheit. Das Gesprochene verströmt nach meinem Empfinden so eine Wärme, so eine Weisheit, so eine Milde, so viel Liebe und sie bezeugen den Weg der Heilung. Sie erzählen von Quantensprüngen und Befreiungsschlägen, von Paradigmenwechsel und der fühlenden Rückeroberung des Selbst.

Und nun lade ich euch ein. Lest und fühlt selbst:

"Nicht ich bin fehl, sondern das hat immer gefehlt... mich im Wundsein ernst nehmen... jetzt die Wunden für wahr nehmen und da sein lassen in und trotz allem/n... weil ich weiß, dass mit meinem Weich- und Menschlichsein alles in Ordnung ist.

Mich wund wahr und da haben wollen.

Es geht nicht mehr darum "wo ist für die Wunde Platz", sondern ich bin da und da wo ich bin, ist die Wunde.

Manchmal wird die Wunde weggeschickt. Und das ist nicht mehr so schlimm wie emotionale Ablehnung bisher war, weil ich weiß, dass ich meine Wahrheit bin. Und das auch irgendwie nicht mehr so persönlich nehm', sondern die können halt mit Wundsein nicht sein.

Irgendwo ist immer Raum, wo ich atmen kann.

Ich muss meine Begegnung mit mir nicht mehr unterbrechen für andere."

Barbara Klaus

DANKE!!! Danke für dich. Es ist mir eine Ehre, mit dir hier zu sein, Weggefährten, Schwestern. Es ist ein Segen, dich an meiner Seite zu wissen und an deiner Seite sein zu dürfen. ❤️🙏🔥




Samstag, 21. Juni 2025

Die Illusion der Kontrolle

Ich kann mich an Zeiten erinnern, da hatte ich furchtbare Angst, in den Sternenhimmel zu schauen. Es hat mich unfassbar geängstigt, was ich da vielleicht sehen könnte. Sternschnuppen haben mich eher erschreckt als fasziniert. Diese unendliche Weite, alles, was da sein könnte, alles, was ich nicht weiß und kenne, hat mich eng gemacht, fast Panik ausgelöst, Starre, die Luft blieb weg.

Der Sternenhimmel war ein Sinnbild für alles, was ich nicht in der Hand habe, für Ungewissheit, Unvorhersehbarkeit, für Unbekanntes, für Kontrollverlust und Ohnmacht. Mit diesem ALLes war auch alles im Raum, was ich nicht wahrhaben wollte und konnte. Es hätte mich damals schier zerrissen. Ich war nicht in der Lage, das ALLES anzuerkennen und JA dazu zu sagen. Ich war nicht in der Lage anzuerkennen, was das Anerkennen des "es gibt ALLES" für mich bedeutet hätte.

Der Blick ins Universum hat mich bedroht. Es fühlte sich an, wie plötzlich den Boden unter den Füßen verlieren, ins Haltlose fallen, allein, überfordert. Das war alles zu groß für mich, nicht handelbar, überwältigend auf unangenehme Art und Weise. Konfrontiert mit etwas, was zu viel für mich war, in dem ich gefühlt nicht bestehen konnte. Grenzenlose Überforderung mit den Gefühlen, die ausgelöst worden wären, wenn ich hingeschaut hätte. Das trifft es wirklich am besten. Das hätte ich damals aber niemals in Worte fassen können. Das kann ich heute sagen.

Ich brauchte seinerzeit die Illusion der Kontrolle und ich wollte nichts hören oder sehen, was das ins Wanken gebracht hätte. Naja, Überraschung. Mir lief es ständig über den Weg. Das Mystische. Das Feinstoffliche. Geistergeschichten. Krankheiten. Eben das Unkontrollierbare. Ich kam nicht daran vorbei. Und irgendwann hab ich es genommen und fing an zu forschen. Wie verdammt nochmal ist dieses Leben denn eigentlich wirklich gedacht? Wie hängt alles zusammen? Warum sind wir hier? Was hat das alles für einen Sinn? Was ist Gott? Was geschieht nach dem Tod? Ich fing an, meine eigenen Antworten zu finden.

Schaue ich heute in den Sternenhimmel, sehe ich da nur Schönheit. Ich kann nicht genug davon bekommen, mich nicht sattsehen und Stunde um Stunde da sitzen, um nur ja nichts zu verpassen. Ich sehe Möglichkeiten. Ich liebe die unendliche Weite. Das Unbekannte. Die Rätsel. Das Nichtwissen. Die Mystik. Das ALLes.

Ich fühle mich darin zu Hause, getragen, geborgen, fühle Liebe. Von mir zum Leben und vom Leben zu mir. Ich höre das Nichts. Bin fasziniert von dieser Intelligenz und dem, was sie alles hervorbringen kann. Ich fühle mich sicher. So sicher darin. In mir. In dieser Unendlichkeit. In Gott. Ich fühle mich wesentlich und gewollt. Ich liebe meine Ohnmacht darin, dieses mich von all dem leben lassen, mich führen lassen und darin die größte Macht zu finden, die es nur geben kann. Ich bin nichts und ich bin alles gleichzeitig. Ich kann das „Unmögliche“ bewirken, wenn es durch mich sein soll. Ich kann nichts bewirken, wenn es durch mich nicht sein soll. Und das ist in Ordnung.

Es nicht in der Hand zu haben, war damals mein größter Horror. Es nicht in der Hand zu haben, ist heute meine größte Freiheit, die mächtigste Erleichterung, die ich je erlebt habe. Ich muss es nicht wissen. Ich muss es nicht können. Ich muss es nicht machen. Ich darf mich hingeben. Ich bin froh, wenn ich ins Ungewisse gehen kann, wenn ich keine Ahnung und keinen Plan haben muss, wenn ich einfach nur der inneren Navigation folge, die um das große Ganze weiß, mir aber lediglich den einen nächsten Schritt übermittelt.

Die Bereitschaft, alles zu fühlen, jede Erfahrung zu machen, urteilsfrei und bereitwillig, das zu nehmen, was das Leben mir gibt, weil ich weiß, dass das einen Sinn hat, dass ich nichts bekomme, was mich von mir weg führt, dass ich immer nur das bekomme, was mich zu mir hinführt, dass es der Kosmos gut mit mir meint und übergeordnet nichts zu meinem Schaden passieren kann, dass ich, was auch immer geschieht, reif dafür bin und alles in mir trage, es zu bewältigen, diese Bereitschaft und all diese Gewissheit sind der große Unterschied zu damals. Das alles habe ich über die Jahre in mir gefunden.

Kontrolle ist die größte Illusion überhaupt. Und gefühlt die, an der die meisten am stärksten festhalten. So wie ich damals. Dass ich das Ungewisse mal so genießen würde, war unvorstellbar, ja, es kam gar nicht in meinem Weltbild vor, dass Ungewissheit sein darf. Hätte mir da jemand erzählt, wie ich heute lebe, weiß ich nicht, ob ich gelacht oder geweint hätte oder schreiend weggelaufen wäre. Heute bin ich der Mensch, der mich damals am meisten abgeschreckt hat. Ich wollte in Ruhe gelassen werden und mit nichts in Berührung kommen, was an meiner Scheinsicherheit gerüttelt hätte. Da konnte ich niemanden gebrauchen, der, wie ich heute, überall seine Nase reinsteckt, in jeden Winkel schaut, sich bereitwillig mit Dingen befasst, die jenseits der eigenen „Kontrolle“ liegen, der kein Tabu kennt und keine Sicherheit braucht, der das „ich bin ALLES und es gibt ALLES“ verkörpert.

Ich kann verstehen, dass Menschen Angst vor mir haben. Hätte ich damals auch gehabt. Im Grunde bin ich der Kontrollverlust in Person. Mit mir ist er im Raum. Ich zerstöre die Illusion durch meine bloße Existenz. Es gibt einen Teil in mir, der ist voller Mitgefühl. Es gibt einen Teil in mir, der grinst spitzbübisch und liebt die Provokation. Und der Großteil von mir genießt einfach nur dieses Lebensgefühl. Dass ich mal so da bin, dass sich Leben so anfühlen kann, hab ich nicht für möglich gehalten. Was für eine Gnade! Was für ein Segen!

Jenseits vom Kontrollverlust liegt mein persönliches Paradies.

Mal wieder danke, Barbara, dein Gemälde vom Universum haben all diese Reflexionen in Gang gesetzt und mich zu diesem Text bewegt.