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Freitag, 12. September 2025

Fühlen ohne Not

Alles fühlen, bedeutet nicht gleich, dass es unangenehm wird oder überfordernd sein muss.

Die meisten haben noch nie ohne Not Gefühle gefühlt. Ohne Alarm im System, ohne kindliche Überforderung, ohne Todesangst. Ohne weg zu wollen, ohne was verändern zu wollen.

Viele wollen Gefühle nur deswegen "fühlen", damit sie endlich irgendwann aufhören. Dabei sind die Gefühle an sich nicht das Problem, sondern die kindliche Erinnerung an die Überforderung damit. Das alles nicht handeln können, weil das kleine Nervensystem dafür überhaupt noch nicht in der Lage ist und kein Erwachsener adäquat begleitet hat. Ganz im Gegenteil. Sie haben meistens unsere Not noch vergrößert.

Diese Not der Überforderung ist es in den meisten Fällen, die eine grundsätzliche Angst vor heftigen Gefühlen aufrecht erhält. Eben nicht vor den Gefühlen an sich, sondern vor dem "damit nicht klar kommen" und nicht wissen wohin mit sich.

Gefühle fühlen ohne Not ist eigentlich unsere Natur. Alles wahrnehmen, was gerade in mir da ist. Es sich in mir bewegen lassen, mich davon bewegen lassen. E-motion. Energie in Bewegung. In mir. Ich fühle. Nehme war. Es kommt. Es geht.

Mich darin ganz zum Ausdruck bringen. Erfassen. Begreifen. DAS bedeutet das jetzt gerade für mich. Ohne Geschichte. Tatsächlich den Moment in der Gegenwart erspürend.

Dennoch Grenzen setzen und Stopp sagen, wo es hingehört. Alles fühlen bedeutet nicht, alles mit mir machen zu lassen.

Mit Bedürfnissen und Werten da sein, fühlwissend wie es gedacht ist, wie es natürlich ist, in der Ordnung.

Satt in mir.

Fühlen ohne Not geht. Fühlen ohne Not ist pure Lebendigkeit und ganz DA sein, ganz im Körper, ganz inkarniert. Nichts mehr in mir will weg, will einen Aspekt des Lebens ausschließen.

Und tatsächlich ist es Freiheit. Weil es nichts mehr zu vermeiden gibt. Weil ich sicher in mir und mit mir bin. Weil ich mich halten kann. Weil mich nichts mehr wegreißt und übernimmt.

Stabil im größten Sturm. Klar in und mit der inneren Bewegung. Ganz bei mir, in mir, mit mir, für mich da. Lebendig. Wach. Bewusst.

 


 

Donnerstag, 21. August 2025

Das Leben reagiert nicht richtig auf das, was ich bin

Eine kindliche Erfahrung in der Erforschung:

Ein unbeantworteter Raum.
Mein Geschenk wird nicht empfangen.
Ich werde nicht erkannt, als das, was ich bin.
Mein Umfeld reagiert nicht adäquat auf mich. Es reagiert gar nicht wirklich auf mich, sieht mich überhaupt nicht durch all die Schleier und Filter. Sie sind weg. Im eigenen Film. Für mich unerreichbar. Da ist kein Sprudeln, kein miteinander in der Freude da sein, kein miteinander schöpfen und kreieren, kein sich gegenseitig befruchten, inspirieren und bereichern. Eben kein Interagieren miteinander, kein Referieren aufeinander. Ich versuche jemanden zu erreichen. Ich versuche sie zurückzuholen in den Moment, zu rütteln, wachzubekommen. Vergebens.

Mein Umfeld erkennt mich nicht. Da ist kein Leben, keine Lebendigkeit. Ich bin so lebendig und niemand ist lebendig mit mir da. Alle beschäftigt. Alle unwesentlich. Alle weg. Kein sehender Blick. Kein mein Wesen erkennender Blick.

Ein unbeantworteter Raum.
Kein Echo. Keine Selbstwirksamkeit. Kein Sinn in meinem Sein.
So wie ich mich fühle, das, was ich bin, wird mir nicht zurückgespiegelt.
Mein Innenerleben passt nicht zum Außen. Volle Irritation. Wie kann das sein?
Ich kann mich selbst nicht erfahren. Dazu bräuchte ich präsente Andere.
Ich kann mich nicht in Bezug setzen. Niemand bezieht sich auf das, was ich wirklich bin. Sie beziehen sich auf das, was sie angeblich in mir sehen, das ist aber nicht wahr. Die Spiegel, die mich mir zurückspiegeln, sind unglaublich dreckig und werfen verzerrte Bilder. DAS bin ich nicht. SO bin ich nicht. DAS ist nicht Leben. Und dennoch hört dieser Horror nicht auf. Es bleibt einfach so.

Mich gruselt es. Mich schüttelt es. Das ist fürchterlich zu erfahren. Das ist gespenstisch und wirklich, wirklich gruselig, schaurig, fürchterlich. Leer. Hohl. Gruselkabinett. Die Hölle. Die fieseste Hölle, die ich kenne. Umgeben von toten Lebenden. Umgeben von Blinden, die zwar Augen haben, aber nicht zum wahren Sehen in der Lage sind.

Da soll ich sein? Da soll ich bleiben? In dieser Zombie-Umgebung?

Ich ersticke, obwohl ich atmen kann. Da ist keine Luft.
Ich verhungere, obwohl ich zu essen bekomme. Da ist keine Nahrung.
Ich vereinsame, obwohl da „Menschen“ sind. Da ist kein Wahrgenommenwerden.

Was nützt es mir, wenn ich weiß, wer ich bin, wenn mich sonst keiner erkennt?
Was nützt es mir, wenn ich um das Geschenk weiß, das ich bin, wenn es keiner empfangen kann?
Was nützt es mir, wenn ich alleine da bin? Wenn niemand auf mich reagiert? Auf das, was ich wirklich bin?

Lebendig unter Toten. Verbunden unter Abgetrennten. Meine funkelnden Augen treffen auf leere Blicke. Meine Wärme ist umgeben von eisiger Kälte.

Ich habe kein Zuhause. Ich wurde nicht von Menschen erkannt und somit auch nicht auf der Erde empfangen. Ich wurde in niemandes Herz genommen, von keinem Wesen umhüllt.

Das Leben reagiert nicht richtig auf das, was ich bin. Das ist mein größtes Grauen. Das ist mein größtes Entsetzen. Das ist mein größtes Unverständnis. Das ist der Schock. Da ist was stehengeblieben. Da ist die Starre. Da bleibt mein erwachsener, beobachtender Blick ruhen. Da schau ich hin.



Dienstag, 19. August 2025

Mit einer übergeordneten Wahrheit wird ganz oft das eigene Feuer gelöscht

Mit einer übergeordneten Wahrheit von den eigenen Gefühlen wegzugehen, ist nicht spirituell und das ist auch nicht reif oder weise. Das ist Gewalt gegen mich selbst. Ich verlasse mich, wenn ich sofort zu dieser höheren Wahrheit gehe und nicht vollumfänglich erfasse, was eigentlich in mir los ist. Damit diskutiere ich mir quasi selbst meine eigenen, echten Gefühle weg, verpasse noch dazu eine Gelegenheit, mir tiefer zu begegnen, noch mehr über mich zu erfahren und - und das ist für mich fast das Schlimmste - ich gehe von meiner gesunden, angebrachten Wut weg, lösche mein eigenes Feuer und nehme mir meine eigene Autorität.

"Oh, er kann es halt gerade nicht besser." Verdammt noch mal. Ich wurde gerade von jemandem innerlich verlassen. Das tut weh. Das macht was mit mir. Und das gilt es wahrzunehmen. Für wahr zu nehmen, anzuerkennen und in mir fühlend bewusst zu haben. DAS bedeutet das gerade für mich. Ich kann den anderen nicht mehr erreichen. Ich bin alleine, obwohl jemand da ist. Es kann gerade keine Verbindung stattfinden und das liegt nicht an mir. Ich bin ohnmächtig und das Ganze ist tatsächlich furchtbar traurig. So richtig, richtig traurig. Und da ist der Wunsch in mir, dass es anders ist. Da ist das grundsätzliche Bedürfnis das so nicht zu wollen. Das ist nicht das, wie ich mir ein Miteinander vorstelle. Ich bin zu Präsenz in der Lage. Ich will mit Menschen sein, die das auch sind. Diese Präsenz ist gerade nicht da. Das ist nicht änderbar. Ich spüre in mir nach, was ich jetzt mit dieser Tatsache anfangen möchte. Ich könnte gehen. Ich könnte all das aussprechen. Ich könnte einfach sitzen bleiben und all das wahrnehmen und fühlen. Anerkennen, dass es jetzt gerade so ist und dass ich das dazu fühle, was ich eben fühle. Ich beobachte meine Gedanken, ohne sie zu zensieren. Ich bin bei mir. Und ja, der andere kann es gerade nicht besser, das heißt aber nicht, dass ich meine Gefühle nicht haben darf, dass ich nichts sagen darf, dass ich es hinnehmen muss und damit klarkommen muss, dass ich keine abweichenden Bedürfnisse haben darf. Auch wenn sie jetzt nicht erfüllbar sind, nehme ich wahr, dass sie da sind und bügel nicht über mich selbst drüber.

"Das sind ja auch Gottes Geschöpfe." Ja, das ist wahr. Aber sie verhalten sich gerade nicht so, als würden sie das wissen. Sie handeln aus der Trennung. Sie befinden sich in der Trennung und deswegen sind sie zu Gewalt in der Lage, ohne es zu bemerken. ICH bemerke diese Gewalt und das macht was mit mir. SO fühlt es sich an, wenn ich Gewalt beobachte, Unrecht, Unterdrückung, Ignoranz, Achtlosigkeit. Das geht nicht spurlos an mir vorüber. Ich bin ein fühlendes Wesen, das voll in der Verbindung ist und ALLES wahrnimmt, wie wenn es mir geschieht. So sind wir eigentlich angelegt und nur wenn ich mich selber abtrenne, verlasse und dumpf mache, von mir weg gehe, bin ich in der Lage zu sagen: Ach, das sind doch auch Gottes Geschöpfe. In dem Moment habe ich mich verlassen, wenn eigentlich Schmerz in mir ist. Wenn Wut in mir ist, die voll berechtigt ist. Seelenwut, die da ist, wenn etwas nicht in der Ordnung ist. Wenn es in mir brodelt und tobt, mir es schier das Herz zerreißt, bei dem Anblick, wenn zum Beispiel ein Vater sein weinendes Kind anschreit und fragt, ob es ihn eigentlich verarschen will. In solchen Momenten bin ich ganz bei mir. Fühle mich, während ich beobachte. Fühle und sehe die Not des Kindes, des Schutzbefohlenen, das hilflos ausgeliefert ist, das nicht verstanden wird, das null erfasst wird und niedergebügelt und dadurch noch mehr in Not kommt und darin wieder nicht erfasst wird. Ich sehe darin das, was mir so oft passiert ist, verstehe mich dadurch noch besser. Mit solchen krassen Situationen war ich tausendfach konfrontiert. DAS ist mir widerfahren. Jetzt sehe ich es von außen, vollziehe nach, begreife mich. Ich sehe dieses Kind. Ich sehe mich. Und ich kenne auch das Fühlen des Erwachsenen. Ich war früher genauso da. Dachte, dass Kinder einfach nur kleine Erwachsene sind und mich testen wollen, verarschen, mit Kalkül foppen und reizen und an der Nase herumführen können. Auch das nehme ich wahr und bin erschüttert, erinnere mich an Situationen mit meinen Nichten, bin betroffen und muss feststellen, ich wusste es nicht besser. Ich konnte es nicht besser. Das war damals meine Wahrheit. Und gleichzeitig bin ich jetzt betroffen darüber, sehe, fühle, was tatsächlich gewesen ist, was die Zwerge gebraucht hätten von mir, was mein Verhalten für sie bedeutet hat, erkenne nachträglich ihre Lage an, sehe meine Verblendung, meine Abtrennung, wie viele Lügen ich über Menschsein geglaubt hatte, erkenne meine Überforderung, meine Ängste, meine Engstirnigkeit, mein Kontrollbedürfnis, meine unfassbare Ohnmacht. Ja, so war es. Und in all dem bin ich in meiner Ganzheit da, ohne auch nur irgendwas von mir abzuschneiden.

Für mich ist es essentiell zu erfassen, was tatsächlich die Wahrheit des Moments ist. Wie geht es mir denn tatsächlich? Und wozu um Gottes Willen braucht es diese spirituelle Phrase wirklich? Wer in mir spricht? Will ich mich selbst beruhigen und meine Wut abmildern? Will ich damit meiner Ohnmacht begegnen?

Ich kann von mir sagen, dass es sau gut tut, voll im Feuer da zu sein. ALLES in mir zu fühlen, was gerade da ist und vor allem BEI mir und IN mir zu sein und zu bleiben, keinen Millimeter von mir wegzugehen. DAS bedeutet das gerade für mich. Verständnis für MICH zu haben. Und eins mag ich in dem Zuge noch ergänzen: So oft sind Trigger keine wahren Trigger, sondern gesunde, adequate Reaktionen auf krankes Verhalten von anderen mir gegenüber. Es gibt nichts zu integrieren oder anzuschauen, es gilt ganz klar Position zu beziehen und MIT dieser Wut FÜR meine Integrität, Würde und Bedürfnisse dazustehen. Ich mag mich nicht mehr abmildern und ich werde fuchsteufelswild, wenn ich bei anderen beobachte, wie sie ihre gesunde Wut wegargumentieren oder darin den Fehler suchen.



Montag, 11. August 2025

Das, was ich fühle und empfinde, KANN niemanden verletzen

Rücksicht auf die Gefühle von anderen nehmen wollen, meint meistens, sie zu vermeiden. Das ist keine reife Empathie, das ist Schmerzvermeidung, Wundenmanagement, falsche Rücksichtnahme, die sehr wahrscheinlich beinhaltet, dass ich mich selbst verbiege, Themen ausspare, nicht meine Wahrheit spreche, nicht sage, was ich tatsächlich empfinde, weil es den anderen "verletzen" könnte.

Das, was ich fühle und empfinde, KANN niemanden verletzen. Es kann Verletzungen berühren, ja, die waren aber vor mir schon da. Ich bin nicht Verursacher der Wunde, ich komm bloß dran.

Will ich Gefühle vermeiden, Rücksicht nehmen, übernehme ich Verantwortung, die nicht meine ist. Bewege mich in Angelegenheiten, die nicht zu meinen gehören und ich bin nicht in meiner Wahrheit da.

Was tatsächlich verletzt ist, wenn jemand seine Gefühle in eine Aussage über den anderen packt, über sein Sein, und derjenige nicht in der Lage ist, zu reflektieren und zu bemerken, dass das nicht die Wahrheit des Moments ist. Wie in der Kindheit tausendfach passiert. Ich bekomme in mein offenes, filterloses Wesen einen Giftstachel nach dem nächsten geschoben mit Unwahrheiten über mich, weil der andere nicht die Verantwortung für seine Gefühle übernimmt. "Du bist anstrengend." Die Wahrheit wäre: "Es ist gerade anstrengend für mich." Ein himmelweiter Unterschied in der Botschaft.

In derlei Aussagen über den anderen, die eigentlich Aussage über mich sein müssten, passieren tatsächlich Verletzungen. Nicht aber, wenn ich meine Gefühle und Empfindungen ausdrücke und eine Aussage über mich treffe.

Auf was will ich also Rücksicht beim anderen nehmen und warum? Und will ich wirklich auf die Gefühle des anderen "Rücksicht nehmen" oder will ich eher auf meine Gefühle "Rücksicht nehmen" und vermeiden, wie ich mich fühle, wenn ich im anderen Gefühle ausgelöst habe?

Was ist die Motivation? Um was geht es dabei wirklich? Und wie sehr bin ich dabei in der Wahrheit über mich selbst, kann bei mir bleiben und das, was es tatsächlich in mir fühlt, ganz und ehrlich zum Ausdruck bringen? Oder tue ich mir bei dem Versuch, Rücksicht auf den anderen zu nehmen, eher selber ordentlich weh?



 

Dienstag, 5. August 2025

Und unter all dem ist meist das Eigentliche

Wenn du als Kind – auf welche Weise auch immer – Gewalt erfahren hast, verbal, emotional, körperlich, Missbrauch, Unterdrückung, Demütigung, Grenzüberschreitung, die Beschneidung des wahren Wesens, Schmerz, der durch andere verursacht wurde, dann kann folgende Dynamik in dir entstehen:

Da gibt es den Anteil, der den Schmerz behalten will. Er will ihn den Tätern vor die Nase halten und sagen: „Seht her, das habt ihr mit mir gemacht! Wegen euch leide ich. Wegen euch bin ich kaputt.“
Würde er den Schmerz hergeben, würde es ihm endlich gut gehen, wäre sein Leben leicht und schön, hätte er das Gefühl, dass die Täter ungeschoren davongekommen sind, dass sein Leid vergebens war. Sein Schmerz ist ein Mahnmal. Ein Monument. Er will Rache. Er will Anerkennung für sein Leid. Er ist wütend.

Dann gibt es den Anteil, der glaubt, dass er all den Schmerz verdient hat, dass etwas an ihm so grundfalsch oder schlecht ist, dass es kein Wunder ist, dass die anderen so mit ihm umgehen. Er fühlt sich unwürdig, nichtig, wie das Letzte, das nichts Gutes verdient hat. Er glaubt, der Fehler läge bei ihm. Er glaubt, dass er auf irgendeine Art an all dem selber schuld ist. Dieses Falsche, das er selbst zwar nicht kennt, das aber da sein muss, weil die anderen es sehen und bestrafen, muss verborgen werden. Sowohl vor sich selbst, als erst recht vor anderen. Der Schmerz um dieses Falschsein ist zu groß. Er muss verdrängt werden. Dieser Anteil neigt zur Selbstbestrafung. Er glaubt an seine Schuld und Schuld fordert Strafe. Er ist voller Scham über seine Unzulänglichkeit.

Gleichzeitig gibt es einen Teil, der genau weiß, dass das Falsche nicht da ist, dass mit ihm alles richtig ist, dass er unschuldig ist und dass er ungerecht behandelt wird, dass hier etwas grundlegend nicht stimmt. Dieser Anteil will, dass der Schmerz aufhört. Er weiß, dass es so hier nicht gedacht ist, dass er Besseres verdient hat. Er strebt nach Leichtigkeit, nach dem Ausdruck von seinem wahren Wesen, danach, das, was er in Wahrheit ist, endlich auch zu erfahren. Er will Gerechtigkeit und das, was ihm zusteht. Er strebt nach der Liebe, die er ist und sucht Wege.

All diese Anteile – und vielleicht noch mehr - sind gleichzeitig aktiv und erzeugen nicht nur eine innere Zerrissenheit, einen Grundkonflikt im Selbst, sondern sie erzeugen auch im Außen ein stetes Hin und Her und Auf und Ab in den Erfahrungen, je nachdem, welcher Anteil gerade im Vordergrund aktiv ist.

Aus meiner Erfahrung beginnt die Heilung mit dem Erkennen der Anteile und der Dynamik, mit dem Erfassen, dass es diese Anteile gibt und zwar alle zu recht. Jeder Anteil hat seine Berechtigung und darf mitfühlend gesehen, anerkannt und bezeugt werden.

Und unter all dem ist meist das Eigentliche: eine große Traurigkeit und ein großer Schmerz darüber, dass es nicht lebbar ist, was möglich wäre. So war es. So ist es vielleicht noch. Das gilt es ebenfalls anzuerkennen und zu fühlen, der Urschmerz: Das wahre Wesen, das nicht gelebt werden kann. Der Schmerz darüber, dass du nicht das erfährst, was deinem Wesen entspräche. Die Integrität, die nicht gewahrt werden kann.

Autsch!
Atmen.
Damit sitzen.

So fühlt sich das an.

(Das Beschriebene beruht sowohl auf eigener Erfahrung als auch einem Mitfühl-Erfahren von wundervollen Mitreisenden. Keine Theorie. Gelebtes, erschlossenes Leben. Kein Anspruch auf Vollständigkeit und wie immer das Bedürfnis, es mit euch zu teilen.)



Samstag, 2. August 2025

Ganz, ganz oft bist nicht du das Problem

Du bist nicht anstrengend. Du stößt auf Ungereimtheiten und sprichst das an.

Du bist nicht nervig. Du willst Klarheit und Stringenz.

Du bist nicht schwer von Begriff. Der andere ist nicht verstehbar. Du willst verstehen und fragst nach.

Du bist nicht zu viel. Du willst nicht zu viel. Der andere ist nicht da. Du forderst zu recht Präsenz, willst den anderen greifen, begreifen und fühlen.

Du bist nicht komisch oder kompliziert. Du stolperst über den Müll der anderen, den sie in euren gemeinsamen Raum stellen.

Du kannst es nicht einfach mal gut sein lassen, weil es verdammt noch mal nicht gut ist.

Du bist nicht falsch. Du reagierst gesund auf die innere Abwesenheit des anderen, auf Widersprüchlichkeiten, auf Verdrehungen, auf unklare Räume, auf Unwesentliches, Abgetrenntes. Wehrst dich gegen Schuldzuweisungen, falsche Schlussfolgerungen, Projektionen, verbale Gewalt und Ungerechtigkeiten.

Du bist nicht das Problem. Du zeigst nur an, dass da was nicht stimmt, nicht in der Ordnung ist, das Gesagte nicht zu dem passt, was wahrnehmbar im Raum ist.

Du reagierst, wenn deine Würde verletzt wird, deine Grenzen überschritten werden, du übergangen wirst oder dir nicht die Wahrheit gesagt wird, etwas verschwiegen wird, unausgesprochene Absichten im Raum sind, Manipulation stattfindet.

Das Meiste, was in meinem Leben zu meinem Problem erklärt wurde, für das ich falsch gemacht wurde, waren in Wahrheit die Baustellen der anderen, mit denen ich schon zu kämpfen hatte, lange bevor ich auch nur einen Mucks gesagt habe.

Meine Wahrnehmung und meine körperlichen Reaktionen darauf waren immer richtig. Nichts davon hab ich mir eingebildet. Ich werde wieder und wieder darin bestätigt und das geht nur, wenn jeder radikal ehrlich da ist und reflektiert.

Du bist auf die Ehrlichkeit und die Reflexionsfähigkeit der anderen angewiesen, wenn eine Situation wirklich geklärt und aufgeklärt werden soll. Du spürst, wenn Wahrheit gesprochen wird, wenn es stimmt, was der andere sagt, wenn es übereinstimmt, wenn das, was schwingt, zu dem passt, was gesagt und getan wird.

Ganz, ganz oft bist nicht du das Problem, du stößt lediglich auf das unaufgeräumte Zeug der anderen.


Samstag, 5. Juli 2025

Wahrnehmungsabgleich

zur Orientierung - was wirkt da wirklich?

Sonntag | 06.07. | 19 Uhr
Dienstag | 08.07. | 10 Uhr
via Zoom

Ich mag wieder zwei Räume aufmachen für einen Wahrnehmungsabgleich. Mir wird wieder und wieder deutlich gezeigt, wie essentiell es ist, mit feinfühligen, spürigen Wesen, die Felder wahrnehmen können, abzugleichen, was tatsächlich da ist.

So intensiv wurde uns unsere Wahrnehmung als Kind abgesprochen, so intensiv wird sie uns meistens als Erwachsene auch noch abgesprochen, wenn wir mit Menschen sind, die sich nicht gut spüren und uns ehrlich sagen können, wie sie gerade da sind. Meistens wissen wir, dass da was nicht stimmt und vielleicht auch, was da nicht stimmt und dennoch wirkt der Zweifel in uns.

Genauso kann der Zweifel da sein, was unser Innenerleben angeht, unsere körperliche Verfassung, unsere Umstände.

Wo stehst du gerade wirklich? Was ist jetzt tatsächlich relevant? Was wirkt in Beziehungen? Was will erkannt werden in Situationen, die dich einfach nicht mehr loslassen und immerzu beschäftigen?

Ich mag mit euch auf genau solche Situationen, Umstände und Zustände schauen, die euch herausfordern, die sich vielleicht wiederholen, in denen Verwirrung und Unsicherheit da ist. Ich mag Spiegel sein und meine Wahrnehmung zur Verfügung stellen, mit euch eintauchen und entwirren.

In einer kleinen Gruppe. Via Zoom.

Anmeldung für Sonntag, 06.07., 19 Uhr
Anmeldung für Dienstag, 08.07., 10 Uhr


Ich freu mich auf uns und alles, was sich offenbaren mag.
💖 Anja 💖


PS: Was wann an finanzieller Wertschätzung zu mir fließen soll, bitte ich dich im weisen, tiefehrlichen Hinspüren zu ergründen. Die Wahrheit jenseits von Gedanken und Ideen. Ich danke dir dafür.

www.paypal.me/AnjaReiche (http://www.paypal.me/AnjaReiche)
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Montag, 23. Juni 2025

Ja, so ist es

Diese vier Worte sind für mich magisch. Ich erlebe immer wieder, wie direkt Entspannung in mein System kommt, etwas ausatmet und ich weicher werde.

Sie nehmen den Moment komplett an. Sie bezeugen das Jetzt mit allen Umständen und Zuständen. Sie sehen und sagen ja dazu. Sie verlangen keine Veränderung. Sie haben keine Wertung und kein Urteil. Sie wollen keine Handlung, keine Reaktion.

Jede Idee von "es müsste aber anders sein" stirbt sofort. Etwas in mir hört direkt auf, eine Lösung zu suchen. Ich komme in ein Wahrnehmen dessen, was in mir ist, wenn ich den Umstand und Zustand einfach anerkenne.

Ah, ok. Da ist also Enge. Da ist Unruhe. Da ist Anspannung. Der Lärm, den ich im Außen höre, beeinflusst mein Hören nach innen. Der Lärm ist da. Ich bin da. Ok. So ist es also gerade. Das ist jetzt dieser Moment.

Ah, ok. Da ist gerade Schwindel. Ich sehe anders als sonst. Die Buchstaben vor meinem Auge sind eher ein Klumpen, als dass ich klare Wörter erkennen könnte. Ich kann noch lesen, da sind noch Begriffe, aber mir wird übel dabei. Ah, ok. Da ist das Bedürfnis mich hinzulegen. Die Möglichkeit ist da. Ich bleibe dennoch sitzen. Einfach so. Mir kommen Tränen. Ich mag weinen. Ich weine. Da ist eine Schulter zum Anlehnen. Ich lehne mich an. Weine weiter. Fühle weiter meinen Körper. So ist es gerade. Das ist der Moment.

Ah, ok. Da ist gerade eine unglaubliche Wut, eine Unzufriedenheit, ein Unmut. Ist etwas passiert? Hat es einen Grund? Hab ich an etwas Bestimmtes gedacht? Nein. Ich bin aufgewacht und so war es. Ich kenne den Ursprung nicht. Die Gefühle sind da. Ich lass sie sich in mir bewegen. Eine ganze Zeit lang. Wollen sie Ausdruck? Mag ich anfangen zu schreiben? Nein. Ich mag sie sein lassen. So da sein. Ich mag es erzählen. Sie einfach benennen. Damit in Kontakt gehen. Grummelig mit jemandem da sein. Ok. So ist es gerade. Das ist der Moment.

Ich könnte das jetzt mit unzähligen Beispielen fortführen. Dieses simple "Ja, so ist es" ist für mich Heilung pur.

Und auch ein "Ja, so war es" für alles, was in der Vergangenheit vielleicht an anspruchsvollen, herausfordernden, verletzenden, traumatisierenden Ereignissen war, bringt mir Frieden ins System. Ruhe. Die inneren Kinder werden vielleicht zum ersten Mal bestätigt und müssen nicht mehr darum ringen, etwas anerkannt zu bekommen. Ich gebe ihnen recht. Ja so war es. Du wurdest manipuliert. Du wurdest missbraucht. Du wurdest angelogen. Dir wurde Verantwortung übertragen, die nicht die deine war. Ja, die Erwachsenen waren emotional abwesend. Ja, du wurdest für ihre Zwecke benutzt. Das alles ist wahr.

Das Anerkennen ist für mich der erste und wichtigste Schritt. Dann kann ich fühlen, was das für mich bedeutet, was es für mich bedeutet hat. Ich kann fühlen, was jetzt ist und endlich das, was ich früher nicht in der Lage war zu fühlen. Dann bin ich am Punkt.

Es kann natürlich immer sein, dass es Teile in mir gibt, die wollen und können gerade nicht anerkennen. Die sind im Widerstand. Die wollen das so nicht. Dann kann ich "Ja, so ist es" mantramäßig aufsagen und dennoch ist es nicht gemeint und wahr für mich. In diesem Moment wäre es eine Lüge. Mir gegenüber. Und irgendwie gewalttätig, wenn ich mir selbst im Widerstand sagen würde, dass es jetzt halt einfach so ist.

Ich mag den Widerstand als Wahrheit anerkennen. Er ist gerade da. Dann gehört da das "Ja, so ist es" hin. Das ist gerade wahr für mich. Ah, ok. Etwas in mir will das gerade nicht so, wie es ist. Das kann ich verstehen. So ist es gerade. Das ist der Moment.

Magische Worte:
Ja, so ist es.
Ja, so war es.



Sonntag, 22. Juni 2025

Nicht ich bin fehl, mir hat was gefehlt

Ich liebe es, Barbara zuzuhören. Diese kraftvolle Klarheit. Diese bemerkenswerte Wucht (Danke, Sylvia, für dieses so treffende Wort) in jeder fein erspürten Formulierung. Ein Sprechen aus dem Ergründen in sich, aus dem konkreten Moment, aus dem jetzigen Erleben, aus dem wahrhaftigen, leibhaftigen Punkt.

Manchmal muss ich mitschreiben, aufschreiben, was da aus ihr fließt und - Gott sei Dank - hab ich ihre Erlaubnis davon zu teilen, wenn ich den Impuls habe.

Die folgende Mitschrift wollte ich schon ewig mit euch teilen. Die Worte vibrieren nach wie vor in mir, berühren mich tief und wirken, bewirken, was auch immer. Ein Klingen, ein Summen, ein tiefes JA. Immer wieder kommen mir die Tränen. Mein System meldet Wahrheit. Das Gesprochene verströmt nach meinem Empfinden so eine Wärme, so eine Weisheit, so eine Milde, so viel Liebe und sie bezeugen den Weg der Heilung. Sie erzählen von Quantensprüngen und Befreiungsschlägen, von Paradigmenwechsel und der fühlenden Rückeroberung des Selbst.

Und nun lade ich euch ein. Lest und fühlt selbst:

"Nicht ich bin fehl, sondern das hat immer gefehlt... mich im Wundsein ernst nehmen... jetzt die Wunden für wahr nehmen und da sein lassen in und trotz allem/n... weil ich weiß, dass mit meinem Weich- und Menschlichsein alles in Ordnung ist.

Mich wund wahr und da haben wollen.

Es geht nicht mehr darum "wo ist für die Wunde Platz", sondern ich bin da und da wo ich bin, ist die Wunde.

Manchmal wird die Wunde weggeschickt. Und das ist nicht mehr so schlimm wie emotionale Ablehnung bisher war, weil ich weiß, dass ich meine Wahrheit bin. Und das auch irgendwie nicht mehr so persönlich nehm', sondern die können halt mit Wundsein nicht sein.

Irgendwo ist immer Raum, wo ich atmen kann.

Ich muss meine Begegnung mit mir nicht mehr unterbrechen für andere."

Barbara Klaus

DANKE!!! Danke für dich. Es ist mir eine Ehre, mit dir hier zu sein, Weggefährten, Schwestern. Es ist ein Segen, dich an meiner Seite zu wissen und an deiner Seite sein zu dürfen. ❤️🙏🔥




Freitag, 20. Juni 2025

Das Trauma der Vernachlässigung

Der Schmerz aus dem, was NICHT war

Wie kann etwas weh tun, was nie passiert ist?

Es gibt einen Schmerz in tausend Facetten, der kommt nicht aus etwas, was uns angetan wurde. Er kommt von etwas, was nicht passiert ist, was wir nicht bekommen haben, was uns nicht zuteil wurde, was wir aber als Kind so dringend gebraucht hätten.

Ich spreche von echter, tiefer Zuwendung. Von einem "um uns kümmern", vom versorgt werden und damit meine ich weniger materielle Versorgung, sondern emotionale, seelische.

Ich spreche von Berührung, körperlicher und emotionaler. Ich spreche von Aufmerksamkeit. Dem Erleben, gewollt und willkommen zu sein. Dem Erleben, dass sich jemand an unserer Existenz freut, einfach so, mit uns sein will, Wert auf unser Wohlergehen legt und zwar wirklich auf unseres, wie es uns tatsächlich wohl wäre, unseren Bedürfnissen tatsächlich entsprechend. Ich spreche von Futter, emotionaler und geistiger Nahrung, die wir so sehr zum Gedeihen brauchen.

Fehlt uns das als Kind, bleibt da eine Leere, eine ungestillte, namenlose Sehnsucht, ein brennendes Vermissen von etwas, das wir noch nicht einmal kennen. Wir könnten meist gar nicht genau sagen, was uns fehlt. Wir können also auch nicht danach fragen. Wir haben es ja nie erfahren und doch weiß unser ganzes System, dass da etwas "hingehört" hätte. Dass da eine klaffende Lücke auf so vielen Ebenen ist. Da ist ein Mangel spürbar. Dauerhaft. Wie ein stetes Hintergrundrauschen, manchmal aber auch brüllend laut.

Dann sind da später Erwachsene, die als Kind auf diese Weise vernachlässigt wurden, denen es einfach "nicht gut" geht. Da ist vielleicht Depression, da ist vielleicht stete Traurigkeit, Todessehnsucht, Sinnlosigkeit, eine unglaubliche Einsamkeit, obwohl es vielleicht ein soziales Netzwerk gibt, obwohl da vielleicht Familie ist. Einsamkeit trotz Menschen. Da ist vielleicht das Gefühl, ständig etwas zu brauchen, ohne zu wissen, was. Oder das Gefühl ein Aussätziger zu sein, irgendwie eklig, oder falsch oder eben schlicht nicht dazugehörig, immer außen vor, auch wenn er sich vielleicht gerade mitten in einer Gruppe befindet.

Diese fehlende Versorgung in der Kindheit hinterlässt so tiefe Wunden, die aber sichtbar keinen Ursprung haben. Da gab es vielleicht keine körperliche Gewalt. Da war scheinbar immer alles da in der Kindheit. Was zu Essen, Kleidung, ein Dach über dem Kopf. Und dennoch sind da Schmerz, ein krass verzerrtes Selbstbild, weil etwas unbewusst angefangen hat zu glauben, dass mit sich selbst etwas nicht stimmen kann, Unzufriedenheit, Mangelgefühle, oder sogar eine Art Heimweh, ohne zu wissen, wo dieses Zuhause sein soll. Das Elternhaus ist damit meistens nicht gemeint. Der Zweck der Existenz scheint nicht da zu sein. Das Leben macht keinen Sinn, wenn etwas in mir gespeichert hat, dass ich nicht gewollt bin. Dennoch bin ich da. Warum? Ein dauerhafter Grundkonflikt, meist unbewusst.

Es bleibt die stete Unruhe und Suche nach etwas Unbestimmten, das oft lange keinen Grund zu haben scheint, kein Ziel, keine Ausrichtung. Da fehlt einfach was. Durch Reisen, Ausbildungen, Auswandern, Umzüge, Partnerschaften, Kinder bekommen, Sport, Sex oder anderen bekannten Kompensationshandlungen wird dann versucht, diese Lücke zu schließen, irgendwo eine Art Heimat zu finden. Das mag kurzzeitig Linderung verschaffen, aber das Loch bleibt.

Die inneren Kinder sind unterversorgt und bleiben es, wenn sie unerkannt bleiben, wenn die Lücke keinen Namen bekommt und der Ursprung von all dem nicht ergründet wird.

Eine große Herausforderung in all dem ist aus meiner Sicht, überhaupt erst mal anzuerkennen - vor mir selbst und den Eltern gegenüber -, dass da etwas nicht stimmt, obwohl mir als Kind ja eigentlich nichts "Schlimmes" passiert ist (meist kommt das allerdings noch obendrauf). Ich habe ein Recht auf meine Verletzungen, auch wenn mir alle Welt erzählt, dass doch eigentlich nichts war. Meine Wunde, mein Unwohlsein stimmt. Mein Innenerleben spricht eine sehr eindeutige Sprache. Die Zellerinnerung täuscht sich nicht und kann sich auch nichts einbilden. Wenn da was fehlt, fehlt da was. Wenn mir Berührung fremd ist, ist mir Berührung fremd. Wenn ich mich ungeliebt fühle, fühle ich mich ungeliebt. Da kann der andere tausend Mal beteuern, wie sehr er mich liebt. Ich fühle anders.

Dieses Anerkennen vor mir selbst, öffnet Tür und Tor für Heilung. Die Wunde ist als existent erkannt, das Wundsein darf wahr sein. Die Wunde aus etwas, was mir nicht passiert ist. Es gibt sie. Und jetzt kann ich ihr begegnen.

Danke, Barbara. Danke, Christian. Danke, Kathi.


Nachtrag:
Ich glaube, der wichtigste Aspekt aus all dem, kommt mir jetzt erst in den Sinn: Die emotionale Überforderung. Ich bin mit all meinen Emotionen als Kind alleine. Ich habe keine Anlaufstelle. Niemanden, der mich im Sturm hält. Kein Nervensystem zum Regulieren. Da ist kein Hafen, kein Halt, keine Zuflucht, kein Entgegenkommen, kein Wohlwollen in all dem, niemand, der mich darin erfassen und handeln kann. Ich muss mit all dem Toben in mir, mit all den Nöten alleine klarkommen. Ein Kind ist nicht dafür ausgelegt, mit all dem alleine gelassen zu sein. Ein Kind ist überhaupt nicht dafür ausgelegt, alleine gelassen zu sein. Das Verlassenwerden von Erwachsenen findet in den meisten Fällen innerlich statt. Ein innerliches von mir weg gehen. Der Horror pur als Kind.



Donnerstag, 19. Juni 2025

Bevor ich nichts mehr will, muss ich erst mal was wollen dürfen

Ich hab gestern von der Hingabe an das, was ist, geschrieben und ich mag unterstreichen, dass ich auf dem Weg die inneren Kinder nicht vergessen will und darf. Die Anteile in mir, die nicht das bekommen haben, was sie wirklich gebraucht hätten, deren Bedürfnisse nicht befriedigt wurden, die nie das bekommen haben, was wirklich für sie stimmte und in dem Moment richtig und wichtig gewesen wäre, die im Mangel groß geworden sind, die vielleicht immer teilen mussten und nichts für sich haben durften, deren Sachen nie sicher waren, kaputt gemacht wurden oder ihnen wieder weggenommen wurden, die nie an erster Stelle standen, deren Bedürfnisse immer nachgelagert waren oder sogar als störend empfunden wurden.

All die unbefriedigten, ausgehungerten und zu Recht fordernden, lechzenden, schreienden, inneren Kinder will ich nicht übersehen und schon gar nicht übergehen. Was viele als das Ego bezeichnen, das sterben muss, sehe ich als verletztes Kind, das gesehen werden will, das endlich wahrgenommen werden will mit dem, was in ihm tobt, das durch meine Hinwendung heilen darf.

Diese Lücken der Bedürfniserfüllung aus der Kindheit haben wir wohl alle auf irgendeine Art und Weise. Ganz individuell hat den meisten irgendwas gefehlt, was so wichtig und erforderlich gewesen wäre. Dieser Mangel wirkt als Erwachsener immer noch. Das klaffende Loch im Inneren ist da und wahr.

Wenn diese Anteile hören, dass sie sich doch bitte mit dem zufrieden geben sollen, was gerade da ist und dass sie nichts mehr für sich persönlich wollen sollen, dann setzt sich für sie der Horror der Kindheit fort. Sie gehen auf die Barrikaden. Zu Recht. Mit ihnen mag ich in den Kontakt gehen, sie endlich hören und erhören, sie sehen und halten, trösten und ihnen sagen, dass sie recht haben, immer hatten und dass sie gebraucht hätten. So viel mehr.

Ich mag sie nicht wieder übergehen. Das würde meinen inneren Krieg nur fortsetzen. Ich mag sie nicht zwingen nichts mehr zu wollen, weil sie verdammt nochmal wirklich noch was brauchen. Von mir. Ein ernst genommen werden. Liebe, Verständnis, Mitgefühl, das gesehen werden in ihrer Not, das Bezeugen von all dem, die Erlaubnis und Bestätigung haben wollen zu dürfen, brauchen zu dürfen und die Erinnerung daran, dass das Leben, Gott nicht so unachtsam ist, wie die Eltern damals. Sie haben nicht in der Ordnung gehandelt, haben mich nicht gesehen und wirklich erkannt. Dieser "Macht" bin ich nicht mehr ausgeliefert. Mit der hab ich es nicht mehr zu tun. Ich werde gesehen. Vom Leben, vom All-Bewusstsein, von Gott und bin erkannt, bekomme, was ich wirklich brauche, um zurück zu mir zu kommen, was Wesentlich ist für meine Erfahrungen, für mein Wachstum, für mein Gedeihen, für meine Blüte. Diese Macht meint es wirklich gut mit mir und meint mich wirklich.

Dann braucht es kein persönliches Wollen mehr. Das Leben weiß es besser. Die Kinder in mir sind versorgt und in Sicherheit, geborgen, und wissen wieder um die Wahrheit. Sie dürfen was wollen. Ich bin da für sie. Und die Erwachsene, die ich bin, kann sich dann hingeben, ganz und gar, dem Leben, dem Höheren.

Dieser eine Schritt dazwischen darf für meine Begriffe nicht fehlen. Bevor ich (als Erwachsene) nichts mehr will, muss ich (meine inneren Kinder) erstmal was wollen dürfen und auch anerkennen, dass die Erwachsene Bedürfnisse hat, mich erinnern, dass mich das Leben damit sieht, dass sie vom Leben selbst kommen, das nach Leben strebt und dass alles, was ich wirklich wirklich brauche, da ist.

Ich darf wollen, bevor ich nichts mehr will.


 

Montag, 16. Juni 2025

radikale Selbstbegegnung

die fühlende Rückeroberung des Selbst

Wenn du dich selber willst - unter allen Umständen und VOR allem anderen - deine Essenz, dein pures Wesen, deine Kraft, wenn du dich spüren und erfahren willst, dir bis in den letzten Winkel deiner Seele begegnen willst, fühlend, was immer sich zeigen mag, dann bist du bei mir und in diesem geschützten, urteilsfreien Raum genau richtig. Ich heiße dich willkommen. Gehen wir gemeinsam in die Tiefe, an die Wurzel und zu dir hin.

Ich mag darin unterstützen, tief mit dir in Kontakt zu kommen. Ich bin da mit meiner Wahrnehmung, mit meiner Klarheit, mit den inneren Bildern, die sich mir zeigen, mit dem Erspüren dessen, was mit dir im Raum ist und oft für mich tatsächlich sichtbar, mag teilen von meinen eigenen Erfahrungen, wenn es dran ist, bin da mit meinem ganzen Sein, mit meiner ganzen, allumfassenden Menschlichkeit, als echtes, wahrhaftes, wohlwollendes, präsentes, selbst tiefgetauchtes Gegenüber, das wirklich DICH will und meint. Ich bin da, greifbar, offen, transparent, teile das, was in mir ist, erforsche mich ebenfalls.

Es geht in diesem Raum nicht um Gemeinschaft oder Austausch, sondern um tiefe Selbstbegegnung - jeder für sich.

Es geht ums Erkennen, Aufdecken, Benennen, nach Hause holen. Muster und Wunden im Ursprung, in der Entstehung erkennen und fühlen. Das Unbewusste bewusst machen.

Dazu kann alles dienen. Das Miteinander im Raum, Beziehungen im Umfeld, Alltagssituationen, die anticken. Etwas kommt in Wallung, Emotionen fluten das System. Das ganze Leben, jede Erfahrung kann auslösen und der Selbsterkenntnis und Heilung dienen, wenn es genommen wird, gefühlt und zwar an der Wurzel. Genau da gehen wir hin – an die Wurzel der Entstehung. Was immer du mitbringst an Themen, was immer dich bewegt, wir ergründen es, fächern es auf, durchdringen.

Ich mag mit dir kindliche Trugschlüsse und Traumalügen aufdecken. Ich mag der Wahrheit Raum geben und daran neu ausrichten und aufrichten.

Es geht um den Sprung in die eigene Tiefe, immer wieder, ums Tieffühlen, ums Eintauchen, Verkörpern und Durchtauchen. Es ist eine Einladung, tief zu gehen und noch tiefer, durch den Urgrund hindurch und auf der anderen Seite wieder heraus. Geläuterter. Ganzer. Freier. Erlöster. Durchgestorben. Jedes Mal ein kleiner Tod und eine Wiederauferstehung.

Es geht um nichts. Nichts muss anders werden. Nur gesehen werden, erkannt und fühlend da sein dürfen.

Es geht um ALLES. Dich als Ganzes, selbst-bewusstes Wesen. Dich in deiner Essenz, ohne all das, was du nicht bist, aber für dich gehalten hast. Mit all dem, was du immer warst, aber nicht sein durftest.

Ich mag dich unterstützen, dich wieder ganz zu leben, dich selbst zurückzuerobern, dich selbst voll und ganz zu vereinnahmen, zu erkennen und auszufüllen. Ich mag dich sehen, fühlen und bezeugen. Mit dir in all dem da sein.

Dazu lade ich dich von Herzen ein.
❤ Anja ❤


Anfragen gerne spontan an mail@anja-reiche.de


PS: Wie oft, wie lange und auf welchem Weg wir uns begegnen, wird sich zeigen. Videocall, persönlich, Sprachnachricht, alles im Wechsel oder noch ganz anders. Der Prozess weiß es besser als ich. Was an finanzieller Wertschätzung wann fließt, bitte ich dich im weisen, tiefehrlichen Hinspüren zu ergründen. Die Wahrheit jenseits von Gedanken und Ideen.

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Samstag, 14. Juni 2025

Bin ich mit meinen Grenzen gewollt?

"Wer dich mit deinen Grenzen nicht liebt, profitiert davon, dass du keine hast." reBliss

"Wem nützt es, wenn du deine Grenze nicht wahrst?" reBliss

Der Satz und die Frage bewegen sich seit heute Morgen in mir. Gelesen habe ich sie in einem Artikel bei Facebook von reBliss. Es ging um starke, echte Beziehung und dass ich darin MIT meinen Grenzen gewollt bin. Menschen, die meine Grenzen nicht wollen bzw. wollen, dass ich sie übergehe, dienen ihren eigenen Zwecken. In solchen Beziehungen spiele ich mit meinem Wohlergehen keine Rolle. In solchen Beziehungen bin ich lediglich als Bedürfniserfüller gedacht.

Nun ist das Thema ja kein neues für mich. Und dennoch rückt es in mir durch den Satz und die Frage noch mal etwas gerade. Nochmal ein klarerer Blick auf bisherige Beziehungen und Begegnungen. Wann musste ich meine Grenzen verteidigen, mich begründen, rechtfertigen und was hatte der andere davon, wenn ich meine Grenzen und Bedürfnisse übergehe? Wann kamen Vorwürfe und Schuldzuweisungen und was hätte der andere in solchen Momenten gerne von mir/durch mich gehabt, was dann nicht stattgefunden hat? Wie wenn ich dadurch nochmal besser überprüfen könnte, was schräg ist, wenn sich etwas schräg anfühlt in Begegnung. Rückblickend und natürlich ab sofort für alles Kommende.

Es erweitert - mal wieder - meinen Blickwinkel. Ich prüfe - mal wieder - nicht nur mich, sondern nehme den anderen und seine Belange mit in den Fokus. Wie wenn es immer wieder erforderlich wäre, die Ursache für Unstimmigkeiten nicht nur in mir zu suchen, sondern alle Beteiligten mit ihren Absichten zu betrachten. Wie wenn es wieder einen Anteil in mir erreicht hätte, der bislang noch nicht den Kopf gehoben hat und mal ins Umfeld geschaut hat, weil er so sehr dabei war, sich selbst zu zerlegen und sich zu fragen, ob er seine Grenzen und Bedürfnisse überhaupt haben darf, dass er gar nicht auf die Idee kam, die Intention des anderen in Frage zu stellen. Wie gesagt - mal wieder.

Mit der Frage nach dem Nutzen und Profit für den anderen, den er hat, wenn ich mich übergehe, wird so schnell so viel deutlich. Ich kann sofort aufhören, mich in Frage zu stellen und mich für meine Grenzen und Bedürfnisse schuldig zu fühlen. Da gibt es einen Anteil in mir, der wirklich denkt, dass er den anderen mit den eigenen Grenzen und Bedürfnissen verletzt und dass ich damit gemein bin. Frage ich nach dem Nutzen für den anderen, wird damit sofort deutlich, dass sich der andere einen Scheiß um mich schert. Er verfolgt schlicht seine Ziele und mein Wohlergehen spielt darin keine Rolle. Die Gedanken, die ich mir um ihn mache, macht er sich nicht für fünf Cent um mich.

Ich will, dass es ihm UND mir gut geht. Er will nur, dass es ihm gut geht. Ich bin egal. Und wenn er seine Haut retten kann, werde ich immer geopfert werden. Es gibt kein Bewusstsein für ein Gemeinwohl oder einfach für einen anderen als eigenständiges Wesen mit eigenen Bedürfnissen.

Jemand, der will, dass ich mich übergehe und dabei noch an meine Solidarität und Güte appelliert, verfolgt vor allem seine Ziele ohne Rücksicht auf Verluste. „Du willst doch, dass es der Mama gut geht, oder?“ Ja, aber ohne, dass ich dabei vor die Hunde gehe und das ist in dieser manipulativen Frage impliziert. Emotionale Erpressung deluxe. Ja, ich will, dass es dem anderen gut geht. Will er auch, dass es mir gut geht? Dass ich integer sein kann? Dass ich meiner Anziehung und Abstoßung folge? Dass ich ehrlich Ja und Nein sage?

In mir wirkt gerade noch der Satz, den ich eben weiter oben geschrieben habe. Die kindliche Idee, dass ich mit meinen Grenzen und Bedürfnissen gemein bin. Dass ich damit andere verletze, dass sie dadurch „zu kurz kommen“. Halleluja. Was für eine perfide Verdrehung. Mal wieder eine „Opfer-Täter-Umkehr“ vom Feinsten, die in der Kindheit entstanden ist und als Erwachsene so subtil greifen kann. Hineinerzogen in den Missbrauch. Leckomio!!! Das darf wieder erstmal wirken und sacken. Eine weitere Runde in dem Spiel „So war es wirklich“. Wieder Schleier, die gehoben werden. Wieder mehr Klarheit und Erwachen. Wieder mehr im Bewusstsein. Wieder mehr durchschaut und erkannt. Korrigiert und richtiggestellt. DANKE!!! So wertvoll und wichtig.



Freitag, 13. Juni 2025

Menschlichkeit rettet Leben

Im Grunde braucht es wenig für Heilung: Menschlichkeit. Und doch scheint genau das Mangelware zu sein. Ich kann mir noch so sehr Heilung auf die Fahne schreiben, wenn ich selbst nicht da bin, nicht mit mir verbunden, nicht in meine eigenen Untiefen hinabgestiegen, kann ich nur bedingt begleiten, Raum halten, und eben nicht in den krassesten Emotionen mit dem anderen da sein. Sie berühren Stellen, die ich selbst noch nicht berührt habe und an dem Punkt bräuchte es dann erst einmal die Selbstbegegnung mit mir. In solchen Momenten bräuchte ich mich selbst und/oder jemanden, der mich unterstützt, begleitet und hält.

Tue ich das nicht, nehme ich mich selbst aus der Gleichung raus als Mensch, dann verwende ich Kontrolle, Konzepte und Methoden, stelle Regeln auf, gebe Anleitung, wie "das" schnell wegzumachen ist und wenn es dem "Patienten" nicht gelingt, dann muss an ihm etwas falsch sein oder er etwas falsch machen.

Ehrlich wäre, in diesem Moment zu sagen, dass ich an meine Grenzen gestoßen bin, dass ich ohnmächtig bin, dass ich nicht weiter weiß, dass ich da noch nicht war und selber erst hin muss.

Die Therapie- und Coaching-Welt ist voll von genau diesem Phänomen: "Helfer", die keine Menschen mehr sind. Unnahbar. Nicht berührbar und sogar dazu angeleitet, unmenschlich zu sein. Distanz ist vorgeschrieben oder sogar selbst gewählt. Nur keine körperliche Berührung. Nur keine Offenheit. Keine Selbstoffenbarung. Keine eigenen Gefühle. Alles, was wirklich heilsam wäre, findet nicht statt oder nur in seltenen Momenten oder Ausnahmesituationen.

Und am besten werden die eigenen Themen und Wunden noch dem "Patienten" hingeschoben und dieser dazu angeleitet, dass der "Helfer" nicht mehr getriggert wird. Halleluja! Die Zustände sind mehr als erschreckend.

Immer wieder erlebe ich selbst, wie simpel es eigentlich ist, tatsächlich ein Leben zu retten. Mit bloßer Menschlichkeit, mit Berührbarkeit, Offenheit, Transparenz, Nahbarkeit, Selbstreflektion und einem Mitgefühl, das tatsächlich mitfühlen kann, weil es die Untiefen des anderen selber kennt oder/und erfassen kann.

Tatsächlich begriffen zu werden, tatsächlich gesehen zu werden, mit allem da sein dürfen, nicht anders sein müssen, nicht verurteilt werden, sondern angenommen sein und verstanden werden, lässt Heilung in kürzester Zeit möglich werden. Alles, was wir als Kind gebraucht hätten, bringt auch als Erwachsener den Segen: Arme, die halten, ein ruhiges Nervensystem, Raum für jede Emotion und jeden Gedanken, ein echtes, erwachsenes, reifes, greifbares, wohlwollendes Gegenüber, das DA ist. Weise handelnd, sich selbst wahrnehmend, das nur agiert, wenn es stimmt und den anderen lässt, weil es um die Größe weiß, das nach Stimmigkeit handelt, den Raum, die Situation und den Moment fühlend erfasst. Ein Gegenüber, das allerdings auch Nein sagt, seine Grenzen wahrt und bemerkt, wenn der andere nicht in der Eigenverantwortung ist, wenn die inneren Kinder ankommen und kein Beobachter mehr zugegen ist.

Es braucht im Grunde nicht viel. "Nur" echte Menschen. Tatsächliche Erwachsene. Emotional, nicht nur körperlich. Und eigentlich ist das in Anbetracht der Zustände verdammt viel und selten.

Mir kommt es vor, dass es für eine mir sehr vertraute, relativ große Gruppe von Menschen nichts anderes zu tun gibt, als nachzureifen, tatsächlich erwachsen zu werden, das selber irgendwie hinzubekommen, um dann für andere die Erwachsenen sein zu können, die wir selbst gebraucht hätten, die diese Welt so dringend braucht. Tiefgetaucht. Auf Herz und Nieren geprüft. Tausendfach durchgestorben. Mensch durch und durch, um diesen tiefliebenden Dienst am Leben zu tun und Menschen mit purer Präsenz zurück ins Leben zu begleiten.

Ich hab den Eindruck, dass wir sehr bald sehr gefragt sind. In Gottes Namen. Unser Job ist Menschlichkeit.


 

Donnerstag, 12. Juni 2025

Wenn Beziehung wirklich mich meint

Heute weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn tatsächlich ich gemeint bin, wie sich Berührungen anfühlen, die mich meinen, Beziehungen, in denen ICH gewollt bin, nicht jemand.

Wie es sich anfühlt, wenn der andere tatsächlich möchte, dass es MIR gut geht, wenn da Wohlwollen ist und ein mich sehen, wahrnehmen, Anteil nehmen wollen, bei mir und mit mir sein können.

Die meiste Zeit meines Lebens haben Beziehung und Berührung etwas von mir gewollt. Ich war für den anderen da. War es so gewohnt, dass ich gebe und nichts in meine Richtung fließt, was tatsächlich mich meint. Es ging um den anderen. Er wollte etwas, etwas haben, sich gut fühlen, hat etwas gebraucht, von jemandem und ich war eben gerade da. Die Auserkorene, die gerade geeignet schien für die Erfüllung der nie gestillten Bedürfnisse oder für die Erfüllung der Abwehrstrategien, des Nichtfühlenwollens von Leere oder das Fühlenwollen von "ich bin ein guter Mensch".

Ich habe oft Dinge bekommen, die angeblich für mich waren. Tatsächlich waren sie für den anderen. Für sein gutes Gefühl. Er wollte sich als Geber gut fühlen. Es ging nicht um mich, nicht in Wahrheit, und es hat sich immer schal angefühlt, ohne dass ich hätte sagen können, warum. Nie passend. Nie genau richtig für mich oder wenn richtig, dann trotzdem mit einem Beigeschmack, wie wenn daran eine Bedingung geknüpft gewesen wäre, unbewusst, es eher ein Deal für den anderen war, eine Erwartung mitschwang, ein Selbstzweck oder sogar Widerwillen dabei war. Nicht frei. Nicht absichtslos. Nicht aus dem Herzen, sondern aus einem Muster oder Müssen. Nicht für mich, sondern für sich.

Wenn tatsächlich ich gemeint bin in der Beziehung, mit einer Berührung, dann ist das für mich so deutlich zu merken. Wie gesagt, heute kenne ich den großen Unterschied. Dafür muss es aber erstmal passiert sein. Die Fühlprobe setzt auf einmal neue Maßstäbe. Wie wenn ich endlich auf das rechte Maß geeicht bin. Bis zu diesen irdischen, physischen, ganz tatsächlichen Erfahrungen hatte ich immer nur das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, hätte aber nicht sagen können, was.

Irgendwann vor ungefähr drei Jahren war dann Jesus mein Eichmaß, meine Richtschnur, meine Fühlprobe. Ich erinnerte mich, wie es sich anfühlt, wenn ich mit ihm war/bin. Ich hab so viel Zeit mit ihm verbracht. Damals. Jede Zelle in mir weiß, wie sich seine Präsenz anfühlt. Wie sein sehender Blick aussieht. Wie sich Wohlwollen und Güte anfühlen. Wie ein offenes Herz. Wie es sich anfühlt, wenn ich erfasst werde, durchblickt, begriffen. Diese Erinnerungen waren schon so hilfreich.

Und nun kenne ich - tatsächlich, ganz echt, erlebbar - Arme, in die ich gehöre, die mich wirklich halten wollen. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn jemand möchte, dass es MIR gut geht. Wenn ich ernsthaft gefragt werde, ob ich etwas brauche, ob der andere für mich da sein kann und tatsächlich auch dazu in der Lage ist. Ich kenne die tiefe Ruhe, die mich einhüllen kann, wenn in mir der Sturm tobt. Liebevolle Gesten und Berührung, die nicht nur meinen Körper berühren und etwas für sich wollen, sondern die nichts wollen, außer mir gut tun und mein Herz berühren, MICH, mein Wesen. Berührungen, die von Liebe sprechen, die Liebe sind.

Ich kenne die Klarheit, die mich wertschätzend, liebevoll und wohlwollend sieht und erfasst, wenn ich innerlich verwurschtelt bin und dabei, mich zu entwirren, die Präsenz, die mir zuhört und mich adäquat spiegelt, mir meine Fallstricke, Haken und Ösen zeigt, in denen ich verheddert bin. Eine Klarheit, die meine Größe will und meine Freiheit.

Ich kenne echte Zuwendung. Ich durfte kennenlernen, wie es sich anfühlt, wenn mich wirklich jemand in seinem Leben haben will und mich auch reinlässt, vor allem in sein Herz, ganz nah. Wenn ich alles sehen darf, alles wissen darf und mir alles gezeigt wird. Wenn ich kein Objekt zur Bedürfniserfüllung bin, sondern als Mensch und eigenes Wesen wahrgenommen werde, das gewollt ist und selbst relevant, als wertvoll und schützenswert erachtet.

Ich weiß jetzt, wie es sich anfühlt, wenn ich als Frau gewählt werde, als Partnerin, als Gefährtin, als Geliebte, wenn jemand - mein Mann - mit mir Leben gestalten will und das in Ausrichtung an der höchsten Ordnung, bereit, konsequent „all in“ zu gehen und dem alles unterzuordnen, bereit, alles loszulassen, jede Erfahrung zu machen, mich darin als Bereicherung sieht und nicht als Bedrohung für das Bestehende, was unbedingt behalten werden soll. Ich darf und soll an allem rütteln, was keine Substanz hat und auf Mustern basiert. Mein ganzes Sein ist voll und ganz gewollt und keine Störung.

Ich darf erleben, dass Menschen die Fühler nach mir ausstrecken, mich vermissen, dass ich fehle, wenn ich weg bin und zwar wirklich ICH, nicht der Nutzen, den ich hatte, sondern mein Wesen. ICH bin tatsächlich gemeint. Sie wollen wissen, wie es mir geht, was mich bewegt. Sie spüren zu mir hin, haben mich auf dem Schirm, auch wenn ich mich lange nicht melde. Da ist echte Verbindung und Verbundenheit – mit MIR. Ich bin kein Objekt. Ich bin ein Wesen.

Mit all diesen neuen Erfahrungen, die immer mehr werden, die bestimmt auch immer wieder ausbaufähig sind, dann noch mal auf mein Leben, auf meine bisherigen Beziehungen und vor allem auf meine Kindheit zu schauen ist mitunter erschreckend. Wieder und wieder realisiere ich, wie die Dinge wirklich gelagert waren, wie viel von der Beziehung tatsächlich echt war, wie viele Momente wirklich gemeint, wie sehr der andere tatsächlich DA. Es rollen immer wieder Tränen. Immer wieder ist da Entsetzen, mit was ich mich zufrieden gegeben habe, für was ich dankbar war, was ich habe mit mir machen lassen, wo ich geblieben bin und welche „Spiele“ ich mitgespielt habe. Ich wusste es nicht besser. Halleluja.

Und wieder – ich sagte es gestern bereits – ist da ein „Ja, so darf es gewesen sein und DAS hat es für mich bedeutet“. Da ist kein Drama. Es ist eine Bewusstwerdung, ein Augenöffnen. Schleier um Schleier fällt. Erkennen auf allen Ebenen. Und fühlen. Fühlend mich in all dem nachträglich verstehen und sehen. Realisieren. Neu einordnen. Neu kalibrieren. Plötzlich wissend, was sich untendrunter immer komisch angefühlt hat, für das ich aber keine Worte hatte. Etwas stimmte nicht. Jetzt weiß ich was. Mit dem Erleben der Stimmigkeiten kommen die Antworten, nach denen ich nicht wirklich gefragt habe. Es ist wohl dran, es zu erkennen. Das Leben macht und ich nehme es bereitwillig an. Geschenke von ganz besonderem Wert. Eine ganz besondere Fülle. Revision.

Danke an alle, die mir diese wunderbaren, neuen, echten Erfahrungen schenken, neue Maßstäbe setzen und mich erfahren lassen, was die Natur der Liebe tatsächlich ist, wie es sich anfühlt, wenn sie wirkt, wenn sie durch einen Menschen am Werk ist und mir begegnet. Wie es ist, wenn ich gemeint bin. DANKE!!!!



Mittwoch, 11. Juni 2025

Die alten Systeme sind am Ende?

Anscheinend nicht. Sie sind noch da. Auch wenn das Ganze energetisch gefühlt keine Substanz mehr hat und mehr denn je Fassade und Farce ist. Es gibt sie noch. Sie agieren und haben Auswirkungen. Jeder ist anders berührt oder involviert.

Alles bleibt so lange, wie es gebraucht wird. Ob mir das passt oder nicht. Es geht, wenn es ausgedient hat, wenn die Erfahrungen damit nicht mehr dem Wachstum und der Erkenntnis dienen. Es wird sich verändern. Ganz von alleine. Wenn der Inside-Job getan ist. Wenn es "noch" da ist, ist es noch dienlich, auch wenn alles in mir schreit, dass ich jetzt echt fertig mit der Erfahrung bin.

Es kann auch sein, dass etwas geht, was ich aber doch unbedingt behalten wollte. Dann ist das Wegfallen wichtiger als das "es haben". Dann liegt da das Wachstumspotential, der Fortschritt und das Geschenk.

Wenn ich mir nun das "alte System" anschaue, dann gibt es die, die es seit Jahren weg haben wollen und denken, darin läge der Segen und alles wäre besser. Und dann gibt es die, die "sterben" würden, wenn die Scheinsicherheiten von jetzt auch gleich weg wären, die "sichere" Rente, das "Gesundheitssystem", das Hamsterrad, in dem ihnen ständig gesagt wird, was sie tun sollen, was sie denken dürfen und wie die Dinge sind.

In beiden Fällen gibt es keine Neutralität. Keine Gleich-Gültigkeit. Und kein Wachstum. Stagnation in beiden Fällen.

Erstere könnten das Noch-Existieren der bisherigen Strukturen hervorragend für Selbsterkenntnis und Heilung nutzen. Zweitere werden, wenn überhaupt, erst Selbstbegegnung erleben, wenn ihnen alles unterm Arsch weggerupft wird.

Diejenigen, die sich wirklich selbst begegnen wollen, also quasi Gruppe drei, nutzen jede Gelegenheit, jeden Umstand. Sie beobachten sich selbst in allen Lebenslagen, nehmen ihre Gefühle wahr, decken alte Muster und Konditionierungen auf, ent-decken ihre Wunden und dafür braucht es zumeist die Reinszenierung des Umfeldes, in dem die Wunden und Muster entstanden sind. Erst dann kommen die Trigger zum Vorschein.

Die Begegnung mit den alten Institutionen kann unglaublich zum Erkennen und zum Heilen beitragen, zum Verstehen und Durchdringen, was in der Kindheit gelaufen ist. Wenn alles, was an Wachstum und Heilung in einer gewissen Situation zu erlangen ist, vollbracht ist, wird sich der Umstand von ganz von alleine ändern. Das Leben behält nichts, was nicht zuträglich ist. Die Evolution geht immer nach vorne. Scheinbare Rückschritte sind zuträglich, das "Alte" noch nützlich.

Ich weiß nicht, ob der große gesellschaftliche Umbruch im Hauruck kommt. Kann sein, dass wir übermorgen in eine komplett andere Welt schauen, dass tatsächlich eine Revolution mit Waffen stattfindet, dass Außerirdische auf einmal eingreifen oder irgendwelche irdischen "Befreier". Kann, kann immer. Ist es für mich und meinen Weg relevant? Wenn es das ist, wird es so sein. Wenn nicht, nicht.

Ich weiß, dass jede Heilreise eine individuelle ist und die Umstände immer perfekt sind. Es kann sein, dass das Alte dennoch existiert und ich aber nichts mehr damit zu tun habe. Es kann sein, dass das Alte im großen Stil wegbricht. Das Leben selbst weiß es am besten. Die Intelligenz, die alles durchdringt, wirkt immer und - ich mag mich wiederholen - sie macht keine Fehler.

Ich kann also nur nehmen, was jetzt gerade in meinem Leben da ist. Die Umstände und mein Erleben damit, mein Umgang damit, das, was es mit mir macht, meine innere Wahrheit, meinen inneren Kompass. Wie stehe ich dazu in Beziehung? Wer bin ich in all dem? Was wird berührt in mir? Ein Moment nach dem nächsten.

Ich kann nichts verkehrt machen und ich habe nichts verkehrt gemacht, wenn vielleicht etwas da ist, was nicht nach Rosen duftet und nach Licht und Liebe aussieht. Es ist das perfekte Setting für diesen einen Wachstumsschritt, der genau JETZT dran ist. Ist er getan, meist in vielen kleinen Schritten auf ganz vielen Ebenen, dann ändert sich das Setting.

Die Dinge ändern sich tatsächlich von ganz von alleine, wenn ich "fertig" damit bin. Die Erfahrung hab ich zuhauf gemacht. Wenn es noch da ist, wird es wohl einen Sinn haben. Mehr musste ich bisher nicht wissen.

Ich muss nicht wissen, wie die Welt sich wann für wen verändern wird. Auch wenn ich es manchmal gerne wüsste und oft nicht verstehen kann, wie es für manche immer noch funktioniert zu funktionieren, oder sich selbst in die Tasche zu lügen. Ich hab genau ein Leben zu verantworten und das ist meines. Ich kann nur nehmen, was tatsächlich mit mir zu tun hat, was für mich dran ist. Mehr war es nie. Mehr wird es nicht sein. Weniger auch nicht. Das ist anspruchsvoll genug.

Sind die alten Systeme am Ende? Dann, wenn sie in mir ein Ende finden. Den Schlüssel zur Freiheit hab ich selbst in der Hand. Er heißt Selbst-Bewusstsein.



Donnerstag, 5. Juni 2025

Für echte, tiefe Beziehung muss ich mich selber wollen

Ich kenne viele Menschen, die wirklich eine Beziehung wollen, sich eine Partnerschaft wünschen, den anderen wollen und genau an einem Punkt scheitern: an sich selbst. Sie wollen zwar jemand anderen, aber irgendwie sich selbst nicht. Nicht in der Tiefe.

Für echte, tiefe Beziehung müssten sie sich selbst begegnen, ihren Wunden, ihren Schatten, ihren verletzten Anteilen, ihren größten Ängsten und Nöten. Und da hört es ganz oft auf. Der Punkt, an dem es dann nicht weitergeht - zumindest nicht mit jemandem, der bereit ist, in alle Tiefen zu tauchen und sich mit weniger nicht mehr zufrieden gibt. Der Punkt, an dem über kurz oder lang eine Trennung kommen wird. Wenn es wieder und wieder unbequem wird, die Trigger berührt werden, auf einmal heftigste Gefühle und Überforderung da sind, die alten Verteidigungs- oder Angriffsmechanismen greifen, die Überlebensstrategien abgespult werden und dann die Bedrohung durch den anderen letztlich zu groß wird. Nicht erkennend, dass die Bedrohung eigentlich in ihnen selbst ist und nicht wirklich vom anderen ausgeht.

Es wird nicht ausbleiben, dass in einer Beziehung Bindungstrauma berührt wird. Mir ist noch niemand begegnet, der nicht auf die ein oder andere Weise ein gebranntes Kind ist, selbst wenn er noch so beteuert hat, dass die Kindheit großartig war und er die besten Eltern der Welt hat. Beim genaueren Hinsehen waren die Abgründe dann doch erschreckend groß.

Wenn ich nicht bereit bin, dem in mir zu begegnen und tatsächlich der Wahrheit über meine tiefsten Bindungsprägungen ins Auge zu sehen, wird eine Beziehung nur an der Oberfläche bleiben können, keine Intimität möglich sein und es sich im Miteinander letztlich nur um Wundenmanagement handeln, das Regeln braucht.

Dass sich der andere wirklich selbst will, kann ich nicht machen. Der Wunsch nach sich selbst muss für meine Begriffe schon vor der Beziehung da sein und sogar über dem Wunsch nach Partnerschaft stehen. Dann kann die Beziehung der Selbstbegegnung dienen. Ganz wunderbar sogar. Dann kann sie all die Geschenke entfalten, die eine Begegnung mit einem anderen wachen Wesen mit sich bringen kann. Das volle Potential des Miteinanders kann sich entfalten. Dann kann wirklich Heilung passieren. Wenn Selbstbegegnung und das Hinwollen zu sich, zum wahren Wesen, zum Kern, zur Essenz an erster Stelle stehen, passiert Intimität und echte Verbindung ganz von alleine. Sie sind quasi Bonusmaterial zum eigenen Selbst.

Ich mag nur mehr mit Menschen sein, die sich auch selbst wollen, mit Haut und Haar und jedem blinden Fleck. Alles berührbar. In ihm. In mir. Alles darf angeschaut und angefasst werden. Alles hinterfragt und erforscht werden. Gegenseitig. Keine Tabus. Kein Aussparen von Themen. Kein Umschiffen. Alles auf den Tisch, was eben gerade da ist. Gemeinsam sein in aller Offenheit, mit allem Respekt für den Weg des anderen. Den gemeinsamen Raum erspürend und gestaltend. Immer wieder auch klärend. Irritationen benennen. Sprechen aus dem Jetzt. Wahrnehmungen teilen. Körperreaktionen offenbaren. Über sich selbst staunen, vielleicht auch entsetzt sein. Gemeinsam Freude am Selbst haben, was immer dieses Selbst gerade empfindet, denkt oder fühlt. Das wollend, was lebendig ist.



Montag, 12. Mai 2025

Ich bin von mir selbst nicht mehr wegzubekommen

Mit uns ist alles im Raum, was sie nicht wollen, was sie nicht wahrhaben wollen, was sie nicht sehen wollen, was sie nicht fühlen wollen, was sie nicht anerkennen wollen. Weil wir bewusst damit da sind.

Auf einmal sind da Schmerz und Verletzlichkeit, Weichheit, Offenheit, Tiefe, Komplexität, Vielschichtigkeit, Nähe, Intimität, Ohnmacht, Endlichkeit, Schwäche, Wunden, Missbrauch, Blut, Hingabe, Annahme, Geschehenlassen, Kontrollverlust, Seinlassen, Einlassen, Trauer, Tod, Vergänglichkeit, Bedürfnisse, Brauchen, Hilflosigkeit, rohe Natur, Wildheit, das Unbezähmbare, das Anschmiegsame, das Sehende, das Sehnende, das Fühlende, Göttlichkeit, brennende, lodernde Herzen. Liebe. Trotz allem. In all dem. Mit all dem. Aus all dem. Durch all das. Liebe zu uns selbst und zum Leben. Zutiefst. Geschliffene Diamanten. Große, reine Wesen, deren Schatten zum Fundament ihrer Kraft geworden sind. Weil gesehen und durchleuchtet. Weil hingeschaut, nicht weggeschaut. Weil gefühlt und integriert, was scheinbar unaushaltbar war.

Sind wir da, bebt die Erde. Rüttelt es an den Grundfesten, bleibt nichts verborgen, nichts ungesehen, nichts unbemerkt. Das Innerste kommt in Wallung. Rollen fallen. Masken bröseln. Institutionen wanken. Verdrängtes kommt zum Vorschein. Abgelehntes steht mitten im Raum. Mit uns. Durch uns. In uns. Fassaden sind nicht aufrechtzuerhalten. Schubladen und Schablonen, Konzepte und Normen versagen, wenn wir als ganzer Mensch da sind, als menschlicher Mensch, berührbar und berührend, im Selbstkontakt und auch beim Gegenüber einen Menschen fordern. Status und Besitz zählen nicht, beeindrucken nicht, zeigen keine Wirkung. Menschlichkeit ist gefragt und nichts anderes. Wir lassen es nicht gelten.

Früher hab ich mich dafür falsch gemacht. War darauf bedacht, niemanden unangenehm zu berühren. Hab mich leicht gemacht. Unkompliziert. Hab geschwiegen. Die anderen reden lassen. Mich versucht anzupassen. Nicht zu stören. Die Begrenzungen und Verbote, die Tabus und Regeln aus Nöten als meine Begrenzung akzeptiert. Mich dafür verraten. Obwohl mir kotzschlecht dabei war.

Heute ist das anders. Ich bleibe bei mir und für mich da, unterbreche Gerede, das gefühllos und wesenlos ist, sage, was ich fühle und was mein Körper zurückmeldet, freundlich, aber bestimmt, klar und deutlich, ohne Abmilderung oder Beschönigung. Ich lächle nicht, wenn ich es nicht fühle. Ich nicke nicht, wenn es nicht meine Wahrheit ist. Ich lache nicht über Dinge, die ich nicht witzig finde. Lasse mich nicht blenden, verwirren oder ablenken. Bleibe am Punkt. Bei dem, was fühlbar da ist. Meine Reaktionen sind direkt und ehrlich. Meine Antworten auch.

Ich gebe meinen Raum und meine Zeit nicht mehr sinnlos her. Halte nicht aus und halte nicht durch. Halte nicht still und bin nicht mehr still, nur damit sich niemand auf den Schlips getreten fühlt, der meterlang und -breit am Boden schleift, bestehend aus dem, was nicht berührt werden darf.

Meine Verantwortung gilt mir. Eine andere übernehme ich nicht mehr. Ich umschiffe keine Wunden mehr. Ich erlaube mir, sie zu berühren, wenn das dadurch geschieht, dass ich in meiner Wahrheit existiere, mein Innenerleben teile, nach meinem Empfinden handle, reinen Impulsen nachgehe, ausspreche, was ich wahrnehme, aufrichtig Ja und Nein sage, bei mir bleibe. Radikal. Unter allen Umständen. Das ist meine Wahl. Das ist mein Wille. DA sein. Gekommen, um zu bleiben. Unverrückbar. Ich bin von mir selbst nicht mehr wegzubekommen. Ich bleibe mit mir da. GANZ.

Danke, Barbara, für dein DaSein, für uns. 🔥❤️🔥




Sonntag, 27. April 2025

Die Pflicht wurde nicht erfüllt

„Wenn du in Beziehung bist, hast du nicht die Wahl, dich weiterzuentwickeln. Du hast die Pflicht!“ – Alexandra Köhler

Der Satz hat heute Morgen so richtig bei mir reingeknallt. Er war die Finalisierung einer Spurensuche in mir, die gestern Nacht begann. Dazu gleich mehr. Zurück zu diesem Ausspruch von Alexandra, der meine Welt vom Kopf auf die Füße gestellt hat.

Unter Weiterentwicklung verstehe ich in dem Fall vor allem Selbstbegegnung. Ich habe in Beziehung verdammt nochmal die Pflicht, mir selbst zu begegnen, meine Themen anzuschauen, die Verantwortung für meine Gefühle zu übernehmen und in mir aufzuräumen, unbequemen Wahrheiten über mich selbst und meinen Urwunden ins Auge zu sehen. Ich habe die Pflicht, alles, was mir in Beziehungen an Trauma um die Ohren fliegt, anzugehen, in Besitz zu nehmen, als das Meine anzuerkennen und mich auch tatsächlich darum zu kümmern. Meint, die aufgerissene Wunde tatsächlich in die Heilung zu bringen.

Ein Nein zu dieser Form der Selbstwerdung, der Selbstbegegnung, der Ent-wicklung ist eine Totalverweigerung von tatsächlicher Begegnung mit dem anderen. Ein Nein zu wahrer Intimität. Ein Nein zu echter Nähe. Im Grunde ist es Betrug. Ich betrüge den anderen um mich selbst und tue so, als würde ich Beziehung wollen.

Ich bin wie gesagt seit gestern Nacht auf Spurensuche. Ich bin einer Wut auf der Spur, einem Groll, einem Zürnen, das mit vergangenen „Beziehungen“ zu tun hat. Das Wort Beziehung muss ich tatsächlich in Anführungszeichen setzen, weil sich im Nachgang einfach rausstellt, dass in manchen Fällen genau die besagte Totalverweigerung stattgefunden hat unter dem Deckmäntelchen des Engagements, des Wollens und Tuns.

Ich muss feststellen, dass ich getäuscht wurde, mich hab täuschen lassen. Dass ich betrogen wurde, um den anderen. Dass mir falsche Versprechen gegeben wurden, die nur scheinbar eingehalten wurden. Mir wurde gesagt, dass der andere auch Beziehung will, in Beziehung sein will mit mir. Was dafür nötig war, nämlich mit sich selbst in Beziehung zu gehen, wurde nicht getan. In all dem „Machen und Tun“ und sich angeblich Bemühen und dem „Hinschauen“ hat echtes Hinschauen nicht stattgefunden. Die Begegnung mit dem eigenen Schmerz bis in die letzte Konsequenz ist nicht passiert. Der Tod wurde nicht gestorben. Die Wunden blieben bestehen und sollten berücksichtigt werden – von mir. Es sollte Wundenmanagement betrieben werden. Ich sollte Verständnis haben. Das Herz blieb zu. Der dunkle Keller verschlossen. Der Mensch unantastbar. Die Schatten weiter am Wirken.

Ich bin geblieben. Seeeehr lange. Ich hab mich blenden lassen, hatte falsches Verständnis für ihr „nicht besser können“, ihr Ausweichen, hab mir selbst Erklärungen geliefert, hab ihnen das scheinbare Bemühen abgekauft, hab unterstützt wo ich konnte, habe mich an jedem Krümel unverhältnismäßig gefreut, dachte dann noch ich wäre zu anspruchsvoll, zu harsch, zu fordernd. Hab den „Fehler“ bei mir gesucht. Hab mir erzählt, dass ich besser Raum geben muss, noch milder sein muss, weicher, wohlwollender.

Die Wut, der Groll, das Zürnen gilt ihnen wie mir gleichermaßen. Ich war da. Emotional erreichbar. Hab meine Arbeit wirklich gemacht. Sie waren nicht da. Emotional unerreichbar. Sind der wahren Arbeit ausgewichen. Ich bin geblieben. „Zu lange“. Was sich erst hinterher so anfühlt – zu lange. Es war natürlich genau richtig. Ich sehe erst jetzt klar. Und mit diesem Klarsehen kommen die zugehörigen Gefühle. Gott sei Dank! Die Wut ist so berechtigt und sie gehört genau in diese Beziehungen. Ich wurde getäuscht und missbraucht. Ich habe mich täuschen und missbrauchen lassen.

Es geht nicht um Schuld. Es geht um Erkennen und Benennen und darum, die Gefühle zu fühlen - meine. Es geht um Klarheit, um Richtigstellung, um Korrektur des verzerrten Blickes. Meines verzerrten Blickes. Jetzt sehe ich, was in Wahrheit da ist, da war, was ich bis dahin nicht sehen konnte und wollte.

Sie lagen mir am Herzen. Ich ihnen nicht. Sie lagen sich selbst am Herzen, haben die eigenen Vorteile und Annehmlichkeiten lieber genommen, als echte Begegnung. Haben Unangenehmes in sich nicht berühren wollen, sich selbst nicht berühren wollen und damit sich für mich unberührbar gemacht. Ich hatte keine Chance, obwohl mir diese in Aussicht gestellt wurde. Ich hatte nicht irgendwelche Forderungen. Ich wollte sie beim Wort nehmen. Sie haben ihr Wort gebrochen. Das gilt es anzuerkennen. Ich hab alles von mir reingegeben, mein ganzes Wesen, mein offenes Herz. Wie verabredet. Sie nicht. Ich wurde betrogen. Um sie. Um ihr wahres Wesen. Um versprochene Beziehung. Die beteuerte Bereitschaft für eine Beziehung mit mir blieb ein Lippenbekenntnis. Sie waren immer nur dann gerne mit mir, so lange es bequem für sie war, sie Vorteile hatten, die Wunden nicht berührt wurden.

Ich wurde benutzt. Hab mich benutzen lassen. Die ausgehängte Möhre, der ich nachgelaufen bin, war echte Nähe. Sie kam nie. Das darf ich jetzt begreifen und fühlen.



Dienstag, 15. April 2025

Ich werde gestorben und geboren

Ich weiß nicht, welchen Tod ich gerade sterbe, aber es ist einer. Irgendwo werde ich durchgequetscht. Erst dachte ich an das Kamel und das Nadelöhr, aber jetzt wo ich schreibe, kommt mir eher der Geburtskanal. Vielleicht ist es Tod und Geburt in einem. Das eine werde ich nicht mehr sein. Das muss sterben. Dafür werde ich etwas anderes sein. Das will zur Welt.

Von beidem habe ich gerade keine Ahnung. Ich kann nur wahrnehmen, was gerade im Körper da ist. Die Sonne belästigt mich regelrecht. Wolken, Wind und Regen sind eine Wohltat. Ich will mich einigeln, fühle mich wund und roh. Nichts ist richtig. Keine Handlungsimpulse. Sinnlosigkeit. Der Körper schmerzt an allen möglichen Stellen. Erschöpfung und Müdigkeit.

Immer wieder tauchen Erinnerungen aus dem Nichts auf, Bilder und Gefühle aus diesem Leben, aus früheren Leben. Ich suche nicht danach. Sie steigen hoch, wie Luftblasen in Wasser. Ich lasse geschehen, nehme wahr, fühle es im ganzen System, verkörpere, bezeuge, verstehe. Die Wellen kommen und gehen.

Es sind wie immer Hingabe und Annahme, die mich da durchgehen lassen. Das Hinsehen als Grundhaltung, nicht als Notfallmaßnahme. (Danke, Barbara, für diesen Satz einst!) Dableiben mit mir in all dem. Ich kann gar nicht anders. Ich kann nichts anderes anfassen, mich mit nichts anderem beschäftigen. Ablenkung funktioniert bei mir seit Jahren nicht mehr. Für mich ist es eine Qual, wenn ich den Schmerzpunkt nicht erwische, wenn ich halbgar im Prozess bin und es scheinbar feststeckt. Die Erlösung ist es, wenn ich endlich den Punkt habe, weinen kann, begreife, um was es geht, wenn sich das volle Ausmaß offenbart, der ganze Schmerz endlich wahrnehmbar wird und vom Unterbewusstsein ins Bewusstsein gelangt, im Körper deutlich fühlbar wird, die Bilder auftauchen, die Anteile greifbar werden.

Was für viele der Horror ist, ist für mich die Erlösung. Ich will die Wunde sehen, berühren und komplett fühlen. Ich will um sie wissen. Mir ihrer bewusst sein, eintauchen und durchtauchen. Auf der anderen Seite vom Urgrund ist Frieden. Für mich schon immer gewesen. Die verletzten Anteile sind dann endlich erkannt, gesehen und zuhause. Endlich gehört und versorgt. Offene Notsituationen zu Ende gebracht. Auf sie muss mich mein System nicht mehr hinweisen. Alles wird ruhiger und ruhiger. Umso länger ich diesen Weg gehe.

Deswegen - Ablenkung ist für mich die Qual. Ich will hin zu mir, zu den Teilen, die mich brauchen. Ich kann mich gar nicht mehr verlassen. Ich lasse automatisch alles andere liegen und stehen. Keine Resonanz. Keine Energie. Keine Anziehung.

Ich bin da, wo ich sein soll - bei mir. Und in diesem Fall bedeutet das Sterbeprozess. Geburtskanal. Schwellenmoment. Höhle. Zerquetscht werden. Ausgepresst. Durchgewalkt. Umgebaut. Auf Links gedreht. Durchgeknetet. Bearbeitet werden vom Leben wie es das eben jetzt braucht. Ich werde gestorben und geboren und bin darin präsent.