Ich (die Erwachsene) sehe diese Menschenmengen, verschiedene Gemeinschaften, Festivals, Events in scheinbarer Liebe und Freude, alle lächelnd, tanzend, ach so blessed und fühle nichts davon. Ich sehe darunter klaffende Wunden, Schmerz, Traurigkeit, Löcher in den Herzen, ungestillte, schreiende, innere Kinder.
Mich packt das Grausen. Mir wird schlecht.
Da ist rasende Wut, Entsetzen, Ohnmacht. Meine Kleine in mir dreht am Schlappen. Diese Gefühle sind aus ihrer Sicht total berechtigt. Ich mag sie anerkennen. Hat es doch viel Schmerz bedeutet. Ausgebremst werden. Von mir weggeholt werden. Aus meiner Anbindung und der göttlichen Geborgenheit geholt werden. Missbraucht werden. Übersehen. Benutzt. Verlassen.
Die Kleine würde am liebsten die Masken abreißen, das falsche Lächeln aus dem Gesicht fegen, alles wegrupfen, was über den Schmerz gelegt wurde und schreien: "Da, da drunter tut's weh! Da ist dein Schmerz, den du leugnest und damit mir zufügst. Ich werde manipuliert und missbraucht, weil du nicht hinschauen willst. Eure scheiß Schein-Freude geht auf meine Kosten! Kümmert euch endlich ums Wesentliche, damit ich nicht mehr unter euch leiden muss. Ihr tut mir weh und feiert auch noch. Mir geht's beschissen und ihr zieht einfach weiter euer Ding durch. Zwingt mich, mitzumachen, euch zu bedienen und eure Löcher zu stopfen. Ihr widert mich an mit diesem miesen Spiel."
Die Kleine in mir tobt weiter:
Alle machen mit. Keiner checkt, was hier wirklich läuft. Keiner sieht meine Not. Keiner versteht nur im Ansatz, was das alles für mich bedeutet und für einen jeden, der da reingerät. Jeder Außenstehende wäre eine Chance für mich, eine Chance auf Rettung, aber sie sehen auch nicht, glauben der Blendung, lassen sich benutzen, verführen oder unterbuttern. Sie gehen wieder. Ich muss bleiben. In diesem fürchterlichen, ekligen, schmerzhaften, widerlichen Scheißspiel. Ich muss bleiben und es über mich ergehen lassen. Geh kaputt und keiner sieht's. Ich sehe, wie Menschen da hingehen und mitmachen, von denen ich dachte, dass DIE das auf jeden Fall merken, benennen, mindestens angewidert gehen oder es vielleicht sogar beenden. Da ist so viel Fassungslosigkeit. Niemand scheint mir helfen zu können. Alle blind oder teilweise sehend und zu schwach, um sich durchzusetzen. Sie lassen mich da. Raten mir, dem Tyrannen bestmöglich zu folgen, damit meine Strafe und mein Schmerz nicht zu groß werden. Selbst die Sehenden gehen und lassen mich zurück.
Menschen, die dieses Spiel mitmachen, von denen ich (immer noch die Kleine) umgeben bin, bedeuten meinen größten Schmerz. Ich kann mir nicht helfen. Die, die könnten und müssten, tun es nicht. Da ist Wut auf die Mitläufer, Wut auf die Co-Abhängigen, Wut auf die Blinden. Niemand, NIEMAND ist für mich da. Ich bin die einzige, die sieht, was läuft, nur dieses Wissen und Durchschauen bringt mir nichts. Ich muss bleiben. Ich muss leiden. Leide noch mehr, weil mir die Ungerechtigkeit bewusst ist.
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Mit dieser Kleinen sitz ich gerade. Sehe sie. Lasse sie toben, fühle ihren Schmerz und die Verzweiflung. Verstehe sie so gut. Ich erkenne. Erkenne an. Bezeuge. Realisiere.
Natürlich sind da auch parallel erwachsene Erkenntnisse:
Es sind schlicht Erfahrungsfelder, die nicht die meinen sind. Ich muss da nicht hin.
Ich muss da nicht bleiben.
Ich muss da nicht mitmachen.
Ich muss es nicht gutheißen.
Ich muss mich nicht freuen. Auch nicht für die anderen oder mit den anderen.
Ich darf fühlen, was ich fühle. Ich darf wahrnehmen, was ich wahrnehme. Blinde Flecken. Themen. Ungesehenes. Ausgeblendetes.
Meine Abstoßung darf sein. Meine Langeweile in all dem. Meine Unlust.
Die anderen dürfen sein. Die Idee, dass es anders sein sollte, hat nur meine Kleine, für die diese Umstände wirklich die Hölle bedeutet haben.
Natürlich müssen diese Menschen nichts anders machen. Müssen nichts erkennen oder wo anders sein. Sie dürfen ihre Schwerpunkte und Prioritäten setzen, Erfahrungen machen.
Und gleichzeitig braucht die Kleine noch ordentlich Zuwendung und Raum. Es wäre zu früh, wieder ganz die Erwachsene sein zu wollen. Noch sind wir nicht durch, die Kleine und ich. Wir wogen weiter.