Mittwoch, 24. Dezember 2025

Es ist nichts mehr übrig

Es ist nichts mehr übrig. Kein Streben hin zu. Keine Ideen. Keine Vorstellungen. Keine Deutungen von Wahrzunehmendem. Kein Wollen.

„Es ist nichts mehr übrig.“ Der Satz war die letzten Tage immer wieder fühlbar so präsent.

Nichts mehr übrig. Weder was mein „Wirken“ angeht oder irgendwas, was man gemeinhin Beruf oder Berufung nennen könnte, Zusammenarbeiten, Co-Kreationen, Geldverdienen, Lebenssinn, Selbstverwirklichung, etc. noch was Ehe, Beziehung, Mann/Frau-Sein betrifft.

Da ist nur mehr Sein. Der Moment. Einheit in mir. Harmonie. Kein Teil in mir streckt die Arme aus und will außerhalb von mir nach etwas greifen. Jetzt wo ich das Nichtmehrgreifen fühlen kann, wird so deutlich wie sehr das Greifenwollen vorher da war. Es ist soooo verrückt, diesen krassen Kontrast zu spüren und vorher nicht in der Lage gewesen zu sein, das überhaupt zu bemerken. Es war ja so „normal“ für mich, dass da immer dieser innere Zug da war.

Und jetzt?

Ich bin. In mir eine unglaubliche, nie gekannte Ruhe. Frieden. Einverstanden sein.

Morgen? Übermorgen? Definitionen von irgendwas? Pläne? Hintergründe?
Schulterzucken! Alles irrelevant.

Die letzten Jahre - vor allem die nun beinahe drei Jahre mit Christian - hat eine unglaubliche Läuterung stattgefunden. Ein einziges großes Sterben von unbewussten Ideen, von soooo vielem, was wirkte und aber nicht stimmte, nicht übereinstimmte mit der reinen Wahrheit. Es hat sich vor allem gezeigt, was wir nicht sind, was ich nicht bin.

Es hat eine Reifung und Klärung in mir und zwischen uns stattgefunden, die ihresgleichen sucht. Es haben sich Höllen und Untiefen in mir aufgetan, von denen ich niemals vermutet hätte, dass sie da sind.

Übrig ist ein weiter, freier Raum. Stille. Hingabe. Harmonie. Präsenz. Ein Einklang in mir, unter dem nichts mehr unruhig vibriert und seinen Platz sucht. Kein Stress solcherart mehr im System. Kein Untergrundrauschen. Keine Fragen, die über den Moment hinausgehen. Kein Wissenwollen. Kein Suchen. Kein Drängen. Keine Befürchtungen, etwas zu verpassen. Nämlich mich. Was, wie ich heute weiß und sagen kann, alles inneren Kindern gehörte, die versuchten, ihren Platz in der Welt zu finden, auf diese und jene Verwirklichung nach wir vor gewartet haben, auf eine ganz bestimmte Art des Ankommens.

Ich beobachte diese nachhaltige, einträchtige Ruhe in mir nun schon einige Wochen. Alles in mir ist an Ort und Stelle. Da wo ich gerade bin mit dem, wie es gerade ist. Diese Nachhaltigkeit beeindruckt mich wirklich am meisten. Da scheint etwas am Fundament geschehen zu sein, ganz grundsätzlich. Es gibt kein hin und her zwischen alt und neu. Die Unruhe flammt nicht mehr auf, das Getriebensein. Zumindest bisher nicht.

Und all das hab ich nicht angestrebt. Ich war nicht auf der Suche nach Ruhe und Frieden. Ich war und bin ja immer voll einverstanden mit allem Wogen und jeder Welle. Da ist was passiert, von dem ich überhaupt nicht wusste, dass es das gibt. Gerade jetzt, wo ich das schreibe, fällt mir ein Satz von Kathi ein, der passender nicht sein könnte: „Ich liebe es, wenn genau das Richtige dabei rauskommt.“

Was dieses Richtige ist, davon hab ich vortrefflich so gar keine Ahnung. Ich weiß es vorher nie. Das weiß ich staunender Weise immer erst dann, wenn es da ist, ohne dass ich es je wollte.

Es ist wohl das friedlichste und erfüllteste Weihnachten, das ich je hatte, so sehr beschenkt vom Leben mit Desillusionierung. Im Grunde habe ich nichts von dem bekommen, was ich (Anteile) dachte, dass sein müsste. Es wurde eher ganz viel weggenommen, ganz viel hat eben nicht stattgefunden und dafür das, was wirklich relevant war. Was für ein Segen! Was für ein großer, großer Segen!

 

Nachtrag:
Im Grunde kann ich dieses untergründige Streben auf eine einzige Frage reduzieren, die immer unter allem da war: Wann geht es denn endlich los (mein Leben)?