Seit Freitag liegt ein Zettel auf meinem Schreibtisch mit genau diesen Worten: "Hier bin ich, Leben - nimm mich!". Sie drücken die Zeitqualität und das, was gerade vorherrscht, so gut aus und mir war klar, dass daraus unbedingt ein Artikel werden will.
Als ich den Zettel geschrieben habe, war da erstmal die pure Euphorie, Tatendrang ohne Ende, Begeisterung, Freude, Energie. Ich fühlte meine Großartigkeit und mir war so extrem nach Feiern und Genuss. Danach, mich zu feiern, das Leben, all die wunderbaren Fügungen. Mir war nach Schlemmen und die Freude schoss mir aus allen Poren. Ich liebte dieses Planlose, das Mitfließen und jeden Moment neu entscheiden, was genau JETZT dran ist. Ich liebte es, mich genau das zu trauen und zu bemerken, dass mein Verstand darüber gar nicht mehr meckerte. Ich war komplett im Fluss, im Moment, im JETZT und sonst nirgends. Herrlich!!!
Dann kamen ein, zwei Tage totale Lustlosigkeit, Verwirrung, Unzufriedenheit, Hin- und Hergerissensein, nicht wissen, auf was ich meine Energie richten soll. In einer Sekunde hatte ich Lust etwas zu schreiben und im nächsten Moment wurde ich unfassbar müde. Ich legte mich hin, nur um von heftigen Energiewellen überrollt zu werden, neue Ideen zu bekommen, aufzustehen, die Ideen umsetzen zu wollen und um dann festzustellen, dass auch daraus nichts wird.
War ich vor Mallorca noch völlig klar, dass es danach mit meiner Ausbildung losgeht, die ich anbieten will, musste ich nun feststellen, dass Mallorca meine Prioritäten total verschoben hat und jetzt so einiges unklarer ist, als vorher. Wer hätte denn schon gedacht, dass ich plötzlich mit Begeisterung Spanisch lerne? Ich jedenfalls nicht...
Am Sonntag habe ich dann Yin Yoga für mich entdeckt. Auch so etwas, mit dem ich so gar nicht gerechnet habe. Inspiriert durch die wunderbare
Shafiya Caroline Yao, die unter anderem Yin Yoga anbietet, habe ich mich etwas näher mit dieser Praxis beschäftigt, hab mir Youtube-Videos angeschaut und mir dann einige Übungen ausgesucht. Ich kann nur sagen: WOW!!!! Das geht so tief. Dieses immer wieder loslassen, noch mehr loslassen, die Dehnung spüren, noch mehr ausatmen, was festhält, die totale Hingabe. Das Ganze wirkte bei mir sofort bis in die letzte Zelle. Alles in mir schien sich nur nach dieser Weichheit gesehnt zu haben. Es tut so gut, diese Weichheit nun auch auf körperlicher Ebene zu integrieren. Es ist, wie wenn ich das, was ich im Geiste schon länger mache, nun auch körperlich lebe und so meinen Körper mitnehme, den Körper an Geist und Seele angleiche. Meine Faszien, Muskeln und alle anderen Zellen jubilieren auf jeden Fall ob dieser Entspannung.
Nach einer Stunde Yin Yoga bin ich förmlich auf Wolken durchs Haus geschwebt. Der Wahnsinn, was da in meinem Körper und vor allem auch nochmal mit meinem Geist passiert ist. Da hat es tatsächlich ZOOM gemacht und ich war schockverliebt. Noch eine neue, unerwartete Liebe: Zu Spanisch gesellt sich jetzt auch noch Yin Yoga. Unverhofft kommt eben oft.
Und während ich nun tatsächlich jeden Tag Yin Yoga praktiziere, wird mir so einiges klar, was hier gerade läuft, was das Leben gerade von mir fordert, wo ich gerade stehe. Hatte ich anfangs, als ich diesen Zettel schrieb, noch gedacht, dass es jetzt darum geht, voll durchzustarten und sich vom Leben mitreißen zu lassen, also dass es um Aktivität geht, so wurde ich nun eines Besseren belehrt. Es geht schon darum, sich mitreißen zu lassen, aber im passivsten Sinne.
Ich habe für meinen Teil über viele Jahre (und sogar Jahrhunderte, wenn man die Leben davor noch mitbedenkt 😉) vor allem das männliche Prinzip gelebt. Von Weiblichkeit, hingeben, SEIN, ausatmen, empfangen können, Vertrauen keine Spur. Was das Leben gerade von mir fordert, ist die totale Hingabe, das komplette Reinfallenlassen in das weibliche Prinzip, total loslassen, total weich werden, hineinsterben in den Moment und einfach sein. Alles sein lassen. Egal, was ist - einfach sein lassen. Mir scheint, dass es enorm wichtig für mich ist (und gefühlt für so viele andere), das jetzt absolut zuzulassen, endlich, nach all den Jahren, endlich loslassen, endlich komplett dem Leben hingeben, weil wir es nun können. Wir haben so viel ausgemistet und aufgeräumt mit alten Verletzungen, hinderlichen Überzeugungen, abgelehnten Anteilen, Ängsten, etc. Jetzt, genau JETZT sind wir in der Lage, uns wirklich vom Fluss des Lebens tragen zu lassen, sogar mit Einverständnis des Verstandes. Selbst der hat sich ergeben. Großartig!
Das große Tun kommt noch. Wir empfangen gerade die Impulse, gehen schwanger. Auch so etwas, was ich klar und deutlich merke. Es geht gerade auch ums sich Öffnen, sich für das Leben selbst zu öffnen, dafür, das etwas einfließen darf in uns. Wir werden befruchtet mit Ideen, mit Impulsen, mit den Samen des Lebens. Dafür dürfen wir offen sein, wir dürfen es zulassen, es einströmen lassen und dann reift da etwas in uns. Und auch wenn wir gerade nicht sagen können, was da wirklich reift, so wissen wir, dass es schon gut und richtig sein wird. Wir werden irgendwann wissen, was es ist, was es dann zu tun gilt, wann die Geburt wirklich dran ist.
Genau so fühlt es sich bezüglich der Ausbildung an. Es darf noch reifen. Es scheint noch nicht ganz ausgegoren zu sein. Es scheint noch ein Puzzleteil, ein entscheidender Blickwinkel, ein Impuls zu fehlen. Es ist noch nicht ausgewachsen. Letztes Jahr um diese Zeit bin ich mit
meinem Buch schwanger gegangen. Am 1. Februar 2017 begann die entscheidende Reifungsphase. Ich wusste, jetzt ist es bald dran und dennoch war mir noch gar nicht klar, was in das Buch rein soll. Ende Februar fügten sich dann alle Puzzleteile, Klarheit strömte ein und plötzlich war alles ganz einfach. Vom entscheidenden Moment der Erkenntnis bis das Buch dann wirklich auf der Welt war und zu kaufen war, vergingen gerade mal drei Wochen. Es lief alles wie am Schnürchen. Alles war plötzlich einfach und so sonnenklar. Es flutschte einfach. Die Geburt war an der Zeit.
Ich weiß, dass genau diese Klarheit auch jetzt bald kommen wird. Es wird sich zeigen, wann was dran ist und dann wird es einfach sein. Jetzt darf ich erstmal noch im weiblichen Prinzip aufgehen, darf es zelebrieren und auskosten, genießen und feiern, weil ich das gefühlt noch nie so richtig und komplett getan habe, so wertfrei und voller Hingabe, so im Frieden.
Mitfließen, aufgeben, hingeben, loslassen, ausatmen, weich werden, hineinsterben in den Moment.
Hier bin ich, Leben - nimm mich! Ganz und gar, mit Haut und Haaren, ich ergebe mich total! Nie hab ich das lieber getan als jetzt.
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Auf der Dachterrasse von Caroline den Morgen begrüßen und das Licht einströmen lassen! Foto: Anja Reiche
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