Dass der September in Sachen Transformation nochmal einen Zacken zulegt, war mir klar. Ich habe es gefühlt und gewusst. Wie sich das zeigen wird und was da noch so alles gesehen werden möchte, fließen möchte, wusste ich nicht und ich bin tatsächlich überrascht, was sich das Leben so ausdenkt, damit man an seine alten Gefühle und Themen rankommt.
Mein Gefühl sagt mir, dass ich mich gerade im Endspurt befinde. Es ist wie die Generalreinigung einer Wohnung kurz vor der Endabnahme. Da wird wirklich in den hintersten Winkeln geschaut, gesaugt, gewischt, geputzt. Sogar Möbel werden verrückt, um selbst dahinter die Spinnweben und Wollmäuse zu entfernen, was man ja in der Regel nicht bei jedem Putzgang macht. (Also ich zumindest nicht ;) ) Alles soll picobello sein und alle "Altlasten" entfernt. Der allerletzte angetrocknete Schmutz wird aufgeweicht und entfernt, damit wirklich alles Alte endlich aufgelöst, gereinigt, transformiert ist und endlich Platz für neue Entfaltung. So fühlt es sich für mich gerade an. Ich glaube, dass viele gerade in einer ähnlichen Phase sind. Die Menschheit erwacht immer mehr. Und wie gesagt, das Leben ist tatsächlich unfassbar kreativ dabei, auf den alten angetrockneten Dreck aufmerksam zu machen. Davon erzähle ich...
Da war z. B. wieder meine Schlangenphobie, ausgelöst durch ein simples Bild in einem Reiseführer von Kroatien und dem Hinweis, dass es da wohl die ein oder andere Giftschlange gibt. Zack! Da war sie wieder diese Angst, diese Lähmung, diese Ohnmacht. Das Thema Schlangen begleitet mich schon sehr lange. Ganz oft hatte ich Träume von Schlangen. Schlangen, die mich bissen, dass ich vom im Traum empfundenen Schmerz wach wurde und das Körperteil noch Minuten nach dem wach werden tatsächlich schmerzte. Schlangen, die den ganzen Boden im Traum bedeckten und es kein Fleckchen mehr gab, an das ich treten konnte. Schlangen hier, Schlangen da. In der freien Wildbahn hatte ich noch nie Kontakt mit diesen posierlichen Tierchen und dennoch ist da diese Angst. Diese Angst habe ich mir angeschaut, immer und immer wieder in Meditationen. Welch Überraschung, dass meine Angst in diesen Meditationen die Gestalt einer Schlange annahm, mit der ich eins ums andere Mal redete und Freundschaft mir ihr schloss. Irgenwann übergab mich die Schlange der Angst, dem Adler des Vertrauens. Mit dem musste ich auch erst einmal Freundschaft schließen, war ich es doch nicht gewöhnt, einfach Vertrauen zu haben. So ging ich dieses Thema an und kam gut vorran. Die Angst wurde immer weniger, das Vertrauen immer mehr. Und dann dieses Bild in diesem Reiseführer. Ich stellte mich wieder dem Thema und all den Gefühlen, die dazu hochkamen. Ich ging komplett in die Angst, in die Ohnmacht, in die Vorstellung, wie es mir gehen würde, wenn mir tatsächlich eine Schlange begegnen würde. Ich ließ mich fortspülen von all den unangenehmen Emotionen und ging bejahend durch, weinte, fürchtete, ließ mich lähmen. Ich sah der Schlange mutig entgegen, sah sie, fies, hinterhältig, unberechenbar, angriffslustig, böse, willkürlich. Ich schrieb alles auf, was ich mit Schlangen verbinde, was sie in mir auslösen und ließ es zu, gestand es mir zu, all diese Eigenschaften auch an mir haben zu dürfen. Das dauerte einige Stunden und dann kehrte wieder Ruhe ein, Frieden. Wenn ich jetzt an Schlangen denke, kann ich ruhig bleiben. Es hat sich entspannt. Gefühlt könnte ich jetzt wirklich einer in freier Wildbahn begegnen und würde es aushalten, sehen, ob da wieder was hochkommen würde, ruhig bleiben, bei mir bleiben, beobachten. Gefühlt... man weiß ja nie. Aber es ist wieder ein guter Schwung alte Emotion, angetrockneter Schmutz gegangen. Das tut gut.
Dann war da diese seltsame Begegnung mit einem gefakten Ausschlag. Auf Facebook habe ich schon öfter diese Fotos gesehen von einem wirklich widerlichen Hautausschlag. Jedes Mal habe ich schnell weitergescrollt, weil die Bilder gar so eklig waren und sie schnell wieder vergessen. Nicht so vor ein paar Tagen. Wieder hab ich ein solches Foto gesehen, wieder habe ich schnell weitergescrollt, aber ich konnte dieses Bild nicht mehr vergessen. Ich wurde es einfach nicht mehr los. Es war wie eingebrannt und löste ganz seltsame Emotionen in mir aus. Es fühlte sich an, wie wenn ich diesen Ausschlag wirklich hätte. Ich konnte ihn fühlen, riechen, schon fast schmecken. Er war mir so nah, klebte an mir und war überall. Alles schien mich an ihn zu erinnnern. Egal, wo ich hinsah, was ich tat, alles rief diese fiesen Fotos wieder ins Gedächtnis. Ich entschied mich dafür, auch diesen komischen Emotionen und Erscheinungen zu begegnen, mich ihnen zu stellen und zu schauen, was das alles mit mir zu tun hatte. Also googelte ich mutig diesen Ausschlag, konnte erst nichts finden, nur um dann festzustellen, dass sich hier jemand einen üblen Scherz erlaubt hat und diesen Ausschlag mit Photoshop kreiert hat. Ich hätte erleichert sein können, das ganze vergessen können, aber es ging nicht. Da kam eine unsagbare Wut hoch. Der Ausschlag, den es eigentlich nicht gibt, verfolgte mich immer noch. Zeitweise dachte ich schon, ich werde verrückt, habe Verfolgungswahn oder Wahnvorstellungen. Auch das ließ ich alles zu. Die Zeiten sind generell eben gerade heftig. Was nützt es, sich dagegen zu wehren. Also ließ ich mich wieder mitten hineinfallen in die Wut, in den Ekel, in die Bilder des Ausschlages. Ich schaute hin und ging durch. Die Wut war so heftig, dass ich wieder und wieder mit Kissen auf das Sofa drosch und schrie, bis der Hals weh tat. (Das tue ich öfter und es ist sooo befreiend!) Dann sah ich Bilder von meinem inneren Kind, das tobte und schrie, um sich schlug, weinte und nicht mehr wollte, dass man seine Grenzen überschritt. Ich ließ es toben, sah ihm zu und als es ruhiger wurde, nahm ich es in den Arm und sagte ihm, dass niemand mehr seine Grenzen überschreiten würde, weil ich nun dafür sorgen würde, dass unsere Grenzen gewahrt werden. Die Haut ist eine Grenze und bei einem Ausschlag, den ich tatsächlich im Juli hatte, wurde mir bewusst, wie oft meine Grenzen als Kind überschritten wurden, meine Persönlichkeit keinen Platz hatte, ich mich verbiegen musste, anpassen. Auch da floss schon viel alter Schmerz. Anscheinend war noch etwas übrig und das wurde nun durch dieses "dämliche" Photoshopprodukt wieder angetriggert. Und ich ging noch einmal in den Schmerz und durch ihn hindurch, heilte mein inneres Kind wieder ein Stück mehr, ließ wieder ein Stück mehr angetrockneten Dreck los (um im Bild des Wohnungsputzes zu bleiben). Jetzt kann ich über diese Fotos von dem Ausschlag schon fast lachen und kann dem ganzen eine gewisse Kreativität zugestehen. Wer hätte gedacht, dass das sowas mit mir macht... Puh!!!
Und dann war da vorhin eine Diskussion mit meinem Partner. Wir hatten unterschiedliche Ansichten und er weigerte sich strikt, sich auch nur ansatzweise in meinen Blickwinkel zu versetzen. Alles, was ich sagte, wurde von ihm überhört und er beharrte weiterhin auf seine Meinung, wie wenn ich nichts gesagt hätte. Ich wurde total wütend und kreidete ihm an, dass er mich nicht verstehen wollte, meine Meinung nicht akzeptieren wollte. Es war, als ob ich gegen eine Wand reden würde, nicht zu ihm durchdringen würde. Wut und Ohnmacht machten sich wieder breit und irgendwann fiel bei mir der Groschen. So habe ich mich als Kind ganz oft gefühlt in Diskussionen mit meiner Mama. Sie hatte ihre Sicht und wich auf Biegen und Brechen keinen Millimeter davon ab, egal was ich sagte, egal welche Argumente ich vorbrachte, egal, was ich wollte. Es wurde nicht gehört, nicht akzeptiert, sondern immer nur dagegen geredet. Kein Anzeichen von Verständnis für meine Sicht. Ich hätte es noch nicht einmal gebraucht, dass sie mir recht gegeben hätte, sondern einfach nur ein Signal, dass sie meine Sicht verstehen kann. Das gab es nie und in diese Lage fühlte ich mich durch diese Diskussion mit meinem Partner zurückversetzt. Er holte nur das hervor, was eh schon in mir war. Das innere Kind übernahm einmal mehr die Zügel und zeigte mir eine alte Wunde. Von meiner Mama möchte und brauche ich heute nicht mehr verstanden werden. Davon habe ich mich gelöst und akzeptiert, dass es anders sein darf. Anscheinend fordere ich aber manchmal dieses verstanden werden von anderen. Das ist mir nun bewusst und ich kann anders handeln, mich dem stellen und es auflösen. Auch hier kann ich mein inneres Kind nun selbst befriedigen und mit dem versorgen, was es damals nicht bekommen hat.
Das alles ist in nur wenigen Tagen in diesem September passiert. Aus meiner Sicht ist der Höhepunkt noch nicht erreicht. Ich fühle, dass es sich bis Ende September noch zuspitzen wird und alles aufgewirbelt wird, was noch nach Heilung verlangt. Es ist manchmal echt anstrengend, geht Schlag auf Schlag und ich bin viel müde, brauche viel Schlaf, viel Zeit für mich. Das gönne ich mir. Manchmal hatte ich das Gefühl, mich zu verlieren, daran zu zerbrechen, den Schmerz nicht aushalten zu können, aber es geht. Es sind "nur" Emotionen. Sie können uns nicht umbringen, während wir sie fühlen. Sie können uns über kurz oder lang nur umbringen, wenn wir sie nicht fühlen wollen. Also habt Mut!
Ich weiß, dass es ein danach gibt und das wird wunderbar. Mit jeder alten Emotion, die ins Fließen kommt, mit jeder Wunde, die mir bewusst wird und die ich heilen kann, werde ich freier und noch mehr ich, lege ich wieder eine Schicht von dem ab, was ich nicht mehr bin oder nie war. Und irgenwann habe ich alles abgelegt und bin komplett frei, nur noch ich und kann mich entfalten.
Ich vergleiche es mit einer Blumenzwiebel. Sie ist lange in der dunklen, feuchten Erde, sieht kein Licht und ist scheinbar abgeschnitten vom Leben. Aber in der Zwiebel arbeitet es. Da entwickelt sich was und irgendwann gibt es diesen Sproß, der langsam wächst, Schicht für Schicht der Zwiebel hinter sich lässt, sie durchbricht und sich seinen Weg ans Licht sucht. Auf diesem Weg sind wir gerade. Und bald haben wir die Oberfläche erreicht, das Licht, die Wärme und dann können wir uns entfalten, wachsen und uns zu unserer ganzen Pracht empor heben, uns erheben und unsere Schönheit zum Ausdruck bringen! Und während der ganzen Zeit werden wir von dieser Zwiebel aus der Dunkelheit genährt, sie ist unsere Basis, sie gehört zu uns und ohne sie könnte wir nicht leben, wären wir nicht das, was wir sind.
Ich bitte euch, auch wenn es gerade wirklich heftig ist und anstrengend und auch wenn es noch zunimmt und immer verrückter zu werden scheint, nutzt die Chancen, die sich euch im Moment in Form von Konflikten, Krankheiten und Problemen zeigen. Schiebt sie nicht weg als Schicksal oder Pech. Schaut euch an, was das alles mit euch zu tun hat, wo euer Anteil liegt, warum euch das gerade widerfährt, was noch geheilt werden will. Alles, was gerade zwickt, ist die Möglichkeit noch mehr du selbst zu werden, wieder eine Schicht abzulegen, wieder eine Wunde zu heilen und endlich ans Licht zu kommen.
Ich wünsche euch ganz viel Kraft!
Herzensgrüße von mir
Anja
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Wie schön es ist, dass immer mehr ans Licht kommen...
Foto: Anja Reiche |