Montag, 27. Juli 2015

Wie die Kindheit in uns nachwirkt

Ich beschäftige mich ja schon lange mit den Auswirkungen, die die Kindheit auf unser Erwachsenenleben hat, und war mehr als einmal überrascht, wie sehr uns Prägungen von damals heute beeinflussen, ohne dass wir uns dessen unbedingt bewusst sind. Niemals hätte ich gedacht, dass die Kindheit so mächtig ist, dass das verletzte innere Kind so oft das Zepter in die Hand nimmt und für uns in Situationen reagiert, in denen alte Wunden getriggert werden. Es sind meist solche Situationen, von denen wir hinterher sagen, dass die Pferde mit uns durchgegangen sind oder dass wir nicht anders konnten, dass wir keine Macht mehr über uns hatten. Und das stimmt. In solchen Momenten reagiert das innere Kind und unser erwachsenes Ich hat Sendepause.

Nun habe ich die Tage einen Blogartikel zu diesem Thema gelesen, der mich angeregt hat, meine Prägungen und deren Auswirkungen heute mal genauer zu beschreiben. (Den Link von dem Artikel findet ihr ganz unten.)

In meiner Kindheit ist eigentlich "nichts Schlimmes" passiert. Und das werden viele sagen können. Ich hatte immer ein Dach über dem Kopf, immer genug zu Essen, materiell hat es an nichts Essentiellem gefehlt und bis auf eine Ohrfeige, an die ich mich noch erinnern kann, wurde ich auch nicht geschlagen. Wir lebten in einer Großfamilie, drei Generationen unter einem Dach. Großeltern, wie Eltern waren in der eigenen Landwirtschaft tätig. Somit waren meine Eltern auch nie beruflich unterwegs, sondern eigentlich immer zu Hause. Und wenn die Eltern doch mal weg waren, dann gab es ja noch die Geschwister und die Großeltern. Es war also immer jemand da.

Dennoch habe ich Wunden davongetragen, Wunden, die eher subtil entstanden sind. Und es hat etwas gedauert, bis ich das akzeptieren konnte, denn mir ging es ja eigentlich gut. Es gibt ja "eigentlich" keinen Grund, sich zu beschweren. Darum geht es auch nicht, um das sich beschweren. Es geht darum, genauer hinzusehen, darum, herauszufinden, wie die Kindheit heute noch Macht über uns hat und nachwirkt, unser Leben beeinflusst. Und darum, mir all das, was ich als Kind nicht bekommen habe nun als Erwachsene selbst zu geben, denn dazu bin ich in der Lage.

Mir ist klar, dass ich hier nur über meine Wahrheit, mein Erleben und meine Sicht der Dinge schreibe. Ich kann nur von dem sprechen, was ich weiß, was mir erzählt wurde, was ich erlebt habe. Und damit bewegen wir uns wohl an der Spitze des Eisbergs. Meine Eltern haben ihre Sicht, ihre Erlebnisse, ihre eigene Kindheit und aus ihrer Sicht auch recht. Jeder erlebt die Welt individuell, sieht durch seine "Brille". Betrachte ich die Kindheit meiner Eltern, dann kann ich zutiefst verstehen, warum sie sich so verhalten haben, warum sie so mit uns umgegangen sind, warum sie so sind wie sie eben sind. Und ich möchte keinem von beiden auch nur den leisesten Vorwurf machen. Auch sie wurden geprägt und von unglücklichen Eltern mit schwierigem Hintergrund in den Nachkriegsjahren großgezogen.

Verglichen mit meinen Eltern hatten wir Kinder es wirklich gut. Wie gesagt, eigentlich ist nichts Schlimmes passiert. Eigentlich...

Aber daran, wie ich es erlebt habe, ist nun einmal nichts zu rütteln. Vieles mag anders gemeint gewesen sein, aber was zählt, ist, was bei mir ankam, wie ich es empfunden habe, wie ich es für mich gedeutet und einsortiert habe, was es mit mir gemacht hat. Und darum geht es ja. Dass man herausfindet, welche Spuren die Kindheit hinterlassen hat, welche Muster und Überzeugungen man mitgenommen hat, welche Wunden man davongetragen hat und das alles zu heilen und zu lösen, um jetzt in die Freiheit zu kommen und in seine wahre Größe, zurück zu sich selbst.

Mir geht es nicht um eine Elternschelte. Ich weiß, dass sie mich geliebt haben und immer noch lieben. Ich weiß, dass sie immer ihr Bestes getan haben und dafür bin ich ihnen mehr als dankbar. Ich verdanke ihnen viel. Sie haben mir wirklich viel beigebracht und viel für uns Kinder getan. Man könnte sagen, sie haben sich für uns krumm gemacht, jeden Tag. Sie wollten, dass es uns besser geht, als ihnen damals in den Nachkriegsjahren. Sie wollten, dass wir materiell versorgt sind und dafür haben sie wahrlich hart gearbeitet, Tag und Nacht. In der Landwirtschaft gibt es keinen Feierabend, kein Wochenende, da bestimmt das Wetter den Rhythmus und die Tiere, die versorgt werden wollen.

Und damit fing es schon an, mit der ganz einfachen Tatsache, dass wir einen Bauernhof hatten, der immer im Vordergrund stand. Ich habe es so erlebt, dass ich und meine Bedürfnisse immer zweitrangig waren. Der Bauernhof und die Bedürnisse meiner Eltern standen immer an erster Stelle. Aus ihrer Sicht natürlich selbstverständlich. Wenn ich meiner Mutter etwas erzählen wollte, dann musste ich ihr beim Arbeiten hinterherlaufen. Wenn ich irgendwo hingefahren werden musste, dann ging das nur, wenn mein Vater Zeit hatte und mich bringen konnte. Und dann auch nur mit Murren, weil dann ja so viel Arbeit liegen blieb in der Zeit. Ich erfuhr also sehr früh, dass ich meine Bedürfnisse unterordnen muss und dass ich eine Last war. Selbstverständlich mussten wir Kinder auf dem Bauernhof mithelfen. Da hieß es also gleich nochmal die eigenen Bedürfnisse hinten anstellen und machen, arbeiten, funktionieren, hart im Nehmen sein, nicht meckern sondern machen. Während andere Kinder im Sommer im Schwimmbad waren, waren wir auf dem Feld und haben das Stroh eingebracht. Durfte ich dann doch mal ins Schwimmbad, dann musste ich abends gleich noch mehr auf dem Hof mit anpacken. Schließlich hatte ich ja einen schönen Tag gehabt und alle anderen nicht. So habe ich früh gelernt, dass Schöne Dinge, gute Ereignisse direkt "bestraft" werden. Ich lernte, dass es mir nicht besser gehen durfte, als anderen. Etwas Schönes zog immer etwas Negatives nach sich.

Die Gelegenheiten, bei denen meine Eltern mit mir oder mit uns allen gespielt haben, sich wirklich mit uns beschäftigt haben, sich auch mal um schulische Dinge gekümmert haben, kann ich an einer Hand abzählen. Wir wurden ganz früh zur Eigenständigkeit erzogen, mussten selber sehen, wie wir klarkommen. Mal über Probleme reden war da einfach nicht drin. Fast alles habe ich mit meiner älteren Schwester, manchmal mit meinem älteren Bruder besprochen, oder natürlich mit meinen Freundinnen. Das waren meine wirklichen Bezugspersonen. Ich habe daraus den Schluss gezogen, dass ich es nicht wert bin, dass man Zeit mit mir verbringt.

Der Ton bei uns zu Hause war ziemlich rau. Jeden Tag gab es Streit und Ärger zwischen irgendwem der sieben Familienmitglieder und mit Schimpfwörtern und Schreierei wurde da nicht gespart. Entschuldigt hat sich nie jemand beim anderen oder gar die Situation geklärt und den Streit beigelegt. Weit gefehlt. Es war dann wieder gut, wenn man wieder normal mit dem anderen sprach. Mich zu entschuldigen, Fehler einzugestehen und zu meinen Handlungen zu stehen, das durfte ich später außerhalb der Familie lernen. Ein wohlwollender, wertschätzender Umgang war nicht vorhanden. Viel eher wurde einem erzählt, was man nicht konnte, wie doof man sich wieder angestellt hat und dass es anders doch viel besser gewesen wäre. Ich hab mich von meinem Freund getrennt - "Ja, mit nichts bist du zufrieden. Du hattest bei ihm doch alles gehabt." Ich hab mein Auto verkauft - "Ja, warum um Himmels Willen denn das? Das war doch noch gut." Ich hab meinen Job gekündigt - "Ja, wieso denn nur? Du hast doch jeden Monat dein Geld bekommen?" Materielles war wichtig, das Gefühl und der Seelenfrieden zählten nicht.

Generell galt "Stell dich nicht so an und mach!". Von wegen beim Schlachten nicht helfen, von wegen etwas nicht tun wollen, etwas nicht essen wollen. Die Suppe schmeckt nicht? Dann kommt noch eine Kelle oben drauf! Wie sich das auf mein Selbstbewusstsein und mein Selbstwertgefühl ausgewirkt hat, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Man durfte sich halt nur nicht so anstellen, dann ging das schon. So lernte ich also eigene Gefühle und Wahrnehmungen zu verdrängen, mich anzustrengen und hart zu arbeiten. Ich lernte auch das Schuldgefühl kennen und das Gefühl, nicht zu genügen, nicht das Richtige zu tun und nicht genug zu tun. Ich lernte, dass das Leben hart ist und dass die eigenen Belange unwichtig sind.

Gerade was meine Mutter angeht, waren die Erfahrungen für mich besonders prägend. Ich habe sie als sehr streng erlebt. Es galten ihre Regeln und sonst keine und es gab mega viele Regeln. Das ging so weit, dass sie mir bei der Küchenarbeit sogar vorschrieb, welchen Löffel oder welche Schüssel ich für welche Tätigkeit nehmen musste. Sie überwachte mit ihren Adleraugen wirklich jeden Schritt und jeden Vorgang und wehe, man machte es nicht genau nach ihren Vorstellungen und genau zu dem Zeitpunkt, den sie für richtig hielt. Und von wegen beim Gemüseschnippeln könnte man sich hinsetzen. Das macht man im Stehen. Anstrengend muss es sein!

Gefühlt gab es keinen Freiraum für eigene Ideen, für eigenes Wachsen, für die eigene Persönlichkeit. Wenn es Streit gab, durfte ich nicht wütend sein, durfte mich nicht zurückziehen und in Ruhe über alles nachdenken, sondern musste wieder mit in den Kreis der Familie und gute Miene zum bösen Spiel machen. Sie hatte immer Recht, hat sich nie versprochen und nie etwas falsch gemacht. Wenn, dann haben sich die anderen verhört, es falsch verstanden oder es war deren Schuld, wenn etwas schief ging. Sie war auf jeden Fall unfehlbar. Ich war so oft wütend darüber, weil ich wusste, dass es anders war und dass sie nicht recht hatte, dennoch lief ich gegen eine Wand. Sie war die Macht. Sie hatte Recht und Punkt. In Disskussionen war sie nicht zu greifen, wand sich aus allem raus. Am Ende war ich es, die alles falsch verstanden hatte. Ich weiß noch, dass ich mit zwölf Jahren einen Kassettenrekorder auf Aufnahme unter den Schrank gelegt hatte, um sie zu überführen. Leider ist in der Zeit nichts dergleichen passiert und hätte ich sie mit der Kassette "überführen" können, hätte sie sie wahrscheinlich wutentbrannt weggeworfen und nichts davon wäre wahr gewesen.

Wenn ich Schulfreundinnen Briefe schrieb, dann wollte sie alles lesen. Die Briefe von mir, genauso wie die Briefe, die dann von meinen Freundinnen kamen. Wenn ich in meinem Zimmer etwas in den Papierkorb warf, dann wurde das von ihr noch einmal zensiert und durchstöbert. Wollte ich das wirklich wegschmeißen? Und was ist das? Es gab keine Privatsphäre. Gerade in der Pubertät hat mich das fast um den Verstand gebracht. Sie kam rein, ohne zu klopfen, stellte indiskrete Fragen.

Wie oft haben wir uns gestritten, wie oft habe ich sie angeschrien, weil ich mir nicht mehr anders zu helfen wusste. Was habe ich geweint und getobt und mich gewehrt. Leider ohne Erfolg. Und immer, wenn es zu einem Streit mit meiner Mutter kam, kam hinterher mein Vater und fragte, ob das denn wieder hatte sein müssen. Ich wüsste doch wie sie wäre und nun würde er sich das alles wieder von ihr anhören müssen. Also hatte ich es gleich nochmal falsch gemacht. Jetzt war ich nämlich auch noch daran schuld, dass es meinem Vater schlecht ging.

Und nach jedem Streit hatte ich natürlich Angst, dass ich es diesmal zu weit getrieben hatte, dass sie mich jetzt nicht mehr mögen würden, mich verstoßen würden, ich nicht mehr versorgt wäre.

So lernte ich früh Ohnmacht und Wut kennen und ich hasste diese Gefühle, diese Hilflosigkeit, das Wissen, nichts dagegen tun zu können, denn sie saßen am längeren Hebel. Ich lernte, dass es immer eine Macht gab, die stärker ist als ich und der ich mich fügen muss. Ich lernte, dass ich keine eigenen Grenzen haben durfte. Ich lernte, mich schuldig zu fühlen und Bürden auf mich zu nehmen, mich dafür verantwortlich zu fühlen, wenn es anderen schlecht ging und noch mehr meine eigenen Bedürfnisse und Gefühle hinten anzustellen.

Aus all diesen Erlebnissen ergaben sich hinderliche Überzeugungen, die mich im Erwachsenenleben besonders beeinflusst haben, die gelöst werden wollten:
-Ich muss immer stark sein.
-Ich darf nicht schwach sein.
-Ich darf nicht faul sein.
-Ich darf nicht genießen.
-Ich darf nicht giftig sein. (Ich wollte ja nicht so sein wie meine Mama.)
-Ich darf mich nicht aufdrängen, nicht einmischen, nicht indiskret sein. (Wieder wollte ich nicht so sein wie meine Mama.)
-Ich darf niemandem zur Last fallen.
-Ich muss immer dafür sorgen, dass es den anderen gut geht.
-Meine Bedürfnisse sind unwichtig.
-Ich kann meinen Gefühlen nicht vertrauen. (Sie wurden ja immer als falsch dargestellt.)
-Ich muss mich unterordnen.
-Ich tue nicht genug.
-Ich tue nicht das Richtige.
-Mir darf es nicht besser gehen als meinen Eltern.
-Ich darf nicht wütend sein.
-Auf etwas Gutes, Schönes folgt immer eine "Strafe".
-Genussmomente muss ich mir stehlen, weil es eigentlich verboten ist, zu genießen.
-Die Meinung der anderen zählt mehr.
-Wenn ich bin, wie ich bin, werde ich abgelehnt.
-Mein Gefühl bringt mich immer in Schwierigkeiten.
...

Wut, Ohnmacht, Schuld, Wertlosigkeit und Angst waren die Hauptgefühle, die es als Erwachsene galt, anzunehmen und in Fluss zu bringen.

Wen wundert es also, dass ich beruflich oft Situationen mit dem Chef erlebte, in denen ich mich ohnmächtig fühlte, er am längeren Hebel saß, dass mir immer wieder Menschen über den Weg liefen, die ihre Wut frei zum Ausdruck brachten und mich mit meiner unterdrückten Wut konfrontierten? Wen wundert es, dass es lange gedauert hat, bis ich gemerkt habe, dass ich etwas besonderes bin, dass ich etwas besonderes kann, so wie jeder das von uns ist und kann? Wen wundert es, dass ich in Beziehungen oft erlebt habe, dass die Bedürfnisse meines Partners wichtiger zu sein schienen als meine eigenen? Wen wundert es, dass ich lange keine Hilfe annehmen konnte, immer alles selber machen wollte, weil ich keinem zur Last fallen wollte? Wen wundert es, dass ich lange sehr zurückhaltend und schüchtern war, ständig an mir gezeifelt habe? Niemandem zu nahe treten wollte, mich nur nicht ungefragt in ein Gespräch einmischen wollte, nicht indiskret sein wollte? Immer das Gefühl hatte nicht genug zu tun, nicht das Richtige zu tun, gerade als es um meinen eigenen Weg ging, als ich merkte, dass ich medial war und damit nichts ordentliches leistete, nichts körperliches, nichts greifbares? Mich geschämt habe, dass ich mich nicht anstrengen will in diesem Leben, mich nicht krumm machen will, genießen will, Freude und Leichtigkeit leben will?

Heute weiß ich, warum ich das alles erlebt habe. Es waren alles Produkte meiner tiefsten Überzeugungen! Heute weiß ich, dass ich hochsensibel bin und dass all diese Eindrücke von damals wie durch einen Verstärker auf mich gewirkt haben und ich sie deshalb doppelt so "schlimm" erlebt habe, sie noch tiefer drangen.

Ich kann nur jedem raten, sich sein aktuelles Leben ganz genau anzuschauen, Situationen, die immer wiederkehren und bestimmte Gefühle in einem auslösen und dann zu schauen, ob es vielleicht ähnliche Situationen und Gefühle in der Kindheit gab. Überzeugungen, die damals geprägt wurden und heute noch wirken. Vielleicht kommt dir ja so manches von dem, was ich erzählt habe, schon bekannt vor.

Es tut so gut, sich aus all dem zu befreien. Es tut so gut, sein wahres Wesen immer mehr zu entdecken und alles abzulegen, was eigentlich gar nicht zu einem gehört. Es tut so gut, immer mehr in die Freiheit und in die eigene Kraft zu kommen und wieder der zu werden, der wir eigentlich sind. Es tut so gut, das verletzte innere Kind in den Arm zu nehmen und ihm jetzt alles zu geben, was es damals nicht bekommen hat. Und es tut nicht nur gut, sondern es macht uns wieder heil und ganz und kraftvoll.

Werden wir also wieder die, die wir eigentlich sind!!!

Herzensgrüße von mir!
Anja

PS: Schreibt mir gerne in den Kommentaren, was dieser Text mit euch macht. Kommt euch etwas bekannt vor?

PSS: Hier der Link zu dem oben erwähnten Artikel über Erziehung: http://norbert-rogsch.com/am-anfang-ist-erziehung-2/


Nachtrag vom 04.08.2015:In meinem nächsten Artikel "Frieden mit den Eltern" findet ihr 8 Punkte, die mir geholfen haben, Frieden in mir und mit meinen Eltern zu finden.


Foto: Anja Reiche



Freitag, 24. Juli 2015

Energetisches Chaos

Der Ausschlag ist Gott sei Dank auf dem Rückzug. Die Erkenntnisse diesbezüglich bewegen mich immer noch. Meinen Wert anerkennen, meine Grenzen ziehen. Die Seelenskulpur arbeitet weiter fleißig mit mir und verändert sich auch ständig. Erst gestern war es an der Reihe einen Pfropfen zu entfernen, der mir gefühlt den Energiezufluss nahm. Es handelte sich um eine weitere Verstrickung mit meiner Mama, die ich gestern angefangen habe, zu lösen. Das ganze Thema kann ich aber noch nicht greifen.

Generell scheinen im Moment die Energien mal wieder verrückt zu spielen. Ich fühle mich wie geschüttelt und gerührt. Mal könnte ich heulen und weiß nicht warum, dann wieder empfinde ich unendliche Freiheit und Liebe für alles. Mal bin ich unsagbar wütend und traurig und im nächsten Moment wieder voller Frieden und Leichtigkeit. Mal bin ich voller Zuversicht, dass ich genau auf dem richtigen Weg und meiner Berufung so nah wie noch nie bin und einige Zeit später fühle ich mich wieder klein, unscheinbar, verloren und wertlos. Das alles wechselt von einer Sekunde auf die andere. Ich fühle mich zwischen den Welten.

Ich brauche Unmengen an Schlaf und bin trotzdem nicht ausgeruht. Gerade die letzte Nacht hat sich wieder so angefühlt, wie wenn neue Synapsen geknüpft werden, alles neu ausgerichtet wird, sich alles neu sortiert und einer höheren Schwingung anpasst. Das kostet mich viel Energie und strengt meinen Körper an. Tagsüber bin ich dann umtriebig, auch oft unleidig und weiß nicht so recht auf was ich meine Aufmerksamkeit und die restliche Energie lenken soll. Appetit habe ich ständig, vor allem gerade auf Fleisch und Wurst, obwohl ich diese Lebensmittel eine zeitlang gar nicht essen konnte. Ich gebe dem einfach nach. Es ist wie es ist.

Der Körper reagiert auch mit Kribbeln in den Nerven, plötzlich auftauchenden und genau so schnell wieder verschwindenden Schmerzen. Mal ziept der Zahn wieder, mal zieht es kurz in der Brust. Mal tut das Ohr einen Tag weh, mal schmerzt es rund ums Kehlkopfchakra. Alles schnell da und schnell wieder weg.

Dieser Zustand ist mir auch nicht unbekannt. Ich hatte schon öfter solche Phasen und sie dürfen sein. Sie sind wichtig und die Vorstufe zu neuer Klarheit. (Mehr dazu findest du in meinem Artikel: Das vermeintliche Chaos - die Vorstufe zu neuer Klarheit)

Die Natur tut mir gerade sehr gut, gibt mir Kraft und Energie, aber auch eine tiefe Ruhe und Frieden. Ich kann wieder etwas auftanken, wenn ich rausgehe. An körperliche Anstrengung ist im Moment gar nicht zu denken, also lasse ich es. Alle Emotionen, die sich zeigen, lass ich da sein. Es würde ja nichts nützen, mich dagegen zu wehren.

Der Gedanke, dass diese Phase neues Wachstum bedeutet, lässt mich das ganze aushalten und ich freue mich auf die neue Größe und die neue Klarheit, wenn sich wieder alles Aufgewirbelte gesetzt hat und wieder mehr Altes losgelassen wurde. Dann werde ich wieder ein Stück mehr ich sein und wieder ein Stück mehr mein wahres Wesen zum Ausdruck bringen können, meinem wahren Kern noch näher sein. Ich denke, dass irgendwann nur noch mein wahrer Kern übrig ist und alles, was nicht meinem tiefsten, ureigensten Wesen entspricht, werde ich abgelegt haben. Gefühlt dauert das nicht mehr lange, verglichen mit den vielen Leben, die es gebraucht hat, um überhaupt so weit zu kommen.

Also lasse ich mich noch etwas schütteln und rühren, lass da sein, was sich zeigen mag. Ich weiß ja, wofür es gut ist. ;)

Wie geht es euch gerade so? Macht ihr ähnliche Erfahrungen? Mein Gefühl sagt, ja! Hinterlasst mir gerne hier eure Erfahrungsberichte. Es geht doch alles leichter, wenn man weiß, dass man nicht alleine ist.

Herzensgrüße von mir und viel Kraft und Geduld für diese Zeit.
Anja


PS: Ein Sonnensturm ist wohl auch wieder mit von der Partie (https://einfachemeditationen2.wordpress.com/2015/07/23/sturmwarnung-fuer-das-magnetfeld-loescht-viele-3-dprogrammierungen-endgueltig-im-kollektiv/).


Foto: Anja Reiche

Montag, 20. Juli 2015

Mein Ausschlag hat mich an meine Grenzen gebracht

Im letzten Artikel Das Thema Selbstwert "juckt"! hatte ich bereits von meinem Ausschlag erzählt und darüber, was wohl dahinter steckt. Einige Erkenntnisse gab es da ja schon. Dieser Ausschlag hat mich nun tatsächlich an meine Grenzen gebracht. Im wahrsten Sinne des Wortes und im übertragenen Sinne.

Neulich hatte ich noch geschrieben, dass ich nicht glaube, dass die Aggression noch eine Rolle spielt und sich so heftig in körperlichen Symptomen ausdrückt. Da hatte ich wohl geirrt. Am Wochenende überrollten mich Erkenntnisse, alter Schmerz und alte Wut.

Nachdem das homöopathische Mittel Arsenicum album C30 über Wasser erste Erleichterung brachte, merkte ich schnell, dass es zwar das richtige Mittel war, aber die Potenz zu niedrig. Ich entschied mich also Donnerstagabend für eine Gabe C200. Nur kurze Zeit nach dieser Einnahme reagierte mein Körper extrem und der Juckreiz und die Quaddeln legten nochmal richtig zu. Eine Erstverschlimmerung. Freitagmorgen wurde ich dann schon um kurz vor 6 Uhr aus dem Bett getrieben. Die Nacht bis dahin war auch nicht sehr erfolgreich. Nur Halbschlaf war möglich, das Kribbeln und Jucken machte mich zwischendurch immer wieder wach. Der Juckreiz an diesem Morgen war die Hölle und ich wusste nicht wohin mit mir. Vor allem in den Händen, in den Fingern, war es besonders schlimm. Alles dick und kribbelte bis zum Abwinken. Ich nahm erneut eine Gabe C200. Der Ausschlag wurde daraufhin zwar nicht mehr schlimmer, aber eine Besserung war auch nicht in Sicht. Das zerrte ziemlich an meinen Nerven und ich merkte, dass ich extrem wütend wurde. Also ging ich mal wieder mein Sofa verdreschen. ;) Ich bin der Meinung, dass die Wut immer fließen sollte. Wie schon so oft schlug ich mit dem Sofakissen auf die Couch ein und schrie dazu, bis ich völlig erschöpft war. Der Schrei, der diesmal herausbrach, wollte gar nicht mehr enden. Es tat unheimlich gut, dem ganzen Luft zu machen.

Mittags versuchte ich dann nochmal mit dem Ausschlag Kontakt aufzunehmen. Und ich begegnete meiner Wut. Die kleine, süße Katze, die sie immer verkörpert. Sie saß in der Ecke, einsam und abgelehnt. Ich war überrascht. Habe ich die Wut doch schon so oft in den Arm genommen und ihr Liebe geschenkt. Wohl noch nicht genug. Also sagte ich ihr wieder, dass ich sie liebte und dass sie da sein darf, nahm sie in den Arm und schenkte ihr Annahme. Im nächsten Bild sah ich mich in meiner vollen Größe, den Löwen der Kraft und des Mutes neben mir (in den hatte sich die Katze der Wut schon vor längerem verwandelt - ich kenne ihn bereits). Ich war kraftvoll, selbstbewusst, zog meine Grenzen und verteidigte mein Revier, brüllte, wenn es nötig war, um meinen Raum zu wahren. Ein sehr schönes Bild. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass da noch mehr drin war.

Mir wurde plötzlich schmerzlich bewusst, dass ich als Kind und Jugendliche keine eigenen Grenzen haben durfte. Ich hatte keinen eigenen Raum, kein Recht auf ein eigenes Wesen. Meine Grenzen wurden immer wieder überschritten und aufgebrochen. Dieser Satz "Ich durfte keine eigenen Grenzen haben." schwang so in mir nach, dass ich wusste, dass ich auf dem richtigen Weg war.

Während ich hier so sitze und versuche, die Geschehnisse der letzten Tage zusammenzuschreiben, merke ich, dass alles wie im Nebel liegt. Der Ausschlag war so mächtig und präsent, dass er irgendwie alles andere übertüncht hat. Ich hatte an diesem Freitag noch ähnliche Erkenntnisse in die richtige Richtung, aber mir fällt es beim besten Willen nicht mehr ein. Auch der Samstag ist sehr verschwommen. Ich weiß, dass die Nacht wieder fürchterlich war und ich immer mehr an meine Grenzen kam, ich war gereizt und weinte viel aus Verzweiflung. Es gab keine 5 Minuten ohne Juckreiz. Sonntagmorgen trieb es mich wieder um 7 Uhr aus dem Bett. Geschlafen hatte ich seit 5 Uhr nicht mehr. Und auch in der Nacht davor war wieder nur an Halbschlaf zu denken, immer wieder unterbrochen von Kratzen und Herumwälzen. Sonntagmorgen war ich dann wieder so wütend wegen dem Ausschlag, dass ich erneut meine Couch aufsuchte, um den Frust rauszulassen.

Während ich das Sofa mit dem Kissen maltretierte überrollte es mich dann. Von ganz unten kam ein heftiges Weinen hoch und ich wusste, dass dieses Weinen und der Schmerz nichts mit der jetzigen Situation des Ausschlages zu tun hatten. Was da hoch kam war alt, ziemlich alt und saß tief. Ich fühlte mich plötzlich in meine Jugend zurückversetzt. Sah mich in all den Situationen wieder, in denen ich einfach nur ich sein wollte und nicht durfte, in denen ich gebrochen wurde, immer und immer wieder. Mir laufen schon wieder die Tränen. Ich war wieder in dem Gefühl drin, wie es war, wenn man keine eigenen Grenzen haben durfte, bis zur Unkenntlichkeit verbogen war. Wenn nie Platz für das eigene Wesen war. Wie es war, nur funktionieren zu müssen, keine Privatsphäre zu haben, behandelt zu werden, wie ein Eigentum und wie Besitz. Mein inneres Kind von damals hat Wunden ohne Ende und sehnt sich einfach nur danach verstanden zu werden, mal Stille zu haben, Luft zu holen, es selbst zu sein. Da war dieser Teeny von damals, der einfach nur mal er selbst sein wollte. Das machen wollte, was er gerade will und nicht, was andere ihm vorschreiben. Der mal Raum für sich brauchte und nicht bekam. Ich hielt das Mädchen von damals im Arm. Es wollte das Gefühl haben, richtig zu sein und mal nicht belagert werden mit Dingen, die es zu erledigen gibt, mit indiskreten Fragen, mit einer ständigen Präsenz der Mutter. Das Mädchen von damals sehnte sich nach bedingungsloser Liebe und Rückhalt aber auch nach entsprechend Freiraum und Entfaltungsmöglichkeiten, Platz für sich selbst, Ruhe, um herauszufinden, wer es denn wirklich war.

Ich hab so sehr geweint, mich hat es richtig geschüttelt, als dieser ganze Schmerz nochmal hochkam. Und da konnte ich auch den Ausschlag ganz verstehen: Meine Grenzen (die Haut) wurden bis dahin immer dicker, wurden sichtbar, verstärkten sich (durch die Schwellung). Und gerade die Hände, die man auch mal heben sollte, um STOP zu sagen, waren übergroß und dick. Grenzen, die ich nie haben durfte, die mir immer wieder abgesprochen wurden, von denen mir erzählt wurde, dass sie nicht richtig sind und dass ich kein Recht darauf habe. Diese Grenzen gilt es heute neu zu ziehen. Es gilt MEINE Grenzen zu wahren und anderen zu zeigen. Ich darf es mir erlauben, eigene Grenzen zu haben und sie jedem anderen zu signalisieren. Bis hierhin und nicht weiter. Hier fängt meine Zone an, meine Persönlichkeit, mein Reich, mein Wert. Über diese Grenzen schreitet niemand mehr! Und wenn es nötig ist, brülle ich auch mal wie ein Löwe und zeige meine Zähne.

Gestern Abend habe ich dann ein drittes Mal Arsenicum album in C200 genommen und der Juckreiz nahm sofort ab. Heute sehen meine Hände wieder wie Hände aus und der Ausschlag ist um einiges zurückgegangen. Ich habe das Gefühl über den Berg zu sein, jedes Geschenk des Ausschlages gefunden zu haben. Ich durfte wieder mal erleben, dass eine Krankheit oder ein Symptom so lange bleiben, wie noch etwas für mich drin ist, so lange noch Geschenke unentdeckt sind. Erst dann kann Heilung eintreten.

Den Teeny von damals habe ich noch immer im Arm. Er braucht enorm viel Zuwendung und ich werde regelmäßig schauen, wie es ihm geht und wie sich das Bild verändert, was das Mädchen braucht. Aber auch diese Wunden werden heilen...

Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Tag!
Herzensgrüße von mir!
Anja

PS: Fühlt euch eingeladen, mir eure Eindrücke, die der Text hinterlassen hat und eure eigenen Erfahrungen mit seelischen Hintergründen von Hautausschlägen zu schreiben.

Foto: Anja Reiche




Donnerstag, 16. Juli 2015

Das Thema Selbstwert "juckt"!

Im Moment geht es mir gerade komisch. Ich bin ziemlich saft- und kraftlos und weiß nicht so recht, was mir das alles sagen soll. Seit ungefähr eineinhalb Wochen habe ich einen Hautausschlag der fürchterlich juckt. Die Nächte sind wenig erholsam. Erst dachte ich, mich hätte die Herbstmilbe erwischt und tut sich an mir gütlich. Mittlerweile glaube ich aber eher, dass es Nesselsucht ist. Ob ich das richtige homöopathische Mittel nun gefunden habe, weiß ich noch nicht. ich hangel mich so durch. Es bleibt abzuwarten. Einen Zugang zu der Thematik dahinter habe ich auch noch nicht gefunden. Mehrmals habe ich zu meditieren versucht, kam aber nicht ran. Eine Karte, die ich dazu gezogen habe, besagt "Geduld". Alles kommt zur richtigen Zeit. Nun bleibt mir nicht viel, als wirklich zu warten, bis sich die Schleier lüften.

Habe ich mal wieder nicht gut genug auf mich aufgepasst? Die Tage vor dem Auschlag war wirklich viel los und mir war es schon fast zu viel. Musste mein Körper mir wieder eine Auszeit verschaffen, weil ich selbst nicht dazu in der Lage war?

Oder kommt nun vieles, was ich schon bereinigt habe, nochmal extrem über die Haut heraus und kann somit gehen?

So eine allergische Reaktion kann viel mit unterdrückter Aggression zu tun haben. An dem Thema bin ich seit Jahren dran, integriere und lebe Aggression immer mehr. Soll da noch so viel unterdrückt sein? Ich kann es mir nicht vorstellen und mein Gefühl sagt auch, dass es das eher nicht ist.

Die Haut steht auch für die eigenen Grenzen, selbst Grenzen ziehen, seine eigenen Grenzen setzen, sich nicht ausnutzen lassen. Kurz bevor die Quaddeln und der Juckreiz eingesetzt haben, ging es bei mir nochmal um den Selbstwert, um die Bezahlung meiner Arbeit und was ich glaube, dass ich wert bin, wie viel mir zusteht. Lange Zeit habe ich mich vor dem Thema gedrückt und wollte, dass meine Klienten meinen Wert festsetzen, in dem sie mir geben, was sie meinten, dass es wert war. Selbst einen Betrag zu nennen fiel mir schwer. Die Folge war, dass ich Geld bekommen habe und dennoch das Gefühl hatte, dass es zu wenig war, dass ich mehr verdient hätte. In mir schrie oft alles: "DAS REICHT NICHT! MEINE ARBEIT IST MEHR WERT!" Brennt mir das auf der Seele? Dass ich endlich zu mir und meinem Wert stehen möchte? Dass ich mich aufrichten möchte, mich nicht mehr verstecken möchte und selbst sagen möchte, was ich wert bin, was meine Arbeit wert ist? Juckt mich das so sehr? Es könnte sein und je mehr ich darüber nachdenke und hinspüre, glaube ich, dass es in diese Richtung geht. Die anfängliche Vermutung, dass es Herbstmilben sind und somit Parasiten, hätte da wirklich gut gepasst. Ich lasse mich aussaugen, im übertragenen Sinne. Ich nehme meinen eigenen Raum nicht ein, also tun es andere. Nun sind es wohl keine Parasiten, aber die Thematik, die die Haut spiegelt, bleibt. Grenzen setzen und ein Thema, das mich schon lange unterschwellig "juckt", endlich angehen.

Ich alleine entscheide, wie viel mir zusteht. Ich alleine lege meinen Wert fest und sonst niemand. Und sind wir mal ehrlich. Meist steht uns mehr zu als wir glauben.

Wer hat denn vermittelt bekommen, dass er unendlich wertvoll ist, einfach nur weil er ist? Wem wurde denn mit auf den Weg gegeben, dass er das Allerbeste verdient hat? Das dürften wohl die wenigsten unter uns sein.

Zum Thema Selbstwert habe ich neulich eine Karte aus dem Engelkartensatz von Diana Cooper (siehe meine Buchempfehlungen) gezogen. Es war die Karte "Reichtum". Wie passend... Der Textauszug, der mich auf dieser Karte besonders angesprochen hat, ist folgender:

"REICHTUM - Jetzt ist die Zeit gekommen, in der Dein Leben vor Wohlstand, Liebe und Erfolg überfließt. Du schöpfst aus den grenzenlosen Schätzen des Universums. Wie viel Du Dir nimmst, hängt von Deiner Einschätzung ab, wie viel Du verdient hast. Die Weisheit der Engel ermahnt Dich, an Dich selber zu glauben und zu wissen, dass Du viel mehr verdienst, als Du bisher angenommen hast. Dann wirst Du die wahren Reichtümer des Lebens anziehen.
[...]
Affirmation: Ich habe Liebe, Wohlstand und Erfolg verdient."


Ich erinnere mich und euch daran, dass wir weit mehr wert sind, als wir annehmen. Nimm dir reichlich von den Schätzen des Universums. Es ist genug für alle da und wenn du dir deinen Teil nimmst, dann nimmst du niemandem etwas weg. Der Ozean des Überflusses ist unerschöpflich. Du entscheidest, ob du mit einem Löffel schöpfst oder direkt darin badest.

Eine wundervolle Visualisierungsübung kommt mir dazu in den Kopf. Sie ist von Louise L. Hay aus dem Buch "Gesundheit für Körper und Seele" (auch auf meiner Liste der Buchempfehlungen) und geht um die Fülle. Diese Übung möchte ich gerne mit euch teilen.

"Ein Ozean der Überfülle

Ihr Bewusstsein für Wohlstand ist nicht vom Geld abhängig, sondern der Fluss des Geldes ist von Ihrem Bewusstsein für Wohlstand abhängig. Wenn Sie sich mehr vorstellen können, wird mehr in Ihr Leben kommen.
Ich liebe die Vorstellung, am Strand zu stehen, über das weite Meer zu schauen und zu wissen, dass mir dieser Ozean der Überfülle zur Verfügung steht. Schauen Sie Ihre Hände an, und stellen Sie fest, was für ein Behältnis Sie halten. Ist es ein Teelöffel, ein Fingerhut mit Loch, ein Pappbecher, ein Glas, ein Becher, eine Kanne, eine kleine Wanne, oder haben Sie vielleicht eine mit diesem übervollen Ozean verbundene Pipeline? Schauen Sie sich um, und Sie werden feststellen, dass, ungeachtet der Vielzahl von Menschen und der Behältnisse, die sie haben, reichlich für jeden vorhanden ist. Sie können niemanden berauben und können auch nicht von anderen beraubt werden. Und es besteht keine Möglichkeit, den Ozean auszutrocknen. Ihr Behältnis ist Ihr Bewusstsein, und dies kann immer gegen ein größeres Behältnis ausgetauscht werden. Machen Sie die Übung oft, damit Sie das Gefühl der Erweiterung und des unbegrenzten Nachschubs erhalten."


Als ich diese Übung das erste Mal in einer Meditation gemacht habe, habe ich gesehen, dass ich mit einem kleinen Plastikbecher schöpfe, der auch noch einen Riss hatte. Eher weniger erfolgreich... ;) Das ist nun schon länger her. Danach habe ich mich mit dem Gefühl der Wertlosigkeit auseinandergesetzt. So wie mit vielen anderen negativen Gefühlen davor. Die Wertlosigkeit nahm die Gestalt eines Krokodiles an. Es stand am Ufer eines Gewässer und drängte mich von diesem Gewässer zurück. Bei genauerem Hinsehen stellte ich fest, dass dieses Gewässer der Ozean des Überflusses ist. Die Metapher hätte schöner nicht sein, dass mich ausgerechnet die eigene, gefühlte Wertlosigkeit von diesem Ozean der Fülle zurückhielt. Wie könnte es anders sein. Ich kann mich nur selber vom Überfluss abhalten. Niemand sonst. Immer wieder nahm ich Kontakt zu dem Krokodil auf, schloss Freundschaft mit ihm und ließ die Wertlosigkeit in mein Herz, überschüttete sie mit Liebe und nahm sie als einen Teil von mir an. Ich ließ zu, sie zu fühlen. Irgendwann zog mich das Krokodil in den Ozean. Ich dachte, ich müsste ertrinken. Aber das Krokodil brachte mich zu einem wunderschönen Schwan, der auf dem Wasser schwamm. Das Krokodil verschwand und ließ mich beim Schwan. Stolz war er da vor mir und dann wurde mir klar, dass er meinen Selbstwert symbolisiert, meinen eigenen Stolz, Reichtum (inneren wie äußeren). Danach habe ich mich jedes Mal, wenn ich an den Ozean der Fülle gedacht habe, darin baden sehen. Ich war nicht mehr am Schöpfen, ich badete direkt darin, voller Wonne und Zufriedenheit und ganz selbstverständlich.

Das alles fällt mir gerade beim Schreiben wieder ein. Irgendwie hatte ich das Krokodil, den Schwan und den Ozean des Überflusses total verdrängt. Es ist wohl eher kein Zufall, dass mir das jetzt alles wieder in den Sinn kommt.

Einige Entscheidungen, die ich mal vor längerem getroffen und notiert habe, habe ich auch gerade wieder beim Stöbern gefunden.

Ich erkenne meinen wahren Wert und die Besonderheit meiner Gaben.
Ich sehe in mir und anderen das Besondere und Wertvolle.


Ich bin gespannt, was mir mein Ausschlag noch so offenbart. Das war ja jetzt schon eine Menge. Dabei war eingangs noch alles recht trüb. Mal sehen, was sich noch so zeigt und mich "juckt".


Herzensgrüße von mir!
Anja


Nachtrag vom 16.07.2015, 15:00 Uhr

So langsam macht alles Sinn und die Erkenntnisse fließen. Eben habe ich den Nörgler in mir, der immer an anderen herumkrittelt in die Arme genommen und ihm gesagt, dass ich ihn liebe. Ich habe sehr oft sehr hohe Ansprüche an meine Mitmenschen, vor allen Dingen jedoch an meinen Partner und bislang habe ich mich dafür verachtet, dass ich kritisiere und "meckere", weiß ich doch aus eigener Erfahrung, wie herabsetzend das sein kann, wie abwertend, wenn man so behandelt wird. Aber auch dieser innere Nörgler darf sein. Er ist derjenige, der wirklich viel sieht, die Dinge komplett durchschaut und sofort Zusammenhänge versteht. Er ist echt ein Brain. ;) Durch ihn kommt auch meine Hochsensibilität zum Ausdruck. Ich nehme extrem viel wahr, denke tief und weit voraus. Wenn andere das dann nicht ebenso tun, dann kann er schon mal das Wort ergreifen. Ich habe ihn in die Arme genommen. Er war über die Wende ziemlich erstaunt. Meine Güte, ich bin nun mal so, sehe viel, denke weit und es gehört jetzt auch dazu, diesen Wesenszug an mir, ebenfalls zu lieben, dass ich das anderen dann halt auch mal mitteile. Der Ton macht ja immer noch die Musik. Auch dieser Nörgler gehört zu mir, macht meinen Wert aus. Außerdem wenn ich es annehme, dass ich auch mal nicht wertschätzend mit anderen umgehe, dann komme ich wieder ins Gleichgewicht, weil wie immer beide Seiten Teil des Lebens sind. Ich erlaube mir, auch mal nicht wertschätzend zu sein.

Mit dem inneren Nörgler bin ich dann in die Tiefen meines Seins abgetaucht, in meine Schatzkammer, in der all meine wertvollen Schätze liegen und was soll ich sagen? Es war so normal und selbstverständlich da zu sein, meine Schätze zu sehen und zu wissen, dass das alles meins ist, mich ausmacht, mein Potential ist. Und dann verwandelte sich diese Schatzkammer in das Foto von unten mit dem klaren Wasser und dem Schwan und riesige Energiewellen überliefen mich. Und auch hier war es völlig normal in dem Ozean zu baden. Es fühlte sich richtig und gut an. Ich gehöre da hin. Ich habe alles getan. Das ist JETZT dran!

Mich "juckt" es schon lange, meinen ganzen Wert zu leben und zum Ausdruck zu bringen, ihn zu zeigen und zu ihm zu stehen. Mich "juckt" es jetzt, meine alte Haut abzulegen, "aufzukratzen", mich aus dem alten Kokon der Beschränkungen und hinderlichen Denkmuster zu befreien. Und ich merke, dass ich wirklich nur herausschlüpfen muss. Das geht jetzt einfach. Die Vorarbeit ist erledigt.

Wenn ich dieses Bild mit dem Schwan anschaue, dieses glasklare Wasser sehe, an den Ozean des Überflusses denke, dann laufen mir immer noch unzählige, wohlige Schauer über den Körper. Ich reagiere voll auf dieses Bild. Es spricht mich an. Ich gehe in Resonanz.

Und es ist Zeit, genau JETZT, darin zu baden!


Nachtrag vom 20.07.2015

Noch mehr Erkenntnisse zu diesem Thema findet ihr im nächsten Artikel: Mein Ausschlag hat mich an meine Grenzen gebracht


Foto: Anja Reiche


Dienstag, 7. Juli 2015

Vom vermeintlichen Scheitern und der Sorge um Geld

Scheitern ist immer relativ. Das weiß ich heute. Mein Weg zu mir selbst war gespickt von vermeintlichen Niederlagen und Misserfolgen.

Heute habe ich das Wort Erfolg neu definiert. Erfolg messe ich nicht an Geld, Erfolg messe ich am persönlichen Wachstum, an Zufriedenheit, Leichtigkeit, Gesundheit und Glück. Erfolg ist für mich eine jede Erfahrung, die ich mache, weil jede Seele nach Erfahrungen lechzt. Auch wenn etwas nicht klappt oder anders läuft, wie ich es mir vorstelle, ist es auf eine Art ein Erfolg, weil ich um eine Erfahrung reicher bin. Ich weiß vielleicht, was ich nicht will oder wie es nicht geht. Ein riesen Erfolg aus meiner Sicht.

Doch der Weg zu dieser Einsicht war lang und beschwerlich. Da ich ja nun mit meinem Blog ganz vielen Menschen Mut machen möchte, sich auf ihren Weg zu begeben und sich selbst zu finden, ihre Berufung zu finden und ganz sie selbst zu sein, möchte ich nun auch erzählen wie verdammt "verkorkst" und schwierig mein Weg war. Es war hart, aber ich würde es wieder tun.

Also legen wir los:

Als ich damals meinen Job aufgegeben habe, war ich psychisch total angeschlagen, überhaupt nicht mehr belastbar und habe total viel geweint. Bei jeder Kleinigkeit. Ich war einfach fix und fertig und nichts ging mehr. Ich wusste, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich musste mich um mich kümmern. Also habe ich einen Aufhebungsvertrag mit der Firma ausgehandelt, ohne zu wissen, wie es danach weitergehen soll. Das war im November 2009. Darin war vereinbart, dass ich noch bis 31.03.2010 als angestellt gelte, mein Gehalt bekomme, aber nicht mehr arbeiten muss. Außerdem konnte ich eine kleine Abfindung heraushandeln. Mein Verhältnis zum Arbeitgeber war sehr gut. Das half. In der Zeit zu Hause merkte ich erstmal wie fertig ich schon war. Ich brauchte total viel Erholung und Schlaf, Zeit für mich und vor allen Dingen Stille. Wollte ich mir erst einen Job in Bayern suchen, war irgendwann schnell klar, wie unsinnig das war, wenn mein Partner in NRW wohnt. Da kam der Entschluss gleich komplett neu anzufangen und auch noch das Bundesland zu wechseln. Also bin ich voller Tatendrang und Freude über den Neuanfang und das Abenteuer umgezogen und habe mich in meinem neuen Wohnort arbeitslos gemeldet. Ich wollte ja wieder einen Job haben (dachte ich damals).

Das Arbeitslosengeld war recht ordentlich und dadurch, dass meine Miete weggefallen ist, ging das finanziell recht gut. Dennoch hatte ich immer das Gefühl, dass ich nicht genug Geld habe. Die Jobsuche hat sich schwieriger gestaltet, als ich dachte, denn es war nie so richtig was für mich dabei. Ich war gelernte Industriekauffrau und wollte aber ab da unbedingt mit Menschen arbeiten. Damals machte ich auch gerade meine Ausbildung zum Psychologischen Berater/Personal Coach und wollte eher in diese Richtung. Auch meine Tätigkeit als Betriebsrat in meiner alten Firma hat mich darin bestärkt, dass ich mich nicht wieder einfach hinter einen Schreibtisch setzen wollte. Im Arbeitsamt fanden sie meinen gewünschten Richtungswechsel nicht so toll, da ich ja noch keinen Abschluss dahingehend hatte. Die Unterstützung war also nicht vorhanden. Mir wurden nur Jobs als Industriekauffrau vorgeschlagen. Auf eigene Faust bewarb ich mich bei Unternehmensberatungen. Ohne Erfolg. Meinen Abschluss als Psychologischer Berater habe dann im September 2010 gemacht. Danach kam dann die Idee, dass ich mich selbständig mache. Eine Versicherung hatte angefragt, ob ich meine Coaching-Kenntnisse nicht branchenfremd einsetzen und mein eigenes Team führen möchte. Ich war begeistert. Endlich die Freiheit als Selbständiger und dann auch noch mit Menschen arbeiten. Also erstellte ich einen Businessplan und beantragte den Gründerzuschuss für ein halbes Jahr. Der wurde auch genehmigt. Die Arbeit für die Versicherung stellte sich allerdings als ganz anders heraus, wie es mir versprochen wurde. Die Einnahmen waren gleich null. Ich lebte ausschließlich vom Gründerzuschuss. Auch viele andere Sachen liefen mir quer. Der Umgang mit den Menschen, wie er gepflegt wurde, die vielen Vorgaben und die ganze Mentalität und Arbeitsweise. Ich zweifelte, versuchte mir immer wieder alles schön zu reden, sagte mir, dass ich mich nicht so anstellen solle. Irgendwann ging es nicht mehr. Ich konnte das alles nicht mehr mit mir vereinbaren und auch mein Körper zeigte schon Symptome wie immer wiederkehrende Übelkeit und Erbrechen. Also musste es einen Cut geben.

Der Gründerzuschuss lief bis März. Im April 2011 hörte ich auf für die Versicherung zu arbeiten, ohne zu wissen, wie es für michweitergehen soll. Ich wusste nur, dass es das auch nicht war. Zu viel stellte ich mir anders vor. Ich beschäftigte mich in der Zeit total mit Selbstfindung, wer bin ich, was will ich, wo liegen meine Stärken. Irgendwie stand ich im Dunkeln. Wie so oft damals.

Im März 2011 hatte ich eine Ausbildung zur Entspannungspädagogin begonnen. Ich hatte noch genug Erspartes, damit ich mir das leisten konnte und mein Partner übernahm die Mammutkosten für unser Leben. Wie ich das hasste. Diese Situation war mir mehr als unangenehm. Ich war es gewohnt eigenständig zu sein, seit ich 16 war. Aber was blieb mir übrig?

Im April 2011, nachdem ich die Sache mit der Versicherung aufgegeben hatte, beschloss ich, dass ich mich dann eben ohne Versicherung als Coach selbstständig mache. Komplett ohne fremde Hilfe und auf eigene Faust. Ich hatte genau eine Klientin in dieser Zeit. Viele Ideen, die ich hatte, Kurse, Themenabende, etc. klappten nicht. Es war zum Verzweifeln.

Im Mai 2012 meldete ich mich voller Verzweiflung wieder für ein halbes Jahr arbeitslos, wusste aber wieder nicht wo es für mich hingehen soll. Ich hatte freiwillig in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt und hatte dadurch wieder Anspruch. Ich betete bei jeder Bewerbung, die ich schreiben musste, dass es eine Absage geben möge. Ich wollte nie mehr in ein Büro und in eine Festanstellung. Ich bekam keine einzige Zusage und noch nicht mal eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Gott sei Dank!!!

Im Oktober 2012 kam dann das körperliche Total-Knock-Out. Da wollte ich gerade mit Coaching für Betriebsräte durchstarten, hatte da schon mit Gewerkschaften Kontakte geknüpft. Eine glänzende Idee, wie ich fand und genau richtig für mich, genau meins. Pustekuchen! Erstens wurde da mal wieder nie etwas draus und zweitens ließ mein Körper gar nichts mehr zu. Ich litt fast jeden Tag an unerträglichen Schmerzen und lebte von meinen Ersparnissen.

Du kannst dir vorstellen, wie oft ich von Existenzängsten übermannt wurde. Ich habe auch in der Hinsicht gelitten wie sonst was. Was habe ich geweint, Bücher verschlungen ohne Ende, weil ich wusste, dass es irgendwie anders gehen musste, leicht. Ich wollte mich nicht krumm machen für Geld und schon gar nicht etwas tun, was für mich keinen Sinn macht. Alles schien aussichtlos und verquer. Meine Träume nicht erreichbar. Aber ich blieb hartnäckig. Irgendwas trieb mich an, weiter an die Leichtigkeit zu glauben, an die Berufung und dass man unweigerlich Erfolg haben muss, wenn man seinem Herzen folgt. Gott wie oft war ich verzweifelt und wusste nicht mehr weiter.

Während meiner Krankheit entdeckte ich mehr durch Zufall, dass ich mediale Fähigkeiten hatte. Ich meditierte fast jeden Tag, bekam einen unheimlichen Zugang zu mir selbst und bemerkte da, was ich eigentlich alles mitgebracht hatte an Fähigkeiten. Hätte ich nur einmal einen Job bekommen, hätte nur ein Projekt von mir geklappt, wären diese ganzen Fähigkeiten niemals oder nur mit großer Verzögerung zum Vorschein gekommen. Ich hätte sie vielleicht nicht gefunden. Ich war selbst überrascht, über das, was ich da konnte. (Meine ganze Selbstheilungsgeschichte findest du hier: http://anja-reiche.blogspot.de/2015/06/selbstheilung-ist-moglich-eine.html)

Anfang 2014 hatte ich dann die ersten Klienten, die sich meiner medialen Fähigkeiten „bedienen“ wollten. Ich hatte endlich das Gefühl meine Aufgabe gefunden zu haben. Und während ich das jetzt schreibe muss ich echt weinen. Das war alles ganz schön hart, aber es hat sich sooo sehr gelohnt, diese persönliche Hölle zu durchschreiten, so oft zu scheitern und mir dadurch immer näher zu kommen. Was habe ich nicht alles versucht und dann war es plötzlich doch so einfach. Meine Wahrnehmung und meine Talente waren so selbstverständlich für mich, dass ich sie nie als etwas Besonderes gesehen habe. Es war ja ganz normal für mich, dass ich mich so gut in andere einfühlen konnte. Es war normal, dass ich mehr über meine Mitmenschen wusste als andere, weil ich mehr „sehe“. Nie hätte ich gedacht, dass das meine Berufung ist. Ich habe immer nach dem riesen WOW gesucht, dabei war alles so still und leise und „normal“ für mich. Ich habe es so lange übersehen.

Seither habe ich immer Klienten, in dem Maß, wie es gut für mich ist und Geld ist irgendwie immer da. Mal habe ich mein Auto verkauft, mal gab es eine größere Summe zu Weihnachten. Ich habe gelernt loszulassen und dem Leben zu vertrauen. Es kommt immer alles zur richtigen Zeit, auf den unterschiedlichsten Wegen. Geld kommt nicht nur über einen Kanal, es kommt über viele. Ich muss mich nur für diesen Gedanken öffnen und meine eigenen Grenzen auflösen. Loslassen, im Fluss des Lebens schwimmen, meinem Herzen folgen und den Verstand in Urlaub schicken. Ich habe unzählige hinderliche Glaubenssätze bezüglich Geld ausgeräumt.

-Ich tue zu wenig.
-Ich tue nicht das Richtige.
-Ich strenge mich nicht genug an.
-Ich bin es nicht wert, dass man mich bezahlt.
-Ich muss immer für die Bedürfnisse der anderen da sein, darf aber dafür kein Geld nehmen.
-Ich muss etwas tun für mein Geld.
etc

Für mich war es auch sehr schwer, die ich auf einem Bauernhof groß geworden bin, immer im Tun war, diese feine "Arbeit" als wertvoll anzusehen. Für Gefühle, feine Wahrnehmungen, Meditation und das Übersinnliche war zu Hause kein Platz. Da musste man mit anpacken und nur wer sich wirklich anstrengte, war etwas. Es hat lange gedauert, bis ich für mich meine Leistung anerkannte, dass es großartig ist, was ich da kann und vor allen Dingen WERTVOLL!

Weiterhin habe ich mir meine abgelehnten Gefühle angeschaut. Allen voran die Angst. Existenzangst. Ich habe mit ihr Freundschaft geschlossen. Ich durfte lernen, mir zu erlauben, mal nichts zu tun, faul zu sein, aus dem Tun herauszukommen, auch diese Seite zu leben, das weibliche, weiche, verletzbare.

Habe ich früher gedacht, dass ich mit knapp über 1000 EUR Arbeitslosengeld im Monat und Ersparnissen von über 15.000 EUR nicht genug Geld habe, weiß ich heute, dass das verdammt viel war. Meine Einstellung zu Geld hat sich komplett geändert. Ich schätze es. Versicherungen habe ich aus Überzeugung gekündigt, weil ich weiß, dass ich sie nicht brauche. Eine private Rentenversicherung? Niemals! Ich weiß, dass ich im Alter (und eigentlich immer) genug Geld haben werde. Das ist ein inneres Wissen. Daran ist nichts zu rütteln. Meine monatlichen Fixkosten sind auf ein Minimum geschrumpft. Ich habe ausgemistet und entrümpelt, was laufende Kosten angeht. Und nicht, weil ich sparen wollte, sondern weil ich wusste, dass ich es nicht mehr brauche.

Es ist so befreiend, sich aus diesem System zu lösen und dann trotz dieses Systems in Freiheit zu leben. Mein Partner stemmt immer noch die meisten laufenden Kosten und ich habe gelernt, es dankbar anzunehmen. Er tut es gerne. Er sieht, dass ich glücklich bin und genau auf dem richtigen Weg. Und irgendwann ist es vielleicht umgekehrt, dann verdiene ich mehr als er und kann ihn unterstützen bei allem, was dann für ihn so dran ist. Wer sagt denn, dass es so nicht sein darf? Dass immer alles sofort „ausgeglichen“ sein muss? Dass man zu jeder Zeit unabhängig sein muss? Zum Leben gehört beides und beides darf sein. Abhängigkeit und Unabhängigkeit.

Rückblickend war jede Sorge bezüglich Geld absolut überflüssig. Es ging immer irgendwie. Wo ein Wille da ein Weg. Wenn du wirklich zu dir und deiner Berufung finden möchtest, zu einem gesunden Körper und einem leichten Leben, dann wird es diesen Weg geben. Wie immer er aussehen mag. Beschränke das Universum nicht mit deinen eigenen Gedanken, wie es denn gehen könnte und müsste. Öffne dich dafür, dass alles passend kommen wird und vertraue. Ich weiß verdammt nochmal selber, wie scheiße schwer dieses Vertrauen ist, wenn man es nie gelernt hat, wenn man immer erzählt bekommt, wie schlecht die Welt ist und wie ungerecht, dass man aufpassen muss, dass einem niemand etwas Gutes möchte, dass es immer einen Haken gibt. Aber ich habe mich zu diesem Vertrauen durchgewühlt und ich habe es gefunden - zu Recht.

Das Leben ist wunderbar und bringt dir alles, wonach du dich sehnst, wenn du nur daran glaubst und dich nicht davon abbringen lässt, wenn du glaubst, dass es dir zusteht. Das Geld ist der letzte Hinderungsgrund auf deinem Weg zu dir. Das größte Hindernis sind deine Überzeugungen, was du vom Leben denkst und glaubst, dass du vom Leben erwarten kannst, sind deine Ängste und Verletzungen. Habe den Mut und lass los. Schau dir alles an, von dem du glaubst, dass es dir im Weg steht. Bitte die Engel, das Universum, Gott, das Leben, deine Seele, dein höheres Selbst, wie auch immer du es nennen magst, um Hilfe und Führung und dir wird sich der nächste Schritt zeigen. Vielleicht nicht gleich der ganze Weg, aber immer der nächste Schritt und das reicht erst mal. Der nächste Schritt ist immer genug. Ich habe mich genauso durchgehangelt. Immer ein Schritt nach dem anderen, auch wenn das große Ganze noch nicht sichtbar war.

Meine "Misserfolge" waren die größten Geschenke, gescheitert bin ich nie. Ich bin gewachsen und habe immer genau die passenden Gelegenheiten bekommen, um mir noch näher zu kommen. Ohne diesen ganzen Irrgarten, wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin, ohne das alles, hätte ich mich nicht gefunden. Es musste so sein. Es war die Sprache, die ich am besten verstanden habe.

Egal, was zu scheitern droht, es wird immer irgendwie weitergehen. Und es kommt immer irgendwann der Tag, an dem du zurückschaust und verstehst, dass es genau so sein musste.

Mein Erfolg ist meine Gesundheit, die ich wiedererlangt habe, sind die wundervollen Begegnungen mit so vielen Menschen, die mich berühren, denen ich helfen kann. Mein Erfolg ist meine Zufriedenheit, meine Freude, die Leichtigkeit, die ich gefunden habe. Mein Erfolg ist mein unerschütterlicher Glaube, den ich nie verloren habe und der sich schon so oft ausgezahlt hat. Mein Erfolg ist, dass ich erkannt habe, wie mächtig ich bin, dass ich Schöpfer bin und mir mein Leben so gestalten kann, wie ich es für richtig und gut halte. Mein Erfolg ist meine Verbindung zu mir, mein Einklang von Körper, Geist und Seele, dass ich weiß, warum ich hier bin und dass das Leben einfach nur wundervoll ist. Mein Erfolg ist meine Freiheit und mein ständiges Wachstum!

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute für deinen Weg, ganz viel Mut und Durchhaltevermögen. Wenn du wirklich zu dir finden möchtest, dann wirst du das auch. Entscheide dich dafür und der Rest folgt!

Fühle dich herzlich umarmt!

Anja

PS: 13 Tipps, die mir in dieser schweren und herausfordernden Zeit geholfen haben, findet ihr hier: http://anja-reiche.blogspot.de/2015/05/was-mir-hilft-meinen-weg-zu-gehen.html


 
Foto: Anja Reiche

Montag, 6. Juli 2015

Wer bist du?

Die wahrscheinlich schwierigste Frage überhaupt... Wer bin ich? Drei kleine Worte mit einer enormen Bedeutung.

Wie oft habe ich mir diese Frage bisher schon gestellt, dachte dann, dass ich sie beantworten könnte, nur um dann einige Tage oder Wochen später festzustellen, dass ich es wieder nicht weiß. Immer wieder kam diese Frage hoch. Und mit jeder Antwort, die ich fand, näherte ich mich mir selbst wieder ein Stück. Ich denke, dass man diese Frage nicht wirklich auf einmal beantworten kann. Die Antworten kommen wellenartig, stückchenweise, nach und nach. Das Bild der Persönlichkeit zeichnet sich langsam, die Puzzleteile sortieren sich eins nach dem anderen. Nach jeder Phase, in der ich mich gefragt habe, wer ich denn nun wirklich bin, wer ich denn nun sein möchte, warum ich denn wohl hier bin, hat sich wieder ein Puzzleteil an die richtige Stelle gelegt und das Gesamtkunstwerk konnte wieder ein bisschen mehr erahnt werden.

Dieses "wer bin ich" setzt sich aus so vielen anderen Fragen zusammen, berührt so viele Themen und Lebensbereiche, da ist es kein Wunder, dass es Zeit braucht, um Antworten zu finden. Und dann ist da noch die Gesellschaft, die mich manchmal zweifeln ließ, ob meine Antworten sein dürfen.

Ich bin eine Frau, die Stand heute, in diesem Leben keine Kinder möchte. Das ist eine bewusste Wahl von mir. Kinder brauchen nun mal ganz viel Aufmerksamkeit und Zeit und das sollten sie auch bekommen. Kinder sind kein Hobby, Kinder sind eine Lebensaufgabe. Ich mag Kinder super gerne, bin fasziniert von ihrer Wahrnehmung, ihrem Wissensdurst, ihren kleinen Persönlichkeiten, ihrer Unvoreingenommenheit, ihrer Lebenslust, Unbeschwertheit und Freude am Sein. Dennoch weiß ich, dass eigene Kinder in diesem Leben nicht dran sind. Ich habe hier eine andere Lebensaufgabe zu erfüllen und möchte meine Zeit mit anderen Dingen füllen. Meine Berufung liegt wo anders.

So viele gehen wie selbstverständlich davon aus, dass auf eine längere Beziehung die Ehe und Kinder folgen müssen. Aber warum? Wo steht das? Jeder ist doch anders, warum soll das denn für alle gleich sein?

Ich fühle mich als kompletter, wertvoller Mensch in einer "wilden Ehe", ohne Kinder. Es ist gut so für mich, stimmig, passend. Heiraten mag ich nicht, weil ich ein freiheitsliebender Mensch bin. Ich entscheide mich jeden Tag neu für meinen Partner und bleibe nicht bei ihm, weil ich ihm mal ein Versprechen gegeben und eine Unterschrift geleistet habe. Und es mag Menschen geben, die selbst ohne Partner glücklich sind. Noch nicht mal eine Partnerschaft sollte selbstverständlich vorausgesetzt werden. Vielleicht passt diese Lebensform einfach gar nicht zu jedem. Und vom Geschlecht des Partners mal ganz zu schweigen. Jeder soll doch das leben können, was zu ihm passt. Die Welt ist so bunt, die Menschen sind so vielfältig. Wieso sollten alle in die gleiche Form gepresst werden?

Was ich sagen möchte, ist, dass ich es mir angewöhnt habe, wirklich alles, auch das scheinbar Selbstverständlichste, zu hinterfragen und mich zu fragen, was für MICH passt und nicht was wohl alle von mir erwarten oder was "man" eben so tut oder nicht tut.

Ich bin ein ausgeprägter Abendmensch, mag es nicht, früh aufzustehen, brauche morgens auch immer meine Zeit, bis ich bis drei zählen kann und wirklich beide Augen offen habe. Mein "Frühstück" gibt es vielleicht mal um zwölf, eher ein Uhr. Bis dahin war ich schon einige Stunden aktiv, aber essen mag ich vorher noch nichts. Ich bin kein Typ für drei feste Mahlzeiten am Tag. Ich möchte essen, wenn ich wirklich Hunger habe, nicht weil die Uhr eine bestimmte Zeit anzeigt. Und ich esse, nach was mir ist, was meinem Körper gerade gut tut und nicht das, was "gesund" ist, was "man" essen sollte. Ich spüre in mich rein und erforsche, auf was ich Appetit habe. Sicherlich esse ich bewusst und aus meiner Sicht vollwertig, aber wenn mir nach Chips ist, dann esse ich Chips. Punkt. Alkohol mag ich nicht mehr, den Geschmack ja, die Wirkung nein. Also lasse ich es. Jeder darf sich gerne betrinken. Ich mag es nicht mehr. Fleisch esse ich manchmal. Halt dann, wenn mir danach ist. Sport muss "man" auch machen, ist ja auch "gesund". ;) Wenn ich Lust habe, bewege ich mich, wie mir es gefällt, gehe spazieren, mache Yoga. Wenn ich mal keine Lust habe, dann mach ich halt nichts, weil es eben gerade nicht dran ist. Und so mache ich es mit allem. Ich schau immer, was MIR passt, was ZU MIR passt, was ich in jedem Moment brauche und erlaube mir selbst, dass es so ist und dass ich so empfinde.

Will ich gerade ans Telefon? Möchte ich die Einladung zum Geburtstag annehmen? Passt die langjährige Freundin noch in mein Leben? 

Das alles mag sich nach Kleinigkeiten anhören, aber es tut unheimlich gut, sich seinen eigenen Rhythmus und seine eigenen Neigungen zuzugestehen und sie zu leben, egal, wie alle anderen ticken. Eine Freundin von mir hat sich über Jahre hinweg für faul gehalten, weil sie nach einem Arbeitstag von 8 bis 16 Uhr zu nichts mehr in der Lage war. Nun wechselte sie in den Spätdienst und durfte feststellen, dass sie VOR der Arbeit, die nun am Nachmittag beginnt, unheimlich aktiv ist und alles mögliche geregelt bekommt. Sie hat IHREN Rhythmus gefunden und plötzlich gehts.

Jeder von uns ist ein Unikat. Jeder von uns ist eigen und speziell. Was für den einen passt, muss für den anderen noch lange nicht richtig sein. Und so ist es auch mit der Berufung, mit der Tätigkeit, die einen erfüllt und lebendig macht. Vielleicht findest du sie fernab von den "gewöhnlichen" Berufen, von den "herkömmlichen" Studiengängen und Ausbildungen. Nähere dich Stück für Stück dir selbst. Beobachte dich und finde heraus, was dir wirklich Freude macht, wann du erfüllt bist und schau außerhalb der Schubladen, außerhalb von dem, was "man" so macht und was angeblich geht und nicht geht.

Trete einen Schritt zur Seite, raus aus den alten Mustern und Normen und erkunde dich nochmal ganz neu. Schaue dich an, als ob du dich zum ersten Mal sehen würdest und frage dich:

Wer bin ich?


Viel Freude auf der Erkundungstour!
Anja

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PSS: Schreibe mir gerne in den Kommentaren von deinen eigenen Erfahrungen auf deinem Weg zu dir selbst.

Foto: Anja Reiche