Donnerstag, 12. Juni 2025

Wenn Beziehung wirklich mich meint

Heute weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn tatsächlich ich gemeint bin, wie sich Berührungen anfühlen, die mich meinen, Beziehungen, in denen ICH gewollt bin, nicht jemand.

Wie es sich anfühlt, wenn der andere tatsächlich möchte, dass es MIR gut geht, wenn da Wohlwollen ist und ein mich sehen, wahrnehmen, Anteil nehmen wollen, bei mir und mit mir sein können.

Die meiste Zeit meines Lebens haben Beziehung und Berührung etwas von mir gewollt. Ich war für den anderen da. War es so gewohnt, dass ich gebe und nichts in meine Richtung fließt, was tatsächlich mich meint. Es ging um den anderen. Er wollte etwas, etwas haben, sich gut fühlen, hat etwas gebraucht, von jemandem und ich war eben gerade da. Die Auserkorene, die gerade geeignet schien für die Erfüllung der nie gestillten Bedürfnisse oder für die Erfüllung der Abwehrstrategien, des Nichtfühlenwollens von Leere oder das Fühlenwollen von "ich bin ein guter Mensch".

Ich habe oft Dinge bekommen, die angeblich für mich waren. Tatsächlich waren sie für den anderen. Für sein gutes Gefühl. Er wollte sich als Geber gut fühlen. Es ging nicht um mich, nicht in Wahrheit, und es hat sich immer schal angefühlt, ohne dass ich hätte sagen können, warum. Nie passend. Nie genau richtig für mich oder wenn richtig, dann trotzdem mit einem Beigeschmack, wie wenn daran eine Bedingung geknüpft gewesen wäre, unbewusst, es eher ein Deal für den anderen war, eine Erwartung mitschwang, ein Selbstzweck oder sogar Widerwillen dabei war. Nicht frei. Nicht absichtslos. Nicht aus dem Herzen, sondern aus einem Muster oder Müssen. Nicht für mich, sondern für sich.

Wenn tatsächlich ich gemeint bin in der Beziehung, mit einer Berührung, dann ist das für mich so deutlich zu merken. Wie gesagt, heute kenne ich den großen Unterschied. Dafür muss es aber erstmal passiert sein. Die Fühlprobe setzt auf einmal neue Maßstäbe. Wie wenn ich endlich auf das rechte Maß geeicht bin. Bis zu diesen irdischen, physischen, ganz tatsächlichen Erfahrungen hatte ich immer nur das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, hätte aber nicht sagen können, was.

Irgendwann vor ungefähr drei Jahren war dann Jesus mein Eichmaß, meine Richtschnur, meine Fühlprobe. Ich erinnerte mich, wie es sich anfühlt, wenn ich mit ihm war/bin. Ich hab so viel Zeit mit ihm verbracht. Damals. Jede Zelle in mir weiß, wie sich seine Präsenz anfühlt. Wie sein sehender Blick aussieht. Wie sich Wohlwollen und Güte anfühlen. Wie ein offenes Herz. Wie es sich anfühlt, wenn ich erfasst werde, durchblickt, begriffen. Diese Erinnerungen waren schon so hilfreich.

Und nun kenne ich - tatsächlich, ganz echt, erlebbar - Arme, in die ich gehöre, die mich wirklich halten wollen. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn jemand möchte, dass es MIR gut geht. Wenn ich ernsthaft gefragt werde, ob ich etwas brauche, ob der andere für mich da sein kann und tatsächlich auch dazu in der Lage ist. Ich kenne die tiefe Ruhe, die mich einhüllen kann, wenn in mir der Sturm tobt. Liebevolle Gesten und Berührung, die nicht nur meinen Körper berühren und etwas für sich wollen, sondern die nichts wollen, außer mir gut tun und mein Herz berühren, MICH, mein Wesen. Berührungen, die von Liebe sprechen, die Liebe sind.

Ich kenne die Klarheit, die mich wertschätzend, liebevoll und wohlwollend sieht und erfasst, wenn ich innerlich verwurschtelt bin und dabei, mich zu entwirren, die Präsenz, die mir zuhört und mich adäquat spiegelt, mir meine Fallstricke, Haken und Ösen zeigt, in denen ich verheddert bin. Eine Klarheit, die meine Größe will und meine Freiheit.

Ich kenne echte Zuwendung. Ich durfte kennenlernen, wie es sich anfühlt, wenn mich wirklich jemand in seinem Leben haben will und mich auch reinlässt, vor allem in sein Herz, ganz nah. Wenn ich alles sehen darf, alles wissen darf und mir alles gezeigt wird. Wenn ich kein Objekt zur Bedürfniserfüllung bin, sondern als Mensch und eigenes Wesen wahrgenommen werde, das gewollt ist und selbst relevant, als wertvoll und schützenswert erachtet.

Ich weiß jetzt, wie es sich anfühlt, wenn ich als Frau gewählt werde, als Partnerin, als Gefährtin, als Geliebte, wenn jemand - mein Mann - mit mir Leben gestalten will und das in Ausrichtung an der höchsten Ordnung, bereit, konsequent „all in“ zu gehen und dem alles unterzuordnen, bereit, alles loszulassen, jede Erfahrung zu machen, mich darin als Bereicherung sieht und nicht als Bedrohung für das Bestehende, was unbedingt behalten werden soll. Ich darf und soll an allem rütteln, was keine Substanz hat und auf Mustern basiert. Mein ganzes Sein ist voll und ganz gewollt und keine Störung.

Ich darf erleben, dass Menschen die Fühler nach mir ausstrecken, mich vermissen, dass ich fehle, wenn ich weg bin und zwar wirklich ICH, nicht der Nutzen, den ich hatte, sondern mein Wesen. ICH bin tatsächlich gemeint. Sie wollen wissen, wie es mir geht, was mich bewegt. Sie spüren zu mir hin, haben mich auf dem Schirm, auch wenn ich mich lange nicht melde. Da ist echte Verbindung und Verbundenheit – mit MIR. Ich bin kein Objekt. Ich bin ein Wesen.

Mit all diesen neuen Erfahrungen, die immer mehr werden, die bestimmt auch immer wieder ausbaufähig sind, dann noch mal auf mein Leben, auf meine bisherigen Beziehungen und vor allem auf meine Kindheit zu schauen ist mitunter erschreckend. Wieder und wieder realisiere ich, wie die Dinge wirklich gelagert waren, wie viel von der Beziehung tatsächlich echt war, wie viele Momente wirklich gemeint, wie sehr der andere tatsächlich DA. Es rollen immer wieder Tränen. Immer wieder ist da Entsetzen, mit was ich mich zufrieden gegeben habe, für was ich dankbar war, was ich habe mit mir machen lassen, wo ich geblieben bin und welche „Spiele“ ich mitgespielt habe. Ich wusste es nicht besser. Halleluja.

Und wieder – ich sagte es gestern bereits – ist da ein „Ja, so darf es gewesen sein und DAS hat es für mich bedeutet“. Da ist kein Drama. Es ist eine Bewusstwerdung, ein Augenöffnen. Schleier um Schleier fällt. Erkennen auf allen Ebenen. Und fühlen. Fühlend mich in all dem nachträglich verstehen und sehen. Realisieren. Neu einordnen. Neu kalibrieren. Plötzlich wissend, was sich untendrunter immer komisch angefühlt hat, für das ich aber keine Worte hatte. Etwas stimmte nicht. Jetzt weiß ich was. Mit dem Erleben der Stimmigkeiten kommen die Antworten, nach denen ich nicht wirklich gefragt habe. Es ist wohl dran, es zu erkennen. Das Leben macht und ich nehme es bereitwillig an. Geschenke von ganz besonderem Wert. Eine ganz besondere Fülle. Revision.

Danke an alle, die mir diese wunderbaren, neuen, echten Erfahrungen schenken, neue Maßstäbe setzen und mich erfahren lassen, was die Natur der Liebe tatsächlich ist, wie es sich anfühlt, wenn sie wirkt, wenn sie durch einen Menschen am Werk ist und mir begegnet. Wie es ist, wenn ich gemeint bin. DANKE!!!!



Mittwoch, 11. Juni 2025

Dem Raum geben, was mich berührt

Etwas bewegt sich gerade in mir und irgendwie muss ich wohl anfangen zu schreiben, damit es zum Vorschein kommt. Da ist eine tiefe Ruhe, jetzt, in diesem Moment. Ein Gefühl von eingebettet sein in das große Ganze. Gehalten. Getragen. Zutiefst geliebt und gewollt vom Leben selbst. Und ohne zu wissen, was das gerade genau bedeutet, ist da das Gefühl von "meinen Platz haben". Damit meine ich keinen Ort. Es ist ein Innenerleben. Ein Bild von "das Leben kann durch mich sein, wie es gedacht ist". Es erfüllt mich, füllt mich aus und ich erfülle es, bin Erfüllungsgehilfe und Wirkzeug.

Interessant, dass das auftaucht und sich so anfühlt. Gestern noch hab ich mich gefragt, ob mich das Leben vergessen hat. Werde ich überhaupt noch gebraucht und für was? Werde ich noch bedacht? Hat Gott mich noch auf dem Schirm? Es war ein Gefühl von Abstellgleis, wie wenn das Leben an mir vorbeigeht, wo anders ohne mich stattfindet. Und mit "das Leben" war in dem Moment gemeint das Schöne, Genuss, Gemeinschaft, Ästhetik, Weite, Raum, Licht, sichtbare Schöpfung und Kreation.

In weiten Teilen komme ich mir vor wie im Exil. Die letzten Tage war sehr das Thema "vertrieben sein" in mir aktiv. Vertrieben, alles zurücklassen müssen, mit dem Nötigsten improvisieren, kein Ort, der ein Zuhause wäre, nur Unterschlupf, nur Krümel, nur auf die Gunst von anderen angewiesen sein, Fremde, Argwohn mir gegenüber. Alles Hab und Gut, was ich mit eigenen Händen und all meiner Liebe erschaffen hatte, weg, vereinnahmt, entweiht, ausgeschlachtet und letztlich zerstört. Keine Seele mehr darin zu spüren, das Wesen dessen nicht verstanden, keine Liebe zu all dem. Verjagt. Irgendwo hin. Ich verkannt, nicht gesehen, nicht geschätzt, voller Vorurteile abgelehnt. Die reinen Taten der Liebe werden zum Verbrechen erklärt. Unschuldig bestraft für eine Lüge, die wie Gift über Jahre in die Menschen geträufelt wurde. Niederträchtig und böswillig, aus Neid, aus Missgunst derer, die selbst nicht in der Lage sind, zu erschaffen, die nur plündern wollen, ausnutzen und ausbeuten. Abgeschnitten von sich, vom Leben, von Gott, vom Fühlen.

Das Spiel hat lange genau so funktioniert. Das dunkle Zeitalter. Ich fühle, was es für mich und für so viele bedeutet hat. Ich sehe. Ich bezeuge. Ich breite es vor mir aus in allen Facetten und Aspekten. Da ist kein Urteil. Nur ein "so war es und so fühlt sich das für mich an". Mit all dem Entsetzen, mit all dem Schmerz, mit all der Fassungslosigkeit, der Traurigkeit, dem Verlust, der Entbehrung und irgendwie gleichzeitig nüchtern. Da ist kein Drama. Da ist ein "Ja, es darf so gewesen sein". Ich will es nicht nachträglich anders haben. Ich erfasse, was es bedeutet hat. Ich schaue hin und sehe bei vollem Bewusstsein, lasse durch mich laufen, was immer gefühlt werden will.

Und jetzt diese Ruhe. Der Frieden. Dieses satte, getragene Gefühl und diese unfassbare Liebe, die mir vom Leben zufließt, die ich für das Leben empfinde. Alles irgendwie gleichzeitig da. Alles wahr. Alles erfahrbar hier auf diesem Planeten. Sogar im gleichen Moment, wenn es drauf ankommt.

Ich schätze es so sehr, das zu befühlen, was eben gerade wahrnehmbar ist in mir, den inneren Bildern zu folgen, Sätze aufsteigen zu lassen, die sich zeigen, wenn ich hinspüre, präsent bin. Es entfaltet sich von ganz von alleine im Hinschauen, im Dasein damit. Ich muss damit nichts machen. Es braucht kein Ergebnis. Es braucht keinen Grund. Es ist da und das ist Grund genug und wird wohl Sinn haben. Ich nehme es und was immer durch mein Bewusstsein damit geschieht, war wohl wichtig und dran und richtig. Ich bewege es in mir, lasse es sich bewegen und lasse mich davon bewegen. Was immer mich gerade berührt, hat wohl auf irgendeine Weise mit mir zu tun, dem gebe ich Raum, damit bin ich.

Danke, Maike, dass du deinem Impuls gefolgt bist, der mir die Thematik "rübergereicht" hat, ohne dass du das wusstest. Danke, dass du mit mir befühlt hast und befühlst. Danke für dein ebenso feines "mit dem sein, was da ist". Danke für die Fäden, deine Blickwinkel und Berührungspunkte, für das gemeinsame Weben, Bezeugen, Verdauen, Verarbeiten, Beweinen, Freileben und -lieben und alles, was sonst noch mit und durch uns geschieht, während wir damit sind, von dem wir vielleicht gar nichts wissen. Es wird wohl wichtig, dran und richtig sein. Danke für alles, was von dir hier in diesen Text eingeflossen ist. Danke für unseren tiefliebenden Dienst am Leben, denn das ist es zweifelsfrei, auch wenn wir so oft nicht wissen, was er bewirkt.



Die alten Systeme sind am Ende?

Anscheinend nicht. Sie sind noch da. Auch wenn das Ganze energetisch gefühlt keine Substanz mehr hat und mehr denn je Fassade und Farce ist. Es gibt sie noch. Sie agieren und haben Auswirkungen. Jeder ist anders berührt oder involviert.

Alles bleibt so lange, wie es gebraucht wird. Ob mir das passt oder nicht. Es geht, wenn es ausgedient hat, wenn die Erfahrungen damit nicht mehr dem Wachstum und der Erkenntnis dienen. Es wird sich verändern. Ganz von alleine. Wenn der Inside-Job getan ist. Wenn es "noch" da ist, ist es noch dienlich, auch wenn alles in mir schreit, dass ich jetzt echt fertig mit der Erfahrung bin.

Es kann auch sein, dass etwas geht, was ich aber doch unbedingt behalten wollte. Dann ist das Wegfallen wichtiger als das "es haben". Dann liegt da das Wachstumspotential, der Fortschritt und das Geschenk.

Wenn ich mir nun das "alte System" anschaue, dann gibt es die, die es seit Jahren weg haben wollen und denken, darin läge der Segen und alles wäre besser. Und dann gibt es die, die "sterben" würden, wenn die Scheinsicherheiten von jetzt auch gleich weg wären, die "sichere" Rente, das "Gesundheitssystem", das Hamsterrad, in dem ihnen ständig gesagt wird, was sie tun sollen, was sie denken dürfen und wie die Dinge sind.

In beiden Fällen gibt es keine Neutralität. Keine Gleich-Gültigkeit. Und kein Wachstum. Stagnation in beiden Fällen.

Erstere könnten das Noch-Existieren der bisherigen Strukturen hervorragend für Selbsterkenntnis und Heilung nutzen. Zweitere werden, wenn überhaupt, erst Selbstbegegnung erleben, wenn ihnen alles unterm Arsch weggerupft wird.

Diejenigen, die sich wirklich selbst begegnen wollen, also quasi Gruppe drei, nutzen jede Gelegenheit, jeden Umstand. Sie beobachten sich selbst in allen Lebenslagen, nehmen ihre Gefühle wahr, decken alte Muster und Konditionierungen auf, ent-decken ihre Wunden und dafür braucht es zumeist die Reinszenierung des Umfeldes, in dem die Wunden und Muster entstanden sind. Erst dann kommen die Trigger zum Vorschein.

Die Begegnung mit den alten Institutionen kann unglaublich zum Erkennen und zum Heilen beitragen, zum Verstehen und Durchdringen, was in der Kindheit gelaufen ist. Wenn alles, was an Wachstum und Heilung in einer gewissen Situation zu erlangen ist, vollbracht ist, wird sich der Umstand von ganz von alleine ändern. Das Leben behält nichts, was nicht zuträglich ist. Die Evolution geht immer nach vorne. Scheinbare Rückschritte sind zuträglich, das "Alte" noch nützlich.

Ich weiß nicht, ob der große gesellschaftliche Umbruch im Hauruck kommt. Kann sein, dass wir übermorgen in eine komplett andere Welt schauen, dass tatsächlich eine Revolution mit Waffen stattfindet, dass Außerirdische auf einmal eingreifen oder irgendwelche irdischen "Befreier". Kann, kann immer. Ist es für mich und meinen Weg relevant? Wenn es das ist, wird es so sein. Wenn nicht, nicht.

Ich weiß, dass jede Heilreise eine individuelle ist und die Umstände immer perfekt sind. Es kann sein, dass das Alte dennoch existiert und ich aber nichts mehr damit zu tun habe. Es kann sein, dass das Alte im großen Stil wegbricht. Das Leben selbst weiß es am besten. Die Intelligenz, die alles durchdringt, wirkt immer und - ich mag mich wiederholen - sie macht keine Fehler.

Ich kann also nur nehmen, was jetzt gerade in meinem Leben da ist. Die Umstände und mein Erleben damit, mein Umgang damit, das, was es mit mir macht, meine innere Wahrheit, meinen inneren Kompass. Wie stehe ich dazu in Beziehung? Wer bin ich in all dem? Was wird berührt in mir? Ein Moment nach dem nächsten.

Ich kann nichts verkehrt machen und ich habe nichts verkehrt gemacht, wenn vielleicht etwas da ist, was nicht nach Rosen duftet und nach Licht und Liebe aussieht. Es ist das perfekte Setting für diesen einen Wachstumsschritt, der genau JETZT dran ist. Ist er getan, meist in vielen kleinen Schritten auf ganz vielen Ebenen, dann ändert sich das Setting.

Die Dinge ändern sich tatsächlich von ganz von alleine, wenn ich "fertig" damit bin. Die Erfahrung hab ich zuhauf gemacht. Wenn es noch da ist, wird es wohl einen Sinn haben. Mehr musste ich bisher nicht wissen.

Ich muss nicht wissen, wie die Welt sich wann für wen verändern wird. Auch wenn ich es manchmal gerne wüsste und oft nicht verstehen kann, wie es für manche immer noch funktioniert zu funktionieren, oder sich selbst in die Tasche zu lügen. Ich hab genau ein Leben zu verantworten und das ist meines. Ich kann nur nehmen, was tatsächlich mit mir zu tun hat, was für mich dran ist. Mehr war es nie. Mehr wird es nicht sein. Weniger auch nicht. Das ist anspruchsvoll genug.

Sind die alten Systeme am Ende? Dann, wenn sie in mir ein Ende finden. Den Schlüssel zur Freiheit hab ich selbst in der Hand. Er heißt Selbst-Bewusstsein.



Donnerstag, 5. Juni 2025

Für echte, tiefe Beziehung muss ich mich selber wollen

Ich kenne viele Menschen, die wirklich eine Beziehung wollen, sich eine Partnerschaft wünschen, den anderen wollen und genau an einem Punkt scheitern: an sich selbst. Sie wollen zwar jemand anderen, aber irgendwie sich selbst nicht. Nicht in der Tiefe.

Für echte, tiefe Beziehung müssten sie sich selbst begegnen, ihren Wunden, ihren Schatten, ihren verletzten Anteilen, ihren größten Ängsten und Nöten. Und da hört es ganz oft auf. Der Punkt, an dem es dann nicht weitergeht - zumindest nicht mit jemandem, der bereit ist, in alle Tiefen zu tauchen und sich mit weniger nicht mehr zufrieden gibt. Der Punkt, an dem über kurz oder lang eine Trennung kommen wird. Wenn es wieder und wieder unbequem wird, die Trigger berührt werden, auf einmal heftigste Gefühle und Überforderung da sind, die alten Verteidigungs- oder Angriffsmechanismen greifen, die Überlebensstrategien abgespult werden und dann die Bedrohung durch den anderen letztlich zu groß wird. Nicht erkennend, dass die Bedrohung eigentlich in ihnen selbst ist und nicht wirklich vom anderen ausgeht.

Es wird nicht ausbleiben, dass in einer Beziehung Bindungstrauma berührt wird. Mir ist noch niemand begegnet, der nicht auf die ein oder andere Weise ein gebranntes Kind ist, selbst wenn er noch so beteuert hat, dass die Kindheit großartig war und er die besten Eltern der Welt hat. Beim genaueren Hinsehen waren die Abgründe dann doch erschreckend groß.

Wenn ich nicht bereit bin, dem in mir zu begegnen und tatsächlich der Wahrheit über meine tiefsten Bindungsprägungen ins Auge zu sehen, wird eine Beziehung nur an der Oberfläche bleiben können, keine Intimität möglich sein und es sich im Miteinander letztlich nur um Wundenmanagement handeln, das Regeln braucht.

Dass sich der andere wirklich selbst will, kann ich nicht machen. Der Wunsch nach sich selbst muss für meine Begriffe schon vor der Beziehung da sein und sogar über dem Wunsch nach Partnerschaft stehen. Dann kann die Beziehung der Selbstbegegnung dienen. Ganz wunderbar sogar. Dann kann sie all die Geschenke entfalten, die eine Begegnung mit einem anderen wachen Wesen mit sich bringen kann. Das volle Potential des Miteinanders kann sich entfalten. Dann kann wirklich Heilung passieren. Wenn Selbstbegegnung und das Hinwollen zu sich, zum wahren Wesen, zum Kern, zur Essenz an erster Stelle stehen, passiert Intimität und echte Verbindung ganz von alleine. Sie sind quasi Bonusmaterial zum eigenen Selbst.

Ich mag nur mehr mit Menschen sein, die sich auch selbst wollen, mit Haut und Haar und jedem blinden Fleck. Alles berührbar. In ihm. In mir. Alles darf angeschaut und angefasst werden. Alles hinterfragt und erforscht werden. Gegenseitig. Keine Tabus. Kein Aussparen von Themen. Kein Umschiffen. Alles auf den Tisch, was eben gerade da ist. Gemeinsam sein in aller Offenheit, mit allem Respekt für den Weg des anderen. Den gemeinsamen Raum erspürend und gestaltend. Immer wieder auch klärend. Irritationen benennen. Sprechen aus dem Jetzt. Wahrnehmungen teilen. Körperreaktionen offenbaren. Über sich selbst staunen, vielleicht auch entsetzt sein. Gemeinsam Freude am Selbst haben, was immer dieses Selbst gerade empfindet, denkt oder fühlt. Das wollend, was lebendig ist.



Ich bin bei mir, wie noch nie

Es ist das krasseste, intensivste und skurrilste Retreat, das ich je hatte. Langzeit. 24/7. Beziehung in allen Facetten und Schattierungen.

Mehr denn je geht es darum, mich selbst zu behalten, sich selbst zu behalten. In all den Irrungen und Wirrungen, Unklarheiten und Filtern dem inneren Kompass und dem Gefühl zu folgen, meiner Wahrnehmung zu trauen, bei mir zu bleiben, wissend, dass das, was ich wahrnehme im Raum, stimmt.

Wenn das Gefühl von Unstimmigkeit da ist, ist da Unstimmigkeit. Wenn ich fühle, dass etwas nicht gesagt wurde und ebenfalls mitschwingt, ist tatsächlich Ungesagtes im Raum, was aber relevant wäre. Ich kann mich so sehr auf mich verlassen, auf diese so feine Wahrnehmung, auf die inneren Bilder, auf die Sätze, die in mir aufsteigen.

Manchmal ist es erschreckend für mich, wie heftig ich mittlerweile "ausschlage", wie krass die Körperreaktionen sind, wenn ich merke, dass mein Gegenüber nicht wirklich da ist oder sich gerade selber übergeht. Es ist inzwischen so unnatürlich für mich und ich nehme die Gewalt darin wahr, die Gewalt, die der andere gegen sich selbst richtet, die Gewalt, die sich manchmal gegen mich richtet, wenn innere Anteile zwicken, mich verschrecken wollen, verletzen wollen.

Wie bin ich mit mir in all dem? Wie bin ich darin da? Wie kommuniziere ich? Was kommuniziere ich? Wie sind wir miteinander, wenn gerade unterschiedliche Wahrheiten da sind? Wie klären wir auf? Wie kommen wir wieder zusammen?

Es ist ein Wogen, ein Surfen der Wellen, ein Leben, das so krass nur im Moment entschieden und gelebt werden kann. Ist im einen Moment Wut und Abstoßung da, kann es fünf Minuten später wieder totale Anziehung und Kontaktwunsch geben. Alles ist stete Veränderung.

Ich registriere, wie stabil ich in mir bin. Ich bemerke, dass ich da stehe. Das Umfeld - und möge das Chaos noch so groß sein - führt nicht mehr dazu, dass ich mich in frage stelle. Mein Wesen wird dadurch nicht verändert. Ich nehme keinen Schaden. Führe keinen Krieg mehr gegen mich und auch nicht gegen den anderen.

Ich teile mit, was in mir los ist. Ich gebe allen Gefühlen Raum, die jeweils da sind. Das kann von Empörung über Wut hinzu Traurigkeit, Berührung und tiefstem Mitgefühl alles sein.

Ich verstehe so viel mehr von meinen Herausforderungen in der Kindheit, dem Leben in Beziehung bis hierhin, darf sehen, was hinter bestimmten, mir durchaus bekannten, Verhaltensmustern des Gegenübers für Wunden stecken.

Darf fühlen, was das alles für mich bedeutet hat, damals und jetzt, wie sich Verrat anfühlt, wie es ist, wenn ich gerade nur eine Story im Kopf des anderen bin, meine wahre Absicht nicht gesehen werden kann, wie es ist, "alleine" da zu sein, obwohl noch jemand im Raum ist, wie es ist wieder und wieder den anderen an alte Wunden zu "verlieren".

In all dem bin ich mitten drin. In mir. Bei mir. Keine kindliche Bedrohung mehr, nur erwachsener Schmerz oder ein schlichtes Registrieren, dass es so ist. Da ist Klarheit, wie ich sie noch nie hatte. Da ist eine Stabilität und Aufrichtung in mir, die sagenhaft ist. Ein Wahrnehmen von was auch immer ohne Urteil, ohne Not. Nur pures Gefühl und volles Verkörpern, von dem, was sich gerade in mir bewegt in der Begegnung.

Da ist - jetzt in diesem Moment - eine unglaubliche Dankbarkeit in mir. Für mich. Liebe. Tiefe Liebe. Für mich. Dass ich mich irgendwann mal so fühlen würde und so da sein könnte in "Konfrontation" mit all den Mustern, die in meiner Kindheit für mich die Hölle bedeutet haben, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich dachte immer, es ginge einfach darum, sie zu erkennen und solche Felder zu meiden. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mal mit jemandem in einer tiefen Beziehung sein werde - und bleibe - und mit ihm den Weg aus genau diesen Wunden hinaus gehen würde. Das war für mich definitiv undenkbar. Nun, Gott hatte wohl andere Pläne.

Es ist kein Zuckerschlecken. So überhaupt nicht. Es ist ein Ackern. Für uns beide auf sehr individuelle Weise. Und gleichzeitig das einzige, das dran ist. Um nichts anderes geht es. Das krasseste "Bei-mir-bleiben-Training", das ich je hatte. Heilungsmomente im Sekundentakt, Erlösungen, Durchbrüche, wieder und noch mehr zueinander finden. Halleluja!

Danke für diese tiefe, feste Verbindung, die eine solche Begegnung und Auseinandersetzung mit all dem möglich macht. Danke für dieses Commitment. Danke für das Einhalten der Verabredung. Egal, was uns um die Ohren fliegt, wir bleiben und schauen hin, bezeugen, beweinen, benennen, erkennen, sind bestürzt und lieben letztlich.

🔥❤️❤️🔥