Montag, 13. Oktober 2025

Ab heute neue Bankverbindung

Ich hatte es ja im letzten Text erwähnt. Nach 27 Jahren ändert sich nun zum ersten Mal meine Bankverbindung. Und weil ich weiß, dass sich so einige Zauberwesen hier meine Bankverbindung abgespeichert haben und mir immer wieder Geldliebe und Wertschätzung zufließen lassen (so großen Dank dafür), mach ich einen extra Post dazu.

Also ab heute lautet die neue Bankverbindung:

VR Bank Oberfranken Mitte eG
IBAN: DE63 7719 0000 0001 4442 71
BIC: GENODEF1KU1


(Am liebsten würde ich das Frrranken in Oberfrrranken mit mindestens drei R schreiben. 😂😁)

Es ist ein sehr interessantes Gefühl, dass das jetzt einfach so ist, ohne dass ich dazu etwas beigetragen hätte. Eine Fusion. Das Alte ist nicht mehr. Für mich geht damit wirklich etwas Großes zu Ende, über in eine neue Ära und das Hand in Hand passend zu meinen inneren Prozessen. Halleluja! 🙏🏼❤️🪄

PS: Mehr zur Bedeutung des Ganzen und die Zusammenhänge mit meiner inneren Ent-wicklung findest du wie gesagt in meinem letzten Text gegen Ende.

PSS: An der PayPal-Adresse ändert sich nichts.


 

Samstag, 11. Oktober 2025

Der letzte Kampf war auch mein erster

Ich glaub, ich bin angekommen. Anders als man das gemeinhin meint. Angekommen an der tiefsten Urwunde. An der Urverletzung, die unter allen anderen Verletzungen lag, unter allen Traumaschichten, unter Wut, Kampf, Empörung.

Angekommen am Urdilemma. Durchgestorben bis in die unterste Schicht. Rausgekommen am Ursprung von allem: Die dauerhafte Erfahrung als Kind, mit meiner emotionalen Ganzheit nicht landen zu können, damit keinen Platz zu haben im Umfeld, damit und darin schon gar nicht sein und forschen zu dürfen. In mir seiend. Bei mir bleibend.

Ich mag euch mitnehmen.

Meine Erfahrungen als Kind waren folgende:

• Das, was in meinem Körper los ist, wird nicht mit mir erkundet. Niemand kommt in meine Welt und hilft mir, mich zu begreifen. Gefühle, Empfindungen, innerliche Zustände und Atmosphären bleiben ungeklärt, unerklärt, unbenannt, unbegriffen.

• Ich kann keinen Umgang mit dem erfahren, was in mir los ist. Ich weiß nicht, was ich damit machen soll. Da ist Hilflosigkeit, Orientierungslosigkeit, Überforderung damit.

• Ich bin mit meinem Empfinden ganz alleine. Die anderen scheinen das weder zu kennen noch zu haben.

• Mir wird gesagt, dass ich anders empfinden soll, wie ich es gerade tue, dass meine Gefühle nicht begründet sind, dass es erstrebenswerter wäre, wenn ich anders empfinden würde, anders wäre. Dass das vielleicht sogar richtiger ist.

• Mein Empfinden ist dennoch da und passt überhaupt nicht zu dem, was mir erzählt wird. Dauerhafte Irritation und Verwirrung. Dauerhafte Zerrissenheit. Dauerhaft passt mein Innen nicht zum Außen.

• Ich muss von meinem Empfinden weggehen, mich damit/darin verlassen und eine Wahrheit von außen akzeptieren, die ich nicht fühle. Ich soll mich entsprechend dieser Wahrheit von außen verhalten, ihr folgen, so handeln, als wäre sie meine. Ich soll sie anerkennen und mich ihr fügen, obwohl etwas in mir völlig konträr dazu ist.

• Das Ganze geschieht in der Kindheit nicht ab und zu. Das Ganze ist dauerhaft, weil ich mit Menschen umgeben bin, die sich selbst nicht fühlen, die abgetrennt sind und das Gleiche mit sich machen mussten. Natürlich verlangen sie es von mir. Sie können mir nur den Fühl- und Selbsterforschungsraum zur Verfügung stellen, den sie selbst haben. Sie können an mir nur das akzeptieren, was sie sich selbst an Gefühlen und Empfindungen zugestehen.

• Ich komme in Not, weil sie ihren Nöten nicht begegnen wollen/können bzw. nicht mal ahnen, dass sie Nöte und Wunden haben.

• Dieses Dilemma mit allen Facetten und Auswüchsen ist dauerhaft in mir aktiv. Ich bin darin alleine. Von allen verlassen oder besser gesagt, es war noch nie jemand da. Ich wurde nicht verlassen. Es war von Anfang an verlassen SEIN. Keine Menschen, kein Gott, maximale Trennung von außen und dann die erwartete Trennung von mir selbst. Kurz: Horror als Grundzustand.

Über die Jahre habe ich meine Innenwelten nachträglich selbst erforscht. Das getan, was damals die Eltern mit mir zusammen hätten tun sollen. Mein Empfinden gelernt zu verstehen, Begriffe dafür gefunden, mich begriffen. Ich kenne meine Welt in und auswendig und erschließe sie mir immer weiter, feiner, detaillierter.

Mit dem, was ich herausgefunden habe und jetzt verstehe, was da immer in mir los war und warum, was meine Nöte ausgemacht hat, meine Einsamkeit, meinen Druck und die Verzweiflung, wenn mein Innenerleben nicht zu dem gepasst hat, was die anderen von sich gegeben haben und von mir als Konsequenz daraus erwartet haben, kam natürlich die Wut, die Empörung, das Entsetzen, ein Aufschrei nach dem nächsten in mir, immer wieder Fassungslosigkeit darüber, was da mit mir getrieben wurde und was ich mit mir hab machen lassen (müssen), schlicht, weil ich keine Worte dafür hatte, es nicht begriffen und erkannt hatte.

Diese Wut, die nachträglich natürlich kommt, dann aber nicht mehr Wirkung zeigen kann, kein Stopp mehr damit gesetzt werden kann, weil es einfach rum ist, zu spät, ist so fies und widerlich und für mich sehr herausfordernd. Ich fühle sie durch und durch, berechtigt und in der Intensität, die zur Situation gehört, und kann sie nicht mehr platzieren, damit nichts mehr bewirken an der richtigen Stelle, weil der Moment vorüber ist. Ich hab mir darin Luft gemacht, ihr Raum gegeben, Ausdruck, sie zusammen mit der Ohnmacht gefühlt, anerkennend, mich komplett davon ergreifen lassen. Kinder darin aufgespürt, die Erwachsene darin erkannt. Jedes Mal. Wieder und wieder und wieder.

Und darunter? Unter all den Schichten? Die Urwunde. Der Schmerz von all den Momenten, in denen ich mich hab stehen lassen müssen als Kind. Aufgetaucht ist meine Fünfjährige, die jetzt erfährt, wie recht sie hatte mit ihren Empfindungen. Es fühlt sich an, als würde alles, was ich mir die letzten Jahre erschlossen habe, genau da hin fließen. Zu ihr. Und alles tausend Mal unterstreichen, was sie eh schon gefühlt hat und aber keine Chance, keine Worte, keinen Überblick hatte, die Zusammenhänge einfach nicht erfassen konnte. Natürlich nicht. Jetzt weiß sie bescheid.

Es ist, wie wenn ich das Puzzle, das ich über die Jahre zusammengesetzt habe, das Gesamtbild, in dem alle Beteiligten mit ihren "Rollen" inklusive mir entschlüsselt sind, vor ihr ausbreite und sie sich und alles endlich verstehen kann. All das Leid, die Verwirrung, die Verzweiflung, die Kämpfe, die Irritationen, alles, was es eben bedeutet hat, wenn meine emotionale Gesamtheit nicht ansatzweise landen kann.

Und damit kam das Beweinen. Das Beweinen dessen, dass es war wie es war. Ein anerkennendes, bezeugendes, zutiefst verstehendes Weinen. Das Weinen danach. Das Weinen, das möglich ist, wenn etwas vorbei ist. Es ist nicht mehr das Mittendrin-Weinen, das da ist, wenn etwas gerade geschieht oder sich etwas erschließt und zum ersten Mal erfasst und berührt wird. Das Weinen danach und darüber ist anders. Nicht minder tief, aber ruhiger irgendwie. Umfassender. Ganzheitlicher. Größer.

Gefühlt ist da ein riesengroßer Bogen geschlagen. Der letzte Kampf, den ich in den letzten Jahren als Erwachsene erlebt habe - mir einen emotionalen Landeplatz bei engen Bezugspersonen "erarbeiten müssen" - war auch mein erster Kampf, der erste meines Lebens. Diese Fünfjährige hat (spätestens) damit angefangen, in ihrem Umfeld darum zu kämpfen, dass sie mit ihrem Empfinden Platz haben kann. Sie hat aufmerksam gemacht, sie hat sich gewehrt, sie hat versucht zu erklären, sie hat vehement von sich gewiesen, sie hat versucht, die anderen dazu zu befähigen, wollte deren emotionale Gefäße weiten, sie mit sich in Kontakt bringen, ihnen ihre Verantwortung klar machen. Natürlich ohne Erfolg.

Was für ein starkes, schlaues, zähes Mädchen. Sie hat sich nie ganz verlassen. Sie hat nicht wirklich angefangen gegen sich selbst zu kämpfen, sondern im Außen dafür, dass sie Raum bekommt. Sie musste hart werden, in dem Bemühen einen sicheren Rahmen zu schaffen, in dem sie endlich weich und verletzlich sein kann. Sie wollte nie hart sein. Ganz im Gegenteil. Sie wollte einfach nur in ihrer fühlenden Ganzheit da sein, mit ihrem ganzen, weiten Wesen, mit ihrem offenen, großen Herzen und nicht ständig die emotionale Begrenztheit und Zerstückelung der anderen, als ihre Grenzen akzeptieren müssen, nicht ständig Pfeile und Messer abbekommen, die andere in ihrem Kampf gegen sich selbst auf sie abgefeuert haben.

Das war (?) der Kampf meines Lebens. Immer. Wenn ich keinen Erfolg hatte und gehen konnte, bin ich gegangen. Überall. Die emotionale Heimatlosigkeit ist geblieben. Der Landeplatz hat wieder gefehlt. Ich war gut mit mir da, war mir selber dieser Landeplatz mehr und mehr geworden, aber das schien nie zusammen mit engen Bezugspersonen zu gehen. Nie war deren Welt groß genug für meine. Nie konnten sie in meine innere Welt, in meine emotionale Welt, ich musste für ein Minimum an Kontakt in ihre, was mir sehr leicht fiel, schon immer. Die Sehnsucht nach einem Raum, in den ich hineinpasse, während ich emotional komplett bei mir bin und bleiben kann, blieb.

Das große Bild liegt also vor mir. Vor mir als Erwachsene. Vor der Fünfjährigen. Darin alle Schichten, Facetten, Zusammenhänge, Dynamiken, Gefühle, Herausforderungen, mit denen ich im Zuge dieses Kampfes je zu tun hatte. Der Grund für den Kampf an sich, ebenfalls aufgeschlüsselt. Das ganze "Spiel". Der Urkampf. Das Grunddilemma und alles, was darauf aufgebaut hat. Durchdrungen, durchfühlt, in umgekehrter Reihenfolge.

Es war in Wahrheit nie richtig und natürlich, dass ich das, was ich empfunden habe, meine gefühlte, emotionale Wahrheit, verlassen musste, um einer anderen von außen zu folgen. So war es nie gedacht vom ursprünglichen Leben. Mein pures Empfinden, das da war, war nie das Problem. Diese Verknüpfung von „mein Empfinden führt zu Problemen im Außen und bringt damit wiederum mich in Schwierigkeiten“ ist nicht korrekt. Es ist nicht korrekt, dass das Problem, das die anderen damit hatten, letztlich zu meinem wurde. Es ist richtig, dass ich in und bei mir bleibe. Einfach nur richtig.

Da ist Ehrfurcht. Staunen. Betroffenheit. Mitgefühl. Stolz. Eine gewisse Heiligkeit und unglaublich viel Ruhe. Es fühlt sich groß an, was da "geschieht", geschehen ist, was das bedeutet. Es wird Auswirkungen haben - dessen bin ich mir sicher - von denen ich noch keine Ahnung habe.

Es ist erstaunlich und irgendwie so bezeichnend, dass ausgerechnet jetzt, an diesem Wochenende, an dem sich dieser unglaublich große Kreis geschlossen hat, meine Bank, bei der ich mein Konto habe, seit ich 16 Jahre alt bin, eine Fusion vollzieht und ich eine neue Kontonummer bekomme. Das erste Mal in meinem Leben. Das Bankkonto, das ich damals eröffnet habe, als ich meine Ausbildung begonnen habe und damit meine erste „Flucht“, gibt es nicht mehr. Ich wollte damals einfach nur Geld verdienen, um möglichst schnell von zu Hause ausziehen zu können, weg von dem Feld, das mir so gar kein emotionaler Landeplatz sein konnte. Mit diesem Bankkonto ist unglaublich viel verbunden. Genau dieser Kampf. Meine schier endlose Suche. Mein ganzes „altes“ Leben, das doch die Basis von allem Neuen ist. So auch nun mit dem Konto. Die kleine Bank wird in eine größere integriert. Das Alte geht in etwas Neues über, ist darin unweigerlich enthalten und dennoch wird es ganz anders weitergehen.

Da bin ich also. Im Grunde ist nichts anders und gleichzeitig irgendwie alles. Eine Welle, in der ich mich (ein großer (?) Teil von mir) Zeit meines Lebens befunden habe, hat mich gefühlt ausgespuckt und an Land gespült. Ich hab Boden unter den Füßen, weiß endlich wieder, wo oben und unten ist. Der Kopf schwirrt noch ein wenig. Mir ist noch etwas schwummrig von dem Wirbel. Aber da ist fester Boden. So fühlt es sich gerade an.

Damit will ich es für den Moment bewenden lassen. Ich danke jedem Einzelnen, der dazu beigetragen hat – angenehm und unangenehm – das alles zu durchdringen, jede Schicht zu berühren, zu nehmen und da durch zu kommen. Endloser Dank für diesen Dienst. Endloser, ewiger Dank.



Montag, 6. Oktober 2025

Der einzige "Fehler" ist, dass ich denke, da wäre einer

Ein intensiver Prozess hat in den letzten Stunden einen Anteil zutage gebracht, der immer wieder an seiner Unschuld gezweifelt hat. Er wurde verletzt und verletzt und konnte für all die Verletzungen nichts und dennoch war da ein Zweifel an sich selbst. Ich mag euch mit auf die Reise nehmen und teilen, was sich bisher an Glaubenssätzen, Dynamiken und Erkenntnissen gezeigt hat:

Da war die kindliche Idee: Ich bin erst unschuldig, wenn der andere Seins nimmt.

Noch stimmiger und richtiger ist: Meine Unschuld ist erst dann wirksam, wenn der andere Seins nimmt. Da ist sie ja schon die Unschuld. Das ist genau das, was mich an- und umtreibt, dass ich zum Großteil um meine Unschuld weiß.

Im Grunde rufe ich (der Anteil) mit jeder Aktion und in jeder Auseinandersetzung immer nur: "ICH BIN UNSCHULDIG!!!! Siehst du es endlich auch? Ich kann für deine Wunden nichts."

Dieser Teil will, dass meine Unschuld anerkannt wird und dass sich damit auch das Verhalten des anderen mir gegenüber ändert.

Mir wurde erzählt, dass mein Schmerz mein Verschulden ist oder der andere nicht anders kann, als mir aus 1000 Gründen weh zu tun. Also per se keine Verantwortung dafür hat. Also entweder bin ICH schuld an meinem Schmerz oder halt keiner und ich muss mich damit abfinden, dass es halt weh tut.

Dieses „nicht anders können“ der Erwachsenen aus meiner Kindheit ist eine krasse Opferhaltung. Dieses eigene Opfersein machte sie automatisch zum Täter, was sie überhaupt nicht so empfanden, und für diese Taten mussten sie sich dann auch nicht verantworten. Weder vor sich noch vor mir. Sie hatten ja keine andere Wahl. Da ist riesige Wut in mir über diese Art der Verantwortungslosigkeit und der schlichten Hinnahme, dass mir weh getan wurde. Es fühlt sich an wie ein „sich aus der Affäre ziehen“. Ich musste für alles gerade stehen, auch für das der anderen und die anderen mussten für nichts gerade stehen. Das ist nicht nur ungerecht. Das ist Hochverrat aus den eigenen Reihen. Den schwächsten ans Messer liefern.

Was hinzu kommt ist, dass ich als Kind natürlich bemerkt habe, dass es dem anderen offensichtlich schlecht ging, ganz grundsätzlich, und ich hab mich immer gefragt, ob ich nicht doch etwas damit zu tun habe.

Dieses Gefühl „etwas“ an den Umständen noch nicht begriffen zu haben, noch nicht gesehen oder verstanden, war und ist immer wieder der Punkt, an dem ich mich verunsichern lasse und selbst an meiner Unschuld zweifle. Genau da könnte nämlich der Punkt sein, wo ich doch schuld bin. Schuld, dass es dem anderen schlecht geht. Schuld, dass er mir deswegen weh tun muss. Die Wahrheit ist, dass alles, was ich noch nicht begriffen habe, im anderen liegt. Ich habe den anderen noch nicht begriffen und auch noch nicht gegriffen, weil er sich nicht greifen lassen will. Er verschleiert, argumentiert, verwirrt, versteckt sich hinter Rollen und scheinbaren Zwängen. Er tritt mit seinen ganz eigenen Entscheidungen, sich all dem zu beugen, mit seiner Angst, mit seiner empfundenen Ohnmacht, mit dem empfundenen Minderwert nicht in Erscheinung. Er macht sich stattdessen groß in seiner Rolle mit der Übermacht, der er eigentlich unterliegt, im Rücken. Er gibt seinen Druck an mich weiter, ohne selbst darin „angreifbar“ zu sein.

Ich bin greifbar, werde zur Verantwortung gezogen, soll als Kind etwas übernehmen, zu dem die Erwachsenen nicht in der Lage sind: Verantwortung. Auch heute bin ich greifbar, ich bin von mir selbst begriffen und zutiefst erforscht, bereit immer weiter zu forschen und zu 100 % in meiner Verantwortung. (Danke für jede ehrlich erspürte Rückmeldung dazu, jeden Wahrnehmungsabgleich, ohne die ich nicht so hier stehen könnte!) Damals wie heute mache ich die Erfahrung: Der andere will sich weder selbst greifen, weil er nicht sehen und fühlen will, was da dann wäre und möchte sich auch nicht von anderen/mir begreifen lassen, weil dann klar wäre, dass er für seine Handlungen Verantwortung übernehmen müsste und klar wäre, dass mein Schmerz etwas mit ihm zu tun hat. Ganz konkret mit ihm.

Immer wieder ist da in den letzten Tagen krasse Übelkeit in mir und es spürt sich an, wie etwas, das mir reingedrückt wurde, das ich fressen musste, was tunlichst da wieder raus muss. Hierzu kam der Satz: "Nimm du das Schlechte an mir." Wie wenn mir gerade von meiner Mutter alles reingedrückt wurde, was sie an „schlechten“ Eigenschaften nicht an sich haben wollte, damit sie es an mir bekämpfen konnte.

Es gibt ziemlich viel auszukotzen und eine Wahrheit, die Gott sei Dank, so langsam bei diesem Anteil landet: ICH BIN UNSCHULDIG! Und das muss ich nicht beweisen. Vor allem mir selbst gegenüber kann ich aufhören, die Unschuld immer wieder erst aufs Neue beweisen zu müssen. Und ich kann aufhören, im Müll der anderen, meinen Fehler finden zu wollen, um dann nach stundenlangem Suchen festzustellen, dass das alles gar nicht mir gehört. Der einzige Fehler ist, dass ich denke, da wäre einer und den ganzen Misthaufen des anderen überhaupt erst in die Hand nehme.

Meine Kleine beruhigt sich mehr und mehr. Ein jahrzentelanger Schmerz kann da sein. Ein Kampf mehr findet wohl gerade beginnend ein Ende.

(Danke von Herzen, Michael, dass du mal wieder zur genau richtigen Zeit sowas von DA warst, mir Raum bist und hältst, mich in Frage stellst und mein mich in Frage stellen in Frage stellst. Danke für deine Klarheit, dein Vertrauen, dein mich Sehen und Erfassen, dein Forschen und deine Offenheit. Danke für diesen unfassbar wertvollen Dienst.❤️)



Sonntag, 5. Oktober 2025

Der Moment ist mir heilig

Ich bin da, wo ich bin. Es fühlt sich an, wie es sich anfühlt und das ist gerade mit viel Traurigkeit verbunden, mit tatsächlicher Ohnmacht, mit einem Schmerz, der aus der gegenwärtigen Situation rührt. Ganz echt aus der Gegenwart. Es sind also insgesamt keine erhebenden Gefühle.

Wenn ich mich frage, ob ich es anders haben will, ob etwas anders sein sollte, ob ich etwas verändern müsste, kommt direkt ein klares Nein. Es ist, wie es ist. Und es wird so lange so sein, bis es anders sein wird. Auch wenn ich mich damit mitteile, möchte ich keine Lösung, keine Begründung, keinen Vorteil davon hören oder für was es gut ist. Ich will es pur und roh nehmen und anerkennen, wie es ist. Es ganz verkörpern und erfahren, was DAS gerade alles für mich bedeutet. Was es für mich heißt, dass der andere so da ist, wie er da ist. Wie ich mich damit fühle, was damit möglich oder eben unmöglich ist. Ich nehme meine Bedürfnisse darin war, die gerade nicht erfüllt werden und fühle wieder, wie sich das für mich anfühlt.

Meine Erfahrung ist, dass es auch als Kind nicht immer unbedingt eine Veränderung gebraucht hätte. Was meiner Kleinen im Nachhinein immer am meisten hilft, ist die Anerkennung dessen, was das alles für sie bedeutet hat und damit gesehen und bezeugt werden, voll erfasst und mitbekommen werden. Von mir als Erwachsene jetzt. Das Schlimmste war meistens, darin allein gewesen zu sein und nicht nur, was die Gefühle angeht, die ein "damit gehalten sein" gebraucht hätten, sondern auch mit der Wahrnehmung alleine gewesen zu sein und darin nicht bestätigt zu werden. Eine scheußliche, grausame Version von "Ich sehe was, was du nicht siehst".

Auch heute hat es noch einen Schmerz, wenn meine Wahrnehmung des Wahrzunehmenden als Idee oder Konstrukt betitelt werden. Mein tiefes Fühlen und Sehen als Theorie abgestempelt und gesagt wird, dass das ja nun wirklich keiner wissen kann. Das tut immer wieder weh und wird dem, was es tatsächlich ist, so gar nicht gerecht. Natürlich braucht die Wahrheit des Moments grundsätzlich keinen verstehenden Empfänger und dennoch ist es unnatürlich, damit alleine zu sein und jedes Mal eine Art Schock, ein Stich, ein Schmerz, der für meine Begriffe eine gesunde Reaktion auf Abgetrenntheit ist.

Aber ich schweife ab und irgendwie doch nicht. Tatsächlich merke ich gerade wie gut es dazu passt. Denn wieder geht es darum, eine Erfahrung ganz zu machen, mit allen Gefühlen, die dieser Moment, der Umstand gerade für mich bedeuten. Dieses volle und ganze "es ist, wie es ist".

Frei von Schuld. Es ist Ursache und Wirkung. Den Moment anzuerkennen und ganz zu haben, es tatsächlich ownen, mir zu eigen machen, fühlt sich an wie eine Segnung, etwas Heiliges. Es wegreden oder beschwichtigen ist in meinem Empfinden nach wie Schändung dessen, was ist.

Der Moment ist mir heilig. Egal, was er birgt. Es gibt nämlich auch schon gar nichts anderes, als den Moment. Er ist der wert- und kraftvollste "Aufenthaltsort" und ich schätze jeden, der mit mir genau darin da sein mag und nirgends anders hin will.

Da, im Moment, in diesem Jetzt, liegt alle Lebenskraft gebündelt und bringt etwas zum Ausdruck, worin ich mich erfahren kann und will. Dieses satte Gefühl von voll und ganz darin sein - ich liebe es tatsächlich. Nicht wissen, wieso, weshalb, warum, nur dass es ist, wie es ist und ich bin DA. Vollkontakt mit dem Jetzt. 

Amen.



Samstag, 4. Oktober 2025

Echtes Forschen ist ergebnisoffen

Wenn ich mir selber wirklich und wahrhaftig auf die Schliche kommen will (das klingt schon fast grob), wissen will, was in mir wirkt und warum, wenn ich mich ganz und gar durchdringen und wirklich kennenlernen möchte - sowohl in meinem momentanen Ist-Zustand, als auch in meinem Urzustand - muss ich bereit sein, ALLES an mir entdecken zu dürfen.

Wenn ich mir selbst begegnen will - genau JETZT - dann darf es nichts geben, was nicht sein darf. Ich muss alles an mir (vor)finden dürfen. Eine echte Intimität mit mir selbst darf vor mir selbst nichts verbergen.

Wenn ich davon ausgehe - und das tue ich persönlich - dass das hier auf der Erde in erster Linie eine Forschungsreise ist, eine Ent-Deckungsreise in immer mehr Bewusstheit, dann braucht es vor allem Offenheit, sowohl Ergebnisoffenheit (ich weiß nämlich nicht, wo meine Reise mich hinführt und was dabei zutage kommt) als auch die Offenheit/Bereitschaft, allem ins Auge zu blicken, was derzeit existiert, vor allem IN mir.

Diese Nähe mit mir selbst während dieser Reise, diese tiefe Loyalität mir selbst gegenüber, diese Liebe und Milde, mit der ich auf mich schaue, mich halte und begleite, das wahrhafte Mitfühlen mit mir selbst und tatsächlich wirklich an meiner Seite stehen, mit mir stehen, für mich stehen und gehen, berührt mich immer wieder so sehr. Diese tiefe, echte Liebe zu mir in allen Umständen und Situationen, für alle Anteile und Gefühle, für jeden Gedanken und jeden Impuls, ist wohl das, was ich als bedingungslose Liebe mir selbst gegenüber bezeichnen würde. Ich selbst bin mein stärkster Verbündeter und mein größter Fürsprecher, mein eigener Freisprecher und Erlauber, mein größter Fan und mein sicherster Hafen. Dieses Gefühl von tiefster Verbundenheit mit mir selbst ist unbeschreiblich und erlaubt eine echte Reise.

In dieser Haltung kann ich wirklich und wahrhaftig ALLEM begegnen, sowohl in mir als auch im Außen, weil ich in mir gut damit sein kann, gut mit mir da sein kann.

Ich bemerke immer wieder staunend, wie viele Menschen ein bestimmtes Bild von sich haben, in das dann so viel nicht hineinpasst, was aber auch an und in ihnen ist. Ich beobachte die Gewalt, die Härte gegen sich selbst, wenn das auftaucht, was nicht sein darf. Ich sehe den Kampf gegen das Ungewollte und das verbissene Streben nach dem, was stattdessen sein soll. Ein wirkliches Entdecken der derzeitigen Verfassung und dann des reinen, ursprünglichen Wesens ist so unmöglich. Das Erreichen eines Idealbildes ist nun mal nicht das wahre Naturell.

Ich hab mich früher selbst mit großer Härte angefasst. Es ist nicht so, dass ich es nicht kenne. Ich hab das gemacht, weil ich dachte, ich müsste irgendwo reinpassen, in das mein Wesen aber so gar nicht wollte. Mich hat es über die Maßen erleichtert, mir endlich erlauben zu können, was eh da war, und nur andere an mir falsch fanden. Das meine ich gerade nicht.

Tatsächlich beobachte ich eine noch ganz andere Härte sich selbst gegenüber und die kenne ich selbst nicht. Nämlich, dass es vor sich selbst nicht sein darf, was aber da ist. Also der Maßstab sind nicht, wie bei mir früher, die anderen, sondern der Richter ist in denjenigen selber und die Dinge müssen vor sich selbst verborgen werden. Da hört das echte Forschen dann ganz schnell auf. Da gibt es Dinge, die dürfen unter keinen Umständen berührt werden.

Mir kommt es weiterhin so vor, dass dieses "sich selbst verurteilen" schon angefangen hat, bevor überhaupt auch nur ein prägender Kontakt mit einem Menschen hier auf der Erde stattgefunden hat und all die schrecklichen Erfahrungen, die dann kamen, tatsächlich schon Folgen des eigenen Grundurteils waren, des Sichselbstverlassens. Die Erfahrungen in der Kindheit sind nicht minder schlimm und dennoch ist diese Sachlage eine ganz andere, wenn es um Ursache und Wirkung geht, um echte, tiefe Heilung an der Wurzel und eben das ehrliche Hinschauen zu sich selbst, was für Heilung unabdingbar ist.

Sie wollen sich selbst nicht und doch ist es genau das, was sie ihr Leben lang am meisten und am schmerzvollsten vermissen. Es ist ein selbstgebauter Teufelskreis. Jede Selbstzuwendung eine Scheinzuwendung, die einem idealisierten Selbstbild dient. Es ist kein echtes Forschen hin zum eigenen Wesen, kein echtes Herausfindenwollen, wer und was man wirklich ist. Das Urteil steht ja schon und das tut so weh, dass wir da bitte nicht hinschauen. Alles, aber nicht das. Dass dieses Urteil über sich selbst schon eine Lüge ist, ein Irrglaube und nicht die Wahrheit über das wahre Wesen, ist ihnen bis dato unbekannt. Die Katze beißt sich wieder in den Schwanz.

Ich schreibe das, weil sich mir dieses Phänomen mehr und mehr erschließt und weil mir damit mehr und mehr klar wird, mit welchem Mysterium ich es in meiner Kindheit zu tun hatte und was das für mich als erwachsenen, sich selbst tief fühlenden Mitmenschen bedeutet. Ich verstehe damit immer mehr meine Chancenlosigkeit - früher und heute - und wo ich meine eigene Hinwendung zum anderen ganz schnell sein lasse, weil er sich selbst nicht will, sondern immerzu ein bestimmtes Selbstbild verteidigt, das ganz viel ausschließt, was aber da ist.

"Meine Klarheit ist meine Macht." Danke, Kathi, für diesen Satz.