Sonntag, 30. November 2025

Die tiefe Übereinstimmung von Innen und Außen

Ich liebe dieses Gefühl von Kohärenz. Diese tiefe Übereinstimmung von Innen und Außen, von tief gefühlter Wahrheit und Handlung. Das tun oder eben nicht tun, was stimmt. Genau so. Nicht abgewandelt, nicht verzögert, nicht verwässert. Jetzt. Ich und das Jetzt. Pur. Direkt.

Dieser Einklang in mir und mit mir hat so eine stille Kraft. Unumstößlich. Ruhig. Unverrückbar. Es ist. Fühlende, ausführende Präsenz. Es fühlt sich an, wie der Raum und der Punkt gleichzeitig. Weit geöffnet und präzise, fokussiert zugleich. Wie Laser. Kraft ohne Mechanik. Gespeist aus dem Äther. Gebündelt in mir. Von mir empfangen und durch mich geschehen lassen.

Dieses Gefühl ist unendlich befriedigend, erfüllend, satt und gleichzeitig völlig unaufgeregt. In jeder Zelle wahrnehmbar. Ein leicht schwingendes, tiefes, volles Ja. Alle Seinsebenen von mir, in mir, durch mich in Harmonie.

Ich muss nichts von dieser Wahrheit deuten, ihr nichts beimessen, nicht wissen wieso, weshalb, warum, nur ausführen und wenn es was zu wissen und zu begreifen, zu erkennen, zu verstehen gibt, ist die Information inklusive und über kurz oder lang offenbar.

Meine Aufgabe ist Wachheit und Wahrhaftigkeit. Wahrnehmen und für wahr nehmen. Hinhören und danach handeln. 🔥❤️🔥

Montag, 24. November 2025

eigen-ständig

Prozess-Schreiben 23.11.25:

Heute fühlt es sich an, als wäre alles umsonst gewesen, als würde all dieses "mich hin zu mir bewegen und ich sein" nichts gebracht haben. In mir schon. Äußerlich überhaupt nichts. Ich bin mit dem gleichen Chaos, dem nicht in der Ordnung sein, der gleichen Schwere, Verworrenheit, Nichtverbindung und Trostlosigkeit um mich herum konfrontiert, wie in der Kindheit. (Wohlgemerkt sind das sehr, sehr subjektive Eindrücke, ausgelöst durch kleinste Kleinigkeiten vom Außen und nicht im Mindesten Ausdruck des tatsächlichen Gesamtbildes der Gegenwart.)

Was nützt es mir, wenn ich noch so sehr in mir in der Ordnung bin und im Außen ist sie nicht erfahrbar, nicht mit den engsten Bezugspersonen? Um mich rum regiert der Wahn, im Miteinander keine Harmonie erfahrbar.

Ich sitze im Chaos und bin da. Und jetzt?

Ich stelle fest, dass gerade nichts in mir noch etwas von Christian will. Tatsächlich gar nichts. Da ist nicht einmal mehr ein Vermissen. Es ist wie es ist. Kein Warten. Kein Wollen. Kein Zetern. Kein Andershabenwollen. Es ist viel mehr die totale Anerkennung der "Vollkatastrophe" und die einzige Frage gilt mir: Und jetzt?

Es ist noch nicht einmal die Frage, was ich damit (mit dem Zustand des Außens) anfangen soll. Ich will gar nichts mehr damit anfangen. Ich hab es nicht mehr in der Hand, also im tatsächlichen Sinn. Der Teil in mir, der die ganze Zeit damit etwas anfangen wollte/dachte, dass er müsste, hat es aus der Hand gelegt. Anscheinend. Das fällt mir gerade erst auf. Ich hab's nicht mitbekommen. Er will es auch überhaupt nicht mehr nehmen der Teil. Nichts wäre gerade absurder. Ist ja alles nicht seins. Er hat sich schon umgedreht, ist mit der Aufmerksamkeit ganz wo anders. Mit sich. In sich versunken.

Anscheinend hat alles in mir kapituliert. Ich erwarte überhaupt nichts mehr. Weder vom Leben, noch von Menschen. Keine Nähe. Kein Verstehen. Kein zusammen Wirken. Keine Harmonie. Keine Verschmelzung. Ganz im Gegenteil. Ich bin bei mir mit allen meinen Sinnen. Auf mich besonnen. Wie der Anteil. Interessant. Bei mir. Fertig.

Ich werde sehen.


Fortsetzung 24.11.25:

"Da sind wir ja weit gekommen", sagt da jemand in mir. Die 16-Jährige.

Es fühlt sich an, wie wieder mit nichts dastehen. Vor allem mit niemandem. Alles auf Anfang. Auf Null. Ich steh mit nichts da, alleine, und hab doch alles, was ich brauche. Nicht wie damals, als ich von zu Hause ausgezogen bin. Da hatte ich zwar alles Materielle, aber mich nicht und keine Ahnung, wie Leben tatsächlich funktioniert. Da stand ich tatsächlich - innerlich eigentlich zutiefst verzweifelt und doch gehen müssend - mit nichts da. Keinen blassen Schimmer von mir und vom Leben. Alles, was in der Kindheit an innerer, emotionaler Reifung tatsächlich hätte passieren sollen, ist ausgeblieben und vor allem stand ich da mit der Idee, ich alleine (ohne Anbindung an was Größeres, ohne Einbettung) müsste alles wissen, machen, regeln. Jetzt, heute, fühlt sich dieses "wieder mit nichts dastehen" anders an. Ganz anders. Ich hab vielleicht materiell "nichts", aber mich und - Gott sei Dank - Gott und das tiefe Wissen, wie Leben geht, auf was es tatsächlich ankommt. Halleluja!!!

Ich steh wieder alleine da. Ja. Stehe für mich, auf eigenen Beinen. Stabil. Es gibt nur mehr mich als Bezugsperson für alles, was in mir los ist. Es braucht keine andere, gesunde Bezugsperson mehr, wie das in der Kindheit nötig gewesen wäre. So viele Kinder in mir wollten noch eine gesunde, tatsächlich für sie brauchbare Bezugsperson im Außen bekommen. Endlich, bitte, und Christian hat’s einfach nicht „geliefert“. So schrecklich schön heilsam.

Ich brauch mich jetzt nur mehr zu mir in Beziehung zu setzen, mich auf mich (Gott) beziehen. Natürlich steh ich "alleine" da - mit mir. So gehört das. Ein Partner ist keine Bezugsperson im eigentlichen (kindlichen) Sinne. Ich bin die Bezugsperson für meine inneren Anteile und meine einzige, tiefe, intime, lebenslange Beziehung, der einzige Mensch, der mich verstehen und nachvollziehen muss, auch und vor allem, wenn es einen Partner gibt.

Ja, es gibt natürlich auch von außen helfende Hände, Schultern zum Anlehnen, starke Arme, die halten, ganze Wesen, die zuhören und mich voll begreifen. Keine Frage. Total notwendig und gleichzeitig fühlt es sich gerade so an, dass das alles dazu führt, im wahrsten Sinne des Wortes „eigen-ständig“ zu sein. Reif. Nachgereift. Er-Wachsen. Eben all das, was eigentlich schon in der Kindheit hätte passieren müssen. Zentriert in mir und gleichzeitig tief verbunden mit dem All-Einen. Von dieser tiefen, weiten Mitte aus, ist eine ganz andere Begegnung - mit wem auch immer - möglich.

Das klingt alles nicht neu und dennoch so unfassbar bedeutend, in neue Tiefen vorgedrungen, weitere so arg verzweifelte Anteile in mir erreicht oder besser sie mich. Endlich jemand da. Es hat so unfassbar viel gebraucht, dass sie überhaupt zum Vorschein kamen. So viel Verwurschtelung über so lange Zeit… Was für ein krasser Prozess und natürlich keine Ahnung, wo genau ich mich insgesamt befinde. Der Umgang damit und das Zurechtfinden darin hat definitiv ein neues Level erreicht. Wow. Was für eine Heilbeziehung. Donnerlippchen.



Mittwoch, 19. November 2025

Alles darf da sein?

In welcher Haltung bin ich mir gegenüber gerade da? Es ist so wichtig, das wieder und wieder und wieder zu überprüfen. Ist es wirklich eine alles erlaubende, sein lassende Haltung, die sich dem hingibt, was da ist, egal was es ist und wie lange es dauert, oder will ich mit meiner Hinwendung z. B. zur Wut in Wahrheit eine Veränderung bewirken?

Wende ich mich dem, was in mir los ist, zu, damit es schnell wieder weg geht? Darf es wirklich da sein oder in Wahrheit bitte nur kurz?

Will ich es tatsächlich erleben, wahrnehmen, erforschen, ganz verkörpern, ihm folgen und es zu mir nehmen oder will ich es bearbeiten, transformieren, passend machen, weg haben?

Maria Sanchez bringt es mit den folgenden Worten aus ihrem Buch "Die revolutionäre Kraft des Fühlens" vortrefflich auf den Punkt:

"Zu sagen »Alles darf da sein« ist leicht, aber das sind erst einmal nur Worte oder Konzepte. Es gilt zu überprüfen, ob wir tatsächlich Wut in uns genauso behandeln wie Freude. Wenn dem so wäre, bestünde in uns nicht der Wunsch, unsere Wut zu transformieren, während wir dies beim Empfinden von Freude nicht wollen. Wir könnten unserer Wut dann vorurteilsfrei begegnen und ihrem innewohnenden Prozess folgen, statt zu versuchen, sie irgendwohin zu bewegen. Die wiederkehrende Frage ist also: Wer in uns will was in uns transformieren und vor allem warum?"

Und egal, was bei dieser letzten Frage an Antworten kommt, es ist okay und vor allem ist das die eigentliche Wahrheit. Dem kann ich dann wahrhaft begegnen. So sieht es gerade in mir aus. Dann begegne ich nicht der Wut, sondern vielleicht dem Teil in mir, der die Wut eben nicht will. Aus seiner Sicht völlig berechtigt. Dann hör ich ihm zu. Und gleichzeitig kann ein anderer Teil auftauchen, der den Teil, der die Wut nicht will, völlig scheiße findet, der toben will und um sich beißen. Ebenfalls aus seiner Position völlig berechtigt. Beides kann parallel in mir stattfinden (und noch vieles mehr), sich völlig widersprechen und dennoch zeitgleich wahr sein.

Nichts davon ist verkehrt und nichts daran muss anders sein oder werden. DAS ist dieser eine Moment jetzt. Wow! Was für ein komplexes Erleben. Das meint "alles darf da sein".


 

Samstag, 15. November 2025

Ich wollte die anderen, um mich zu bekommen

Ich mag euch mal wieder mitnehmen auf eine Innenreise von mir, durch die ich mich erst kürzlich geschrieben habe und die ich gerade so ergänzt habe, dass es hoffentlich nachvollziehbar ist. Es ist eine Innenreise, die fühlbar gezeigt hat, wie unfassbar wichtig und essentiell als Kind Schlüssigkeit und Verstehbarkeit der Erwachsenen ist und was es tatsächlich bedeutet, wenn das nicht gegeben ist. Angefangen hat es mit sehr kindlichen Sätzen, die immer wieder in mir aufgetaucht sind:

„Wenn ich den anderen nicht verstehe, hab ich das Problem. Wenn der andere nicht verstehbar ist, habe ich das Problem. Wenn ich nicht verstanden werde, hab ich das Problem.“

„Niemand setzt sich mit mir und damit auseinander. Ich bleibe verwirrt zurück.“

Wieso ist verstehen für diesen Teil so wichtig?

Das Begreifen der Welt. Transparenz. Schlüssigkeit. Mich in mir und dann, damit, in der Welt zurechtfinden. Ich muss mich und die Welt begreifen für einen sicheren Platz in mir und in ihr.

Mir wurde als Kind durch die Unverstehbarkeit der Erwachsenen tatsächlich die Verbindung zum Leben verwehrt. Mein Selbst, mein Rhythmus, mein Platz, das große Ganze, Verbundenheit, Sicherheit. Meine Göttlichkeit. Mein wahres Sein. Um das natürlich finden zu können, hätte ich Verbindung, Verstehen und Greifbarkeit gebraucht, Schlüssigkeit, Nachvollziehbarkeit, Stringenz. Die reife Präsenz der Erwachsenen. Ihre Stimmigkeit. Ihre eigene Anbindung an den Kosmos und ihren Platz darin. Darüber und dadurch hätte ich mich und meinen Platz, meine Verbundenheit mit allem, was ist, bekommen können.

Unstimmigkeiten und Widersprüchen kann ich als Kind nicht vertrauen und in mir selbst hatte ich noch keine Antworten. Das heißt, ich war völlig verloren, unsicher, im Grunde immerzu in Gefahr. Das Bisschen, was ich geglaubt hatte, verstanden zu haben, wurde mit dem nächsten Widerspruch in einer elterlichen Aussage wieder eingerissen. Ich stand wieder völlig entsetzt vor dem Nichts. Das hat sich tagtäglich immerzu wiederholt. Jeder Versuch, sie beim Wort zu nehmen, ernst zu nehmen, weil ich sie ernst nehmen können MUSS als Kind, ist gescheitert. Ich stand immerzu völlig verzweifelt vor meinen minütlich einstürzenden Welten. Keine Chance, mich in all dem zurechtzufinden, mich und die Welt zu verstehen. Die Vollkatastrophe für mich. Für die Eltern eine flüchtige Aussage, die im nächsten Moment schon wieder vergessen war.

"Du verwehrst mir nicht nur dich, sondern damit vor allem mir mich selbst!" ist der eigentliche Satz der Kleinen (vorwiegend) an die Mutter gerichtet.

Ich (der Anteil in mir) versuchte bis heute mit all meinem Verstehen wollen, nicht wirklich den anderen zu verstehen, sondern mich zu bekommen. Ich wollte im Grunde gar nicht den anderen. Ich wollte mich. Als Kind hätte ich die anderen wirklich dafür gebraucht. Jetzt, als die Erwachsene, die ich bin, hab ich mich ja schon. Der Anteil wusste das nur nicht.

Was für eine Erleichterung jetzt zu wissen, dass ich im Grunde nie wirklich die anderen erreichen wollte, sondern mit ihrer Hilfe mich selbst finden wollte. Ich wollte mich. Wenn also heute jemand nicht erreichbar ist, bedeutet das nicht automatisch, dass ich mich wieder nicht haben kann. Halleluja! Was für eine krasse, fiese, entsetzliche, kindliche Verknüpfung: „Wenn der andere (auf Dauer) nicht verstehbar/erreichbar ist, kann ich mich nicht haben.“ Wie gut, dass das nicht mehr die Wahrheit ist.

Ich brauch die Erreichbarkeit der anderen nicht mehr und schon gar nicht die Verstehbarkeit. Ich bin nicht mehr darauf angewiesen, dass sie "logisch" sind (und mir adäquat und korrekt die Welt erklären können). Ich bin auch nicht mehr darauf angewiesen, dass sie mir mich sauber spiegeln.

Ich hab mich ja schon längst. Ich hab meine Verbindung und Anbindung. Ich finde mich in mir und in der Welt hervorragend zurecht. Ich bin mit mir sicher. Ich hab das Problem der Kleinen im Grunde schon lange gelöst und jetzt auch ihre zugehörige Not beendet. Was für ein Gefühlssturm! Was für eine lange nicht erkannte Verzweiflung in all dem! Die Kleine, die so sehr auf die Verstehbarkeit der Bezugspersonen, auf das sichere Sichbeziehenkönnen, angewiesen war, wurde fühlend nach Hause geholt.

Danke für all die „fürchterlichen“ Auslöser und Fingerzeige, für all die schrecklichen Wiederholungen der Not, bis der Groschen endlich gefallen ist und die Zeit der Erkenntnis reif war. Puh!

 

Nachtrag:
Ich weiß nicht, ob ansatzweise zum Ausdruck kommt, was das alles für (m)ein Kind bedeutet, wie sehr es da tatsächlich um ALLES geht, um Leben und Tod, und zwar sein geistiges Leben, tiefste Heimat in sich selbst finden können, die Anbindung an die Schöpfung, also spirituelle Heimat, die eigene Wahrheit über das geistige Wesen. Es geht nicht nur um Zugehörigkeit und versorgt werden, also Überleben im körperlichen Sinne. Es geht auch nicht "nur" um emotionale Versorgung. Es geht um die komplette Existenz auf allen Ebenen. Darum hab ich verzweifelt gekämpft. Alter Schwede. Das ist so eine fette Hausnummer. Diese Not nochmal zu fühlen, diese Verzweiflung, diese Unmöglichkeit in all dem. Es unmöglich gemacht zu bekommen als Kind. Holy shit!


Donnerstag, 13. November 2025

Heiliges Mitmirsein

In mir bewegen sich Welten. Ach was! Universen!!! So krasse Durchbrüche durch Urwundennot! So viel Aufwachen in mich hinein, so viel Großes, Monumentales, Essentielles, Grundsätzliches, Bahnbrechendes, Heiliges, Heilsames.

Immer wieder steht mir innerlich der Mund vor Staunen offen. Immer wieder muss ich rückblickend neu auf mein Leben blicken, es mit dem Erkannten neu betrachten. Es ist so viel auf einmal. Es ist so komplex und vielschichtig. Ich würde das alles so gerne teilen, weil es so unfassbar wichtig ist, und doch kommt im Moment kein Wort.

Es fühlt sich ein wenig an, wie Wochenbett. Es gilt damit mit mir zu sein, mit all dem Neugeborenen. Realisieren. Integrieren. Verarbeiten. Begreifen. Bestaunen. Fühlen. Ganz Verkörpern. Es in Fleisch und Blut lassen.

Ich hab so ein Bedürfnis einfach nur bei mir, für mich zu sein. Ich spreche mit fast niemandem. Ich kann nicht. Da kommt nix. Eben kein Wort. Wie wenn mich im Moment alles nur DAVON wegbringen würde und das geht nicht. Auf keinen Fall.

Zwischendurch fühlt es sich an, als würde ich langsam wieder auftauchen und mit dem Neuen in mir mit anderen in Begegnung gehen wollen, mich erfahren, ausprobieren und vor allem all das teilen, mein eigenes Staunen in die Welt tragen und genau so schnell, wie der Moment kommt, geht er wieder. Zehn Minuten später will ich mich schon wieder einkuscheln, schweigen und mich genießen.

So ist es gerade. So lass ich mich.

 


Dienstag, 4. November 2025

Beinhaltet der Erfolg Selbstkontakt?

Nicht, was ein Mensch zu leisten vermag, ist aussagefähig über seine (seelische) Gesundheit, sondern mit was er in sich zu sein vermag, wie er innerlich mit sich selbst da ist.

Wie gut ist der Kontakt und die Beziehung zu sich selbst? Was bleibt im Innern, wenn im Außen alles wegbräche? Wer ist dieser Mensch alleine mit sich in der Stille? Ohne Besitz, ohne Rolle, ohne Funktion, ohne sichtbare Leistung, ohne Ablenkung, ohne Kompensationsmöglichkeit, ohne äußeren Glanz, ohne Make-up?

Die eigentliche Messgröße der seelischen Gesundheit ist der Selbstkontakt, die innere Haltung sich selbst gegenüber, die emotionale Nähe zu sich selbst und zwar in allen Momenten, auch und gerade in den dunklen Momenten, in den unrühmlichen Zuständen, in stürmischen Zeiten, in der Gebrechlichkeit, in der Verletzlichkeit, in der Verwirrung, der Schwäche, der Wut, der Bissigkeit, der Ohnmacht, in der Angst, der Sinnlosigkeit, der Verzweiflung, im Neid, im Hass, in der Kleinheit, der Minderwertigkeit, der Bedürftigkeit, im Scheitern, im Aufgeben, in der Traurigkeit, im Schmerz, im Vergehen. Kann derjenige schwimmen oder bedeutet das alles direkt ertrinken?

Wie ich da, in all den erwähnten Zuständen und Umständen, mit mir bin, sagt tatsächlich etwas über meine Gesundheit aus und eigentlich auch über Erfolg.

Erfolgreich im eigentlichen, ursprünglichen, menschlichen Sinne, also im gesunden Sinne, ist für mich jener, der in tiefer, intimer, authentischer Nähe zu sich selbst ist. Jener, der sich hat. Jener, der in sich wahre Heimat hat und zwar für jeden Anteil von sich, auch für die Anteile, die andere Anteile rausschmeißen wollen.

Nichts anderes ist wirkliche, echte psychische Gesundheit. Leistungsfähigkeit, die nicht aus meinem ureigenen Wollen stammt, ist lediglich eine Aussage über Anpassungsfähigkeit und das Maß dessen, in wie weit ich aus einstiger Not heraus zu Selbstverrat und Fremdbestimmung in der Lage bin.

Ich kann Besitz haben, ein laufendes "Seelenbusiness", "Freundschaften", "Beziehungen" und dennoch so unendlich verloren in mir sein, mich abgetrennt und taub fühlen, endlos müde sein, leer und ganz weit weg von mir.

Gesundheit und Erfolg messen sich für meine Begriffe an anderen Werten, als auf den ersten Blick sichtbar. So viele Erfolgreiche gibt es da draußen nicht. Bei den wenigsten ist mir nach Beifallklatschen.

Ich sehe scheinbar lächelnde Münder und müde, traurige oder leere Augen. Ich sehe die inneren Kämpfe gegen sich selbst. Die verzweifelten inneren Kinder, die kein Gehör finden, die Not, die unter all dem eigentlich da ist.

Ich hab mich immer wieder gefragt, ob ich nicht gönnen kann, ob ich überall das Haar in der Suppe suche. Aber das war es nicht. Heute hat mein Empfinden Worte. Ich hab gespürt, dass da was grundsätzlich nicht stimmt. Ich sehe und fühle das Verlorensein in all dem und dass alles Tun und Streben nicht an der Wurzel ansetzt, sondern viel mehr von ihr wegstrebt, dass es nicht ums Wesentliche geht, dass die Wunden unter all dem weiter bluten.

Ich sehe und fühle das Eigentliche unter dem Offensichtlichen.

Warum ich das alles schreibe, weiß ich tatsächlich nicht. Es hat sich heute intensiv in mir bewegt und sich in dieser Deutlichkeit gezeigt, die ich jetzt hier teile. Im Grunde ein Selbstgespräch.


 

Sonntag, 2. November 2025

Es geht nicht ums Beruhigen

Ruhe ist nicht besser als Unruhe, nicht erstrebenswerter. Und ich spreche vom Moment. Von dem Moment, der gerade da ist und in dem ich unruhig bin. Daran muss nichts anders werden. Da ist Unruhe und sie hat einen Grund. Sie hat was zu sagen. Sie kann mir etwas über mich erzählen, was verdammt wichtig ist. Sie kann mich nach Hause führen - und ohne das zum Ziel zu haben, mag ich ihr einfach zuhören, sie erforschen, ihr nachgehen, sie ergründen und in dem Zustand mit mir da sein. Den Körper wahrnehmen, die Gedanken, den Teil in mir, der sich gerade so fühlt und das wahrscheinlich schon seit Jahren und Jahrzehnten. Den Teil in mir, der in diesem Zustand "stecken" geblieben ist, weil ihn niemand darin begleiten und halten konnte, weil niemand seinem berechtigten Aufruhr adäquat begegnen konnte, ihn nicht verstanden und begriffen hat, kein Raum dafür da war.

Es geht nicht darum, ihn zu beruhigen, diesen Teil, und damit mich - das würde ihn wieder übergehen in seinem Zustand, der aber nun mal da ist. Es geht darum, mich dem zuzuwenden und zu erfahren, was die Unruhe ausmacht. Was wirkt da? Wer in mir ist unruhig und warum? Wer in mir will denn vielleicht doch Ruhe und warum? Wer in mir will ausflippen und wer in mir will das vielleicht auf keinen Fall? Ist vielleicht sogar gar nicht die Unruhe an sich das Problem, sondern die Überforderung damit? Weil da gefühlt keine Begegnungskompetenz in mir ist, ich die Idee habe, dass ich diese starken Gefühle auf keinen Fall aushalte, dass es mich zerreißt, wenn ich dem tatsächlich Raum gebe? Ist da vielleicht sogar kindliche Todesangst damit verbunden? Wer in mir ist gerade lebendig und was braucht er? Von was erzählt er? Was erlebt er gerade innerlich? In welchen Welten ist er unterwegs?

Es gibt so viel zu entdecken, wenn ich beginne, offen zu forschen, statt Ziele zu verfolgen. Wenn ich Zustände da sein lasse und nicht direkt einen anderen anstrebe. Nichts von dem, was zutage kommt ist, verwerflich. Alles hat seinen berechtigten Ursprung. All das bin ich.