Mittwoch, 20. November 2019

Lasse ich den Sturm zu, finde ich auch die Stille in mir

Es geht um die Stille und den Sturm gleichzeitig. Es geht darum, in dem Sturm, der gerade um uns herum tobt, still zu sein, bei uns zu bleiben und nur noch auf unsere innere Stimme zu hören. Es geht darum, den äußeren Stimmen nicht mehr zu glauben, die uns stetig erzählen, was richtig ist, was zu tun ist, wie die Welt funktioniert.

Stell dir vor, all die Stimmen, die es scheinbar besser wissen, und du darfst sie einfach ignorieren. Du musst keiner einzigen folgen. Was für eine Erleichterung.

Es sind alte Stimmen, längst überholt. Keiner von diesen Antreibern hat eine Ahnung wie die neue Welt funktioniert. Die neue Welt, die aus dem Herzen heraus entsteht, aus der Stille, aus leisen Impulsen, aus Gefühl, aus Liebe.

Es geht darum, jegliche Stimme, die einst von außen kam und die wir über die Zeit zu unserer eigenen gemacht haben - scheinbar unserer eigenen - zum Schweigen zu bringen, sie zu entlarven, aus unserem System zu entlassen, ja ihr sogar den Mund zu verbieten. Sie dient uns nicht mehr. Sie hindert uns nur. Sie hält uns klein, aus Angst vor Veränderung, aus Angst vor Liebesentzug, aus Angst, verstoßen zu werden, aus Angst, zu sterben, zu scheitern.

Jetzt wirst du fragen, wie du denn diese anderen Stimmen von deiner eigenen unterscheiden kannst. Was ist denn wirklich deine Intuition und was eine übernommene Stimme von außen?

Jeglicher Gedanke, jeglicher Einwand von außen, der da kommt und dich eng werden lässt, bei dem es dir den Magen umdreht, die Brust eng wird, bei dem du unweigerlich den Kopf einziehst, du dich klein und unfähig fühlst, es dunkel in dir wird, kommt nicht aus deinem Herzen, kommt nicht aus dem Herzen des anderen.

Die Sätze, bei denen deine Augen leuchten, die sich leicht anfühlen, bei denen es dir warm im Bauch wird, du dich automatisch aufrichtest und alles in deinem System JA sagt, die kommen vom Herzen, von deiner Seele, entsprechen deiner Wahrheit. Es sind meist die Aussagen und Wahrheiten, die uns zu schön vorkommen, um wahr zu sein. Deswegen verwerfen wir sie auch so gerne wieder. Das wäre ja zu einfach. Das kann ja gar nicht stimmen. Wir befürchten uns selbst zu verarschen mit dieser "rosaroten Brille". Das bilden wir uns bestimmt nur ein.

Aber die engen, schweren, bedrückenden Gedanken, die sollen wahr sein? Da befürchten wir nicht, uns selbst zu verarschen, uns was vorzumachen oder etwas vorgemacht zu bekommen.

Es geht um die Stille und den Sturm gleichzeitig. Es geht nämlich auch darum, den Sturm IN uns endlich nach draußen zu lassen. Den Sturm, der sich in uns zusammengebraut hat, weil wir uns so oft haben übertölpeln lassen, weil wir uns so oft verraten haben, weil wir es so oft zugelassen haben, dass wir über unsere Grenzen gehen, dass andere über unsere Grenzen gehen, dass man uns mundtot macht. Viel zu oft haben wir uns unsere Wahrheit absprechen lassen, haben einen Schritt zurück gemacht, haben klein beigegeben und den Lauteren Platz gemacht, sind der Masse gewichen. Frei nach dem Motto, die Mehrheit hat recht.

Es geht darum, dass WIR, die mit der "rosaroten" Brille, mal zum Orkan werden mit unserer "neuen" Sicht der Dinge. Werden wir doch mal genauso laut, wie die mit den alten Gedanken. Warum sollten wir uns verstecken und klein machen? Warum sollten wir uns ducken? Warum rufen wir unsere Wahrheit nicht genauso ungeniert hinaus? Warum sollten wir zurückweichen und wieder unseren Platz räumen?

Was glaubt ihr eigentlich wie viele wir schon sind? Wenn jeder, der die neue Welt in seinem Herzen trägt, sich erhebt, seine Stimme für sich erhebt und sich mutig zeigt, was glaubt ihr, was das für ein mächtiger Chor ist? Was glaubt ihr, was das für eine Energie freisetzt? Was glaubt ihr, was da in Bewegung kommt, wenn wir diese Kraft, die unsere Wahrheit in uns hat, freilassen? Wenn wir das alles endlich nach draußen lassen?

Ich bin heute der Sturm. In mir ist eine unbändige Kraft. Ich spüre die Qualität des Löwen in mir. Ich brülle in meinem Namen. Ich stehe für mich ein. Ich setze ganz klar Grenzen. Ich höre mir den alten Mist nicht mehr länger an. Ich unterbreche jeden, der mit der alten Leier anfängt. Niemand mehr übergeht meine Wahrheit. Niemand ignoriert meine Grenzen, egal auf welche Art. Da kommt ein klares STOP!

Wut ist Mut und Lebenskraft. Wut, die fließen darf, ist voller Leben, bringt Leben und oft nötige Veränderung. Wut muss nicht wegoptimiert werden. Ich hab nicht noch was aufzulösen, wenn da Wut ist. NEIN, Himmel nochmal! Wut ist gesund. Wut will artikuliert werden. Wut will gelebt werden. Ich darf dem anderen sagen, dass mich sein Verhalten gerade wütend macht. Ich darf Wut spüren.

Wut wird erst dann zum Gift, wenn ich sie schlucke und sie mir verbiete, dann richte ich sie gegen mich und töte mich selbst. Wut ist nur dann destruktiv, wenn ich sie mir nicht erlaube. Wut nimmt erst dann überhand, wenn sie schon zu lange in mir angestaut war. Dann gehen die Pferde mit mir durch und ich werde von ihr mitgerissen, übermannt. Erst dann entgleiten die Situationen und ich verletze vielleicht jemanden körperlich. Wenn ich die Wut wieder integriert habe, sie zelebriere, achte und ehre, dann passiert so etwas nicht, dann kann ich Wut leben und keiner wird verletzt. Weder ich noch andere. Wut ist nicht gefährlich. Wut ist gesund. Sehr gesund sogar.

Der Löwe kann beides. Er kann zahm sein, wie ein Kätzchen. Er kann aber auch brüllen, die Zähne zeigen und wie eine Furie lospreschen. Der Löwe würde sich niemals selbst kastrieren und sich seine Wut versagen. Es wäre der sichere Tod. Wut ist Lebendigkeit, Lebenskraft.

Wir dürfen laut sein. Wir dürfen aufbrausen. Wir dürfen aus der Hose hüpfen. Wir dürfen energisch für uns einstehen. Wir dürfen schreien, wüten, toben.

Es geht um die Stille und den Sturm. Lasse ich den Sturm zu, finde ich auch die Stille in mir.

Foto: Canva
Text und Gestaltung: Anja Reiche