Samstag, 27. Juni 2020

Die Erfahrung der Trennung hat ein Ende


Das Wesentliche – das ist es, was bleibt in der Stille. Diese tiefe Ruhe in der Natur, sie macht so viel mit mir, nämlich eigentlich so richtig wenig. Genau genommen gar nichts und gleichzeitig so viel. Das ganze System fährt runter. Ich komme in meiner Essenz an. Sie ist es, die unter dem Lärm des Alltags, der äußeren Einflüsse, der Stimme des Verstandes immer da ist. Wenn alles drum herum zum Erliegen kommt, ruht, dann ist da diese unerschöpfliche Quelle, die alles enthält. Sie spricht unentwegt und ist gleichzeitig still. Sie drängt sich nicht auf. So leise und fein ist ihre Stimme. Sie ist da und wartet bis wir zu ihr kommen. Bis wir Schicht um Schicht zu ihr vorgedrungen sind. Uns geschält haben, entblättert, gehäutet.

Nun war ich ja eigentlich schon länger richtig gut mit mir in Kontakt. Erstaunt stelle ich fest, dass es immer noch tiefer geht, noch inniger, noch purer. Ich kann immer noch mehr sein lassen, noch mehr wegfallen lassen, noch mehr loslassen, mich noch mehr hingeben, noch mehr geschehen lassen, noch mehr vertrauen, noch tiefer hinspüren, noch mehr „wissen“, mich noch mehr erinnern.

Ich glaube so still und tief mit mir in Verbindung wie im Moment war ich noch nie. Irgendwie kein Wunder, wenn man bedenkt auf welcher Reise wir alle sind. Eben hin zu uns selbst – endlich komplett mit vollem Bewusstsein hier in diesem Körper ankommen. Deswegen sind wir ja auf diesen Planeten gekommen, um endlich diese Erfahrung zu machen. Heißt, natürlich waren wir da noch nie. Natürlich waren wir noch nie in einem Körper so bewusst. Es ist also fast nicht erwähnenswert, dass ich noch nie so tief mit mir in Verbindung war wie jetzt. Dennoch lässt es mich staunen. Wieder und wieder. Jeder Fitzel Bewusstheit, der dazu kommt, gleicht für mich einem Wunder, einem riesigen Geschenk. Jeder Millimeter, den es tiefer geht, ist ein Quantensprung für mich, ein Fest für meine Sinne.

Die Welt wird immer größer, bunter, vielfältiger, meine Welt der Wahrnehmungen. Die Antennen werden feiner. Immer mehr Zugänge tun sich auf. Ich verwebe mich immer mehr mit der Welt, dem Leben selbst, der Natur. Bin eingebunden, getragen, vernetzt, eins mit der Schöpfung. Die Erfahrung der Trennung hat ein Ende.

Wow! Bähm! DER Satz ist es, warum ich überhaupt gerade nochmal angefangen habe, zu schreiben. "Die Erfahrung der Trennung hat ein Ende."

Diese tausende von Jahren andauernde Inszenierung, die uns glauben gemacht hat, erleben ließ, dass wir abgeschnitten von der Quelle sind, ist vorbei. Eine Ära ist vorüber. Wir fallen zurück in den Schoß von Mutter Erde – endlich. Endlich erinnern wir uns daran, dass diese Verbindung nie weg war. Wir erinnern uns an ihre Existenz und wählen nun diese Erfahrung zu machen. Eine neue Erlebniswelt tut sich auf. Eine neue Spielwiese. Ein neuer Erfahrungshorizont.

Wieder können wir uns ganz neu ausprobieren. Wieder können wir Dinge erleben, die wir noch nie erlebt haben. Wieder geht ein neues Spiel los. Heiteres Erproben, Staunen, Entdecken. Next Level.

Wir wählen Verbindung, Einheit, Miteinander, Gemeinschaft, Mitgefühl. Vom ICH zum WIR. Indem wir die Essenz in uns selbst finden, ein jeder für sich, in sich, kommen wir in die Befähigung mit anderen in Verbindung zu sein. Die Verbindung zu uns selbst, ermöglicht erst die wahre Verbindung zu anderen. Wer sich gefunden hat, hat direkt alle anderen gefunden. Wer sich hat, wird nie mehr einsam sein, auch dann nicht, wenn er alleine ist. Zuhause in sich selbst – zuhause in der Welt. Ich sag‘s ja, das Wesentliche ist in der Stille zu finden.

Foto: Canva
Text und Gestaltung: Anja Reiche