Sonntag, 11. Dezember 2022

Es darf gelacht werden

Ich muss jetzt mal eine Lanze für den Humor brechen und zwar auch für den tiefschwarzen. Ihr wisst, ich beobachte viel. Und ich beobachte immer wieder Menschen, die sich eigentlich gerne kringelig lachen würden, weil da gerade ein richtig derber Spruch gemacht wurde oder jemandem ein "Missgeschick" passiert, was einfach urkomisch aussieht und ich sehe diese Menschen, wie sie sich das Lachen verkneifen, es sich schlicht nicht erlauben, oder direkt anmerken, dass das ja eigentlich gar nicht witzig ist und sie jetzt wirklich nicht lachen sollten.

Mir kommt es immer mehr so vor, als ob nur noch Licht und Liebe erlaubt ist, seliges, scheinheiliges Grinsen, das ins Gesicht getackert ist, aber die Augen nicht erreicht, eher mechanisch ist. Mir kommt es so vor, als ob immer mehr aufpassen über was sie lachen, wenn sie denn überhaupt lachen, nicht dass man da noch jemanden beleidigt.

Also ich sprech jetzt mal von mir. Ich LIEBE Humor und vor allem den richtig schwarzen, so schwarz wie meine Unterwäsche. Ob sich jemand beleidigt fühlt, hab ich nun mal nicht in der Hand. Mir geht es auch nicht darum, sich ÜBER jemanden lustig zu machen, ihn damit zu beschämen, mich dadurch besser oder größer zu fühlen. Das ist für mich kein Humor. Mein Lachen richtet sich nicht GEGEN jemanden. Mein Lachen gehört mir. Ist FÜR mich.
Ich sehe oder höre etwas und es erheitert mich. In so vielen Szenen steckt unfassbar viel Komik. Die Erheiterung ist meine. Die findet in mir statt und ich liebe sie. Ich werde einen Teufel tun und mir das Lachen verkneifen. Ich nehme mir doch nicht die Lebensfreude.

Eins ist auch klar. Wie Loriot schon so schön sagte, darf ich vor allem selber für den Humor zur Disposition stehen und Himmel, wie ich zur Disposition stehe. Ich nehme mich durchaus ernst und gleichzeitig so gar nicht. Ich nehme mich ernst im Sinne von: Ich habe Selbstbewusstsein. Ich bin mir meiner Selbst bewusst und weil das so ist, kenn ich auch meine Macken und Schatten. Mich kann keiner beschämen. Mich kann keiner klein machen. Dazu bräuchte es nämlich mich, die das Gefühl dann in sich fühlen müsste und das tue ich nicht und wenn das doch passiert, dann weiß ich dass das wiederum MEIN Gefühl ist und kümmer mich drum.

So kann auch ich niemanden wirklich beschämen. (Wohlgemerkt spreche ich von Erwachsenen. Bei Kindern sieht das ganz anders aus.)

Stefan Hiene hat es mal so schön gesagt. "Das meist unterdrückte Gefühl ist nicht Wut. Es ist Freude." Ich glaube, er hat recht.

Ganz ehrlich? Am liebsten würde ich es in die Welt hinausschreien: Lacht! Verdammt nochmal lacht doch wieder. Herzlich. Laut. Tränen. Bis der Bauch weh tut. Erlaubt euch eure Erheiterung. Erlaubt euch die Freude. Erlaubt euch, etwas total komisch zu finden, auch und gerade in den scheinbar unpassendsten Situationen. Erlaubt euch aufzufallen, anzuecken, krumm angeschaut zu werden. Erlaubt euch alle Sorten von Humor. Flachwitze. Satire. Ironie. Schwarzen Humor. Ihr dürft wegen anderen lachen. Über Gesichtsausdrücke, Kleidungsstile, Weltanschauungen, Eigenarten, Handlungen, Geschehnisse.

Es ist eure Freude. In euch. Für euch. Ausgelöst durch das Außen. Aber sie gehört euch. Sie tut gut. Sie macht gesund. Sie verbrennt sogar Kalorien.

Und ja, andere dürfen umgekehrt auch wegen euch lachen. Ja, ihr dürft der Auslöser für Erheiterung sein. Wenn das "blöde" Gefühle in euch auslöst, dann sind das eure. Echt jetzt. Da kann niemand was dafür. Und wenn das Lachen des anderen hämisch ist und sich tatsächlich gegen euch richtet, er euch erniedrigen will, dann ist es wohl Zeit, diesen Menschen aus eurem Leben zu entfernen. So ganz unaufgeregt zeigen, wo der Maurer das Loch gelassen hat und warten bis er die Tür von außen zumacht. Dann würde ich lachen. So ganz befreit und herzlich. 😉


Foto: Canva
Text: Loriot
Gestaltung: Anja Reiche