Freitag, 2. Dezember 2022

Erlaube dir erst mal vollumfänglich Menschsein,

dann kannst du immer noch heilig werden!

Ihr merkt ich provoziere. Dieser Satz war heute morgen da und will in die Welt. Eigentlich müsste er heißen: Vollumfängliches Menschsein IST heilig. Aber ich finde, so zündet er mehr... grins...

Gerade bei sehr bewussten Menschen stelle ich immer wieder fest, wie das kleinste Urteil, die kleinste Wertung, der leiseste Hauch von eigener Meinung, von Vorlieben und Abneigungen sofort neutralisiert wird. Nur ja nicht lästern, schlecht reden. Immer sofort Verständnis und Mitgefühl mit all den unterschiedlichen Geschöpfen Gottes haben. Am besten wäscht man sich direkt den Mund mit Seife, wenn man eine Abneigung geäußert hat. Uih, da muss aber irgendwo noch ein Konflikt in mir sein. Ich kann in der Welt ja nur sehen, was in MIR ist. Auwei. "Ich weiß, man soll ja nicht werten, aber..."

"Entweder ist alles heilig oder nichts" hat mal eine sehr weise Frau gesagt, als ich ganz unbedacht mein Handy direkt in die wunderschön gestaltete Mitte bei einem Workshop gelegt habe. Zwischen Kerzen und Klangschalen, Steinen und Muscheln mitten auf den Tisch gepackt.

Entweder ist alles heilig oder nichts.

Immer wieder erlebe ich in Gesprächen mit Menschen, in der Begleitung, wie alles aufatmet, wenn ich sie bitte, sich all das zu erlauben, was jetzt gerade in ihnen tobt. Hass, Neid, Lebensmüdigkeit, die Sucht, das Mutlose, die Erschöpfung, der Drang gesehen zu werden, Minderwertigkeit, Gewaltbereitschaft, Verurteilung, Abscheu, das Kind als Belastung zu fühlen, die Eltern nicht leiden zu können, Menschen schütteln zu wollen, damit sie wach werden, Bedürftigkeit, den Wunsch, gehalten zu werden, nicht alleine sein zu wollen, überhaupt etwas zu wollen, zu brauchen.

Das ganze System entspannt sich, wenn sie merken, dass sie damit da sein dürfen, dass da endlich mal jemand ist, der darüber nicht urteilt. Das da nicht sofort etwas "dagegen" unternommen werden muss, etwas geheilt, bekämpft, ausgemerzt werden muss. Puh! Endlich ist es mal gut so wie es gerade ist.

Das Phänomen geht noch weiter. Die gleichen Menschen, die sich selbst für alles Mögliche wie wild verurteilen, erlauben sich keine eigene Meinung mehr, weil diese direkt mit Wertung und Verurteilung von anderen gleichgesetzt wird und werten darf "man" ja auf KEINEN Fall!!!! Also über andere. Über sich selbst selbstverständlich ganz arg. Da wissen wir sofort, was alles nicht sein darf und stattdessen sein sollte. Mitgefühl mit allen anderen. Krieg gegen uns selbst.

Ich erlaube mir nicht nur zu werten, ich muss sogar werten. Wenn ich meinen eigenen Werten folgen will, muss ich werten. Es bleibt mir nichts anderes übrig. Wenn ich Werte habe, wähle ich Dinge ab und entscheide mich für andere. Werten ist nicht gleich verurteilen. Ich wähle etwas und habe nicht den Drang, das was ich nicht wähle, zu vernichten oder zumindest zu bekämpfen. Weder bei mir noch bei anderen. Und was ich wähle, müssen die anderen noch lange nicht wählen.

Was wäre, wenn du alles sein dürftest? ALLES? Und was wäre, wenn du gleichzeitig das Urteilen nicht mehr verurteilst? Du darfst alles sein und du darfst zu allem eine eigene Meinung haben. Werte doch mal was das Zeug hält und finde damit heraus, was du dir vielleicht noch selbst verbietest oder wie du leben willst. Hab doch einfach mal zu allem eine Meinung. Fühl mal wie es ist, damit da zu sein, damit vielleicht sogar sichtbar zu sein! Schnappatmung?

Werten gehört für mich zum Menschsein dazu. Ich setze in Bezug. Ich habe eine Lebensphilosophie und entscheide, ob gewisse Aspekte des Seins dazu passen. Grundsätzlich erlaube ich mir alles und dann kann ich frei wählen, was ich wirklich zum Ausdruck bringen will. Gelebt und ausgelebt hab ich vorher alles. Dafür hatte ich viele, viele Leben Gelegenheit. Jetzt ist die Wahl der Werte wirklich eine freie. Alles ausprobiert. Alles erlaubt. Alles gesehen. Alles gefühlt. Ich meine wirklich ALLES. Ich habe genug Erinnerungen an frühere Leben, um das mit Fug und Recht behaupten zu können. Ich kenne das Gefühl jemanden vernichten zu wollen, der nicht meiner Meinung ist, den ich deswegen als Bedrohung erlebe und habe es auch schon getan.

Ich erlaube mir selbst das vollumfängliche Menschsein mit allen Farben und Formen, Facetten und Tönen, Gefühlen und Neigungen, Bewusstseinsstufen und Ebenen.

Menschsein ist heilig. Heil-ig. Heil. Ganz. Komplett. Ohne etwas auszuschließen. Holistisch. Alle Farben, auch die dunklen.

Vollumfänglich Mensch sein ist für mich das HEILigste überhaupt. Ich sage JA zu allem in mir und zu allem in dir und gleichzeitig kann es dann sein, dass ich dich nicht in meinem näheren Umfeld haben will. 😉