Montag, 4. September 2023

Der Sturm vor dem Frieden

Da war er auf einmal fein sauber weg, der Frieden, von dem ich gestern so schön geschrieben habe. Nicht etwa, weil ich zu blöd bin, im Frieden zu bleiben. Nein. Weil mein Nervensystem in höchster Alarmbereitschaft war. Trauma. Der Körper reagiert. Schutzmaßnahmen.

Das hat mit einem bewussten urteilen nichts zu tun. Da greifen Überlebensmechanismen, die früher seeeeehr wichtig waren.

Ich mag das an der Stelle nochmal ganz ausdrücklich und deutlich sagen: Auf scheinbaren inneren Frieden ist geschissen, wenn ich dabei Krieg gegen mich selber führen muss und vor allem, gegen meine Überlebensstrategien oder eine Wut, die zu einem gesunden Nein führt, weil gerade meine Grenzen überschritten werden.

Der Versuch sowas wegzumeditieren ist quasi Selbstmord. Der dann erzeugte Frieden im Außen ist in Wahrheit ein Krieg gegen mich selbst. So meine ich Frieden nicht.

In den letzten Tagen fliegen mir extrem nochmal die Auswirkungen des emotionalen Missbrauchs um die Ohren. Christians Wunden ticken das total an. Immer wieder kommen Anteile in mir zum Vorschein, die Alarm schreien, werden Überlebensstrategien wach, von denen ich nicht mehr dachte, dass sie noch scharf geschaltet sind. Mir wird noch einmal das Ausmaß der Wunden von früher ganz anders bewusst. Ich kann ganz anders begreifen, wie das damals gelaufen ist, wo die Verdrehungen waren. Jetzt finde ich Worte für das damals Unfassbare. Durch dieses Verstehen zeigen sich Schmerzen, die ich damals nicht verkraftet hätte. Ich nehme die Ungeheuerlichkeit dessen, was damals so perfide gelaufen ist, in einer ganz neuen Klarheit wahr.

Bis vorhin hat etwas in mir Christians Wunden als fette Bedrohung erlebt. Zurecht. Damals war diese Bedrohung tatsächlich da. Mein Nervensystem will mich schützen. Der Unterschied ist, dass Christian das Seine zu sich nimmt. Das ist in meinem Nervensystem noch nicht ganz angekommen und ich mag milde mit mir sein, dankbar für die feinen Antennen und das Schutzsystem, das so wunderbar funktioniert.

Vorgestern hat mir Brigitte einen sehr kraftvollen Satz geschenkt, der sofort eingeschlagen hat. "Heile DU die Bedrohung in meinem Geist". Angelehnt an den Satz aus Ein Kurs in Wundern: "Heile DU den Konflikt in meinem Geist". Ich will Christian nicht mehr als Bedrohung erleben, seine Wunden, die den Wunden meiner Mutter so ähnlich sind, nicht mehr als Nachteil für mich sehen, mich davon eingeschränkt und eben bedroht erleben. Es ist vorbei. Ich bin sicher. Bei ihm. Wirklich wahr.

Ich weine die Tränen von früher jetzt - jetzt, wo ich wirklich sicher bin. Ich entlade die Wut, die Anspannung, den Stress aus meinem System - jetzt, wo ich wirklich sicher bin.

Frieden kehrt ein. Echter Frieden. Nach dem Sturm. Der Sturm muss sein für echten Frieden. Ich weiß nicht, wie oft es noch stürmen muss, was da noch alles gefühlt werden will. Danke Christian, dass du in meinen Stürmen dableibst. Danke, dass ich deiner Liebe so sicher bin. Danke, dass ich bei dir so sicher bin. 🙏❤