Montag, 15. September 2025

Wenn ich auf ein Objekt in einer Geschichte reduziert werde

Du reagierst nicht auf MICH. Du reagierst aus einer Geschichte in dir drin, auf etwas, was in deiner Vergangenheit stattgefunden hat oder aus einem Welt-/Selbstbild, das du dir selbst zusammengebastelt hast, ohne mich zu fragen. Du reagierst IN einer Geschichte, in die ich einfach einsortiert werde, wie eine Spielfigur. Und noch nicht mal ich als Ganzes. Oh, nein! Einzelne Fitzel von mir werden genommen und dort eingefügt. Etwas, was ich getan oder gesagt habe, oder gar gleich Deutungen deinerseits davon, einzelne Brocken, losgelöst von der Situation, abgetrennt von meinem restlichen Wesen, ohne dass meine Intention, meine Haltung, die Hintergründe, mein Wesen in der Gesamtheit eine Rolle spielen würden. Du pickst etwas raus, erfasst nicht im Ansatz die Wahrheit der Situation, nicht das, was energetisch tatsächlich vorhanden ist, und baust alles Weitere darauf auf. All deine Handlungen und Konsequenzen basieren auf etwas, was nicht wahr ist, was ich nicht gemeint habe, was nicht meine Absicht war, was nicht dem entspricht, wie ich tatsächlich da war, was tatsächlich fühlbar, wahrnehmbar da war.

Die Situation im Hier und Jetzt bekommst du gar nicht mit, das, was wirklich geschieht. Du nimmst MICH nicht im Ansatz wahr. Du bewegst dich im Film. In deinem. Mit dem ich genau nichts zu tun habe. Und dann wird mir etwas von dir übergestülpt, zugeschrieben und angedichtet, was überhaupt nicht zu mir gehört. Du schaust mich mit den Filtern deiner Story an und urteilst darin über mich, handelst darin.

Soll ich dir was sagen? Das fühlt sich beschissen an. Es ist haarsträubend für mich, das zu erfahren. Ganz erwachsen, ohne eigene, kindliche Not, kommt direkt die pure Wut und das deutliche Benennen und Zurückweisen all dessen. Den Mist nehm ich nicht. Lass die Finger von mir, lass mich in Ruhe mit deinem Scheißspiel und mach mich nicht zu einem Teil davon! Hör auf damit! Deine Geschichte, deine Welt ist zu klein für mich. Viel zu klein. Hör auf, mich da reinpressen zu wollen!

Nicht ich bin der, der dir was antut. Du reduzierst mich, reduzierst mich auf ein Objekt in deiner Welt, verzerrst mich, behandelst mich entsprechend, beschuldigst mich, wirfst mir vor, klagst an, strafst mich ab. Das ist hier die eigentliche Tat.

Geeeeeh weg und lass mich verdammt nochmal in Ruh!!!


(Diese Wut tut mir so unendlich gut. Das direkte Benennenkönnen und Begreifen tun mir so unendlich gut. Was für eine Befreiung!!! Selbstwirksamkeit pur! Meine Kleine von damals begreift gleich mit. Tausendfach diese Ungerechtigkeit erlebt und keine Worte dafür gehabt. Jetzt sind sie da und mir erschließen sich so viele schräge Situationen rückblickend noch einmal ganz anders. Situationen mit den Eltern, mit Partnern, mit Menschen in Behörden, auf der Arbeit. Immer das gleiche „Spiel“. Jetzt ist es durchschaut.)