Da sind wir also wieder – in einem Kreis, in dem die Wahrheit das Gesetz ist, in unserem Kreis. Der heilige Kreis der Schwestern. Die Schwesternschaft ist gefühlt noch einmal anders wiedergeboren. Wiederbelebt. Zurückerobert. In der Meisterschaft. Mit aller Ernsthaftigkeit. Hat noch mehr Kraft und vor allem Stimme bekommen. Eine neue Stufe ist erreicht. Gott sei Dank!
Wir erzählen uns gegenseitig von der Wahrheit, wenn eine droht von der Lüge verschluckt zu werden. Wir erinnern uns an unsere Würde, wenn bei einer das alte Gift des Zweifels wieder wirkt und sie droht zu vergessen, wer sie in Wahrheit ist. Wir reichen uns gegenseitig die Hand, wenn eine strauchelt, behalten uns im Blick, setzen uns weinend zusammen, sind gemeinsam bestürzt, bezeugen gegenseitig das Unrecht, fühlen tief das Gesehene, das Geschehene und doch sind wir gleichzeitig wach, beobachtend, schlicht sehend, klar, neutral, bei uns. Niemand ist außer sich. Wir fühlen verankert, präsent und bewusst.
Wir retten nicht. Wir wollen es nicht ändern. Wir erlösen durch Seinlassen. Die Erlösung ist logische Konsequenz des Erkennens von einem Zweiten, des (Mit)Fühlens, des Benennens und Anerkennens.
Wir gehen nicht gemeinsam unter, ziehen uns nicht runter. Wir durchwandern und erschließen miteinander unsere Tiefen. Es braucht ein zweites, fühlendes Wesen da unten.
Wir jammern nicht. Wir fühlen das, was der Moment bereithält und erfordert, erwachsen durch.
Wir reden uns nicht nach dem Mund. Wir gleichen Wahrnehmung ab.
Wir folgen keinen Konzepten und wir bauen auch keine neuen. Wir erspüren die Energien im Raum, die Natur eines Wesens, die Qualität einer Verbindung, die energetischen Zusammenhänge eines Systems, das, was eben spürbar da ist.
Wir tun, was getan werden will. Gehen an die dunkelsten, unwirtlichsten Orte, weil wir spüren, dass es stimmt, dass es dran ist, dass das Leben das von uns will, oft ohne zu wissen, wozu das gut. Wir sind da und bereit.
Wir folgen nicht den Annehmlichkeiten, Bequemlichkeiten, Vorzügen, der Norm oder Etikette. Wir folgen nicht der kurzfristigen Erfüllung von unreflektiertem Begehren oder kindlichem Weghabenwollen. Wir folgen der Stimmigkeit, dem tiefen inneren Ruf, auch wenn es noch so unbequem wird.
Wir leben unsere Ganzheit, unser Feuer genauso wie unsere Sanftheit. Was wir sehen, was in uns wahrnehmbar ist, liegt in unserer Verantwortung und bedarf eines weisen Umgangs. Sprechen? Handeln? Schweigen? Sehen? Anerkennen? Je nachdem. Und doch ist gerade jetzt sehr oft unsere Stimme gefragt. Wir fordern Echtheit und Ehrlichkeit ein. Wir fordern Menschlichkeit ein. Wahrhaftigkeit. Die Kongruenz von Innen und Außen. Natürlichkeit. Wir benennen das, was nicht in der Ordnung ist. Wir benennen das, was nicht wahrhaftig ist. Was die anderen daraus machen, liegt nicht in unserer Hand. Wir können nur sagen: „Hier stimmt was nicht.“ Wo keine Bereitschaft zu Tiefe, Reinheit, wahrhafter Begegnung und Wesentlichkeit ist, gehen wir weg.
Wir diskutieren uns unser Feuer nicht weg. Wir beruhigen uns nicht gegenseitig. Wir erinnern uns gegenseitig an unser Feuer, feuern uns an, geben uns einander die Erlaubnis dafür, sprechen uns frei, erheben uns. Da ist Freude am Feuer, an der eigenen Kraft und Klarheit, am Klang der volltönenden Stimme, am Tosen und Toben, am Zürnen und ganz Verkörpern, da ist Bereitschaft zu jedem Aspekt des Seins, Annahme eines jeden Gefühls, ein Ja zu jeder Facette, Wissen um die Stärke, die aus der Ganzheit resultiert.
Mal sind wir der Sturm selber, mal das ruhende, sehende Auge des Sturms. Je nachdem, als was wir gebraucht werden, was unser innerer Ruf, unsere innere Wahrheit gerade ist.
Wir saugen uns gegenseitig das Gift aus, ziehen die Stachel aus dem Fleisch. Rücken die Dinge gerade, ins rechte Licht, beschauen gemeinsam, korrigieren unsere verzerrten Selbstbilder, finden zurück in die Wahrheit, in die Natürlichkeit, zu uns.
Wir sind einander reine Spiegel. Wir erkennen ineinander das Geschenk, das wir sind. Erkennen unsere Unschuld, unsere Reinheit, die Göttlichkeit, die Liebe, die wir sind, das wahre Wesen. Wir erkennen den Segen im jeweils anderen. Miteinander gehen zu können, dem anderen lauschen zu dürfen, die Felder durch einander erweitern zu können, ist Segen. Wir sind einander Licht und Wärme, Halt und Ermutigung, Erweiterung und Ergänzung.
In der zurückgewonnen, ursprünglichen Reinheit sind wir die unbefleckte Empfängnis, können das Leben selbst rein empfangen, die Dinge rein wahrnehmen, ohne Filter, ohne Verzerrung, ohne blinde Flecken. Wahre Ganzheit.
Damit sind wir Gradmesser für Menschlichkeit. Führend in unklaren Räumen und Beziehungen. Roh, direkt, am Puls des Moments, Seismografen, frei von Wissen, aus dem reinen Gefühl, aus dem unverfälschten Fühlen geben wir Rückmeldung, reagieren menschlich.
Wir haben uns wieder. Stehen nicht mehr alleine. Sind nun tief verstanden, gesehen und erkannt in den Herausforderungen dessen, was es heißt in dieser Welt die Liebe zu sein. Wir haben uns gegenseitig wahr werden lassen. Wir erschaffen mit jedem Schritt ins Ungewisse gemeinsam einen Weg, den wir eigentlich gar nicht kennen, Schritte aus tiefstem Herzen erfühlt und daher in allergrößter Sicherheit. Der Weg führte uns auf diese Weise zusammen. Wo er uns noch hinführt, werden wir sehen, beim Gehen. Auf jeden Fall hat unser Sein Bedeutung und Wirkkraft, ich glaube mehr als wir jetzt schon erahnen.
Danke, dass wir wieder da sind. Beieinander! Füreinander! Miteinander! Die Feuerfrauen.
"Dass wir das erleben dürfen, dass wir nicht so weit verstreut sind, dass wir einander jetzt nahe sein können und Kraft und Licht und Wahrheit halten können.“ Barbara
Ja, ein Wunder und doch so natürlich.
(Dieser Text ist im Grunde ein Gemeinschaftswerk aus unserem gemeinsamen Ergründen und Sprechen, Befühlen und Ergänzen, über Wochen beobachtet, zusammengetragen, erschlossen und jetzt von mir getippt. DANKE Barbara, DANKE Maike, DANKE Kathi!)