Wenn ich im Prozess bin, ist schreiben oder sprechen oft der Weg, mir näher zu kommen. Dem Ausdruck zu geben, was da ist. Für mich. Hin zu mir. Auf den Kern zu. An die Wurzel. Sichtbar machen. Greifbar für mich selbst. Mich mir selbst erklären. Das Subtile bekommt plötzlich Form, Bilder und Namen. Ich verstehe, begreife, was da ist. Es steigt auf. Ich schaue hin.
Manchmal schreibe ich, weil ich schon weiß, was da ist, was der Kern ist, wer ich gerade bin, was mich bewegt und genau das eine Form will. In Worten da sein will. Außerhalb von mir da sein will. Ein Kind, das ich in die Welt gebäre. Ein Ausdruck von meinem "genau jetzt so sein". Das hat keine Absicht, außer zu sein. Es will nichts. Weder von mir noch von anderen.
Ich gehe weder beim Schreiben noch beim Sprechen weg von mir, weg vom Moment. Keine "Geschichte" führt weg von meinem Inneren. Ganz im Gegenteil. Das, was ich ausdrücke, ist das, was jetzt gerade spürbar, sichtbar da ist, aufsteigt in mir. Ich würde es nicht sagen, wenn ich es nicht jetzt gerade fühlen würde, wenn es mich nicht beschäftigen würde.
Der Unterschied ist für mich deutlich zu spüren, ob jemand ÜBER etwas redet und nichts davon fühlt oder ob das, was gesprochen wird, tatsächlich in dem Moment aus dem Selbstkontakt kommt, aus der inneren Lebendigkeit, aus der eigenen Berührtheit, aus der Verbindung mit sich selbst.
Bei ersterem werde ich sofort müde und will weg oder unterbrechen. Ich kann und will es nicht ertragen oder über mich ergehen lassen. Bei zweiterem bin ich hellwach und präsent und will mehr davon.
Auch wenn ich mal unwesentlich bin, werde ich sofort müde, kann Sätze nicht beenden, einen Gedanken nicht aussprechen. Ich unterbreche mich selbst. Halte inne. Schweige. Energetische Sackgasse. Nicht wichtig.
Warum ich das schreibe? Weil es gerade da ist in der Selbstbeoachtung, in der Außenbeobachtung, die der Selbsterkenntnis dient. Weil ich beobachte, welche Worte vom Menschen wegführen und welche hin. Wer aus der Berührung und dem Moment spricht und wer nicht. Wer das verkörpert, was er schreibt und wer nur davon redet. Und wie ich in all dem da bin. Eine Selbsterforschungsreise aus dem Moment...