Mittwoch, 27. März 2019

Seit ich nichts mehr erreichen will, erreiche ich alles

Da ist diese kritische Stimme im Kopf, die sagt: "Ja, wenn du nichts mehr erreichen willst, dann tritt Stillstand ein. Dann liegst du nur noch antriebslos auf dem Sofa und verkommst."

Da ist diese Befürchtung, dass die ganze Welt verkommt, wenn jeder nur noch das tut, was ihm Freude macht. Ja, wo kämen wir denn da hin? Und von nichts kommt ja auch nichts. Wir brauchen zu Essen, wir brauchen Geld.

Kennst du das? Kennst du diese Gedanken? Es ist immer wieder das gleiche. Auf der einen Seite wollen wir es leicht und einfach, aber zu leicht soll es dann auch wieder nicht sein. Sonst kommt ja der Schlendrian rein.

Ich hätte früher die gleichen Bedenken ins Feld geführt. Ich habe mir nicht vorstellen können, wie dieses Leben leicht gehen soll. Wie es gehen soll, wenn ich nur noch der Freude folge. Das kann ja gar nicht funktionieren. Es gibt doch immer irgendwas, auf das man keine Lust hat. Irgendwas ist doch immer. 😉

Tatsächlich hätte ich nie vermutet wie einfach dieses Leben wirklich funktionert. Ich wollte es schon immer leicht und einfach, aber dass es SO einfach ist, das war mir bei Weitem nicht klar.

Wir haben da einen grundlegend falschen Gedanken. Wir gehen davon aus, dass der Mensch, wenn er die Freiheit hat, das zu tun, was er will, nur noch faul in der Hängematte liegt. Dass der Mensch nur durch Druck und Angst, durch Ziele Antrieb verspürt. Nur Disziplin und Ehrgeiz bringen uns vorwärts. Diese Grundannahme ist aber gänzlich verkehrt.

Der Mensch hat einen tiefen Drang nach Selbstwirksamkeit. Er will sich erfahren. Er will wirken. Er will sehen und erleben, dass er etwas kann, dass er etwas beitragen kann, dass er etwas in die Welt bringen kann. Er will einen Sinn.

Vielleicht mag es sein, dass viele, die gerade ihren Job an den Nagel gehängt haben, erstmal Wochen oder Monate zufrieden sind, wenn sie nichts tun müssen. Das ist nur normal, haben wir doch über Jahre geleistet, unmenschlich viel geleistet. Da braucht es erstmal den Gegenpol. Aber das bleibt nicht ewig so. Dann kommt da dieser Drang, dieses Sehnen, diese Lust, etwas zu tun. Die kommt immer. Die hat nämlich jeder.

Wenn wir dann das tun, auf was wir richtig Lust haben, dann sind wir leistungsfähig wie selten zuvor. Wenn ich sage, dass ich nur das mache, was sich für mich stimmig anfühlt, dann heißt das nicht, dass ich nichts mehr tue. Ich mache Werbung. Ich gebe Veranstaltungen. Ich gebe Coachings. Ich hab ein Buch geschrieben. Ich schreibe Posts was das Zeug hält. Ich tue sogar sehr viel. Und ich mache sogar meine Steuererklärung, putze, mach den Haushalt. Aber alles dann, wenn ich richtig Lust drauf habe. Ja, ich habe irgendwann Lust auf meine Steuererklärung. Ja, ich habe irgendwann Lust auf putzen.

Ich zwing mich ganz einfach zu nichts mehr. Für alles kommt der richtige Moment und dann geht es einfach von der Hand, dann flutscht es. Dann bin ich im Flow. Und ja, dieses Tun führt auch dazu, dass ich Geld generiere. Nur weil ich sage, dass ich nur noch meiner Freude folge, heißt das nicht, dass ich von Luft und Liebe lebe. Nein, dieses "der Freude folgen" ist sehr materiell und von dieser Welt. Ich bin nicht nur Licht und Liebe und rede mir das alles schön. Weit gefehlt.

Nichts mehr erreichen wollen, heißt nicht, dass ich keine Visionen habe. Ich habe so viele Visionen und ich vertraue mir und dem Leben so sehr, dass ich weiß, dass ich in jedem Moment das Richtige tun werde, damit sie sich realisieren. Ich acker dafür nicht. Ich streng mich dafür nicht an. Ich lasse sie los und folge dann meinen Impulsen. Dann ist Platz für Wunder. Dann hat das Leben den Raum, den es braucht, um dich zu unterstützen und in Leichtigkeit und Freude dahinzubringen, wo deine Vision bereits ist.

Foto: Canva
Text und Gestaltung: Anja Reiche