Dienstag, 26. März 2019

Nie mehr etwas tun, "um zu"...


Gerade feier ich mal wieder meine Freiheit und das in einer Tiefe und Intensität, wie ich es schon lange nicht mehr gemacht habe oder vielleicht sogar noch nie.

Kürzlich bin ich meiner "alten Welt" begegnet. Einer Welt, in der ich mit jeder Faser zuhause war. Eine Welt, in der ich Dinge getan habe, "um zu". Um Geld zu verdienen, um einen bestimmten Eindruck zu erwecken, um souverän zu wirken, professionell, geschäftsmäßig. Ich habe Dinge getan, um andere Dinge zu erreichen. Das krasse ist ja, dass ich mir dessen damals überhaupt nicht bewusst war. Es war ja normal. Das hat ja so ziemlich jeder gemacht. Das gehörte sich so. Das war das Leben, so dachte ich.

Heute bin ich davon so weit weg, wie ich nur weg sein kann und dieser unfassbar große Kontrast hat mich tatsächlich geschockt, so richtig geschockt. Innerlich bin ich total sprachlos. Ich kann diesen alten Druck, diese Enge in der Brust, dieses viel zu feste Korsett förmlich nochmal spüren, das ich damals getragen haben. Ein Korsett aus Vorgaben, Ideen, Normen, Pflichten, Glaubenssätzen, Anstrengungen, Leistungsdruck, Erwartungshaltungen. Wenn ich nur dran denke, kann ich kaum mehr tief atmen. Es schnürt mir die Luft ab. Was war das für ein Stress! Was war das für eine Enge. Für ein Zwang. Für ein ständiger, immerwährender Druck, ein Suchen im Außen. Ein steter Versuch, andere für meine Belange zu beeinflussen, zu manipulieren. Immer diese Frage, wie ich andere dazu bekomme, das zu machen, was mir zuträglich ist, wie ich sie dazu kriege, in meinem Plan mitzuspielen.

Dieser Glaube, Dinge tun zu müssen, um andere Dinge zu erreichen, macht so viel kaputt. Das, was ich dann nämlich gerade tue, weil ich denke, ich müsste, um an ein bestimmtes Ziel zu kommen, fühlt sich so schwer an, so bitter. Es ist ein notwendiges Übel und alle, die daran beteiligt sind, sind Mittel zum Zweck. Sie werden instrumentalisiert, benutzt. Da geht es nicht um den Menschen, da geht es um mein Ziel dahinter. Es ist eine Beleidigung für alle. Für die Sache, für die Menschen, für das Ergebnis. Nichts und niemand hat diesen Umgang verdient. Bevor ich mit dieser Haltung, etwas fertige, etwas erschaffe, lasse ich lieber alles liegen und stehen und tue nichts. Jegliche Schöpfung hat weit mehr Respekt verdient, Achtung, Demut.

Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Zeit im Network-Marketing. Wie gruselig, einfach Kontakte zu knüpfen, mit dem Wissen und dem Hintergrund, dass ich demjenigen nur was verkaufen will. Der Mensch an sich ist völlig unwichtig.

Und was das auch mit einem selbst macht. Man ist nur eine Hülle. Man funktioniert. Wie eine Maschine. Ganz rational. Die Vorgaben zählen, die Zahlen sind entscheidend. Wo bleibt die Leidenschaft? Wo bleiben die leuchtenden Augen? Wo bleibt das Brennen in mir, das Feuer, das mich erfüllt und gleichzeitig andere ansteckt? Wo bleibt meine Seele? Wo bleibt das Nährende? Das Erfüllende? Die Zufriedenheit? Die Weite? Die Leichtigkeit? Der Genuss? Die Freude? Die Neugier? Der Spieltrieb? Das, was mich eigentlich ausmacht und antreibt? Wo bleibe ich als Mensch, wenn ich mich für "sowas" verkaufe? Fürs Business? Fürs Geld machen?

Ganz ehrlich, so ein Geld will ich nicht, nie mehr. Das ist saures Geld mit ganz schrecklicher Energie. Dafür bin ich im übertragenen Sinne über Leichen gegangen. Es war ein totes Geschäft. Da sind sich nicht Menschen begegnet, sondern Objekte. Mich schüttelt es richtig bei dem Gedanken.

Für mich ist einmal mehr klar geworden, wie radikal ehrlich ich mir selbst gegenüber schon lange bin und auch bleiben werde. Auf diese Leere habe ich keine Lust mehr. Niemals mehr werde ich mich verraten für einen Zweck dahinter. Niemals mehr tue ich etwas, was mir nicht 100 Prozent entspricht und ich bin bereit jegliche Konsequenz, die das mit sich bringt, anzunehmen, zu tragen. Ich bin mir dessen bewusst, dass sich dadurch manche Wege trennen, dass ein manches "Geschäft" nicht zu stande kommt. Es ist mir egal. Ich bin mir wichtiger. Mein Frieden, meine Echtheit, meine Werte.

Wenn ich etwas tue, dann mit absoluter Überzeugung, Hingabe und Freude. Da geht es um die Sache an sich und nicht um das, was vielleicht dabei rauskommt. Gott sei Dank, sind diese Zeiten lange vorbei. Gott sei Dank, hatte ich den Mut, diesen Weg zu gehen. Gott sei Dank bin ich heute da, wo ich bin!!! Bei mir! Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes zu Sinnen gekommen. Radikal ehrlich! Radikal echt! Und dafür feier ich mich jetzt. So richtig richtig! Danke Leben für diese krasse Rückschau!

Foto: Canva
Text und Gestaltung: Anja Reiche