Montag, 4. März 2019

Das Ding mit der Berufung

Mein Post vor ein paar Tagen "Wofür bist du angetreten?" hat einige ziemlich getriggert und ein paar Fragezeichen mehr auf den Plan gerufen. Ein flaues Gefühl im Bauch hinterlassen. Eine alte Sehnsucht angefacht.

So oft habe ich gehört: "Ja, das wüsste ich auch gerne!". Ich glaube wir machen uns dieses Ding mit der Berufung manchmal ziemlich schwer. Ich glaube, es wird verkompliziert und viel zu hoch gehängt.

Ja, ich bin der festen Überzeugung, dass jeder hier eine Aufgabe hat, aber wie die aussieht, da sollten wir mal drüber sprechen. Das muss nämlich nicht der ganz große Wurf sein, das ganz große WOW! DIE Karriere, DER mega Erfolg und Knaller. Nicht jeder ist ein Schriftsteller, Künstler, begnadeter Musiker.

Die Aufgabe kann so still und unauffällig sein, ohne Berühmtheit und großen Rummel, ohne Business und den Anspruch, "davon" leben zu können. Die Aufgabe kann sein, Liebe in eure Familie zu bringen. Die Aufgabe kann sein, von Herzen Mutter zu sein. Die Aufgabe kann sein, mit absoluter Hingabe im Supermarkt die Regale einzuräumen. Heimlich die Blumenbeete der Stadt zu bepflanzen. Dem Obdachlosen in der Fußgängerzone ein Lächeln zu schenken.

Im Prinzip ist es so einfach. Es geht darum in jedem Moment du zu sein, echt und damit die Menschen zu berühren. Was immer das bedeuten mag. Jeder, der sich erlaubt, er selbst zu sein, sich voll und ganz zu zeigen, mit allem, immer, pur, der beschenkt die Welt. Der folgt in jedem Moment seinem inneren Ruf. Der lebt in jedem Moment seine Berufung. Der gibt damit allen Menschen, denen er begegnet, die Erlaubnis, das auch zu tun. Der öffnet der bedingungslosen Liebe Tür und Tor.

Ob das ganze unter einer übergeordneten Überschrift stattfindet und einen Sinn ergibt, in das Bild passt, das man von sich hat, oder nicht, das ist ganz egal. Ja, ich weiß von mir, dass ich mein Leben in den Dienst der Menschen gestellt habe. Ja, ich habe klar, dass es meine Aufgabe ist, mein Ruf, Menschen in ihre Größe zu helfen, zu helfen, sich selbst wieder zu erkennen. Ja, es tut gut, dass ich diesen roten Faden habe und ja, es tut gut, zu wissen, zu fühlen und zu erleben, dass ich meinen Platz gefunden habe.

Und gleichzeitig kenne ich die Zeiten nur zu gut, in denen ich das nicht wusste. In denen ich überhaupt nicht wusste, welchem großen Ziel ich folge. Da war nur meine innere Stimme, die mir jeden Moment zugeflüstert hat, was JETZT dran ist. Lange hatte ich nicht den Mut, dem zu folgen, denn es hat ja keinen "Sinn" gemacht. Zumindest nicht in dem Moment. Rückblickend aber schon und zwar sowas von. Rückblickend kann ich sagen, dass es sogar meine Berufung war, krank zu sein. Es war alles komplett richtig. Ich habe in jedem Moment das Richtige getan und das werde ich auch in Zukunft tun.

Deswegen kann ich euch nur ans Herz legen, in jedem Moment das zu tun, was für euch dran ist und wenn es noch so verrückt, unsinnig, unlogisch, klein, unscheinbar oder abgefahren ist. Macht es einfach. Hört auf im Voraus verstehen zu wollen. Vertraut einfach darauf, dass eure Seele schon weiß, wo genau jetzt ihr sein sollt und was genau jetzt dran und richtig und förderlich ist.

Du musst das große Ziel nicht kennen. Der eine nächste, noch so kleine Schritt reicht. Du lebst in jedem Moment, in dem du deinem inneren Ruf folgst, deine Berufung, und wenn das bedeutet, dass du gerade ein Nickerchen brauchst.