Jeder Mensch in meinem Leben, jede Begegnung findet nicht umsonst statt. Das ist mir völlig klar. Gerade wenn diese Begegnungen ordentlich was mit mir machen. Ob krasseste Gänsehaut von oben bis unten, weil da gerade was magisches passiert oder ob da heftige andere Gefühle hochkommen, die mir Schnappatmung machen. Diese Zusammentreffen sind auf einer höheren Ebene verabredet, dessen bin ich mir sicher.
Nun ist das alles nichts Neues. Doch die Tage kam ein Aspekt dazu, der mal wieder ein großes Aha mit sich brachte. Nicht nur ich, will mit dem anderen meine Erfahrungen machen, sondern er ja auch mit mir. Von der Seite hatte ich das Ganze noch nie wirklich betrachtet.
Also mir war zum Beispiel klar, dass ich meine Eltern aus gutem habe, dass ich all die Erfahrungen wollte/will. Aber dass sie auch bestimmte Erfahrungen mit mir machen wollten/wollen, das hatte ich irgendwie nicht so richtig auf dem Schirm.
Manchmal habe ich den Impuls zu Hause anzurufen, sehr selten, aber manchmal ist er da. ;) Sobald ich aber das Telefon in die Hand nehme, kann ich es nicht. Es geht einfach nicht. Ich kann nicht. Jedes mal wundere ich mich und lass es dann. Ich ruf nicht an.
Oder ich bin dann wirklich da, will etwas von mir erzählen und es ist, wie wenn mein Hirn wie leergefegt ist. Ich kann keinen Gedanken greifen, mir fällt nichts ein, einfach nichts. Auch da hab ich mich so manches Mal gewundert.
Als mir neulich, wieder durch das Buch von Anke Evertz, so deutlich wurde, dass auch meine Eltern mit MIR Erfahrungen machen wollen, hab ich mal hingespürt und mich gefragt, was denn meine Eltern mit mir erleben wollen. Die Antwort war erhellend. Vor allem meine Mutter will es erleben, dass ich nicht greifbar bin, dass sie mich nicht erreichen kann, dass ich quasi größtenteils raus bin aus ihrem Leben, sie raus aus meinem, dass ich mich nicht melde und sie so gut wie nichts von mir mitbekommt, dass ich sie nicht brauche, dass sie nicht gebraucht wird, dass sie sich als Außenseiter fühlt. Diese quasi nicht vorhandene Beziehung ist unsere Abmachung.
Das fühlt sich so schlüssig an, dass ich mich fast frage, warum ich da nicht selbst draufgekommen bin. ;) Auch bei meinem Partner sage oder mache ich manchmal Dinge, bei denen ich mich hinterher frage: Was war das denn? Auch da bediene ich Muster, halte mich an unsere Verabredung. Er will das mit mir erfahren. Es ist unser Deal. Ich bin Akteur in seinem Theaterstück und er in meinem.
Ich finde dieser Aspekt ist unfassbar wichtig. Jeder, der in unserem Leben ist und uns unsere Erfahrungen ermöglicht, hat eingewilligt und will diese Erfahrungen aus seiner Sicht, von seiner Seite erleben. Es passt perfekt zusammen. Alles passt perfekt zusammen.
Wir können aufhören uns Gedanken zu machen, ob wir ein "guter" Partner, "gute" Eltern, ein "gutes" Kind sind, ein "guter" Chef, eine "gute" Freundin, ein "guter" Nachbar. Alle diese Menschen wollen die Erfahrungen mit uns machen. Sie haben eingewilligt und wussten auf einer höheren Ebene, auf was sie sich einlassen. Wir können es nicht falsch machen und sie auch nicht.
So viele machen sich verrückt, ob das Kind vielleicht leidet oder Schaden nimmt mit der "Erziehung". So viele haben manchmal das Gefühl, dass der Partner ganz schön was mitmachen muss. So viele sagen sich, dass sie ein besserer Sohn, eine bessere Tochter sein müssten. Alle Beteiligten sind genau am richtigen Fleck und verhalten sich genau richtig. So absurd das manchmal aussehen mag.