Gerade feier ich mal wieder
meine Freiheit und das in einer Tiefe und Intensität, wie ich es schon
lange nicht mehr gemacht habe oder vielleicht sogar noch nie.
Kürzlich bin ich meiner "alten Welt" begegnet. Einer Welt, in der ich
mit jeder Faser zuhause war. Eine Welt, in der ich Dinge getan habe, "um
zu". Um Geld zu verdienen, um einen bestimmten Eindruck zu erwecken, um
souverän zu wirken, professionell, geschäftsmäßig. Ich habe Dinge
getan, um andere Dinge zu erreichen. Das krasse ist ja, dass ich mir
dessen damals überhaupt nicht bewusst war. Es war ja normal. Das hat ja
so ziemlich jeder gemacht. Das gehörte sich so. Das war das Leben, so
dachte ich.
Heute bin ich davon so weit weg, wie ich nur weg
sein kann und dieser unfassbar große Kontrast hat mich tatsächlich
geschockt, so richtig geschockt. Innerlich bin ich total sprachlos. Ich
kann diesen alten Druck, diese Enge in der Brust, dieses viel zu feste
Korsett förmlich nochmal spüren, das ich damals getragen haben. Ein
Korsett aus Vorgaben, Ideen, Normen, Pflichten, Glaubenssätzen,
Anstrengungen, Leistungsdruck, Erwartungshaltungen. Wenn ich nur dran
denke, kann ich kaum mehr tief atmen. Es schnürt mir die Luft ab. Was
war das für ein Stress! Was war das für eine Enge. Für ein Zwang. Für
ein ständiger, immerwährender Druck, ein Suchen im Außen. Ein steter
Versuch, andere für meine Belange zu beeinflussen, zu manipulieren.
Immer diese Frage, wie ich andere dazu bekomme, das zu machen, was mir
zuträglich ist, wie ich sie dazu kriege, in meinem Plan mitzuspielen.
Dieser Glaube, Dinge tun zu müssen, um andere Dinge zu erreichen, macht
so viel kaputt. Das, was ich dann nämlich gerade tue, weil ich denke,
ich müsste, um an ein bestimmtes Ziel zu kommen, fühlt sich so schwer
an, so bitter. Es ist ein notwendiges Übel und alle, die daran beteiligt
sind, sind Mittel zum Zweck. Sie werden instrumentalisiert, benutzt. Da
geht es nicht um den Menschen, da geht es um mein Ziel dahinter. Es ist
eine Beleidigung für alle. Für die Sache, für die Menschen, für das
Ergebnis. Nichts und niemand hat diesen Umgang verdient. Bevor ich mit
dieser Haltung, etwas fertige, etwas erschaffe, lasse ich lieber alles
liegen und stehen und tue nichts. Jegliche Schöpfung hat weit mehr
Respekt verdient, Achtung, Demut.
Ich erinnere mich zum Beispiel
an eine Zeit im Network-Marketing. Wie gruselig, einfach Kontakte zu
knüpfen, mit dem Wissen und dem Hintergrund, dass ich demjenigen nur was
verkaufen will. Der Mensch an sich ist völlig unwichtig.
Und was
das auch mit einem selbst macht. Man ist nur eine Hülle. Man
funktioniert. Wie eine Maschine. Ganz rational. Die Vorgaben zählen, die
Zahlen sind entscheidend. Wo bleibt die Leidenschaft? Wo bleiben die
leuchtenden Augen? Wo bleibt das Brennen in mir, das Feuer, das mich
erfüllt und gleichzeitig andere ansteckt? Wo bleibt meine Seele? Wo
bleibt das Nährende? Das Erfüllende? Die Zufriedenheit? Die Weite? Die
Leichtigkeit? Der Genuss? Die Freude? Die Neugier? Der Spieltrieb? Das,
was mich eigentlich ausmacht und antreibt? Wo bleibe ich als Mensch,
wenn ich mich für "sowas" verkaufe? Fürs Business? Fürs Geld machen?
Ganz ehrlich, so ein Geld will ich nicht, nie mehr. Das ist saures Geld
mit ganz schrecklicher Energie. Dafür bin ich im übertragenen Sinne
über Leichen gegangen. Es war ein totes Geschäft. Da sind sich nicht
Menschen begegnet, sondern Objekte. Mich schüttelt es richtig bei dem
Gedanken.
Für mich ist einmal mehr klar geworden, wie radikal
ehrlich ich mir selbst gegenüber schon lange bin und auch bleiben werde.
Auf diese Leere habe ich keine Lust mehr. Niemals mehr werde ich mich
verraten für einen Zweck dahinter. Niemals mehr tue ich etwas, was mir
nicht 100 Prozent entspricht und ich bin bereit jegliche Konsequenz, die
das mit sich bringt, anzunehmen, zu tragen. Ich bin mir dessen bewusst,
dass sich dadurch manche Wege trennen, dass ein manches "Geschäft"
nicht zu stande kommt. Es ist mir egal. Ich bin mir wichtiger. Mein
Frieden, meine Echtheit, meine Werte.
Wenn ich etwas tue, dann
mit absoluter Überzeugung, Hingabe und Freude. Da geht es um die Sache
an sich und nicht um das, was vielleicht dabei rauskommt. Gott sei Dank,
sind diese Zeiten lange vorbei. Gott sei Dank, hatte ich den Mut,
diesen Weg zu gehen. Gott sei Dank bin ich heute da, wo ich bin!!! Bei
mir! Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes zu Sinnen gekommen. Radikal
ehrlich! Radikal echt! Und dafür feier ich mich jetzt. So richtig
richtig! Danke Leben für diese krasse Rückschau!
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Foto: Canva Text und Gestaltung: Anja Reiche |