Freitag, 26. Juli 2019

Feier des Lebens

Es ist alles vorbereitet, getan, erledigt. Wie vor einem großen Fest. Das Haus ist geputzt, die Gästezimmer fertig, der Tisch gedeckt, die Speisen sind bereitet. Wir sind frisch geduscht nach all der Arbeit, umgezogen, schick gemacht. Ebenfalls bereit. Alles liegt an Ort und Stelle. Jeder Löffel, jedes Kissen. Wir brauchen die Sachen nur noch nehmen, wenn es so weit ist, wenn das Fest beginnt.

Es ist bereitet. Wir sind bereit. Bereit zu empfangen. Gäste, Geschenke, Glückwünsche, Fülle?

Diese Zeit fühlt sich gerade für mich genau so an. Die Feier des Lebens steht an. DAS Fest überhaupt und es ist der Moment, wo wir vor all dem, was jetzt kommt, nochmal in Ruhe die Füße hochlegen können. Durchatmen. Pause, bevor es so richtig losgeht.

Die letzten Jahre hab ich vorbereitet, sauber gemacht, aufgearbeitet, hingeschaut, bis in den letzten Winkel geputzt. Ich habe alles aus dem Schatten ins Licht geholt. Mich selbst erkundet, mein "Haus" überhaupt mal kennengelernt.

Hab ich erst lange gedacht, es ginge darum, die Schatten auszumerzen, loszuwerden, habe ich irgendwann begriffen, dass es darum geht, sie anzunehmen, da sein zu lassen, als Teil des Lebens zu integrieren, als Teil von mir anzuerkennen. Ich bin IMMER ALLES!

Es ging nicht ums Weghabenwollen, es ging ums Annehmen und damit haben sich die Blockaden gelöst. Ich habe begriffen, dass es darum geht, mit Licht und Schatten zu tanzen, dass auch das "Dunkle" gefeiert werden will, ein JA von mir braucht. Licht ist nicht besser als Schatten. Es braucht keine Wertung. Beides ist. Und damit bin ich in meiner Vollkommenheit. Ich bin IMMER ALLES! Daraus kann ich wählen, was gerade zum Ausdruck kommen soll.

Nun sitze ich also da, vollkommen, ganz, die Füße hochgelegt, ruhig, mit einem leisen, zufriedenen Lächeln im Gesicht. Mir gefällt mein Haus. Mir gefällt das, was ich da vorbereitet habe, was ich da alles gefunden habe. Schätze im Keller. Schatten, die sich als so wertvoll entpuppt haben. Ich gefalle mir in meiner Gesamtheit, mit allen "Gaben", die da bereitliegen für die anderen. Und während ich das schreibe, merke ich, dass ich das Buffet bin, ich selbst bin das Haus, ich habe mich selbst vorbereitet. Ich habe Gäste eingeladen, in mir zu sein, mit mir zu sein, von mir zu nehmen. Fülle in mir für sie.

Von diesen Gästen werde ich auch empfangen. Sie bringen mir was mit, alle. Fülle in ihnen für mich.

Nur noch wenige Momente und die Feier des Lebens geht in die Vollen. Noch Genieße ich dieses Ausruhen, das Vorbereitete, schau mir alles nochmal an. Gehe nochmal durch die Ruhe des Hauses. Freue mich selbst an mir, an all dem. Nur noch wenige Momente und etwas Neues bricht an. Ein neues Kapitel. Ein neuer Abschnitt. Ich bin bereit. Ich bin da. Nur noch wenige Momente... unsere Zeit ist gekommen.

Foto: Canva
Text und Gestaltung: Anja Reiche