Donnerstag, 30. April 2020

Die Erlösung des Bösen

Gestern bin ich tief getaucht. Dort wurde es hell. Gestern bin ich dem Teufel begegnet und allem, was wir das Böse nennen. Gestern hab ich mein Herz weit aufgemacht und all diese Menschen, die im Moment das verkörpern, was unsere Menschenfamilie als böse abgestempelt, verdrängt und ausgeschlossen hat, in mich aufgenommen. Ich habe sie wieder in den Kreis unserer großen Familie geholt. Zusammen mit Maja Siebel. Es hat sich einfach so ergeben. Einfach so in unserer Zoom-Begegnung.

Auf meinem Weg der Selbstheilung, Ganzwerdung und Bewusstwerdung war es irgendwann dran, alle schwarzen Schafe meiner Familie wieder in den Kreis der Familie zu holen. Alle Verwandten, über die geschimpft und geurteilt wurde, auf die mit dem Finger gezeigt wurde. Sie haben lediglich das gelebt und sichtbar gemacht, was in unserer Familie verpönt war. Sie mussten da sein und immer wieder darauf aufmerksam machen, lautstark, dass es diese Aspekte im Leben auch gibt. Dass DAS auch Leben ist. Dass DAS auch Göttlich ist und nichts weniger wert als das, was in unseren Kreisen anerkannt war.

Da waren die Fetten, die sich ja nur nicht zusammenreißen konnten, die zügellos waren, faul und undiszipliniert. Da waren die Faulen, die den Arsch nicht hochbekommen haben und sich auf Kosten von anderen durchschmarotzt haben. Da waren die Luftikusse und Schlendriane, die Leichtsinnigen und Versager, die das Geld zum Fenster rausgeworfen haben und nie auf einen grünen Zweig gekommen sind. Da waren die Ehebrecher und Betrüger, die Säufer und Schläger. Die Asozialen, Abgerissenen, das verkommene Pack. So wurden sie genannt. Mit diesen Urteilen bin ich groß geworden. Alles in meiner Familie. Alle verrufen, verkannt, ausgeschlossen, verurteilt.

Und dann hab ich sie irgendwann in mein Herz genommen. Habe sie innerlich zurückgeholt in den Kreis der Familie. Jedes Urteil zurückgenommen und mir erlaubt, dass ich all das auch sein kann, wenn ich es wählen wollen würde. Es wäre völlig in Ordnung solche Erfahrungen zu machen, ein Mensch zu sein, der diese Aspekte lebt. Damit wurde ich frei. Einfach nur frei. Weil ich mir radikal ALLES erlaubt habe. Wenn ich wollte, könnte ich. Wählen muss ich es aber nicht.

Jetzt sehen wir im Moment in unserer großen Menschenfamilie auch all diese verrufenen Wesen. Die Intriganten, die Machthaber, die Lügner, die Korrupten, die Unterdrücker, die Kriminellen, die Schänder, das Satanische, die Opfer, die Mitläufer, die Blinden, die Dummen, die Kranken, die Sterbenden, die Hexen, die Schwarzmagier, die Süchtigen. Über Jahrhunderte wurde geurteilt. Über Jahrhunderte wurden sie aus dem Kreis der Menschenfamilie ausgeschlossen. Gestern habe ich sie besucht. Zusammen mit Maja. Wir sind abgetaucht, in den Untergrund, in den "Sumpf".

Wir haben ihnen gesagt, dass wir sie lieben, egal, was sie je getan haben und wir haben es ernst gemeint. Sie konnten es erst nicht glauben. Noch nie ist es ihnen passiert, dass sie einfach geliebt wurden. Bedingungslos. Sie haben uns nochmal gezeigt, was sie alles schon "verbrochen" hatten, um uns davon zu überzeugen, dass wir uns irren, dass wir unmöglich sie meinen können. Doch mit all den Taten war unsere Liebe immer noch da. Es änderte nichts daran, dass da einfach Liebe war. Liebe und das Wissen, dass ich einen jeden Aspekt selbst zum Ausdruck bringen dürfte und in diesem wie in früheren Leben ganz bestimmt schon zum Ausdruck gebracht habe, dass ich all das auch bin, weil es nichts Getrenntes von mir gibt. Ich bin all das auch.

Wir haben sie gehalten, sie nachgenährt, sie weinen lassen, sie in den Arm genommen. Es hat gedauert, bis sie es zugelassen haben.

Während ich das schreibe, laufen mir die Tränen vor Rührung. Was für ein heiliger Moment das gestern war. Was für eine Erlösung. Die Erlösung des Bösen. Nicht die Erlösung VOM Bösen. Die Erlösung DES Bösen. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Bedingungslose Liebe ist eben wirklich bedingungslos. Gott würde nicht ein einziges seiner Kinder richten. Nicht eines. Welchen Maßstab sollte er ansetzen?

Mit jemandem sein, bei jemandem sein, ihn sehen, ansehen, egal, was du da vorfindest, ist Traumaheilung für denjenigen. Beobachten, begleiten, ohne zu werten, ist die heiligste, heilendste Form der Begegnung. So hat Heilung bei mir und mit mir funktioniert. So funktioniert Heilwerdung bei den Menschen, denen wir begegnen.

Wie in meiner "kleinen" Familie die schwarzen Schafe, das sichtbar machen mussten, was verurteilt wurde, so machen diese schwarzen Schafe der ganzen Menschheitsfamilie auch nur sichtbar, was seit Jahrhunderten nicht als dem Leben zugehörig benannt wurde. So wie ich jedes einzelne Wesen aus meiner Ursprungsfamilie in den Kreis der Familie zurückgeholt habe, so haben wir das gestern mit jedem einzelnen Wesen der großen Familie gemacht. Im Geiste, im Herzen, im Allbewusstsein.

So viel ist durch Maja und mich abgeflossen, uns hat es regelrecht geschüttelt. So viel hat sich gelöst, kam wieder in Fluss. Wir als Kanal, als Katalysator. Und dann war da Frieden, Licht, Weite, Freiheit. Der Himmel hat sich aufgetan und plötzlich war der Untergrund am Licht, wurde mit Sonne geflutet und wurde wieder Teil der Natur. Es wuchs Gras hinein, Tiere zogen ein. Er war einfach wieder mit allem verbunden, als hätte es nie eine Zeit gegeben, in der es anders war.

Könnt ihr euch vorstellen wie sich diese Freiheit und Stille, dieser Frieden in mir heute anfühlt? Noch nie habe ich so tief geliebt. Noch nie war ich so weit offen. Das alles wollte ich euch unbedingt erzählen. Das alles wollte ich unbedingt mit euch teilen. <3

PS: Wenn du den Mut zu einem Experiment hast, dann probier mal Folgendes: Stell dir den "schlimmsten Bösewicht" vor deinem inneren Auge vor und dann schau ihn an, schau ihm ins Herz, in die Seele und sage: "Ich sehe dich. Du bist ich. Ich bin du. Ich nehme dich in mein Herz." Was passiert? Mit dir? Mit ihm?

Foto: Canva
Text und Gestaltung: Anja Reiche