Sonntag, 27. Januar 2019

Auch Phasen der Lösungslosigkeit dürfen sein

Heute ist mal wieder so ein richtig seltsamer Tag. Diese Tage gibt es immer mal wieder. Irgendwas will ins Fließen kommen, braucht Aufmerksamkeit. UND ich bin riiiichtig scheiße drauf.

Die ganze Nacht hatte ich fiese Nervenschmerzen in den Flanken. Sie sind alte Bekannte. Ich kenne sie seeeehr gut und auch die Thematik ist mir vertraut. Es geht mal wieder um das "Erbe" väterlicherseits. Immer wieder darf ich mir das "Wesen" meiner Oma anschauen. Ich weiß, dass ich angetreten bin, um dieses Erbe, was schon über zig Generationen einfach weitergegeben wurde, zu unterbrechen, die Themen zu erlösen, die Schatten zu integrieren, die EMotionen in Fluss zu bringen.

Die letzten Tage kam es immer mal wieder vor, dass ich diese krasse Grantigkeit meiner Oma gespürt habe, ihre Verbitterung, ihre Gereiztheit, ihren uralten Groll. Es gab einen Tag, da war ich so brastig, so unzufrieden, so mürrisch, so sauer, so gallig und giftig, dass ich echt dachte: "Krasses Pferd! So fühlt sie sich also fast jeden Tag. Kein Wunder, dass sie alles und jeden anranzt, dass es ihr niemand recht machen kann. Wenn man so verbittert und vergiftet ist, dann kann nichts passen." Ich konnte spüren, warum sie so geworden ist, wie viel Enttäuschung sie erlebt habt, wie oft sie erniedrigt wurde, wie oft sie zutiefst ungerecht behandelt wurde, wie oft sie sich fügen musste, ohne es zu wollen, wie oft sie gegen sich selbst handeln musste.

Meine eigene Kranktheitsgeschichte, die ganze Sache mit der Galle, das war alles dieses Ding der Ahnen von der väterlichen Seite. Und ich bin hier, um mich dem zu stellen und eben nicht wegzulaufen, es zu verdrängen, auszusitzen oder dem gar "zum Opfer zu fallen". Das alles darf ein Ende finden. Und als ich da so saß und so giftig war, da kam irgendwann der Gedanke, sie (die Oma) solle doch ihren ganzen Rotz einfach nehmen und damit zurück ins Licht gehen. Man möge es mir nachsehen...

Manchmal hilft es aber tatsächlich, die Themen einfach an ihre Absender, an ihre eigentlichen "Besitzer" zurückzugeben. So vieles übernehmen wir, saugen wir auf, obwohl es nicht das unsere ist. "Ist das meins?" ist eine Frage, die ich mir oft stelle. In diesem Fall weiß ich, dass es nicht meins ist und irgendwie ja wieder doch, weil ich dieses Erbe ja nun schon auf körperlicher Ebene erfahren habe. Es ist also doch irgendwie an mir, es zu erlösen.

Und an Tagen wie heute, wo sich die Gedanken im Kreis drehen, wo ich die Dinge drehe und wende und nichts schlauer bin, da lass ich das alles dann einfach so. Ich weiß, dass ich nichts weiß. Diese Phasen der Verwirrung und der Lösungslosigkeit, die dürfen sein. Diese Tage, an denen mich Transformation echt nervt. Diese Tage, an denen ich mich frage, ob das nie aufhört. Wo ich mich frage, ob ich noch unbewusst an dem alten Mist festhalte und er deswegen da ist, oder ob es wirklich wieder einfach nur ein weiterer Schritt in die Heilung ist, weil etwas integriert, gefühlt, angenommen werden will.

So what? Es ist gerade wie es ist. Ich bin heute scheiße drauf. Ich bin gerade unklar und lass es einfach so. Eins weiß ich nämlich sicher, nichts, aber auch wirklich gar nichts, bleibt für die Ewigkeit. Jeder Zustand ändert sich wieder. Alles ist vorübergehend. Und wer sagt, dass es nicht morgen schon wieder ganz anders ist? Oder heute Abend? Oder gleich? 😉



Mit diesem Nichtwissen und dem gleichzeitigen Wissen, dass immer alles möglich ist, wünsche ich euch einen präsenten Sonntag! 💓


Foto: Canva
Text und Gestaltung: Anja Reiche