Mittwoch, 26. Februar 2020

Der Tod ist immer inklusive

Egal wo und wie neues Leben entsteht, der Tod ist bereits inkludiert. Das vergessen wir oft, blenden es aus, wollen es nicht wahrhaben. Es ist aber tatsächlich so. Alles, was neu anfängt, hat auch gleichzeitig ein Ende. Irgendwann.

Was dazwischen passiert, zwischen Anfang und Ende, das wollen wir am besten auch noch steuern, glauben zu wissen, wie das jetzt zu laufen hat, damit es "gut" ist, ein Erfolg, richtig.

Wenn wir eine Blume pflanzen, dann soll sie bitteschön so richtig schön gedeihen und blühen, am besten keine Krankheiten und Schädlinge bekommen und nicht nach drei Wochen wieder eingehen oder vom Hasen angeknabbert werden. Das wäre falsch.

Wenn wir eine Firma gründen, dann muss das sofort ein "Erfolg" werden, nur Wachstum, kein Rückschritt, keine Misserfolge, keine roten Zahlen, keine Entlassungen, keine Insolvenz. Das wäre falsch.

Wenn ein Kind geboren wird, dann soll es gesund sein, bleiben oder zumindest ganz schnell werden, wenn es das nicht von Anfang an ist. Es soll sich "gut" entwickeln, groß werden, lange leben, alt werden. Nicht nach vier Jahren wieder sterben, nicht krank sein, nicht behindert sein, keine Unfälle, keine Probleme in der Schule, kein Einzelgänger, keine Drogen, nicht abrutschen. Das wäre falsch.

1. Das Ende wird kommen. Immer. Es ist im Anfang immer mit angelegt. Nichts bleibt ewig. Wir dürfen das ruhig anerkennen.

2. Wann dieses Ende kommt, wissen wir meistens nicht. Wenn es kommt, ist es immer genau der richtige Zeitpunkt, weil das Leben keine Fehler macht.

3. Was zwischen Anfang und Ende passiert ist auch immer richtig, egal wie es aussieht. Das Leben macht nämlich keine Fehler.

Wir dürfen jedem Menschen, jeder Pflanze, jedem Tier, jedem Projekt, jedem Gegenstand seinen ganz eigenen Weg, seine ganz eigenen Erfahrungen, seine eigene Entwicklung, seinen ganz eigenen höheren Plan, die eigene höhere Intelligenz zugestehen. Jede Seele hat gewählt. Jede Erfahrung ist richtig.

Wir dürfen aufhören uns immer wieder irgendwelche Ereignisse, Erfolge in der Zukunft vorzustellen und ganz im Moment ankommen. JETZT ist es so wie es ist und es ist richtig. Es kann nur richtig sein, weil es ja schon so ist.

Der Körper zeigt Symptome. Wer sagt, dass das falsch ist? Der Partner weicht scheinbar seinen Themen aus. Wer sagt, dass das falsch ist? Die Firma schreibt rote Zahlen. Wer sagt, dass das falsch ist? Die Katze wird überfahren. Wer sagt, dass das falsch ist? Die Schwester stirbt an Krebs. Wer sagt, dass das falsch ist?

Leid entsteht, wenn wir uns gegen das wehren, was eh schon da ist. Dinge sterben, Menschen sterben und zwar immer zum richtigen Zeitpunkt. Sorgen entstehen, wenn wir mit den Gedanken in der Zukunft sind.

Wir wissen alle nicht, was wirklich kommt. Wir wissen aber, was jetzt in diesem Moment da ist. Jetzt hier zu sein, mit dem, was gerade ist, zu fühlen, was gerade gefühlt werden will, zu tun, was gerade jetzt getan werden will, ohne an das Morgen zu denken, das ist die einzige Aufgabe, die wir wirklich haben. Immer wieder bereit sein, zu sterben und sterben zu lassen.

Wer loslässt, hat zwei Hände frei. Wer den Tod verstanden hat, hat das Leben verstanden. Wer liebt, was ist, ist Frieden. Und die, die den Widerstand und das Leid wählen, dürfen auch das. Das Leben macht ja keine Fehler.😉


Foto: Canva
Text und Gestaltung: Anja Reiche