Donnerstag, 12. Dezember 2019

Wenn jeder nur noch das macht, was er will...

Bock auf eine Challenge? 😉

Da war sie heute wieder, diese eine Frage, die so oft kommt, wenn es darum geht, seinen Impulsen zu folgen, echt zu sein, nur noch der Freude zu folgen.

"Ja, geht das denn? Ich hab Familie. Da kann doch nicht jeder einfach machen, was er will."

So viele befürchten das heillose Chaos, nicht nur in der Familie, sondern auch in der Gesellschaft. Man geht davon aus, dass das öffentliche Leben zusammenbrechen würde, dass niemand mehr den Müll abholen will, keiner mehr eine öffentliche Toilette putzen will, wenn er nicht durch einen Vertrag dazu verpflichtet wird. Man geht davon aus, dass alles verdreckt, keiner mehr was arbeiten will, jeder Verkäufer im Supermarkt sofort zu Hause bleiben würde, sich niemand mehr ans Fließband in einer Fabrik stellen würde. Es wird befürchtet, dass wir verhungern müssen, im Dreck ersticken, dass nichts mehr funktioniert.

Und auch im Kleinen, in den Familien geht man davon aus, dass das gleiche passiert. Niemand räumt mehr die Spülmaschine ein oder aus, niemand bringt den Müll weg, niemand kümmert sich ums Haustier. Alles kommt zum Erliegen, wenn da nicht einer ist, der die Oberaufsicht hat, alles unter Kontrolle und jeden an seine Pflichten erinnert.

Aber stimmt das denn? Ist der Mensch wirklich so gestrickt? Oder besser, sind die anderen wirklich so gestrickt? Weil wir selber würden ja alles prima in Ordnung halten. Aber die anderen... tststs... 😉

Ich glaube ja, dass sich alles neu sortiert und wunderbar fügt. Ich glaube, dass von ganz alleine eine wunderbare Harmonie entsteht. Sicherlich mag es beim Übergang ruckeln, wie immer wenn sich etwas neu sortiert, aber es wird sich fügen. Das ist meine Wahrheit. In der Natur muss auch keiner dem Gras sagen, dass es jetzt bitte wachsen soll, weil es sonst zu spät ist.

Um das Ganze mal zu testen, hab ich folgenden Vorschlag. Probiert es doch einfach mal im kleinen Rahmen aus. Als Experiment, als Challenge, als Spiel. In der Familie. Mit dem Partner. In der Wohngemeinschaft. Jeder soll mal eine oder zwei Wochen wirklich nur noch das machen, worauf er wirklich wirklich Lust hat, was jetzt dran ist, was ihm leicht von der Hand geht, wo die Energie drauf liegt und dann schaut einfach mal was passiert.

Ich für meinen Teil lebe mit meinem Partner tatsächlich so. In unserem Haushalt macht keiner etwas, wozu er keine Lust hat. Und Überraschung: Wir ersticken nicht im Dreck. 😉 Irgendwann ist es nämlich immer dran, dass einer von uns beiden freiwillig und liebend gerne den Staubsauger in die Hand nimmt, weil es einfach dran ist. Irgendwann hat einer Lust das Klo zu putzen. Irgendwann räumt einer die Spülmaschine ein oder aus. Und bis der Impuls kommt, ist es völlig in Ordnung, dass es nicht gemacht ist. Wir können es liegen sehen. Es ist in Ordnung, dass Dinge schmutzig sind und nicht soooofort sauber gemacht werden.

Es ist wie mit allem. Beide Seiten sind gleich-gültig. Es ist ok, wenn die Dinge sauber und ordentlich im Schrank stehen. Es ist aber auch ok, wenn sie benutzt sind und schmutzig. Es gehört dazu. Das eine ist nicht besser als das andere. Wir leben in diesem Haus. Es ist normal, dass wir Geschirr benutzen, dass die Dusche nicht jeden Tag aussieht wie aus dem Ei gepellt. Für alles gibt es die richtige Zeit und dann geht es leicht und ist in fünf Minuten passiert und keiner muss zu irgendwas gezwungen werden.

Unser oberstes Gebot ist, dass keiner etwas tut, worauf er nicht wirklich absolut Lust hast und es funktioniert herrlich, einfach herrlich. Also eine Einladung an euch, wenn ihr mögt: Wo kommen wir denn hin, wenn jeder nur noch das macht, was er will? Challenge accepted? 😉


Foto: Canva
Text und Gestaltung: Anja Reiche