Himmel hat es mich heute gebeutelt. Was für eine krasse Zeit. Ich glaube wirklich, dass gerade nochmal ganz krass alter Mist aus unserem System katapultiert wird. Mein Körper machte sich und mir heute mit heftigsten Entladungen Luft. Wut ohne Ende, Krämpfe, Weinen.
Es fühlt sich nach einer explosionsartigen Befreiung an und die Erkenntnisse purzeln.
Das Leben hat mich mal wieder zu einem inneren Kind von mir geführt. Zu dem Kind, das immer Verständnis für die anderen haben musste. Wie oft habe ich den Satz von meinem Papa gehört "Du weißt doch wie sie ist. Die änderst du nicht mehr." Gemeint war meine Mutter und die Aussage kam immer dann von meinem Vater, wenn ich mich mit ihr gestritten hatte, wenn ich lautstark auf Ungerechtigkeit hingewiesen habe, wenn ich wie so oft kund getan habe, dass da etwas verdammt schief läuft. (Über Narzissmus und emotionalen Missbrauch habe ich schon öfter geschrieben.)
Doch ich machte die Erfahrung, vor eine Wand zu laufen. Erst bei meiner Mutter und im Nachgang auch noch bei meinem Vater. Ich musste immer Verständnis für die Unzulänglichkeiten der anderen haben. Ich musste immer die Klügere sein, alles hinnehmen. Meine Bedürfnisse zählten nicht. Keiner fragte, wie es mir dabei geht. Was ich bräuchte. Ich war quasi unsichtbar. Wurde übersehen oder nur dann gesehen, wenn ich für die Bedürfniserfüllung der anderen wichtig war.
Dieser Schmerz hat sich heute Bahn gebrochen. Über Jahre hatte ich immer wieder heftige Koliken, schneidende Schmerzen im Bauchraum. Es fühlte sich an, wie wenn Steine in mir explodieren. Heute wieder. Doch heute war es ein Befreiungsschlag. Heute habe ich zum ersten Mal verstanden, dass das der Schmerz von früher ist. Der stumme Schrei des kleinen Mädchens nach innen gerichtet, weil es im Außen sowieso keiner hörte. Ich hatte all die Wut über diese Ungerechtigkeit gegen mich gerichtet.
Tatsächlich erlebte ich es immer wieder, noch bis vor wenigen Tagen, dass ich in Beziehungen einfach nicht gesehen werde, dass Menschen, Freunde, Familie immer nur dann Kontakt zu mir aufnehmen, wenn sie etwas von mir brauchen. Dass mich keiner fragt wie es mir geht oder nur als kurze, rhetorische Einleitung, um dann ihr Anliegen loszuwerden.
Und ich? Ich hatte immer Verständnis, hab mir gedacht, dass sie es eben nicht besser können. Ich hatte Mitgefühl und dennoch einen faden Beigeschmack. Wo blieb das Mitgefühl und Verständnis für mich? Ja, natürlich verstehe ich, dass es manche nicht besser können. Im Verstehen der anderen bin ich Meister. Ich musste es ja, um zu überleben. ICH musste immer alles tun, um die Beziehung zu meinen Eltern zu erhalten. ICH musste zurückstecken, mich verbiegen, schweigen, obwohl mir zum Schreien war. Ja, im Verständnis für andere haben bin ich super. Da lief tatsächlich das unbewusste Programm, dass ich die Beziehung am Laufen halten muss.
Heute wurde mir klar, dass ich vor allem Mitgefühl und Verständnis für mich haben darf. Es tut scheiße weh, nicht gesehen zu werden, wenn es um Menschen geht, die einem eigentlich nahe stehen. Das darf ich anerkennen. Ich darf gut für mich sorgen und muss in solchen Beziehungen nicht bleiben, so wie früher. Beziehung ist keine Einbahnstraße. Ich bin nicht alleine dafür zuständig, dass sie funktioniert.
Ich habe auch begriffen, dass die anderen nicht anders sein müssen. Ich darf mich erstens umdrehen und gehen und zweitens darf ich aufhören, mir solche Erfahrungen zu erschaffen. Das ist echt überholt und hat ausgedient. Das Mädchen von damals hatte angefangen eine Lüge zu glauben. Nun wurde sie erkannt und muss nicht mehr in Dauerschleife wiederholt werden. Ich habe mir das kreiert. Nun treffe ich eine neue Wahl.
Ich wähle Wertschätzung in meinen Beziehungen. Ich wähle es, gesehen zu werden. Ich wähle es, geachtet zu werden. In erster Linie selbstverständlich von mir und gleichzeitig auch von anderen. Ich bin es mir wert.
Alles dient immer noch mehr Freiheit und Leichtigkeit, Frieden und Bewusstheit. Das Leben führt uns zuverlässig in die Liebe zu uns selbst. (Danke, Edda, für diesen geilen Satz!)
Foto: Canva Text: Edda Ullrich Gestaltung: Anja Reiche |