Und damit meine ich keine partnerschaftliche Beziehung, sondern eine zwischenmenschliche Beziehung.
Wenn tatsächlich Heilung stattfinden soll, dann muss derjenige, der um Hilfe und Unterstützung gebeten wird, DA sein, greifbar sein, mit demjenigen, der Unterstützung braucht, wirklich in Beziehung gehen.
Das zumindest ist meine Erfahrung und das ist das, was mir immer wieder rückgemeldet wird. Es braucht ein echtes, wahrhaftiges, mitfühlendes, wohlwollendes, warmes Gegenüber, das seine eigenen Stürme zum Großteil gemeistert hat und weiterhin meistert, das seine eigenen Untiefen und Abgründe kennt, die volle Bandbreite des Menschseins. Ein Gegenüber, das nichts verurteilt, das einen offenen, weiten, liebevollen Raum bietet, in dem ALLES da sein darf. Einen Raum, in dem es nicht darum geht, dass der eine Bescheid weiß und den anderen von A nach B bringt. Sondern einen bewusst gefühlten Raum, in dem geschehen darf, was eben geschehen soll. Einen Raum der Beobachtung, in dem mindestens einer das Bewusstsein hat, das "Krankheit" nicht als letzte Wahrheit anerkennt.
Es braucht beide in der vollen Eigenverantwortung. Es braucht beide in der vollen Selbstbeobachtung. Es braucht beide in der vollen Präsenz und Offenlegung des Innenlebens.
Therapeutische Settings in denen der "Therapeut" selbst als Mensch nicht da ist, nichts von sich offenbart, keine eigenen Gefühle offenlegt und eine gewisse "professionelle" Distanz zum "Klienten" behält, sind für meine Begriffe krank und so gar nicht förderlich für tiefe Heilung. Ich kenne so viele Erfahrungsberichte von Menschen, die Hilfe suchten und letztlich an den Begrenzungen des "Therapeuten" scheiterten, an der Unnahbarkeit, an Rollenbildern, an der fehlenden Selbstbegegnung des Therapeuten mit sich, an Dogmen und Diagnosen, an Ideen davon, das Heilung gemacht werden kann und an der Idee davon, dass mit dem Hilfesuchenden etwas nicht stimmt.
Das ist keine Beziehung. Das ist eine Hierarchie.
Das ist kein Raum. Das ist Enge.
Das ist nicht förderlich. Das ist verhindernd.
Das ist nicht menschlich. Das ist kalt.
Das ist nicht frei. Das ist voreingenommen.
Es gibt da diesen Satz, der mich schon immer fasziniert hat: "Das größte Geschenk des Heilers, ist seine eigene Krankheit." Für mich ist das so wahr. Ein Therapeut, der seine eigenen Stürme nicht gemeistert hat, ist keiner. Heilung kann man nicht studieren. Heilung muss man selber erlebt haben, am eigenen Leib mit allen Untiefen, mit all der Verzweiflung, mit all dem Schmerz, mit allen Höhen und Tiefen.
Mit dieser Erfahrung, Weisheit, Reife und Weite kann ich dann tatsächlich in Begegnung gehen mit jemandem, der gerade Unterstützung braucht.
Beziehung ist das, was wir schon als Kinder gebraucht hätten. Echte Beziehung. Keine ErZiehung. Keine Rollen von "Mutter und Vater". Keine Regeln. Keine Ideen von "ich weiß da was, was du noch nicht weißt". Menschen!!! Es braucht Menschen für gesunde Entwicklung! Es braucht Menschen für Heilung!
Hätten wir als Kind echte, gesunde Beziehung gehabt, bräuchten wir heute keine Heilung. Da es aber nun mal Verletzungen gab, braucht es jetzt eben auch Heilung und dafür Beziehung. Echte, tiefe, wahrhaftige. Anders geht es für meine Begriffe nicht.