Mittwoch, 30. Oktober 2024

Ich steh da nicht mehr alleine.

Ich bin so müde vom alleine da stehen. Eine Müdigkeit, die uralt ist.

In öffentlichen Räumen Klarheit fordern, immer wieder auf den Punkt zurück führen, auf die Wurzel hinweisen. Das Wesentliche fühlen, benennen, aufzeigen.

Als einzige spüren, dass da was nicht stimmt, was da nicht stimmt und als einzige Worte dafür haben. Räume spüren, Dynamiken spüren, Systeme verstehen, den Knackpunkt erkennen, da wo es knatscht und knarzt, wo das Sandkorn im Getriebe ist. Alleine für Klarheit sorgen, weil sie sonst keiner der Anwesenden in dem Maße hat. Das ist die alte Erfahrung. Und sogar noch schlimmer: Die, die keine Klarheit hatten, wollten dann auch noch mich führen. Oh Gott, so lange war ich von Menschen umgeben, die den Takt nicht hören und mir sagen wollten, wo es lang geht.

Ich bin müde und erschöpft. Gefühlt kann sich diese Erschöpfung jetzt zeigen und da sein, weil ich eben nicht mehr alleine bin, weil es vorbei ist. Jetzt merke ich, WIE anstrengend das war.

Mit staunenden, großen Augen sehe ich nun wie andere in öffentlichen Räumen genau diese Klarheit fordern und wollen und selber haben. Führen können im besten Sinne.

Mit Ohren, so groß wie Satellitenschüsseln, höre ich Worte von ihnen, die ich sonst nur von mir kenne. Höre sie Menschen anleiten, sich selbst zu begegnen und zwar wahrhaftig und tief in der Annahme und Akzeptanz eines jeden Aspekts.

Ich weine Sturzbäche der Erleichterung. Es ist vorbei. Der Weg alleine ist vorbei. Sie sind da die Brüder und Schwestern, die tief fühlen und verstehen, leben und vorleben, auf was es in echter Begegnung, im Kontakt mit sich und anderen und vor allem im Kontakt zum Leben, also im Leben und für Leben wirklich ankommt.

Brüder und Schwestern, die in dieser Ganzheit und Klarheit führen und unterstützen können und vor allem benennen, weil sie sehen und fühlen, was im Raum ist. Den Rhythmus wahrnehmen.

Es sind Menschen, die das Schwert der Wahrheit vor allem und zuerst radikal gegen sich selbst gerichtet haben, sich erforscht, durchdrungen, zerlegt und richtig wieder zusammengesetzt haben. Tausend Stunden Hölle und dunkle Nacht der Seele, Verwirrung und Entwirrung, Tränen, schmerzliches Erkennen von der eigenen Verdrehung. Jederzeit wieder bereit, sich selbst bis zum Grund - eben radikal - in Frage zu stellen. Wieder und wieder und wieder.

Lebende Beispiele, Leuchttürme, Orientierungspunkte, Hilfe für Wahrnehmungsabgleiche und Ent-wicklung. Menschen, die sich hören und den Puls der Schöpfung. Im GottesDienst.

Ich hab euch vermisst. So lange. Was waren das für Durststrecken und Dürren.

Danke, dass ihr wieder da seid. Klarheit mitbringt und einfordert. Ich stehe da nicht mehr alleine. Was für eine Erleichterung!