Freitag, 27. August 2021

Die deutsche Schuld

Ich war gestern mal wieder im wunderschönen Nachbarland Holland. Da bin ich öfter in letzter Zeit und tanke gelebte Freiheit, gute Laune, Freundlichkeit, Leichtigkeit und lächelnde Gesichter. Ich genieße das Einkaufen, den Rummel, Cafés, Märkte und tatsächlich die Menschen um mich rum.

Wer mich nur ansatzweise kennt, weiß, dass ich ganz schnell Leutekater habe und das Weite suche, wenn über längere Zeit zu viel um mich los ist. In Holland bade ich regelrecht in der Menschenenergie und wundere mich fast über mich selbst. Da ist eine Leichtigkeit bei den Menschen, die irgendwie grundsätzlich da zu sein scheint. So eine Art Grundstimmung, Grundschwingung. Der Unterschied der Energie, die da wahrzunehmen ist, zu der, die hier in Deutschland herrscht, ist unfassbar krass.

Gestern hab ich das bei einer meiner Soulsisters angesprochen und gefragt, was denn in Holland bitte anders ist. Der Deep State hat ja auch vor diesem Land nicht Halt gemacht. Man denke nur an das Königshaus. Und dennoch ist das Gras (😂😂😂) in Holland grüner, die Sonne scheint heller, die Schwingung ist leichter.

Die Antwort war überraschend und irgendwie auch wieder nicht. Durch Deutschland wabert die kollektive Schuld und die ist in unserem Nachbarland definitiv so nicht vorhanden. DAS ist anders. Nicht Holland ist in Wahrheit anders, Deutschland ist grundsätzlich anders. Und in der derzeitigen Situation sowieso noch viel ausgeprägter.

"Ich möchte nicht Schuld sein, dass..." Wie oft habe ich diesen Satzanfang mit den unterschiedlichsten Endungen in meinem Leben schon gehört. In den letzten eineinhalb Jahren noch viel öfter.

Schuld macht erpressbar. Schuld macht steuerbar. Schuld erdrückt, hält klein und lähmt. Schuld ist ein Konstrukt. Schuld und Scham entstehen erst, wenn uns von außen jemand erzählt, dass wir etwas falsch gemacht haben oder generell falsch sind, wenn uns jemand erzählt, dass unser Sein und Tun etwas "Schlimmes" ausgelöst haben. Vorher sind diese Gefühle nicht da. Es ist also ein künstlich erzeugter Zustand, der von außen kommt. Er gehört nicht wirklich zu unserer wahren Natur. Wenn ich bin, wie ich bin und niemand daher kommt und mir sagt, dass das falsch ist, dann kann ich keine Schuld fühlen.

Die meisten von uns laufen mit einer riesigen Ladung Schuld herum, mit der Grundidee, dass an uns generell etwas falsch zu sein scheint. Ich sag nur Adam und Eva und die Erbsünde bzw. Urschuld. Blablabla... Wir kommen schon als Sünder auf die Welt. Blablabla... Wir müssen erst zu guten Menschen werden. Blablabla... Vom Dritten Reich mal gar nicht gesprochen. Das hat dem Ganzen ja "nur" die Krone aufgesetzt.

Die Schuld ist überall. Egal, wohin man schaut. "Dass das so und so ist, da dran sind die schuld." Hauptsache, man kann mit dem Finger auf jemanden zeigen und dann gegen diesen jemand vorgehen. Der oder die gefährden schließlich MEIN Leben. Ja, genau... *kopfschüttel*

Und was steckt dahinter? Jeder Einzelne will einfach nur endlich richtig sein, es richtig machen und das von außen gesagt bekommen. Jeder will eigentlich zu den Guten gehören, zu denen, die gelobt und belohnt werden. Die kleinen Kinder in uns, die nie erwachsen wurden, lechzen noch heute danach. "Ich muss doch endlich mal gut sein. Ich muss es doch endlich mal schaffen. Die anderen müssen das doch mal sehen."

Nur dieses Richtig, das ist halt Ansichtssache und ändert sich regelmäßig und vor allem, sagen andere, wie ich mich richtig verhalte, wie ich richtig bin. Die imaginären "Eltern"... In diesem Schulddingens bin ich immer auf das Urteil der anderen angewiesen. Wie soll das jemals für alle funktionieren, wenn doch jeder andere Ansichten von falsch und richtig hat? Jedes Kind wird anders "erzogen", darf andere Dinge, wird für anderes Verhalten gelobt.

Für meine Begriffe funktioniert Leben anders. Meine Grundannahme ist Unschuld, Reinheit und Vollkommenheit von ALLEM, was ist. Gut und böse, falsch und richtig - wer sollte darüber wirklich entscheiden? In meinem Weltbild gibt es das nicht. Wir dürfen uns freisprechen und alle Urteile, die wir jemals über uns selbst und andere gefällt haben, zurücknehmen, auflösen. Der Gott, an den ich glaube, urteilt nicht. Wieso sollte ich es tun und dann auch noch über mich selbst? Wir dürfen aufhören, das Urteil über unser Gutsein von außen haben zu wollen. Dat wird nix.

Deutschland ist gerade dabei, an der Schuld zu ersticken, im wahrsten Sinne des Wortes. Vermutlich muss es genau so extrem werden, vielleicht sogar noch extremer, damit die Absurdität des Ganzen endlich sichtbar wird, damit dieses perfide Spiel auffällt und immer weniger Menschen darauf Lust haben, sich den Schuldschuh immer wieder anzuziehen, obwohl er schon so lange zu klein ist und drückt wie die Sau. Es wird wohl der eigene, ganz persönliche Schmerz sein, der ganz individuell dafür sorgen wird, dass die Menschen nicht mehr selber auf sich drauf hauen wollen.

Bis dahin halte ich hier in Deutschland die Reinheit hoch, die Leichtigkeit, mein Licht, meine Unschuld und die Freude an mir selbst und meinem un-verschämten Sein. Ich spreche weiterhin jeden frei, der mir begegnet und zwischendurch geh ich da "tanken", wo das Gras grüner ist und die Sonne heller scheint. 🥰

Foto: Canva
Text und Gestaltung: Anja Reiche