Donnerstag, 8. April 2021

Du bist nie nicht auf deinem Seelenweg

Der Stress entsteht erst dann, wenn wir uns erzählen, dass das, was gerade ist, falsch ist, dass es anders sein sollte, dass wir anders sein sollten, anders fühlen sollten.

Sätze wie "Oh, ich bin von meinem Weg abgekommen" oder "Ich möchte endlich auf meinen Seelenweg kommen" implizieren, dass man gerade nicht auf seinem Weg ist und etwas erfährt oder erlebt, was die Seele eigentlich nicht will.

Meine Erfahrung ist, dass das nicht geht. Wir können nichts erfahren, was falsch ist. Wir können nichts erfahren, was unsere Seele nicht will. Wir sind zu keinem Zeitpunkt am falschen Ort.

Ja, es gibt Erfahrungen, die fühlen sich so schräg und verquer an und man hat das Gefühl, dass da was nicht stimmt. Das ist völlig richtig. Die Erfahrung ist richtig. Ich darf nämlich wissen, wie es sich anfühlt, wenn ich mich zum Beispiel selbst verrate. Ich muss wissen, wie das ist. Meine Seele will wissen, wie sich diese Erfahrung in einem Körper anfühlt. Da läuft nichts falsch. Da läuft alles komplett richtig.

Diese Referenzerfahrung wird mir in Zukunft dienen, weil ich weiß, was in meinem Körper passiert, wenn ich gerade nicht meine Wahrheit lebe. Da wird der Magen eng. Da kommen Bauchschmerzen, die ich weder mit atmen, mit meditieren oder mit Globuli "wegbekomme". Diese Bauchschmerzen gehen erst, wenn ich eine Kurskorrektur vornehmen. Da ist eine Warnlampe angegangen und ich weiß ganz genau, was sie bedeutet.

Hätte ich vorher nicht herausgefunden, wann diese Lampe überhaupt angeht und wie eine "Reparatur" aussieht, wäre ich um eine wichtige Erfahrung ärmer. Ich kann viel schneller reagieren und Veränderungen vornehmen.

Es ist wie eine immer feiner werdende Justierung des inneren Navis. Aufgrund all der "schrägen" und scheinbar falschen Erfahrungen in meiner Vergangenheit inklusive dem "ich hab mich selbst komplett verloren", wurde ich immer feiner, bin mir immer näher gekommen. Es war alles 100% richtig und wichtig.

Wir sind hier in diesem Leben, um uns wieder zu finden, um uns zu erinnern. Zumindest kann ich das von mir und zig anderen Menschen sagen, denen ich bisher begegnen durfte. Um uns zu finden, müssen wir uns erstmal verlieren.

Ich will mir in diesem Leben komplett auf die Schliche kommen, mich komplett durchdringen, verstehen, durchleuchten, durchlichten und alles ablegen, was nicht meiner Essenz entspricht. Außerdem will ich mich ausprobieren, toben, spielen, mich als dieses und jenes erleben, sehen, was ich alles kann und bin. Da gehört es dazu, immer wieder Dinge zu tun, die eben nicht meiner Essenz entsprechen, die mir keinen Spaß machen, damit ich weiß, was ich aussortieren kann. Deswegen war das doch keine falsche Erfahrung.

Wenn ich Kleider anprobiere und schaue, was mir passt, was mir steht, was mein Wesen unterstreicht, mein Potential betont, dann sag ich doch auch nicht, dass der eine Rock, den ich da gerade anhatte voll der Fehler war. Da erzähl ich mir doch auch nicht, wie doof ich war, dass ich den überhaupt angezogen habe. Nein, ich wollte ihn ausprobieren. Hätte ja sein können, dass er mir steht und ich eine Facette im Kleidungsstil entdecke, die meine Figur noch mehr betont und noch vorteilhafter für mich ist.

Wenn ich die Dinge nicht ausprobieren, weiß ich nicht, was zu mir gehört. Und jeder Test, bei dem sich dabei rausstellt, dass das nicht wiederholungswürdig ist, ist eine absolut richtige und wichtige Erfahrung. Ich bin nach wie vor auf meinem Weg. Ich bin nach wie vor dabei, herauszufinden, wer ich bin. Und mein Gefühl sagt mir, dass dieser Prozess nie enden wird. Da kommt nicht irgendwann der Tag, an dem wir fertig sind und keine "Fehler" mehr machen.

Diese Entdeckung von uns selbst und was noch alles geht und möglich ist, zu was wir noch in der Lage sind, was wir brauchen, damit es uns so richtig richtig gut geht, dass wir erfüllt sind und beseelt, geht bis in die Unendlichkeit weiter, weil Entwicklung, Wachstum, Forschung, Neugierde, Ausprobieren, neue Erfahrungen machen wollen nie aufhört. Weil es so unfassbar viele Facetten gibt, so viel, was wir auch sein können, was wir auch tun können.

Keine einzige Erfahrung auf dieser Spielwiese ist falsch. Ein Erfahrungsfeld. Und vielleicht gibt es auf diesem Feld gar keinen Weg. Vielleicht geht es darum, da zu sein, wo wir sind und dieses Feld der Möglichkeiten, unser Potential, zu entdecken.

Ein Weg führt von A nach B. Eine Spielwiese ist ein Bereich, auf dem wir uns frei bewegen können, ohne irgendwo hinkommen zu wollen. Da geht es ums Da-Sein. Und beim Spielen und Forschen gibt es auch keine Fehler.

Wie ist es, ein Autor zu sein oder Redner? Wie ist es kein Geld zu haben? Wie ist es, mutig zu sein? Wie fühlt sich Ohnmacht an? Was passiert, wenn ich nur noch Impulsen folge und all die Regeln vergesse, die man mir beigebracht hat? Was passiert, wenn ich Dinge tue, von denen alle sagen, dass es nicht geht? Funktioniert Selbstheilung? Braucht es wirklich disziplinierten Sport, um einen gesunden, vitalen Körper zu haben oder geht das auch mit dem entsprechenden Bewusstsein? Wie geht Materialisieren? Wie geht Teleportation? Wo zieht mich meine Neugier als nächstes hin?



Foto: Canva
Text und Gestaltung: Anja Reiche