"Mit mir ist es nicht auszuhalten."
Die Überzeugung hab ich gerade beim Sprechen in mir gefunden. "Auf Dauer hält es niemand mit mir aus. Irgendwann muss ich immer gehen, werde weggeschickt, weil der andere endlich wieder seine Ruhe haben will."
Wenn ich meine Eltern in Gefühle gebracht habe, wurde ich entweder bestraft, beschämt oder weggeschickt, in dem sie mir eine Aufgabe, eine Arbeit gegeben haben. Ich wurde klein gemacht. Es wurde Macht über mich ausgeübt. Meine Einwände als Blödsinn und unwichtig hingestellt.
Natürlich hab ich abgespeichert, dass ich das Problem bin, dass irgendwann der Moment kommt, in dem ich weggeschickt werde, weil es für den anderen nicht mehr auszuhalten ist. Weil ICH nicht auszuhalten bin. Weil es mit mir nicht auszuhalten ist.
Tatsächlich haben SICH meine Eltern SELBST nicht ausgehalten. Haben ihre EIGENEN Gefühle nicht ertragen.
Ich bin nicht diejenige, die deren Grenzen ständig überschritten hat mit meinen Fragen und Einwänden. Meine wurden überschritten mit sinnlosen Regeln und Unwesentlichkeiten, mit der Kontrolle von mir, damit sie sich selbst nicht fühlen mussten. Ich hab mich gewehrt und wurde zum Täter erklärt. Da waren Widersprüche in den Aussagen, im Verhalten meiner Eltern. Da waren Begründungen und Regeln, die nicht zu Ende gedacht waren. Ich habe hinterfragt. Habe damit Überforderung ausgelöst, Ohnmacht, Kleinheit, Minderwertigkeit und wurde dafür gemaßregelt. Fühlte mich als Täter. Diese Verdrehung wirkt.
Wer nicht fühlen will, muss herrschen. Dieser Satz ist mir in der Verrücktheit der letzten drei Jahre "Krise" so deutlich geworden. Bei meinen Eltern war es auch so. Nur dass ich es als Kind halt nicht überreißen konnte und die falschen Schlüsse gezogen habe.
In der Begegnung mit Christian wird es gerade sehr deutlich. Meine Angst, dass ich ihm irgendwann zuviel bin, dass es zu anstrengend mit mir ist, dass es nicht auszuhalten ist mit mir, ist wieder aktiv. Ein Teil in mir wartet auf den Moment, in dem ich gehen muss, weil er seine Ruhe haben möchte.
Wir reflektieren viel. Beleuchten. Durchdringen. Er sagt mir, dass er es genau so will. Dass ich hinterfragen soll, dass meine feine Wahrnehmung von Unstimmigkeiten gefragt ist und gleichzeitig ist da der Teil, der denkt: "Das kann er nicht wirklich wollen."
Die Kleine von damals braucht wohl gerade mal die Aufdeckung des Irrglaubens.
▪️Nicht sie ist schwer auszuhalten, sondern die Gefühle, die sie auslöst.
▪️Sie ist nicht das Problem, wenn andere ihre Gefühle nicht handhaben können.
▪️Unstimmigkeiten und Widersprüche ansprechen, etwas in Frage stellen, ist keine Grenzüberschreitung.
▪️Sie ist liebenswert. Ihr gesamtes Wesen wird geliebt und gewollt, vom Leben gebraucht.
Ich bin geliebt und gewollt. Genau richtig.