Dienstag, 13. August 2024

Von außen den Wahnsinn beobachten, in dem ich früher mittendrin war

Ich mag meine Beobachtungen von heute mit euch teilen. Gefühlt immer noch nicht ganz fertig, aberund es ist viel erkannt und es will genau so unfertig geteilt werden.

Auslöser war Lärm. Angefangen zu schreiben hab ich in einem Austausch mit der wundervollen Sarah, bei der genau zur gleichen Zeit das gleiche drückte: Lärm.

Ich lade euch ein:

Lärm. Überall Geräusche, die gefühlt immer mehr werden. Wohin soll ich noch verschwinden? Nirgends Raum und Ruhe. Als Kind Flucht in mich selbst hinein. In mich hineinverschwinden, da aber nicht wirklich leben können, weil nicht lebendig, nach innen, eng, gefangen in mir selbst. Was damals notwendiger Schutz war, ist jetzt erstickend. Wo ist der Ausgang für dieses Kind? Wo der Weg in den eigenen, sicheren Raum hinaus? Ist da überhaupt ein eigener Raum, ein Platz für mich, an dem ich unbehelligt und ungestört sein und wachsen kann? An dem die jeweils optimalen Bedingungen FÜR mich herrschen? Die Kleine will raus, aber IHR Ding machen. Ihren Platz haben und in Ruhe gelassen werden.

Ganz hab ich es noch nicht erwischt. Den Kern noch nicht getroffen.

Ich forsche weiter.

Die Unaushaltbarkeit. Das Ausmaß dessen, was es früher wirklich bedeutet hat. Das darf für mich noch erfasst, gefasst, erkannt, begriffen werden. Dieses Gefühl im Kinderzimmer sein, dunkel, stickig, nur ein Fenster nach Norden. Um mich, draußen, Lärm. Maschinen, aufgebrachte Stimmen, Streit, Tiere zu hören. Die Unruhe immer präsent. Der Stress. Das Hamsterrad, das stete Tunmüssen des Bauernhofs. Alles ist voller unerledigter Arbeit. Alles ist getaktet. Hat feste Zeiten. Unverrückbar. Nie enden wollend.

Wenn ich aus diesem Zimmer in die Natur kommen will, ins Licht, dann werde ich von diesem Stress erfasst und gefasst und einverleibt. Ich komme vielleicht im Licht an, in der Sonne, in der Weite von draußen, an der frischen Luft, bin aber doch gefangen. Muss Dinge tun, die ich nicht will, mitten unter diesen so angespannten, gestressten, blökenden, funktionierenden, von sich selbst getrennten Menschen, von denen keiner für mich ansprechbar ist. Alle in ihrem Film.

In Verbindung mit anderen sein, ohne was tun zu müssen, entspannt tatsächlich NUR sein, in Kontakt, gesehen werden dabei, sich gegenseitig sehen und wirklich begegnen, das hat es nie gegeben.

Zurück zum lauten Jetzt:
Ich mag nicht mehr umgeben sein von Menschen, die im Hamsterrad sind, weggeschaltet. Ich mag deren unnatürliche Geräusche nicht mehr hören. Kinder, die verzweifelt weinen, weil nicht gesehen und begleitet. Erzieher, die Kommandos brüllen und Regeln runterbeten. Nachbarn, die sich anmotzen, weil zutiefst unzufrieden. Ehen, die keine sind. Stetig zuschlagende Türen von Autos, mit denen gestresste Eltern die Kinder getaktet in unmenschliche Umgebungen im Kindergarten bringen oder sie holen. Schulgongs, die das unmenschliche Hamsterrad größerer Kinder takten. Alles Zeichen einer kranken, unnatürlichen, zutiefst getrennten Menschheit.

Ich bezeuge diesen Zustand. Ja, so ist es gerade um mich. So war es damals für mich. Schrecklich. Einfach nur schrecklich. Für mich ist es vorbei. Ich betrachte mit meinem heutigen Bewusstsein von außen, wo ich früher mittendrin war. Halleluja. Mich wundert, dass man sowas überleben/kompensieren kann. Da ist etwas in mir sehr zäh gewesen. 🙏🏼🔥❤️

Nachtrag nach weiterem Befühlen:
Gerade bemerke ich einen ganz gewaltigen Unterschied zu früher, sehe WIE SEHR anders mein Leben schon ist. Aus welcher Position ich tatsächlich all das wahrnehme und beobachte.

Ich wollte gerade schreiben, dass ich in Verbindung sein möchte UND seingelassen gleichzeitig. Also keine Ruhe, die unbedingt allein sein bedeutet. Dass ich mit Menschen sein möchte, die DA sind und selbst da sein kann. Und genau das ist bereits meine Wirklichkeit. Ich bin hier nicht alleine "in meinem Zimmer" wie früher. Ich bin in der wundervollsten, tiefsten, nährendsten, wohlwollendsten, wertschätzendsten Beziehung, die ich je hatte. In wahrer Verbindung mit jemandem, der emotional erreichbar ist, der wesentlich ist, mit mir wesentlich ist. Mit meinem Mann. Der ist mit "in meinem Zimmer".

Kein Hamsterrad, kein Stress, kein Funktionieren, kein Hinterherlaufen von Scheinsicherheiten oder Status. Stattdessen das eigene Wesen, die eigene Natur erspürend, intuitiv die Schritte ertasten und setzen. Oberste Priorität: in der Ordnung sein, das tun, was 100% stimmt und dran ist.

Ich bin darüber hinaus mit Menschen in Begegnung, die genau so da sind, die die gleichen Prioritäten setzen. Ich habe nicht nur erfüllende Partnerschaft und Ehe sondern auch Schwesternschaft und Gemeinschaft. Zwar (noch/gerade) nicht im direkten Umfeld, aber absolut real gelebt über die räumliche Distanz in tiefer Verbundenheit.

Ich selbst bin in all diesen Wahnsinn überhaupt nicht mehr involviert. Ich bin tatsächlich wirklich wirklich wirklich nur noch Beobachterin von außen. Wenn ich "da raus gehe", werde ich nicht auf die Weise absorbiert wie früher. Der Lärm von jetzt bedeutet nicht das Gleiche, wie der Lärm von früher.

Kraaaaaaass!!! In so vielen Spiralen und Wellenbewegungen habe ich mich daraus gelöst. Jeden Stein in jedem Lebensbereich auf links gedreht. Keine Ruhe gegeben, bis nicht wirklich ALLES stimmte. Bis mein Sein tatsächlich das verkörpert, wer und was ich tatsächlich bin. Ganz bestimmt noch ausbaufähig, aber bei weitem nicht mehr auch nur ansatzweise da, wo ich mal war. Herrje! Gott sei Dank! Hallelujah! 🙏🏼🔥🎉🎉🎉🎉😍