Diese heilsame Draufsicht hat mir Barbara gestern geschenkt. In einem Moment, in dem ich mal wieder an mir und meinen Empfindungen gezweifelt hatte.
So oft passiert es mir, dass mir eigentlich freudige Dinge mitgeteilt werden. Da hat jemand geheiratet. Da feiert jemand ein Projekt. Einen persönlichen "Erfolg", eine "schöne" Begegnung, ein Ereignis, what ever, und ich merke wie ich null mitgehen kann. Ganz im Gegenteil. Mir friert eher das Gesicht ein. Entsetzen. Manchmal kommt Wut, Unmut, Ungeduld. Etwas in mir, will einen Schleier wegreißen und rufen: "Das stimmt hinten und vorne nicht!"
Dann hadere ich mit mir, frage mich, was mit mir nicht stimmt. Bin ich neidisch? Kann ich nicht gönnen? Suche ich krankhaft das Haar in der Suppe, nur weil es nicht mein Erfolg ist? Will ich etwas aus Prinzip kaputt machen?
Nichts davon ist wahr. Was mich umtreibt, ist ganz anders. Ich sehe, was alles kaputt IST, was alles darunter nicht stimmt. Sehe Selbsttäuschung, Handlungen aus der Vermeidung heraus, aus Wunden. Das, was da passiert, ist nicht in der Ordnung. Da gehört eigentlich aufgeräumt, bis aufs Fundament abgerissen und neu aufgebaut. Tapezieren hilft da nicht.
Die Sätze von Barbara erleichtern mich. Heilung. Die Sachen sind schon kaputt. Mein Sehen und evtl. Benennen ist nicht ein Kaputtmachen, auch nicht das scheinbar schöne Ereignis. Meine Reaktion ist vielleicht einfach natürlich, weil ich sehe und wahrnehme. Sie ist selten. Ich war damit so lange alleine. Deswegen hab ich an mir gezweifelt.
Nun sind da Menschen wie z. B. Maja, wie Barbara, wie Christian, die auch sehen, tiefer, das, was drunter ist, Unstimmigkeiten 500 m gegen den Wind riechen. Noch mehr Heilung für mich. Ich bin damit nicht mehr alleine. Es ist okay, die Freude nicht teilen zu können.
Heute morgen kam ein weiterer Aspekt dazu. Ich sehe nicht nur, was untendrunter kaputt ist, was alles nicht stimmt. Ich spüre auch, wenn die Dinge nicht wesentlich sind, wenn das, was getan wird, nicht das ist, was eigentlich getan werden sollte. Sollte im Sinne von, was tatsächlich oben auf liegt.
Natürlich ist im übergeordneten Sinne jede Erfahrung richtig. Keine Frage. Da ist es vielleicht auch wichtig, am eigenen Wesen vorbeizuleben.
Ich kann mich darüber allerdings nicht freuen und schon gar nicht gratulieren oder es feiern. Ich mag das nicht mal mit anschauen. Mich schüttelt's regelrecht. Ich mag es nicht bezeugen. Mir steht es eh ins Gesicht geschrieben, was ich fühle. Ich kann und will nicht so tun, als ob. Und ich wäge wahrlich weise ab, was ich dann überhaupt sage und wie.
Für mich geht es in all dem gerade wohl am meisten um den Frieden mit mir. Damit, dass es das in mir fühlt, was es eben fühlt. Ums richtig rücken. Die Urteile mir gegenüber zurückzunehmen.
Ich bin deswegen kein schlechter Mensch. Ich kann sehr wohl gönnen - und wie!!! Ich kann mich mit und für andere freuen ohne Ende. Wenn's am Punkt ist. Wenn's durch und durch stimmig ist. Wenn's wesentlich ist. Wenn's Substanz hat. Wenn's in der Ordnung ist.
Wenn halt Freude, Berührung, etc da ist. Und wenn nicht, nicht. Da mach ich eh nichts dran.
Ich glaube, der größte Brocken ist echt, dass sich in solchen Situationen scheinbar immer alle freuen, nur ich nicht, oder so tun als ob, mitspielen in dem Theater (gerne mal hinter vorgehaltener Hand maulen, aber trotzdem mitspielen), nur ich nicht. Dass ich damit immer Außenseiter war. Alleine. Komisch. Empfindlich. Eigenartig. Raus. Auf jeden Fall raus.
Da ist ein Teil, der sich fragt und wundert, warum diese kranken Spiele, das Unnatürliche, Unwesentliche, das Kaputte immer noch funktionieren, ob das sonst keinem auffällt, wie die das alle können und auch noch gut finden.
Und wieder komm ich bei mir raus. All diese Fragen rühren daher, dass ich "da" raus bin, so lange das Spiel noch geht. Allein, "da" nicht dazugehörig, inkompatibel. Mitspielen kann und will ich "da" nicht mehr. Meinesgleichen, "dort" hat es früher nie gegeben.
Heute schon. Heute gibt es meinesgleichen. Mein Verstand weiß das. Bei so einigen Anteilen darf noch Bescheid gesagt werden. Da darf wohl überhaupt noch so einiges landen, an die richtige Stelle fallen.
Ich lass das jetzt mal so gefühlt unfertig stehen.