oder
Das Kamel passt tatsächlich durchs Nadelöhr
Ich versuche Worte zu finden und habe keine. Heute ist ein lauter Tag. Draußen. Rasenmäher. Motorsensen. Kinderkreischen. Es gibt so Tage, die sind einfach laut. Draußen. In mir ist es still. Ich versuche einen Faden zu finden, den Faden, an dem es weitergeht. Was ist jetzt dran? Was soll sein?
Da ist "eigentlich" das Bedürfnis, mich endlich mal wieder mitzuteilen, hier, öffentlich. Gefühlt hab ich seit Wochen keinen Mucks von mir gegeben, obwohl es so unfassbar viel zu sagen gäbe. Gleichzeitig ist da eine gewisse Sprachlosigkeit, eben diese wortlose Stille und ein Staunen über all die Erkenntnisse in mir.
Es fühlt sich nach einer unglaublich krassen Standortbestimmung an, nach Realisieren, wo ich gerade stehe in meiner Ent-Wicklung, mit meinem Bewusstsein, mit meinem Seinszustand.
Die letzten Wochen war ich so viel in 1:1 Begegnung. Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich gezoomt habe, wie viele Stunden ich Sprachnachrichten aufgenommen und abgehört habe. Da war die Angst, dass ich mich - unbemerkt von mir - im Außen verlieren könnte, dass ich nachlässig werde und Regungen in mir übergehen könnte, wieder anfange auf eine Art zu funktionieren. Die Angst, mich zu verlassen.
Zwischen Christian und mir wird es immer geschmeidiger, will heißen, wir verhaken uns kaum noch. Ich bemerke auch da die Frage in mir, ob wir nachlässig werden, ob ich - ebenfalls unbemerkt - anfange, Dinge zu übergehen, Störungen, die eigentlich da sind, nicht mehr aufzugreifen.
Die Antworten kommen schnell. Keine meiner Befürchtungen ist wahr. Ich bemerke jede noch so kleine Regung in mir und bin gar nicht mehr in der Lage, etwas zu ignorieren oder zu übergehen, was sich unstimmig anfühlt. Wenn da innere Kinder sind, die nach Hause wollen, dann bekomme ich das mit, dann hat das Platz und ausreichend Raum, weil ich es will und die Fügung die Zeit verschafft.
Ich verliere mich weder im Außen noch in der Beziehung. Es ist geschmeidig, weil ich aufgeräumt habe. Ich bin unglaublich leistungsfähig, weil es dran ist, so viel in Begegnung zu sein und weil ich komplett bei mir bin. Ich muss dafür nichts verdrängen und mich auch nicht übergehen oder verlassen. Ich bin GANZ in Begegnung. Ich nehm mich mit hinein. Ich lasse nichts außen vor und schon gar nicht mich alleine.
Ich verdränge nicht. Ich bin nicht nachlässig. Ich ignoriere nicht. Ich ernte. Das sind die Früchte meiner Selbstbegegnung. Das ist der Ertrag, der Erfolg, der sich einstellt, wenn ich den scheinbar unaushaltbaren Punkt wieder und wieder durchschreite, durchfühle und alte Erfahrungen im Jetzt zu Ende bringe. Das fühle, was damals nicht möglich war. Die Traumalügen aufdecke und alles Abgespaltene nach Hause hole, ablege, wer ich nicht bin. Die Erlösung hinter dem scheinbar Unaushaltbaren. Die Wahrheit.
Das Leben wird unweigerlich geschmeidig, die Ruckler und Hakler weniger und weniger, weil ich immer mehr DA bin. GANZER. REINER. KLARER. Immer besser in der Ordnung sein kann. Die göttliche Ordnung ohne Verzerrung und Filter wahrnehmen kann und mich darin bewegen, mich von ihr bewegen lassen bzw. sie durch mich ermöglichen.
Es gibt tatsächlich immer weniger zum Aufräumen. Das Kamel passt durchs Nadelöhr. Wieder und wieder. Dahinter wartet Frieden. Stille. Gewissheit. Leben wie es gedacht ist. Einfach.
Da ist Erleichterung. Ich bin nicht wieder eingeschlafen. Ich bin hellwach. Ich hab mich nicht verlassen. Ich bin bei mir wie nie zuvor.