"The Wisdom of Trauma"
Diesen Film
habe ich mir gestern aufgrund einer "dringenden" Empfehlung von Maja
Siebel angeschaut. Ich kann nur sagen: Was für eine Perle!!!!!! Dieser Film,
diese Message, diese liebevolle, natürliche, zugewandte Art den Menschen
gegenüber. ALLEN Menschen gegenüber. Ob obdachlos, süchtig, körperlich „krank“,
geistig „krank“, in Haft, ganz egal. Jeder ist es wert, gesehen zu werden. WOW!!!!
Trauma entsteht nicht nur durch absolut schreckliche Umstände und Ereignisse.
Trauma entsteht, wenn wir als Kind oder auch später als Erwachsener mit unserem
Erleben von gewissen Situationen überfordert sind, wenn uns die dazugehörigen
Gefühle übermannen und wir keine Möglichkeit sehen, damit klar zu kommen, wenn
wir uns damit alleine fühlen, niemand uns sieht und darin begleiten kann. Das
kann durch die absoluten "Nichtigkeiten" passieren. Es braucht nicht
immer den riesigen, heftigen Schicksalsschlag.
Wir haben etwas erlebt, das uns überfordert hat. Wir hatten keine Anlaufstelle.
Wir waren alleine. Wir mussten "überleben". Also haben wir all das
abgetrennt und sind in die Spaltung von uns selbst gegangen. Zum Überleben
genau richtig. Wir haben es also nicht falsch gemacht, sondern sogar ziemlich
richtig.
Wir drängen
die heftigen Gefühle weg und tun ab da alles, sie nie wieder fühlen zu müssen. Im
weiteren Verlauf des Lebens sind die Strategien des Ausweichens, der Vermeidung
der Traumaerinnerung vielfältig und keine davon ist verwerflich. Ob mit
Süchten, mit Ablenkung aller Art, mit Verlangen von "Sicherheit" von
anderen, mit Machtmissbrauch, mit Kontrollversuchen aller Art.
Ob wir unsere Angst durch eine Spritze "besiegen" wollen, ob wir
anderen die Spritze empfehlen, damit man selbst wieder "sicher" ist,
ob man mit einer Maske die Angst vermeiden, vermindern will oder ob wir die
Gefahr im Außen bekämpfen wollen, in dem wir Menschen vernichten
"müssen", die uns unsere Unsicherheit spüren lassen, oder ob man
gleich die Allmachtsfantasien hat und die ganze Menschheit kontrollieren will,
damit man sich sicher fühlt - alles die gleiche Suppe. Der Antrieb ist und
bleibt der gleiche: Diese krassen Gefühle sollen wegbleiben oder gedämpft
werden. Da gibt es nichts zu verurteilen. Das ist Handeln aus dem Trauma
heraus. Das hat mit Schlechtigkeit nichts zu tun, sondern mit Abspaltung von
sich selbst.
Wenn wir zurück zu uns wollen, zu unserer Intuition, zu unserer Integrität, zu unserer Natur, zu unserer Authentizität, dann bleibt uns allerdings nichts anderes übrig, als ganz in diesem Körper anzukommen und damit auch "zurückzukehren" ins Gefühl und auch zu diesen heftigen Gefühlen. Es gibt für meine Begriffe und aus meiner eigenen, nun echt schon langjährigen Erfahrung, keinen Weg außenrum. Der Weg geht mitten durch.
In diesem Film wird es nochmal so wunderbar verdeutlicht, wie einfach im
Prinzip die "Heilung" ist, nämlich sich daran zu erinnern, dass wir
nie kaputt waren, dass unsere heftigen Gefühle, die Überforderung, die
Verzweiflung, die Angst, die Ohnmacht immer adäquate Reaktionen auf unser
Erleben waren. Wir haben nichts verkehrt gemacht und wir sind nicht krank. Wir
sind nicht falsch. Wir haben versucht, zu überleben und das anscheinend mit
Erfolg. Und jetzt dürfen wir vom Überlebensmodus in den Lebensmodus, in die Freiheit.
"Wenn wir nicht bewusst sind, sind wir nicht frei."
(Dr. Gabor Maté - der Hauptakteur in dieser so wertvollen Doku)
Bewusst sein, heißt in sich sein. Bewusst sein, heißt nicht von Automatismen der Vermeidung gelenkt zu sein, sondern selbst bewusst und frei in der gegenwärtigen Situation eine Wahl zu treffen. Mit Trauma reagieren wir nicht auf die gegenwärtige Situation. Wir reagieren aus einer Erinnerung aus der Vergangenheit heraus, auf die gegenwärtige Situation, was meist nicht verhältnismäßig und völlig verzerrt ist. Wir reagieren also IN der Vergangenheit. Von Freiheit kann da keine Rede sein. Von Eigenmacht auch nicht.
Nun können wir allerdings wählen, ob wir weiterhin vor uns selbst davonlaufen wollen oder ob wir endlich wieder nach Hause kommen wollen, zurück zu unserer wahren Heimat in uns selbst, zurück zur Anbindung an die göttliche Intelligenz, die wir so klar spüren, wenn der alte Ballast das Ganze nicht mehr überlagert. Sie kommt darunter zum Vorschein, mit jeder Schicht, die wir abtragen, mehr.
Trauma trägt ganz viel Weisheit in sich und es ist so viel einfacher zu erlösen, als viele meinen. Dahinter wartet Freiheit und das wundervolle Gefühl, sich endlich selbst wieder zu haben. Was für ein Geschenk!
Ich kann aus tiefstem Herzen jedem empfehlen, diesen Film zu schauen. So unfassbar wertvoll, heilsam, warm, liebevoll und weise. Da geht für meine Begriffe der Weg lang und nirgends anders. 🙏💝
https://wisdomoftrauma.com/movie/
(Ein deutscher Untertitel kann eingestellt werden. Die Übersetzung ist zwar holprig, aber das Herz versteht. ♥)
Foto: Canva Text: Dr. Gabor Maté Gestaltung: Anja Reiche |