Gerade ist mir danach, noch einmal ein paar Takte zu Egoismus zu sagen. Egoismus wird ja im letzten Jahr so ziemlich jedem vorgeworfen, der es auch nur wagt ein Fragezeichen an das allgemeine Vorgehen zu setzen.
Schauen wir uns mal genau an, wer da schreit, dass jemand egoistisch wäre und was sie unter Egoismus verstehen. Für meine Begriffe ist da mal wieder - oh Wunder - die satanische Umkehr am Werk. Das, was wirklich zuträglich ist, wird uns als unmoralisch und höchst verwerflich verkauft.
Für sich selbst sorgen, schadet den anderen. Schon klar... Besser ist es natürlich, überhaupt nicht für sich zu sorgen, sich aufzuopfern, aussaugen zu lassen und dann danach zu schreien, dass die anderen doch bitte für einen sorgen sollen. So funktioniert Solidarität. So ist man sozial. Finde den Fehler...
Die, die natürlich wollen, dass wir nicht für uns sorgen, brauchen uns ja als Lieferant. Wir sollen ja schließlich ganz solidarisch uns selbst aufgeben und ihnen dienen. Sie nutzen andere zur Erfüllung ihrer Zwecke und diese anderen dürfen dann natürlich nicht an sich selbst denken, sonst endet ja direkt das bedient werden.
Für meine Begriffe ist wahrer Egoismus, andere für seine eigenen Zwecke zu instrumentalisieren. Koste es, was es wolle und dafür gehen solche Menschen auch über Leichen. Die, die liefern sollen, dürfen ruhig selbst auf der Strecke bleiben. Scheiß egal. Hauptsache derjenige wird "befriedigt".
Ich unterstelle noch nicht mal allen Absicht und Kalkül. Die meisten sind so in der Reifung zurückgeblieben, dass wir hier von kleinen Kindern in erwachsenen Körpern sprechen, die wirklich nicht anders können. Sie haben nicht gelernt, selber zu denken, für sich selbst zu sorgen, die Quelle für ihre Bedürfnisbefriedigung in sich selbst zu finden. Sie haben nicht gelernt, ihren heftigsten Gefühlen konstruktiv und erwachsen zu begegnen, sie zu integrieren und mit ihnen umzugehen. Sie sind maßlos überfordert und brauchen einen Versorger.
Umso wichtiger, das Spiel zu durchblicken und diese Menschen in ihre Eigenverantwortung zu entlassen. Ja, das löst bei ihnen Panik bis Todesangst aus. Ja, sie werden kratzen und beißen und dich bezichtigen, sie im Stich zu lassen, aber es hilft alles nichts. Eigenverantwortung ist das Zauberwort. Jedes weitere Bedienen ohne ein Hinarbeiten auf Selbstfürsorge und Eigenmacht, würde weiter in die Abhängigkeit und Ohnmacht desjenigen führen.
Ich habe es an anderer Stelle schon einmal geschrieben. Es ist meine heilige Pflicht, solche Menschen nicht mehr zu bedienen, auch wenn ich den Schmerz und die Hilflosigkeit noch so deutlich spüre. Es bringt uns alle nicht weiter und verhindert das Wachstum des anderen.
Lassen wir uns also nicht mehr beeindrucken von diesem Vorwurf, egoistisch zu sein, sondern schauen wir genau hin, was hier wirkt, wer da schreit und aus welchen Beweggründen, mit welcher Intention wir wirklich handeln. Dann sehen wir schnell, wie die Dinge sich tatsächlich verhalten.
Weise aus dem Herzen zu handeln führt nicht immer dazu, dass alle Applaus klatschen. Wir dürfen andere auf sich selbst zurückwerfen. Wir dürfen Prozesse in anderen auslösen und wir dürfen ganz klar Schuldzuweisungen dankend ablehnen. Das Schuldmodell als Erpressungsmethode hat ausgedient. Es geht um Wahrhaftigkeit und Transparenz, Offenlegung der wahren Beweggründe, aufdecken, was da wirklich wirkt, destruktive Muster durchschauen und Enttarnen was das Zeug hält. Karten auf den Tisch.
Warum will ich etwas von jemandem? Warum tue ich etwas für jemanden? Was liegt wirklich zugrunde? Ist es ein "um zu"?
Erzwungene Solidarität ist halt noch lange keine echte. Substanz hat, was aus dem Herzen kommt und aus innerem, eigenen Antrieb getan wird. Alles andere schmeckt bitter.