Die Schnecke an sich ist ein einziges Fühlorgan. Der ganze Körper fühlt, überall Sensoren, nicht nur an den Fühlern selbst. Der Körper empfindsam und leicht zu verletzen. Sie könnte niemals über Scherben kriechen oder über Reißnägel. Die Umgebung, der Untergrund müssen passen für dieses zarte Wesen.
So kann man der Schnecke nicht sagen, sie wäre falsch, nur weil sie eben mit Scherben nichts anfangen kann, mit einem rauen Untergrund und Umfeld. Auch die Scherben sind an sich nicht schlecht. Sie können sogar nützlich sein, kann man sie doch behelfsmäßig zum Schneiden verwenden. Schnecke und Scherben in Kombination sind aber nicht so der Knaller. Beides am richtigen Ort ist wundervoll. Schnecke wie Scherben. So ist also nicht die Schnecke falsch, sondern sie ist lediglich am falschen Platz, einem Platz, an dem sie sich verletzt.
In den letzten Tagen wird es mir nochmal mehr bewusst, wie unfassbar wichtig ein zuträgliches Umfeld ist. Gerade wenn ich an all die Menschen denke, die in eine Situation „hineingeboren“ werden, in der ihre Besonderheiten keinen Platz haben, nicht gesehen werden, nicht sein dürfen. Man denke nur an Menschen, die einen Familienbetrieb, wie z. B. einen Bauernhof, übernehmen sollen – weil sich das nun mal so gehört – und eigentlich sind sie durchweg Philosoph, Müßiggänger, Hochsensible, Dichter und Denker. Da ist das Verkümmern vorprogrammiert.
Dann sieht man da Menschen scheinbar scheitern. Sie bringen nichts zuwege, stellen sich an, haben zwei linke Hände und werden als Trottel und Versager hingestellt. Wenn man allerdings einen Fisch danach beurteilt, ob er auf einen Baum klettern kann, dann wird der Fisch immer der Depp sein. Gib ihm sein Element und er ist brillant.
Ich darf haargenau darauf achten, dass ich in meinem Element bin und bleibe. Vielleicht gilt es auch für so manchen erstmal herauszufinden, was das eigene Element denn überhaupt ist. Bei so vielen war es nämlich nie gefragt, überhaupt eine eigene Meinung zu haben, einen eigenen Willen. So viele wurden noch nie gefragt, haben sich selbst noch nie gefragt, wie sie denn eigentlich leben wollen würden, wenn man die freie Wahl annimmt.
In den letzten Jahren habe ich für mich selbst all das herausgefunden, habe meine Talente und Gaben erkannt, weiß, was mein Element ist, wo ich brillant bin, wo ich erblühe und wie das Umfeld sein muss.
Diese extreme Ruhephase hier zu Hause ist meiner Oma gewidmet, vielleicht überhaupt meiner ganzen Familie, meinen Ahnen, all jenen, die schuften mussten, leisten, ranklotzen, funktionieren, denen nicht vergönnt war, ihr Element zu suchen und zu finden. In so vielen Leben ging es ums nackte Überleben. Da war weder Zeit noch Raum für Selbstfindung. Jetzt schon.
Ich tue es natürlich in erster Linie für mich, keine Frage. Und jetzt gerade tue und zelebriere ich es für sie. Rückwirkend. Dadurch, dass ich mir das so radikal erlaube, ehre ich ihren Weg. Ich verneige mich vor ihrem Leben, vor ihrem Schmerz, vor ihrem Überleben. Bei so vielen ist es ein wahres Wunder, dass sie überhaupt überlebt haben, immer noch leben. Andere sind tatsächlich daran zerbrochen, dass sie eben nicht in ihrem Element waren. Auch vor denen verneige ich mich.
Kein Leben ist je verloren oder vergeudet. Jede Erfahrung richtig und dennoch habe ich das Gefühl, dass all die Ahnen vor mir dafür „vorgearbeitet“ haben, dass ich das jetzt leben kann, was ich lebe. Wir alle zusammen haben das hinbekommen. Jeder hat in seiner Zeit das ihm Mögliche getan und irgendwie kommt es mir so vor, wie wenn ich es jetzt vollende. Freiheit leben. Frei sein. Glücklich sein. Mich erinnern, wer ich bin. Erkennen, dass ich Schöpfer bin. Machtvolles Geistwesen. Das große Ganze schauen und mich über das Spiel hinauserheben.
Ein großer, langer Zyklus ist zu Ende gegangen. 26.000 Jahre wurden 2012 vollendet. Seither ist eine neue Epoche angebrochen. Atlantis ist wieder in greifbarer Nähe. So unfassbar nah, auch wenn es gerade so krass weit weg zu sein scheint. Die dunkelste Stunde ist die vor Sonnenaufgang, heißt es so schön. Die goldene Zeit, ich hab sie in jeder Zelle und für mich ist sie schon da. Ich kann mich leben. Ich erlaube es mir. Ich lasse nichts mehr anderes zu. DAS ist für mich die goldene Zeit.
So bin ich „Schnecke“, ich durch und durch, fühlendes, zartes Wesen, komplett in meinem Element, da wo ich voll und ganz ich sein kann, wo meine Zartheit ihren Platz hat, wo meine Zartheit ein Beitrag ist. Meine ganz persönliche goldene Zeit und für mein Gefühl ganz bald für alle Menschen erfahrbar. Was sind schon 10 Jahre in Anbetracht von 26.000? Was für eine Gnade genau jetzt hier sein zu dürfen.
(Danke Maja, dass du mich nochmal an die Schnecke mit all ihren Besonderheiten erinnert hast. ❤)
Foto: Canva Text und Gestaltung: Anja Reiche |