Dienstag, 22. Dezember 2020

Der freie Wille will benutzt werden

Der freie Wille ist ja schön und gut, aber du musst ihn auch benutzen und tatsächlich wählen.

Ich erlebe es immer wieder, dass sich Menschen mit der Hand auf die Stirn schlagen und seufzen, wenn ich ihnen sage, dass sie sich für etwas Bestimmtes entscheiden sollen. Sie hatten mal wieder vergessen, eine Wahl zu treffen. Es ist mal wieder in Vergessenheit geraten, dass wir diese Möglichkeit haben.

Nicht zu wählen, sich nicht zu entscheiden, gleicht der Tatsache, in einem Restaurant zu sitzen, die Speisekarte in und auswendig zu kennen, die anderen am besten noch zu beraten, was denn wohl am besten schmeckt, sich an der Fülle der Möglichkeiten zu freuen und dabei ganz zu vergessen, selbst zu bestellen und dem Kellner schlicht nicht zu sagen, was man denn nun haben möchte.

So viele wache Menschen, die wirklich ihre Hausaufgaben machen, ihre Themen anschauen und lösen, immer freier und leichter werden, wundern sich manchmal, dass irgendwie trotzdem nicht so richtig das ins Leben kommt, was eigentlich schon längst überfällig ist, angesichts der vielen inneren Befreiung und Heilung. Ihr Umfeld müsste eigentlich ganz anders aussehen, wenn es Ausdruck dessen sein sollte, wie es sich im Inneren anfühlt.

Und dann kommt die Frage der Fragen: Ja, hast du dich denn überhaupt schon jemals wirklich dafür entschieden, dass du dieses oder jenes erfahren willst? Hast du deine Erfahrungen gewählt? Die Entscheidung aufgeschrieben, ausgesprochen, ausformuliert? Hast du jemals aus tiefstem Herzen gesagt: "Ich wähle es, es zu erfahren, vom Leben getragen und versorgt zu sein."? Oder was auch immer du gerade erfahren willst? Nein? Dann wird es höchste Zeit.

Welche Erfahrungen willst du jetzt machen? Du bist genau einen Wimpernschlag von einem neuen Erfahrungshorizont entfernt.

Übrigens ist auch Abwählen eine Wahl. Ein klares NEIN und ein "dafür stehe ich nicht mehr zu Verfügung", ein "STOP - mit mir nicht" ist ebenfalls eine Wahl. Sätze wie "Ich entziehe dieser Erfahrung die Existenzberechtigung." oder "Ich verbanne alles aus meinem Leben, was mir nicht dient." sind machtvoll und kräftig. Und was wählst du dann stattdessen, wenn du das abgewählt hast, was du nicht möchtest?

Ich schmeiß mal ein paar Ideen in den Raum:
"Ich hole meine Macht zu mir zurück!"
"Ich entscheide mich, mich von der Situation zu lösen und die Wahrheit zu sehen, damit ich frei sein kann."
"Ich wähle Klarheit und dass ich immer den roten Faden in meinem Leben finde."
"Ich wähle, mich dem Plan meiner Seele zu fügen."
"Ich nehme meinen Platz ein und lasse das durch mich in die Welt fließen, was durch mich in die Welt will."
"Ich wähle Wachstum, Entfaltung, Erfüllung."
"Ich wähle es, meine Herde zu finden und nur noch von Menschen umgeben zu sein, bei denen ich mich frei entfalten kann, die mich wachsen sehen wollen, die mich lieben, wie ich bin."
"Ich wähle es, mich in meiner Größe zu erleben."
"Ich wähle es, darüber hinauszuwachsen."

Was machen diese Sätze mit euch? Diese Entscheidungen?

Manche Dinge darf/muss man sich auch erst erlauben. Auch da hakt es manchmal noch.

"Ich erlaube mir, dass es mir besser gehen darf, als anderen."
"Es darf leicht sein. Ich erlaube mir Leichtigkeit."
"Ich darf über meine Eltern hinauswachsen."
"Ich erlaube mir, mich an erste Stelle zu setzen und mich wichtig zu nehmen."
"Ich erlaube mir, zu widersprechen und meine eigene Meinung zu haben."
"Ich erlaube mir meine Größe."

Ach, ich könnte ewig weiterschreiben. Wählen und Entscheidungen treffen sind bei mir schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass es wirklich nur eine Sache von Sekunden ist. Ich nehme eine Situation wahr, fühle, ob sie stimmig ist und wenn nicht, dann wähle ich, was ich stattdessen will. Ich nehme ein Bedürfnis wahr und entscheide mich direkt für die Erfüllung.

Ich wähle immer wieder im Alltag genug Raum für mich zu haben, wenn z. B. gerade Besuch da ist. Ich wähle immer wieder, dass Dinge in Leichtigkeit zu mir kommen, von denen ich weiß, dass sie jetzt dran sind.

Das Leben liefert so unfassbar schnell und wird immer noch schneller. Mein Tag ist eine einzige Aneinanderreihung von bewussten Entscheidungen. Stetes präsent sein, beobachten, hinspüren, wählen. Immer wieder, immer wieder. Ich empfange am laufenden Band, leicht wie ein Flügelschlag fügt sich alles, so schnell kann ich manchmal gar nicht schauen. Und es fühlt sich so normal an, so selbstverständlich, obwohl ich genau weiß, dass es mal ganz anders war und eben nicht selbstverständlich ist und gleichzeitig doch, denn so ist das Leben gedacht und angelegt. Also ist diese Leichtigkeit doch irgendwie selbstverständlich, weil natürlich. 😉

Also: Was will ich jetzt? Was brauch ich jetzt? Wo soll ich sein? Was ist jetzt dran? Wo will mein Leben jetzt hinfließen? Was tut mir jetzt gut? Was wähle ich ab? Für was stehe ich nicht mehr zur Verfügung? Was will ich statt dem, was gerade nicht passt?


PS: Nur zum Verständnis - Grundhaltung ist für mich, dass ich zu meinem höchsten Wohl wähle und automatisch zum höchsten Wohle aller UND der freie Wille aller anderen wird absolut respektiert.

 
Foto: Canva
Text und Gestaltung: Anja Reiche