Mittwoch, 9. September 2020

Gutes muss man nicht erzwingen

Zwang und Solidarität verträgt sich nicht so wirklich. Generell verträgt sich Zwang nicht mit wirklich guten, erhebenden, bereichernden und vor allem sinnvollen Dingen. Erkennt der Mensch den Sinn in einer gewissen Tat, tut er sie von ganz alleine.

Man stelle Wissen und Informationen zur Verfügung oder falls nicht schon vorhanden, sammelt man eben genau das. Schwarmintelligenz. Jeder kann etwas dazu beitragen, seinen Blickwinkel, seine Beobachtungen, seine Erfahrungen. Jeder ist auf seine Weise in irgendwas ein Experte. Umso breiter gefächert, umso besser. Möglichst von allen Seiten beleuchtet, mit so vielen Facetten und Aspekten wie möglich. Wenn dann alles oder zumindest so viel wie möglich für alle sichtbar auf dem Tisch liegt, kann jeder seine eigenen Schlüsse ziehen. Ich bin mir sicher, dass der Mensch weise ist. Man muss ihn nur lassen.

Wie gut und sinnvoll kann etwas sein, zu dem ich Menschen zwingen muss? Führt nicht erst der Zwang dazu, dass Menschen rebellisch werden und aufbegehren, zu "Verbrechern" werden, lügen und betrügen, stehlen und morden, weil sie sich gar nicht anders zu helfen wissen? Wenn es überall nur Verbote gibt, wenn mir überall die Selbstverantwortung abgenommen wird, wenn alles immer enger wird und mir mehr und mehr meine eigene Intelligenz und Weisheit abgesprochen wird, kommt es in diesem Korsett irgendwann ZWANGSläufig zur Explosion und zum Widerstand.

Die wahre Natur des Menschen ist Freiheit, Entfaltung und stetiges Wachstum. Man mag es nicht glauben, aber meine Wahrheit ist tatsächlich, dass die Urnatur des Menschen rücksichtsvoll, liebend und gut ist. Ich trau den Menschen zu, dass sie freiwillig Gutes tun, jeder auf seine Weise, jeder das, was er bereit ist, zu tun. Grundvoraussetzung ist allerdings, dass es demjenigen selbst gut geht, dass er sich versorgt fühlt, dass er genug "hat".

In dem künstlich erzeugten Mangel, den wir seit Jahrhunderten haben, ist Unzufriedenheit und die Angst zu kurz zu kommen, aber normal geworden. Man hat uns erzählt, dass es all die Regeln und Gesetze gibt, weil der Mensch so schlecht ist. Nein, der Mensch ist so "schlecht" geworden, weil es so viele Regeln gibt, weil er kurz vor dem Ersticken ist, ausgehöhlt durch Sinnlosigkeit, abgeschnitten vom Lebenselixier der Freude, weil er angefangen hat, in Schuld und Scham zu ertrinken. Wer selbst nichts hat, mag/kann anderen nichts geben.

Es braucht einen Paradigmenwechsel und der kann nur in einem jeden Einzelnen stattfinden. Das Weltbild, das Menschenbild, der Lebenssinn braucht dringend ein Update, ein Upgrade. Wir dürfen wieder erkennen, dass wir GUT sind, dass wir großartig sind, dass wir genug SIND und genug haben, dass jeder Mangel eine Illusion ist, dass das Leben uns trägt und dass jeder einen ganz eigenen Zugang zur Quelle hat. Es braucht keine Versorger. Es braucht keine Priester, die meinen näher an Gott zu sein, als wir es sind. Es braucht keine Mittler mit Deutungshoheit. Es braucht keine Anführer, die nur darauf aus sind, uns klein, dumm und unmündig zu halten. Es braucht wache, eigenständige Wesen, die vollkommen in die Eigenverantwortung gehen, die sich wieder an ihre wahre Natur, ihre Größe, Genialität und Göttlichkeit erinnern.

Menschen, die sich selbst führen, machen Menschen überflüssig, die führen wollen/sollen. Menschen in ihrer Größe lassen sich nicht mehr gängeln und schon gar nicht das Zepter aus der Hand nehmen. Menschen, die sich und ihre wahre Natur erkannt haben, muss man zu nichts zwingen, erst recht nicht zu Solidarität und Nächstenliebe. Diese Menschen SIND Liebe und mit allem verbunden. Sie wissen um die All-Einheit. Menschen, die mit sich selbst verbunden sind, haben immer genug, weil sie um die Prinzipien des Universums, der Schöpfung wissen. Sie handeln weiser und göttlicher als man es ihnen jemals vorschreiben könnte. Jeder Mensch, der sich selbst führt, ist ein Geschenk für alle anderen.

Wer glaubt, dass man Gutes erzwingen muss, hat nichts vom Universum verstanden.

 

Foto: Canva
Text und Gestaltung: Anja Reiche