Mittwoch, 26. August 2020

Licht kann nicht ausgelöscht werden

4:44 Uhr - draußen stürmt es und ich bin hellwach. Es ist still in mir. Friedlich. Der äußere Sturm ist tatsächlich nur im Außen. In mir ist der glasklare, spiegelglatte Bergsee.

Ich schaue gedanklich auf die Welt wie sie gerade ist und die Stille bleibt, der Frieden. Ich sehe, was ich sehe und es regt sich nichts. Es regt sich nichts auf. Es zieht sich nichts zusammen. Da wird nichts eng oder beklemmend. Da ist einfach nur Frieden und Neutralität. Es ist wie es ist. Frei von Wertung.

"Liebe sein im Angesicht der Spaltung." Diesen Satz hab ich vor ein paar Tagen gehört und mir direkt aufgeschrieben. Er macht was mit mir. Macht weit und ruhig. Es geht nicht darum, das zu erzwingen und vielleicht eine heftige Wut zu negieren, zu übertünchen und einen auf Licht und Liebe zu machen, obwohl es untendrunter ganz anders aussieht. Nein, nein.

Die letzten Wochen hab ich so oft gekocht, bin explodiert, habe gebebt, geschimpft, getobt, bin für mich eingetreten. Ich habe auch geweint, fühlte mich klein und hilflos, ohnmächtig und war voller Schmerz. Ich hab die ganze Palette durch. Ich habe alles angenommen, durchgefühlt, zu Ende gefühlt, was ich einst verdrängt oder "abgebrochen" hatte. Ich habe jeden Zustand, jeden Gedanken und jede Emotion einfach sein lassen, da sein lassen. Völlige Hingabe und Aufgabe.

Irgendwann kommt unweigerlich die Stille. Irgendwann ist es fertig. Getan. Irgendwann hat eine Situation ihren Zweck erfüllt, ist der Wachstumsprozess erledigt, die Befreiung geschehen, sind alle Geschenke gefunden und ausgepackt. Die Erlösung. Die Umstände haben ihren Sinn erfüllt und sind damit hinfällig, überflüssig, entlassen, erlöst. Keine Ladung mehr drauf. Neutralisiert.

So hat es in meinem Leben, auf meinem Weg zurück zu mir, in meine Größe und Kraft immer funktioniert. Schicht für Schicht erlöst. Jedwede auferlegte Begrenzung abgeschmolzen, aufgelöst, manchmal regelrecht weggesprengt. Ich wurde klarer, authentischer, aufrichtiger, aufgerichteter, größer, freier, leichter, weiter, gesünder, direkter, tiefer, feiner, spüriger, sehender, angebundener mit jeder Schicht ein wenig mehr.

Diese Herausforderungen der letzten Monate waren gefühlt die Meisterprüfung. Abschlussarbeit. Alles individuell "Gelernte" und Erkannte anwenden "im Ernstfall". Ich registriere selbst erstaunt, dass ich in der Vergangenheit spreche, wie wenn es "erledigt" wäre. Interessant. Tatsächlich fühlt es sich in mir auch so an. Jetzt. In diesem Moment. Ob das stimmt? Ob das Gefühl bleibt? Ich werde es sehen. Kann sein, dass es in fünf Minuten schon wieder ganz anders ist.

Auch so ein Phänomen der letzten Zeit. Alles kann sekündlich schon wieder ganz anders sein. Und es ist okay. Die Wellen reiten wie sie kommen. Fertig. Mehr ist nicht zu tun. Es geht immer nur um den einen nächsten Schritt. Was ist jetzt stimmig? Was sagt mein Herz? Wo bin ich richtig? Wo bin ich gerade die größte Hilfe für das Leben? Was will jetzt durch mich geschehen? Was will jetzt durch mich in die Welt? Worauf liegt die Kraft? Um mehr geht es nicht. So kommt man durch den größten Sturm. So meistert man die größte Herausforderung. So funktioniert Leben. Komplizierter wird es nicht.

Ja, die Dinge scheinen dramatisch zu sein und gleichzeitig kann das Drama genau jetzt in dir enden. Nichts von all dem, was da passiert ist persönlich zu nehmen. Nichts kann dir wirklich etwas anhaben. Deine Essenz bleibt von all dem unberührt. Das, was du wirklich bist, kann gar keinen Schaden nehmen.

Du bist Licht. Ich bin Licht. Ich bin alles. Ich bin nichts. Ich bin Göttlichkeit in menschlichem Ausdruck. Mit jeder Erfahrung von mir erfährt sich Gott. Frei von Wertung. Jede Erfahrung ein Geschenk. Alles richtig und wichtig.

Ich bin Licht. Immer. Ewiglich. Nichts kann mich auslöschen. Man kann mich mir selbst nicht wegnehmen. Wer sollte das tun? Auf irdischer Ebene mag es manchmal so aussehen, als ob es dunkel wäre und es fühlt sich dann auch so an. Aber Leben und Licht setzt sich immer durch. Wahrheit und Wahrhaftigkeit setzen sich immer durch. Licht setzt sich immer durch. Vor allem jetzt, in diesem Leben, weil das so viele gewählt haben. Dieses Leben ist ein Leben, in dem das Licht auch irdisch zum Ausdruck kommen wird. Ganz bald, in echt, zum Anfassen. Und vielleicht jetzt in diesem Moment schon IN dir.

 

Foto: Canva
Text: Karin Haider
Gestaltung: Anja Reiche