Donnerstag, 23. Oktober 2025

Die Einheitserfahrung ist Bonus

Als ich losgegangen bin, zu mir hin, angefangen habe, jeden Stein auf links zu drehen und jeden Winkel meines Innersten zu erkunden, blieb es nicht aus, dass ich mich mit den größeren Fragen des Lebens auseinandersetzen musste.

Mir war klar, wenn ich mich wirklich begreifen will, muss ich das Bild größer fassen. Wenn "ich" einen Sinn ergeben soll, braucht es mehr als dieses Leben, mehr als die Materie, mehr als das, was mir vom Leben, von Gott, vom Menschsein erzählt wurde. Solange es Widersprüche gibt, ist entweder das Bild nicht vollständig oderund es sind Lügen am Start und so lange gebe ich keine Ruhe.

Parallel zur Erweiterung des "Ich-in-der-Welt-Bildes" fand das tief in mich Eintauchen statt. Ich begegnete allem in mir, nahm jeden Auslöser im Außen her, um das Ausgelöste in mir zu betrachten, zu fühlen, sich ent-wickeln und entfalten zu lassen. Selbstzuwendung als Grundhaltung, nicht als Notfallprogramm.

Ich wollte mich, mit Haut und Haaren, mit allen Abgründen, Anteilen, Farben und Facetten, und vor allem mit der vollen Wahrheit. Sowohl die Wahrheit über den jeweiligen - oft erschütternden, tief verletzten, verwahrlosten - inneren Ist-Zustand, als auch die Urwahrheit, mein wahres Wesen, mein Naturell, meine Gaben.

Unerschrocken - das trifft es nach wie vor. Ich war und bin unerschrocken beim Forschen und Hinschauen. Dieser Zug zu mir hin, dieses mich ganz und gar wollen, egal, was es dafür braucht, ist mir wohl in die Wiege gelegt, Gott gegeben, unverrückbar.

Nun, was soll ich sagen?

Die Suche nach mir hat mir mich und das ganze Universum beschert und mich unweigerlich zu Gott geführt, zum All-Bewusstsein, zu tiefer Verbundenheit mit mir und allem, was ist. Ich wollte weder Erleuchtung, noch Nirwana, noch Einheitserfahrung oder Transzendenz. Ich wollte mich in aller Konsequenz, ohne zu wissen, was das bedeutet und was dieser Weg mir abverlangen würde.

Die emotionale Heilung und Reifung ist kein Pappenstiel. Sie führt direkt hin zu und durch Wunden, Trauma, Bindungstrauma, die Urwunde. Wenn ich mich ganz will, gehört das dazu. Ganz heißt halt ganz.

Einheitserfahrung gibt es auch ohne die emotionale Selbstzuwendung und dennoch wird es niemals das Gleiche sein, niemals so warm, so erfüllend, so voll, so liebevoll und mitfühlend sich selbst und anderen gegenüber und vor allem niemals so verbindend mit sich, dem Leben und den Mitmenschen. Das ist so fühlbar für mich.

In wahre, tiefe Beziehung zu allem, was ist, komm ich nur durch die wahre, tiefe Beziehung zu mir selbst. Das weiß ich heute. Dass ich diesen Weg beschreiten sollte, war wohl Vorsehung. Ich hatte ja keine Ahnung. Aber eine sehr deutliche Stimme in mir, die wohl wusste, was ich hier soll. Gott sei Dank!

Warm ist es in mir und mit mir. Wunderbar warm, voll und satt. Ich mag mir nah sein, egal was ich fühle.