Ich werde nicht müde, das alles immer wieder zu betonen und zu wiederholen. Diese Welt ist voll von "weg von - hin zu"-Bestrebungen, von Angeboten, die versprechen, endlich einen Wunschzustand zu erreichen, voll von Verurteilung, von antreibenden Slogans. Ich sehe so viele, die in diesem Streben gewaltvoll mit sich umgehen, ohne es zu bemerken, ja sogar ganz im Gegenteil der Meinung sind, sie würden gut für sich sorgen, die aber eigentlich nur mit dem inneren Kritiker auf sich schauen und sich nicht beobachten können, ohne sich gleichzeitig zu bewerten und zu verurteilen. Das Ganze ist so normal und allgegenwärtig, dass es ihnen nicht auffällt, dass die Gewalt daran nicht als solche erkannt wird.
Auf Deutsch: die Welt ist voll von Selbst-Gewalt, die aus dem Bestreben resultiert, anders sein zu wollen/müssen, voll von der Angst, "es" niemals zu schaffen. Der Angst, es nicht zu schaffen, sich selbst endlich leben zu können und deswegen voll von Härte, in dem Versuch es doch hinzubekommen.
Dieses "sich leben können" wird definiert über ein Wunschbild, wie man sein sollte, sein möchte oder eigentlich ist, aber es nicht auf die Straße bringt. Und das weicht meist gehörig von dem ab, wie es gerade tatsächlich ist.
Das ganze Tun ist ein einziges Streben weg von allem, was dem Menschen dabei scheinbar im Weg steht und hin zu allem, was der Erfüllung angeblich dient.
Das ganze Tun ist eine Flucht aus dem Moment und damit weg von all den heimatlosen Anteilen samt ihren Gefühlen, Nöten und emotionalen Katastrophen, mit denen sie schon in der Kindheit allein gelassen wurden.
Jedes "es anders haben wollen, als es gerade in mir drin ist" ist im Grunde ein weiterer Verrat an einem inneren Kind, das immer noch versucht, endlich wahrgenommen zu werden, endlich da sein zu dürfen, endlich bei jemandem landen zu können mit dem, was in ihm emotional gerade da ist. Mir dreht es alles um, wenn ich dann höre oder lese, dass das ja nur das Ego ist oder der innere Schweinehund oder der hinderliche Verstand, der wieder irgendwas will. Es könnte weiter nicht von der Wahrheit weg sein und es tut mir in der Seele weh, diese hochgradig verletzten Anteile so behandelt und so verkannt zu sehen.
Die wenigsten sind sich dessen bewusst, dass dieses Streben hin zu, eigentlich eine Flucht vor sich selbst ist, ein weiteres im Stich lassen der Anteile, die uns am dringendsten brauchen. Dass dieses "sich leben" erstmal und vor allem meint, da voll und ganz anzukommen, wo ich innerlich gerade bin. Bei meiner emotionalen Wahrheit. Die Suche im Außen kann aufhören, wenn ich innerlich bei mir selbst landen kann.
Ich muss nirgends mehr hin. Ich muss nicht anders werden, anders fühlen, nichts mehr schaffen. Ich darf erstmal alles anerkennen, was so lange nicht sein durfte.
Den meisten fehlt etwas, sie suchen nach "unbestimmt" und ihnen ist nicht klar, dass das, was es am meisten braucht, was dieses Fehlen ausmacht, eine innere Heimat für sich selbst ist, die wir als Kind nicht erlebt haben.
Ich begegne dieser inneren Zerrissenheit und den Anteilen in mir, die etwas empfunden haben und von außen aber die Botschaft bekommen haben, dass das nicht okay ist, in letzter Zeit sehr oft. Die Urwunde, wieder und wieder. Diese innere Spannung, die Not, die daraus entstanden ist, wenn das, was in mir fühlbar da ist, nicht zu dem passte, was mir meine Bezugspersonen rückgemeldet haben, dieses nicht wissen wohin damit in mir, mit mir, wenn ich in Kontakt mit den anderen bleiben möchte, ist kaum in Worte zu fassen. Unglaublich, mit was wir da als Kinder wieder und wieder konfrontiert wurden. Das waren keine einmaligen Angelegenheiten. Das war täglich Brot. Wiederholung in Dauerschleife. Ein Schrecken ohne Ende.
Diese Anteile brauchen endlich eine Anlaufstelle. Diese Anteile wollen endlich sein dürfen. Diese Anteile wollen nicht schon wieder hören, dass das, was sie fühlen nicht okay ist, dass sie besser anders sein sollten. Sie wollen, dass das Leid endlich aufhört und das tut es sofort, wenn ich sie sehe und endlich fühle, was sie damals gefühlt haben und dann erfahren haben in all der Zurückweisung, wenn sie endlich emotional bei mir landen können. Dann hat ihr Leid ein Ende und ich wieder mehr Entspannung und Frieden im System. Echten, natürlichen, nachhaltigen Frieden. Das Rennen und Streben, das Suchen und die Unruhe weichen. Die Wurzel all dessen ist erkannt und genau da kann der Wahnsinn endlich enden. Die Wüste ist zu Ende. Die Dürre, das Dürsten trifft auf lebendiges Wasser. Meine verlorenen Anteile kehren zurück nach Hause, an die Quelle der Liebe. Sie dürfen endlich, endlich mit ihrer gefühlten Wahrheit da sein.
Deswegen, ich werde nicht müde, das immer wieder zu betonen, darauf hinzuweisen. Es geht um zu viel. Für diese Anteile geht es um alles.
