Montag, 17. Juni 2024

Ich will einfach nur heilen

"Ich will einfach nur heilen." Der Satz war heute Mittag dann einfach da. Klar. Kraftvoll. Unumstößlich.

Ich hatte den ganzen Morgen damit zugebracht, mich selbst zu beobachten in einem hin und her zwischen wach und schlafen. Es war diese bleierne Müdigkeit, wie ich sie aus meiner Kindheit kenne und auch aus meinem Leben als junge Erwachsene. Sie ist zäh und klebrig und zieht mich immer wieder hinüber in den Schlaf, der eigentlich eine Flucht ist.

Eine Flucht vor der Welt. Wenn ich wach werde und aufstehe, dann werde ich absorbiert vom Umfeld, muss Dinge tun, die ich nicht will, muss funktionieren. Jeder Schritt ein Stich in meine Innereien. Jede Tat gegen mich selbst, weil ich nicht tun darf, was ich will, was mir wichtig ist. Weil ich nicht seingelassen werde. Weil ich tun muss, was andere von mir wollen. Und selbst wenn ich Dinge für mich tue, weiß ich, dass die Pflicht nur aufgeschoben ist. Sie hängt wie ein Damoklesschwert omnipräsent über mir. Sitzt mir immer im Nacken. Echter Genuss sieht anders aus.

Wach werden und aufstehen hieß damals, ein weiterer Tag ohne mich. Ein weiterer Tag als Hülle, die funktioniert. Ein weiterer Tag, mich selbst verlassen müssen. Einen weiteren Tag irgendwie überleben, möglichst unbeschadet durchkommen und den Abend herbeisehnen. Ein weiterer Tag in Einsamkeit. Mich nicht haben. Keinen anderen haben. Keine Arme, die mich einfach nur halten und behüten, ohne was zu wollen. Die MICH wollen, fördern, unterstützen. Niemand ansprechbar, der wirklich da ist.

Ich hatte unfassbar lange "Probleme" mit dem Aufstehen und Wachwerden. Heute weiß ich, warum. Das hatte mehr als einen guten Grund. Der Schlaf war meine Zuflucht. Das Bett der einzige Ort, an dem ich für mich sein konnte, sicher war. Abends im Bett war es endlich geschafft. Wie schrecklich, wenn dann der nächste Tag kam und alles von vorne losging. Ich hatte doch gerade erst "überlebt".

Nun war ich also heute Morgen mit diesen Gefühlen und meinen Anteilen, die nicht wach werden wollen und sich gegen dieses Leben sträuben. Ich kann sie so gut verstehen. Das Leben war kein Abenteuer, das es zu entdecken gab und für das man freudig aus dem Bett hüpft. Das Leben war lange Zeit gefühlt eine Bürde.

Als ich dann bei Christian lag und ihm davon erzählte, weinte, hatte ich das Gefühl, diese Anteile niemals nach Hause holen zu können.  Und dann sagte ich diesen Satz: "Ich will einfach nur heilen."

Ich will meine Ruhe und das machen können, auf was es gerade wirklich für mich ankommt und das ist Heilung. Ich mag mich voll und ganz darauf konzentrieren. Dafür darf alles da sein. Alles andere ist zweitrangig.

Plötzlich war da Frieden in mir. Ruhe. Klarheit. Kraft. Ausrichtung.

Auf einmal ging es weder ums "Business", noch ums Geld verdienen, nicht darum, anderen zu helfen, Anforderungen von außen zu erfüllen, nicht ums Reisen, nicht um coole Events oder tolle Locations. Völlig irrelevant.

Mein Leben ist gerade der Heilung gewidmet. Sehr intensiv und ich geh nicht mehr weg von mir. Ja, ich begegne Menschen und dann heilen wir gemeinsam. Das mag dann vielleicht aussehen, als hätte ich geholfen, aber in Wahrheit hab ich mir geholfen, heile mit den Menschen zusammen, begegne mir im anderen. Ich bin wie er/sie auf meinem Weg zu mir. Ich bin eine von ihnen, von jenen, die ebenfalls heilen wollen, die sich selbst wieder haben wollen und alles danach ausrichten.

Plötzlich kann ich dem Leben wieder antworten, kann klar Entscheidungen treffen und sagen, was ich will und nicht will, was dran ist und was nicht, gemessen an diesem Richtwert.

Alles, um zurück zu mir zu kommen. Alles, wobei ich mich behalten kann. Das tue ich und das braucht keinen Namen, keine große Überschrift. Das ist mein Ruf. Meine Berufung. Es ruft mich zurück zu mir in meine Urnatur. Das will ich zusammen mit anderen leben und erleben. Mit ihnen reise ich in unsere Innenwelten und erforsche, wo wir stehen, wie das Leben eigentlich gedacht ist, was es bedeutet, unsere Göttlichkeit zum Ausdruck zu bringen, was es heißt in Mitgefühl, Wohlwollen und Liebe miteinander zu sein.
 
Mein Leben und alles, was darin stattfindet, ist ein einziger Heil(ich)raum!