Sonntag, 1. Oktober 2023

Die Bedrohung gibt es nicht mehr

Das, was damals passiert ist, wird sich nicht wiederholen. Es mag vielleicht Ähnliches passieren oder etwas ganz anderes, das die alten Gefühle antickt, aber es wird sich nicht genauso wiederholen.

Das tatsächliche Ausgeliefertsein ist vorüber. Was sich jetzt zeigt, ist das, was damals nicht gelebt werden konnte. Die Gefühle, die Reaktionen, das Fürmichsorgen, aus der Begegnung gehen, dem folgen, was gerade für mich stimmt, sagen dürfen, was ich damals nicht durfte.

Es ist eine Art Nachholen. Für die Kleine.

Wenn ich keine Berührung mag, mag ich keine Berührung, sage das, folge dem.

Wenn ich wütend bin, bin ich wütend. Bin damit da. Gehe damit in Kontakt.

Wenn es STOP zu sagen gilt, weil ich etwas nicht mag, dann sag ich das.

Wenn sich etwas unstimmig anfühlt, fühlt es sich unstimmig an. Ich benenne es, ohne zu wissen, WAS sich unstimmig anfühlt.

Wenn sich etwas, was der andere tut, klebrig oder eklig anfühlt, mein Bauch eng wird und ich mich wegdrehen möchte, dann sag ich das, ohne zu wissen, WARUM das so ist. Es IST so.

Jetzt kann ich all das tun und sein. Ich muss mich nicht mehr verlassen. Ich muss mich nicht mehr verleugnen. Ich muss mich nicht mehr anpassen.

Ich habe meine Gefühle und das, was in mir stattfindet. Ich nehme es voll und ganz in Besitz, verkörpere es durch und durch, mach mich nicht mehr falsch dafür und lass es mir auch nicht mehr wegdiskutieren. Was in meinem Körper stattfindet, wird anerkannt, gesehen, gefühlt, darf sein. ICH darf SEIN. Durch und durch. Dafür sorge ich.

Ich sorge jetzt für mich. Ich begleite mich jetzt nachträglich in den Zuständen von damals, bin mit mir, habe Mitgefühl, sehe mich in der Not von früher, habe Verständnis für JEDES Gefühl, JEDE Tat, JEDE Untat.

Vieles durfte damals nicht sein. Jetzt darf es das, weil ich es erlaube.

Ich bin damit nicht versteckt. Ich mache das nicht heimlich für mich. Ich mache das in Kontakt. Es geht nur in Kontakt, weil das, was ausgelöst werden "muss", nur in Verbindung mit anderen zum Vorschein kommt.

Es wird "einfach" im Sinne von schlicht, pur, direkt. Gleichzeitig ist es ordentlich herausfordernd, damit da zu bleiben. ALLES da sein zu lassen. Bei mir zu bleiben. Zu differenzieren, was Gefühle sind, die in die Vergangenheit gehören und welche Gefühle tatsächlich die jetzige Situation betreffen und in die Gegenwart gehören.

Nach den Stürmen, die das Nachfühlen von damals mit sich bringt, kommt ein Frieden, jedes Mal, neue Klarheit, neue Freiheit.

Die Bedrohungen gibt es nicht mehr, "nur" die Erinnerung daran.

Ich darf mich behalten.
Ich habe mich so sehr wie nie zuvor.