Es ist so wichtig, eine bewusste Pause zu machen, bevor ich auf etwas reagiere. Es ist so wichtig, mein Innerstes zu spüren und zu prüfen, was ich zu bestimmten Dingen fühle. Was ist meine Wahrheit dazu? Wie stehe ich dazu? Ist das, was da gerade von außen an mich herangetragen wird, auch richtig für mich?
Im Laufe eines Tages gibt es so viele Einflüsse von außen. Anrufe, Nachrichten, Anfragen, Bitten, Gespräche, aus denen wir immer wieder einen Appell mitnehmen, ob er ausgesprochen wurde oder nicht , Ansprüche und Bedürfnisse von anderen, Pflichten, Normen, Gepflogenheiten, Dinge, die man sich vornimmt, Impulse, Ideen, Infos. Eine Flut an Möglichkeiten.
Ohne diese bewusste Pause zwischen Aufnahme dieser Reize und meiner Reaktion, ohne Hinspüren, was davon jetzt wirklich meins ist, wichtig, relevant, stimmig, für mich dran, wäre ich Spielball des Lebens, von außen gesteuert, fremdbestimmt. Ich würde gelebt werden, anstatt mich selbst zu leben und selbst zu wählen.
Es geht sehr viel um Klarheit. Es geht um eine klare Ausrichtung, um eine klare Absicht. Wie muss es jetzt für mich sein, damit es sich leicht, weit, frei und lebendig anfühlt? Was gibt mir Leben? Was nimmt mir Leben? Wo fühlt es sich hell an und wobei wird es eher dunkel in meinem Inneren? Was gibt mir Raum und was erdrückt mich?
Ich kann immer wählen. Ich habe IMMER eine Wahl. Oft mag es nicht so erscheinen, aber es gibt immer die Möglichkeit ein klares NEIN auszusprechen.
Gerade eben habe ich - mal wieder - eine Anfrage für ein Coaching abgelehnt. Erst bin ich darauf eingegangen und wollte einen Termin vereinbaren, doch umso länger sich das hinzog, umso dunkler wurde es in mir. Der Bauch fing an zu grummeln. Etwas drückte. Von Leichtigkeit und Freude keine Spur mehr. Ich halte inne, spüre nach, stelle mir vor, wie es sich anfühlt, das Ganze abzusagen und bei dieser Vorstellung kann ich plötzlich wieder atmen. Es wird heller in mir und um mich, fühlt sich nach Befreiung an. Ich kann nicht sagen, warum. Ich weiß nicht, was da unstimmig ist, es ist einfach so. Ich kann es nicht benennen und das muss ich auch nicht. Ich kann und will es nicht ignorieren und ich brauche es mir auch nicht schön zu reden.
Ich sitze und spüre, mache mir nochmal bewusst, wie wunderbar es ist, jederzeit NEIN sagen zu dürfen, jederzeit den Kurs korrigieren zu können. Was für ein Segen, was für eine Gnade, das zu wissen und nichts, aber auch gar nichts zu MÜSSEN.
Dieses Leben ist kein Straflager. Du bist kein besserer Mensch, wenn du zu allem ja und Amen sagst, jeden bedienst und belieferst, nur dich nicht. Tatsächlich wird dein NEIN gerade sogar gebraucht, mehr denn je. Dein NEIN ist entscheidend. Dein NEIN ist so machtvoll und wichtig. Du darfst und kannst NEIN sagen. Dein NEIN ist von Bedeutung.
Es gab Zeiten, da habe ich mich noch nicht mal getraut, einfach aufzulegen, wenn ein Meinungsforschungsinstitut angerufen hat. Ich habe mich nicht getraut, NEIN zu sagen, wenn es an der Tür geklingelt hat und jemand Spenden für irgendwas gesammelt hat. Ich fühlte mich bedrängt und genötigt. Da wollte jemand was von mir und ich habe mich sofort verpflichtet gefühlt, dem nachzukommen. Ich fühlte mich oft so machtlos, dass ich mich gewunden habe mit Ausreden, Tränen in den Augen. So schlimm und bedrohlich habe ich das empfunden. Die Idee, dass ich dem Ganzen nicht Folge leisten muss, kam in meinem System gar nicht vor. Also war die Anfrage schon das Problem und Menschen, die auch nur im Ansatz etwas von mir wollen könnten.
Ich war es gewohnt, dass ich mein NEIN mit Klauen und Zähnen verteidigen musste, dass ich mich auf jeden Fall würde rechtfertigen müssen, mich erklären und dass ich würde kämpfen müssen. Ich war es nicht gewohnt, dass mein NEIN einfach akzeptiert wurde, schon gar nicht, wenn mein Gegenüber anderer Meinung war. Ich war es gewohnt, den Kürzeren zu ziehen. Ich war es gewohnt unterlegen zu sein. Meine Meinung zählte weniger. Das war gespeichert.
Wie befreiend war es dann für mich, als ich nach und nach immer öfter den Mut hatte und NEIN gesagt habe, genau bei solchen Kleinigkeiten, wie lästigen Anrufen. Ich musste es regelrecht üben, NEIN zu sagen, zu äußern, dass ich etwas nicht möchte. Wow! Was für eine Erfahrung! Ich darf und kann NEIN sagen. Es war die erste Idee davon, dass ich wirklich eine Wahl habe. Ich erlebte mich als Schöpfer und Gestalter meines Lebens.
Wie viele fühlen sich in dieser Zeit so unfassbar ohnmächtig? Die Erfahrungen aus der Kindheit wiederholen sich. Nicht die Regierung ist das Problem, sondern das, was in dir gespeichert ist. Die Gefühle, die gerade durch die globale Lage in dir ausgelöst werden, die Ohnmacht, der Zwang, du kennst es von früher, oder?
Der Weg zu meinem NEIN war lang, sehr lang. Ich habe mir mein NEIN Stück für Stück erlaubt, so unlogisch es manchmal auch sein mochte und mag. Ich gönne mir genug Zeit, bevor ich auf irgendetwas reagiere. Ich muss mein NEIN nicht begründen. Ich darf und kann immer und überall NEIN sagen. Mein NEIN zu etwas, ist genauso wichtig, wie mein JA zu etwas anderem. Mein NEIN ist entscheidend. Mein NEIN ist mächtig. Ich habe IMMER eine Wahl. IMMER.