Wie überwindet man all die Prägungen der Kindheit? Wie wird man wieder ganz man selbst und heilt all die Wunden von damals?
Wie sieht ein wahrhaft geheiltes Verhältnis mit den Eltern aus? Wie gestaltet es sich, wenn man mit den Eltern wirklich in Frieden ist? Und gibt es das überhaupt? Ist es möglich? Und wenn es möglich ist, wie kommt man da hin?
Diese Fragen habe auch ich mir immer und immer wieder gestellt. Seit 2009 war ich mal mehr mal weniger intensiv damit beschäftigt, mir die Beziehung zu meinen Eltern und alles, was damit verbunden ist, anzuschauen und habe versucht, mir diese Fragen zu beantworten.
Vorweg sei gesagt, dass ich der Meinung bin, dass ein wahrhaft geheiltes Verhältnis möglich ist. Mein Herz sagt mir, dass das geht. Ich glaube, dass wir alles heilen können und wenn es noch so schmerzhaft war. Wir sind großartige, machtvolle, geistige Wesen mit göttlichen Fähigkeiten. Wir sind in der Lage unserem inneren Kind all das zu geben, was es damals nicht bekommen hat. Und das war für mich und meinen Heilprozess der wichtigste Grundgedanke. Wenn ich glaube, dass ich etwas kann, dann kann ich es auch!
Nun war ich in der komfortablen Lage, dass ich 2010 von meiner Heimat Bayern 500 km weg nach NRW zu meinem Partner gezogen bin. Somit hatte ich den nötigen Abstand zu all dem. Es konnte keine unerwarteten Besuche geben und keine Bitten um Hilfe auf dem Bauernhof oder um Hilfe irgendeiner Art. Das hat mir unheimlich geholfen. Dieser Abstand. Ich war erstmal raus aus der Nummer und konnte mich wirklich auf mich besinnen, mir mit einiger Distanz die vorhandenen Muster anschauen und herausfinden, was da eigentlich läuft. Ich glaube, hätte ich diesen Abstand nicht gehabt, wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin.
Wir halten also fest:
1. Nimm dir den Abstand, den du brauchst, um erste Klarheit zu bekommen. Ziehe dich heraus, wenn es für dich nötig ist und denke daran: NEIN! ist ein vollständiger Satz. Du musst dich nicht rechtfertigen, warum du nicht zu Besuch kommen möchtest, nicht ans Telefon möchtest, etc.
Ich habe den Kontakt in meiner Heilungsphase auf ein Minimum beschränkt. Ein paar SMS an meinen Papa, einige wenige ganz kurze Besuche zu Hause, wenn wir in Bayern waren und ans Telefon bin ich in der Zeit überhaupt nicht, fast zwei Jahre nicht. Das habe ich gebraucht.
2. sei milde mit dir selbst und gestehe dir alle Emotionen zu
Ich wurde auch gefragt, ob ich nicht wütend auf meine Eltern war oder mir gewünscht habe, dass es anders wäre, dass wir ein gutes, herzliches, nahes Verhältnis haben, reden können. Und ob ich wütend auf meine Eltern war. Sogar sehr wütend. Ich fand es total scheiße, dass wir kein "normales" Verhältnis haben konnten, dass es bei uns so kompliziert sein musste. Ich war sogar so wütend, dass ich einen siebenseitigen Brief an meine Mama geschickt habe, in dem ich ihr all das, was ich noch nie ausgesprochen hatte, gesagt habe. Was ich von ihr halte und wie ich ihr Verhalten finde. Ich hatte gehofft, damit zu ihr durchzudringen, endlich an ihren gesunden Menschenverstand heranzukommen und sie zu einem Einsehen zu bewegen. Ihr endlich klarmachen zu können, wie das für andere ist, wenn man sie so behandelt, wie sie es tut/getan hat. Gott wie lange und wie oft hatte ich die Hoffnung, das Blatt noch wenden zu können und es endlich zu schaffen, dass sie mich versteht und einsieht, dass sie sich ändern müsste. Heute weiß ich, dass sie sich überhaupt nicht ändern muss. Sie darf so bleiben wie sie ist. (Dazu später mehr...)
Dann hatte ich wieder ein schlechtes Gewissen, weil ich sauer auf meine Eltern war und man soll doch seine Eltern achten und ehren und lieben und was noch nicht alles. Das ist Quatsch! Wenn ich sauer bin, bin ich sauer, wenn ich nicht mit ihnen reden will, dann ist das so. Kein Gefühl, dass du je hattest, ist falsch! Gesteh dir deine eigenen Gefühle zu und wenn sie noch so irrational erscheinen! Sie sind nun mal da, schau sie an, lass sie da sein, akzeptiere sie. Und auch wenn du noch so sehr nach Heilung strebst und Frieden in dir haben möchtest, das ist ein Prozess und der dauert und zwar so lange wie er eben dauert. Da gibt es kein zu schnell oder zu langsam. Und wenn du zwanzig Jahre sauer bist, bis du alles geklärt hast und alles geheilt hast, dann ist das eben so. Sei milde mit dir! Es ist dein Weg, dein Prozess, es sind deine Verletzungen und nur du alleine weißt, wie tief sie sitzen und wie weh sie tun. Ich habe mir auch oft Vorwürfe gemacht und mich gefragt, ob ich zu viel erwarte, oder ob ich mich da zu sehr reinsteigere. Es war ja eigentlich nichts "Schlimmes". Pustekuchen! Mir hat es wehgetan! Punkt! Es gibt auch keinen Grund zu vergleichen und zu sagen: "Ach eigentlich darf ich mich gar nicht beschweren, anderen ist noch so viel Schlimmeres passiert!" Für jeden ist etwas anderes schlimm und jeder hat sein ganz eigenes Päckchen zu tragen. Gestehe dir zu, dass es für dich schlimm sein darf und dass es weh getan hat. Es ist nicht wegzudiskutieren! Es tat weh! Und zwar ziemlich oft und ziemlich heftig! Das anzuerkennen und sich zuzugestehen ist ein wichtiger Schritt!
3. Muster erkennen und lösen, alte Versprechen und Schwüre lösen
Ich denke, dass es auch wichtig ist, zu erkennen, was da eigentlich abläuft, welche Muster immer wieder bedient werden, welche Rolle man in der Familie hat und im Verhältnis zu den Eltern. Nur wenn ich wirklich weiß was ich tue, wenn ich mir dessen bewusst bin, kann ich es ändern. Für mich musste ich feststellen, dass ich in einer absoluten Vermeidungsstrategie war. Es galt unter allen Umständen zu vermeiden, dass Mama verletzt wurde, traurig war, einen Grund hatte zu weinen. Das war ein ziemlicher Eiertanz und oft habe ich dadurch Dinge über mich ergehen lassen, die ich gar nicht wollte. Gespräche, die mich nicht interessiert haben, Tätigkeiten, die ich für sie übernommen habe, obwohl ich überhaupt keine Lust dazu hatte. Ich habe es immer wieder zugelassen, dass sie Gespräche, die ich mit anderen hatte, unterbricht und auf ihre Art fortführt, dass sie immer und immer wieder der Mittelpunkt des Geschehens ist. Ich habe es aber auch immer wieder zugelassen, dass mein Papa sich aus der Affäre ziehen konnte, die Flucht ergriffen hat und ich es ausbaden musste. Ich habe mir wohl irgendwann vorgenommen, "sein Leid zu lindern und erträglich zu machen". Und ich? Ich wollte Aufmerksamkeit! Die Aufmerksamkeit sollte nachgeholt werden, die ich früher nie bekommen habe. Sie hatten doch Gott verdammt, die Pflicht dazu! Haben sie? Haben sie nicht! All das, was mir jetzt fehlt, kann ich mir nur selber geben. Dazu ist jetzt, im Erwachsenenalter, niemand mehr verantwortlich außer ich, auch nicht meine Eltern.
Und so habe ich die Versprechen innerlich (in Meditation) gelöst, dass ich meine Mutter vor Verletzungen schützen muss, dass ich dafür sorgen muss, dass es ihr gut geht und ihre Bedürfnisse befriedigt werden, dass ich dafür verantwortlich bin, das Leid von meinem Papa zu lindern, dass ich das alles ertragen muss, weil ich dazu verpflichtet bin. Ich habe mich dazu entschlossen, sie und mich aus dieser Verstrickung zu entlassen und jeden seiner eigenen Verantwortung zu übergeben. Also bin ich auch in meine eigene Verantwortung gegangen, mich mit all dem zu versorgen, was ich noch brauche. Ich habe aufgehört etwas von ihnen zu wollen und zu erwarten, aber gleichzeitig auch aufgehört, ihre Bedürfnisse befriedigen zu wollen.
(Hier haben mir wieder die Meditationen von Robert Betz geholfen zum Thema "Die Beziehung zu Vater und Mutter klären und heilen" und "Mich von alten Begrenzungen befreien")
4. das innere Kind heilen
Die Heilung des inneren Kindes ist so machtvoll. Schon oft hatte ich im Laufe meines Lebens, und während meiner Ausbildung zum Psychologischen Berater ganz besonders, vom inneren Kind gehört. Doch wie macht- und wirkungsvoll das wirklich ist, habe ich erst erfahren, als ich mein inneres Kind immer öfter besucht habe und geschaut habe, was es noch braucht. Unzählige Male bin ich ihm in Meditationen begegnet. Ganz oft war das innere Kind, das Mädchen von damals, einfach nur erschöpft von all den Anforderungen. Es war müde und wollte einfach nur Kind sein, unbeschwert, leicht und das machen, was es selbst möchte und nicht das, was andere von ihm erwarten. Es wollte niemanden versorgen müssen und all die Verantwortung abgeben. Ich habe ihm gesagt, dass es nun für niemanden mehr zuständig ist und dass es einfach spielen kann, habe ihm erlaubt, einfach das zu machen, was es gerade möchte. Habe ihm erlaubt zu genießen, sich zu freuen, zu toben und zu spielen. Dann wieder gab es Momente, wo es ganz einsam war, alleine und verlassen. Dann habe ich ihm als Erwachsene Halt gegeben, es in den Arm genommen und ihm gesagt, dass ich immer für es da bin, genauso wie die Engel, Mutter Erde und Vater Gott. Dann war es neulich das Teenager-Mädchen, dass so wütend war und seine eigenen Grenzen ziehen wollte. Auch dieses Mädchen habe ich in den Arm genommen und ihm erlaubt, dass es Grenzen ziehen darf, dass es seinen eigenen Raum und Wert haben darf. Es gab so viele Begegnungen und Wunden von diesem Kind anzuschauen und in Heilung zu bringen. Und jeder Besuch war Gold wert und brachte mich ein Stückchen mehr in meine Freiheit und in den Frieden. (Auch hier kann ich die Meditationen von Robert Betz zum inneren Kind nur wärmstens empfehlen!)
5. hinderliche Glaubenssätze aufdecken und umwandeln
Viele hinderliche Glaubenssätze habe ich ja schon in meinem letzten Artikel erwähnt. Es ist erstmal einfach nur wichtig, zu wissen, dass es sie gibt. Nach jeder Entdeckung eines solchen Glaubenssatzes habe ich mich dann beobachtet, wann der wirkt, in welchen Situationen ich entsprechend handle und fühle. Das sorgt für unheimlich viel Klarheit über das eigene Verhalten. Und irgendwann habe ich mich dann zu einem zuträglicheren Glaubenssatz entschlossen und diesen aufgeschrieben. Meist reichte das schon. Manchmal habe ich die alten Überzeugungen noch auf Zettel geschrieben und verbrannt oder habe sie geistig in einer Meditation verbrannt, in Form von Ballons aufsteigen lassen oder ähnliches. Was sich gerade eben ergeben hat und gut getan hat.
Aus "Ich darf nicht genießen." wurde z. B. "Ich genieße das Leben in vollen Zügen." oder "Ich erlaube mir, zu genießen." Es gab immer irgendeine Formulierung, die besonders kraftvoll war. Die schrieb ich dann nieder und entschied mich dafür. Ganz bewusst und bat die Engel, mir dabei zu helfen, das Leben zu können und mir alles zu zeigen, was mich noch davon abhielt. Und so ging ich mit jedem hinderlichen Glaubenssatz vor. Einen nach dem anderen, welcher gerade am präsentesten war und an meisten drückte, den nahm ich mir vor, beleuchtete ihn und verwandelte ihn.
6. verdrängte Gefühle annehmen und fließen lassen
Bei all dieser Heilungsarbeit gab es natürlich auch verdrängte Gefühle von damals, die ich auch schon im letzten Artikel erwähnt habe. Bei mir waren das vorwiegend Wut, Ohnmacht, Angst, Schuld und Wertlosigkeit. Um so mehr ich sie ins Fließen gebracht habe, umso weniger Situationen wurden mir "geliefert", die mich wieder darauf stießen und das Gefühl in mir hochholten. Diese Situationen mussten noch nicht mal direkt etwas mit meinen Eltern zu tun haben. Die Wertlosigkeit erfuhr ich öfter im Umgang mit Menschen, denen ich geholfen hatte und die das dann nicht zu schätzen wussten. Wut und Ohnmacht wurden mir ganz oft während meiner Krankheit gezeigt, weil ich mich bei all den Krämpfen unheimlich ohnmächtig fühlte und mich das wütend machte. Die Angst kam vorwiegend in Form von Existenzangst, Angst zu Sterben, Angst vor Ablehnung, etc. Die Schuld konnte mal gut das Arbeitsamt übernehmen, mal die Bank, wenn sie mir einen Kontoauszug zuschickte und ich sofort wieder das Gefühl hatte, nicht das Richtige zu tun oder nicht genug. Den Ursprung all dieser Gefühle in meiner Kindheit zu finden hat etwas gedauert. Aber irgendwann fiel der Groschen. Schau also genau hin, welche Gefühle immer wieder aufkommen und schaue, ob sie vielleicht auch in der Kindheit ihren Ursprung haben. Und dann schließe Freundschaft mit den Gefühlen und lass sie fließen.
(Auch hier haben mir die Meditationen von Robert Betz unheimlich geholfen "Negative Gefühle in Freude verwandeln")
7. abgelehnte Anteile der Eltern annehmen
Wir alle kennen es, dass wir in mancher Hinsicht einfach nicht so sein wollen wie die Eltern. Auch bei mir gab es einige Eigenschaften, die ich einfach nicht an mir haben wollte, weil ich sie nicht gut fand. Doch mit jeder Verurteilung unserer Eltern gegenüber, verurteilen wir auch gleichzeitig uns selbst aufs Übelste. Ich wollte nie so giftig sein, wie meine Mama das sein kann, und war ich es doch einmal, dann hasste ich mich dafür. Wem nützt das etwas? Niemandem! Wir dürfen uns hier wieder ins Gedächtnis rufen, dass es kein Gut und Schlecht gibt, kein Falsch und Richtig. Alles im Leben hat zwei Seiten und beide haben ihre Berechtigung. Wollen wir immer nur freundlich sein, wertschätzend und wohlwollend und lehnen das Giftige, nicht wertschätzende ab, verurteilen es, dann lehnen wir einen Aspekt des Lebens ab. Es ist ein Unterschied, ob ich mich einfach dafür entscheide, wohlwollend mit meinen Mitmenschen umzugehen und das Giftige da sein zu lassen, einfach eine andere Wahl zu treffen, oder ob ich sage, "Ich will nur wohlwollend sein und das Giftige ist schlecht und darf nicht sein!". Damit verurteile ich das Giftige, lehne es ab und gebe ihm somit Macht. Es wird immer wieder in mein Leben drängen, bis ich es angenommen und akzeptiert habe, dass es auch diese Seite gibt. Und so ist es mit allen Seiten, die wir an unseren Eltern nicht wollen und an uns schon gleich gar nicht. Alles, was wir ablehnen, ziehen wir in unser Leben, bis wir angenommen haben, dass ein Mensch auch so sein darf.
Schau dir also alles an, was du an deinen Eltern nicht haben kannst, nicht magst und selbst auch nicht leben willst. Schau dir dann an, wie du mit dir umgehst, wenn du doch mal so bist. Verachtest du dich dafür? Beschimpfst du dich? Du lehnst damit einen Teil von dir selbst ab. Integriere all diese Anteile wieder und erlaube dir giftig zu sein, schwach zu sein, rechthaberisch zu sein, geizig, unfreundlich, aufdringlich, kleinkariert, laut, faul, krank, aufbrausend, grenzüberschreitend, oder was auch immer. Du musst das nicht leben und zum Ausdruck bringen, nur anerkennen, dass andere so sein dürfen und das auch das ein Teil des Lebens ist. Gäbe es die Lauten nicht, könnten wir nicht sagen, dass wir leise sind. Gäbe es die Schwachen nicht, könnten wir nicht sagen, dass wir stark sind. Wir befinden uns in der Dualität und eine Seite abzulehnen, heißt, das Leben als Ganzes abzulehnen.
8. Eltern dürfen so bleiben, wie sie sind
Wie ich oben schon erwähnt habe, habe ich mir unendlich oft gewünscht, dass meine Eltern sich ändern mögen, dass mein Papa mehr Arsch in der Hose hätte, dass meine Mama endlich verstehen würde, dass sie andere manchmal verletzt, dass ich endlich all das bekomme, was ich als Kind nicht oder nicht ausreichend bekommen habe, dass wir endlich eine harmonische Familie sind. Diese Wünsche, diese Hoffnungen waren nicht mehr als ein deutliches NEIN zu dem, was eh schon war. Ich sagte NEIN und lehnte diese Situation ab, nahm es mir heraus, dass ich besser wüsste, wie jemand zu sein hat, als er selber. Will ich mich von anderen ändern lassen? Will ich mir von anderen erzählen lassen, wie ich besser wäre? Nein! Ich möchte so sein, wie ich es für richtig halte und so dürfen das auch die anderen, auch meine Eltern. Jeder darf so sein wie er ist. Das heißt nicht, dass ich alles über mich ergehen lassen muss, ertragen muss, hinnehmen muss. Nein! Das heißt viel mehr, dass ich diesbezüglich entscheiden kann, wie ich mich dann verhalte. Ich habe die Wahl und zwar immer. Meine Eltern tun mir nicht gut? Dann gehe ich nicht hin! Meine Mama möchte etwas von mir wissen, dass ich ihr nicht sagen möchte? Dann sage ich es ihr nicht. Mein Papa beschwert sich, dass ich mich nie melde? Er hat auch ein Telefon! Wären es nicht die Eltern, die sich so verhalten, dann wäre die Sache ganz klar. Eine Freundin wenn so wäre, dann wäre es nicht meine Freundin. Nur weil das meine Eltern sind, muss ich mir nicht mehr gefallen lassen, als ich es bei anderen tun würde.
Jeder darf so sein wie er ist und ich entscheide, wie ich damit umgehen möchte! Ich muss mir keinen Vorwurf annehmen, ich bin zu keiner Erklärung verpflichtet. Ich ziehe meine Grenzen, achte auf mich und meine Bedürfnisse. Wenn mir etwas nicht gut tut, dann lasse ich es!
Heute möchte ich von mir behaupten, dass der Großteil der Wunden geheilt ist. Ich komme immer mehr in Frieden. In Frieden mit mir selbst, in Frieden mit meinen Eltern. Ich habe all die Erwartungen losgelassen, all meine Bedürfnisse, die mir bisher bewusst geworden sind, selbst befriedigt, bin in meine eigene Verantwortung gegangen. Ich bin mir dessen bewusst geworden, dass ich mich für vieles verantwortlich gefühlt habe, für das ich nicht verantwortlich bin und so kann ich nun viel entspannter mit meinen Eltern umgehen. Ich weiß, was meine Baustelle ist und was ihre. Sie sind nicht mehr dafür verantwortlich mich zu versorgen, auf welche Art auch immer, und ich bin nicht dafür verantwortlich, sie zu versorgen, glücklich zu machen, zu retten, oder ähnliches. Und so denke ich, sieht Frieden mit den Eltern aus. Ich habe Frieden in mir und mit mir, habe die Muster erkannt, habe alles angeschaut. Ich weiß, was ich ihnen an Gutem verdanke, ich weiß aber auch, welche Wunden ich mitgenommen habe und dass ich diese selbst heilen kann. Dazu brauche ich sie nicht. Ich habe alle Seiten beleuchtet, die unsichtbaren Mechanismen mit Bewusstheit durchdrungen, mich den alten Wunden gestellt, bin mutig durch den Schmerz gegangen und habe ihn damit erlöst.
4. das innere Kind heilen
Die Heilung des inneren Kindes ist so machtvoll. Schon oft hatte ich im Laufe meines Lebens, und während meiner Ausbildung zum Psychologischen Berater ganz besonders, vom inneren Kind gehört. Doch wie macht- und wirkungsvoll das wirklich ist, habe ich erst erfahren, als ich mein inneres Kind immer öfter besucht habe und geschaut habe, was es noch braucht. Unzählige Male bin ich ihm in Meditationen begegnet. Ganz oft war das innere Kind, das Mädchen von damals, einfach nur erschöpft von all den Anforderungen. Es war müde und wollte einfach nur Kind sein, unbeschwert, leicht und das machen, was es selbst möchte und nicht das, was andere von ihm erwarten. Es wollte niemanden versorgen müssen und all die Verantwortung abgeben. Ich habe ihm gesagt, dass es nun für niemanden mehr zuständig ist und dass es einfach spielen kann, habe ihm erlaubt, einfach das zu machen, was es gerade möchte. Habe ihm erlaubt zu genießen, sich zu freuen, zu toben und zu spielen. Dann wieder gab es Momente, wo es ganz einsam war, alleine und verlassen. Dann habe ich ihm als Erwachsene Halt gegeben, es in den Arm genommen und ihm gesagt, dass ich immer für es da bin, genauso wie die Engel, Mutter Erde und Vater Gott. Dann war es neulich das Teenager-Mädchen, dass so wütend war und seine eigenen Grenzen ziehen wollte. Auch dieses Mädchen habe ich in den Arm genommen und ihm erlaubt, dass es Grenzen ziehen darf, dass es seinen eigenen Raum und Wert haben darf. Es gab so viele Begegnungen und Wunden von diesem Kind anzuschauen und in Heilung zu bringen. Und jeder Besuch war Gold wert und brachte mich ein Stückchen mehr in meine Freiheit und in den Frieden. (Auch hier kann ich die Meditationen von Robert Betz zum inneren Kind nur wärmstens empfehlen!)
5. hinderliche Glaubenssätze aufdecken und umwandeln
Viele hinderliche Glaubenssätze habe ich ja schon in meinem letzten Artikel erwähnt. Es ist erstmal einfach nur wichtig, zu wissen, dass es sie gibt. Nach jeder Entdeckung eines solchen Glaubenssatzes habe ich mich dann beobachtet, wann der wirkt, in welchen Situationen ich entsprechend handle und fühle. Das sorgt für unheimlich viel Klarheit über das eigene Verhalten. Und irgendwann habe ich mich dann zu einem zuträglicheren Glaubenssatz entschlossen und diesen aufgeschrieben. Meist reichte das schon. Manchmal habe ich die alten Überzeugungen noch auf Zettel geschrieben und verbrannt oder habe sie geistig in einer Meditation verbrannt, in Form von Ballons aufsteigen lassen oder ähnliches. Was sich gerade eben ergeben hat und gut getan hat.
Aus "Ich darf nicht genießen." wurde z. B. "Ich genieße das Leben in vollen Zügen." oder "Ich erlaube mir, zu genießen." Es gab immer irgendeine Formulierung, die besonders kraftvoll war. Die schrieb ich dann nieder und entschied mich dafür. Ganz bewusst und bat die Engel, mir dabei zu helfen, das Leben zu können und mir alles zu zeigen, was mich noch davon abhielt. Und so ging ich mit jedem hinderlichen Glaubenssatz vor. Einen nach dem anderen, welcher gerade am präsentesten war und an meisten drückte, den nahm ich mir vor, beleuchtete ihn und verwandelte ihn.
6. verdrängte Gefühle annehmen und fließen lassen
Bei all dieser Heilungsarbeit gab es natürlich auch verdrängte Gefühle von damals, die ich auch schon im letzten Artikel erwähnt habe. Bei mir waren das vorwiegend Wut, Ohnmacht, Angst, Schuld und Wertlosigkeit. Um so mehr ich sie ins Fließen gebracht habe, umso weniger Situationen wurden mir "geliefert", die mich wieder darauf stießen und das Gefühl in mir hochholten. Diese Situationen mussten noch nicht mal direkt etwas mit meinen Eltern zu tun haben. Die Wertlosigkeit erfuhr ich öfter im Umgang mit Menschen, denen ich geholfen hatte und die das dann nicht zu schätzen wussten. Wut und Ohnmacht wurden mir ganz oft während meiner Krankheit gezeigt, weil ich mich bei all den Krämpfen unheimlich ohnmächtig fühlte und mich das wütend machte. Die Angst kam vorwiegend in Form von Existenzangst, Angst zu Sterben, Angst vor Ablehnung, etc. Die Schuld konnte mal gut das Arbeitsamt übernehmen, mal die Bank, wenn sie mir einen Kontoauszug zuschickte und ich sofort wieder das Gefühl hatte, nicht das Richtige zu tun oder nicht genug. Den Ursprung all dieser Gefühle in meiner Kindheit zu finden hat etwas gedauert. Aber irgendwann fiel der Groschen. Schau also genau hin, welche Gefühle immer wieder aufkommen und schaue, ob sie vielleicht auch in der Kindheit ihren Ursprung haben. Und dann schließe Freundschaft mit den Gefühlen und lass sie fließen.
(Auch hier haben mir die Meditationen von Robert Betz unheimlich geholfen "Negative Gefühle in Freude verwandeln")
7. abgelehnte Anteile der Eltern annehmen
Wir alle kennen es, dass wir in mancher Hinsicht einfach nicht so sein wollen wie die Eltern. Auch bei mir gab es einige Eigenschaften, die ich einfach nicht an mir haben wollte, weil ich sie nicht gut fand. Doch mit jeder Verurteilung unserer Eltern gegenüber, verurteilen wir auch gleichzeitig uns selbst aufs Übelste. Ich wollte nie so giftig sein, wie meine Mama das sein kann, und war ich es doch einmal, dann hasste ich mich dafür. Wem nützt das etwas? Niemandem! Wir dürfen uns hier wieder ins Gedächtnis rufen, dass es kein Gut und Schlecht gibt, kein Falsch und Richtig. Alles im Leben hat zwei Seiten und beide haben ihre Berechtigung. Wollen wir immer nur freundlich sein, wertschätzend und wohlwollend und lehnen das Giftige, nicht wertschätzende ab, verurteilen es, dann lehnen wir einen Aspekt des Lebens ab. Es ist ein Unterschied, ob ich mich einfach dafür entscheide, wohlwollend mit meinen Mitmenschen umzugehen und das Giftige da sein zu lassen, einfach eine andere Wahl zu treffen, oder ob ich sage, "Ich will nur wohlwollend sein und das Giftige ist schlecht und darf nicht sein!". Damit verurteile ich das Giftige, lehne es ab und gebe ihm somit Macht. Es wird immer wieder in mein Leben drängen, bis ich es angenommen und akzeptiert habe, dass es auch diese Seite gibt. Und so ist es mit allen Seiten, die wir an unseren Eltern nicht wollen und an uns schon gleich gar nicht. Alles, was wir ablehnen, ziehen wir in unser Leben, bis wir angenommen haben, dass ein Mensch auch so sein darf.
Schau dir also alles an, was du an deinen Eltern nicht haben kannst, nicht magst und selbst auch nicht leben willst. Schau dir dann an, wie du mit dir umgehst, wenn du doch mal so bist. Verachtest du dich dafür? Beschimpfst du dich? Du lehnst damit einen Teil von dir selbst ab. Integriere all diese Anteile wieder und erlaube dir giftig zu sein, schwach zu sein, rechthaberisch zu sein, geizig, unfreundlich, aufdringlich, kleinkariert, laut, faul, krank, aufbrausend, grenzüberschreitend, oder was auch immer. Du musst das nicht leben und zum Ausdruck bringen, nur anerkennen, dass andere so sein dürfen und das auch das ein Teil des Lebens ist. Gäbe es die Lauten nicht, könnten wir nicht sagen, dass wir leise sind. Gäbe es die Schwachen nicht, könnten wir nicht sagen, dass wir stark sind. Wir befinden uns in der Dualität und eine Seite abzulehnen, heißt, das Leben als Ganzes abzulehnen.
8. Eltern dürfen so bleiben, wie sie sind
Wie ich oben schon erwähnt habe, habe ich mir unendlich oft gewünscht, dass meine Eltern sich ändern mögen, dass mein Papa mehr Arsch in der Hose hätte, dass meine Mama endlich verstehen würde, dass sie andere manchmal verletzt, dass ich endlich all das bekomme, was ich als Kind nicht oder nicht ausreichend bekommen habe, dass wir endlich eine harmonische Familie sind. Diese Wünsche, diese Hoffnungen waren nicht mehr als ein deutliches NEIN zu dem, was eh schon war. Ich sagte NEIN und lehnte diese Situation ab, nahm es mir heraus, dass ich besser wüsste, wie jemand zu sein hat, als er selber. Will ich mich von anderen ändern lassen? Will ich mir von anderen erzählen lassen, wie ich besser wäre? Nein! Ich möchte so sein, wie ich es für richtig halte und so dürfen das auch die anderen, auch meine Eltern. Jeder darf so sein wie er ist. Das heißt nicht, dass ich alles über mich ergehen lassen muss, ertragen muss, hinnehmen muss. Nein! Das heißt viel mehr, dass ich diesbezüglich entscheiden kann, wie ich mich dann verhalte. Ich habe die Wahl und zwar immer. Meine Eltern tun mir nicht gut? Dann gehe ich nicht hin! Meine Mama möchte etwas von mir wissen, dass ich ihr nicht sagen möchte? Dann sage ich es ihr nicht. Mein Papa beschwert sich, dass ich mich nie melde? Er hat auch ein Telefon! Wären es nicht die Eltern, die sich so verhalten, dann wäre die Sache ganz klar. Eine Freundin wenn so wäre, dann wäre es nicht meine Freundin. Nur weil das meine Eltern sind, muss ich mir nicht mehr gefallen lassen, als ich es bei anderen tun würde.
Jeder darf so sein wie er ist und ich entscheide, wie ich damit umgehen möchte! Ich muss mir keinen Vorwurf annehmen, ich bin zu keiner Erklärung verpflichtet. Ich ziehe meine Grenzen, achte auf mich und meine Bedürfnisse. Wenn mir etwas nicht gut tut, dann lasse ich es!
Heute möchte ich von mir behaupten, dass der Großteil der Wunden geheilt ist. Ich komme immer mehr in Frieden. In Frieden mit mir selbst, in Frieden mit meinen Eltern. Ich habe all die Erwartungen losgelassen, all meine Bedürfnisse, die mir bisher bewusst geworden sind, selbst befriedigt, bin in meine eigene Verantwortung gegangen. Ich bin mir dessen bewusst geworden, dass ich mich für vieles verantwortlich gefühlt habe, für das ich nicht verantwortlich bin und so kann ich nun viel entspannter mit meinen Eltern umgehen. Ich weiß, was meine Baustelle ist und was ihre. Sie sind nicht mehr dafür verantwortlich mich zu versorgen, auf welche Art auch immer, und ich bin nicht dafür verantwortlich, sie zu versorgen, glücklich zu machen, zu retten, oder ähnliches. Und so denke ich, sieht Frieden mit den Eltern aus. Ich habe Frieden in mir und mit mir, habe die Muster erkannt, habe alles angeschaut. Ich weiß, was ich ihnen an Gutem verdanke, ich weiß aber auch, welche Wunden ich mitgenommen habe und dass ich diese selbst heilen kann. Dazu brauche ich sie nicht. Ich habe alle Seiten beleuchtet, die unsichtbaren Mechanismen mit Bewusstheit durchdrungen, mich den alten Wunden gestellt, bin mutig durch den Schmerz gegangen und habe ihn damit erlöst.
Für mich heißt Frieden mit den Eltern vor allem Frieden in mir, nichts mehr von ihnen wollen, mich zu nichts mehr verpflichtet fühlen, zurück zu meiner eigenen Kraft kommen, mich aus den Verstrickungen zu lösen und nur noch das machen, was ICH wirklich will und nicht das, was ich glaube zu müssen. Frieden mit den Eltern heißt für mich Freiheit für das eigene Wesen, endlich in allen Aspekten ich sein, ohne Einschränkungen und schlechtes Gewissen. Frieden heißt, mein wahres Wesen leben können!
Ganz ehrlich? Ich liebe meine Eltern! Wirklich und wahrhaftig! Haben wir uns doch auf einer höheren Ebene zu all diesen Erfahrungen hier verabredet. Das so sehen zu können hat wirklich verdammt lange gedauert, zu tief waren die Wunden, zu groß die Wut. Und das hat nichts mit Schönreden zu tun oder Gutheißen, sondern mit Annahme dessen, was war und damit das Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, in die eigene Verantwortung zu gehen, vom Opfer zum Schöpfer zu werden. Alles, was ich brauche, liegt in mir! Eine schwierige Kindheit ist kein Grund für ein schwieriges Leben. Es war wie es war. Die Frage ist: Was nun? Bleibe ich Opfer oder werde ich bewusster Schöpfer? Welche Wahl triffst du?
Herzensgrüße von mir!
Anja
PS: Nach meinem letzten Beitrag habe ich gemerkt, dass sich wohl viele gerne zu dem Thema äußern, da es aber so intim und persönlich ist, wollten die meisten keinen öffentlichen Kommentar auf meinem Blog hinterlassen und so haben mich die Reaktionen meist in privaten Nachrichten erreicht. Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Es hat auch für mich lange Zeit gedauert, bis ich mich getraut habe, die Dinge offen anzusprechen. Gerne könnt ihr mich weiterhin persönlich anschreiben. Fühlt euch dennoch herzlich eingeladen eure Kommentare anonym hier zu hinterlassen. Diese Kommentarfunktion ist hier freigeschaltet. Ihr müsst euch nicht zu erkennen geben. ;)
Ich danke euch! ♥
Ganz ehrlich? Ich liebe meine Eltern! Wirklich und wahrhaftig! Haben wir uns doch auf einer höheren Ebene zu all diesen Erfahrungen hier verabredet. Das so sehen zu können hat wirklich verdammt lange gedauert, zu tief waren die Wunden, zu groß die Wut. Und das hat nichts mit Schönreden zu tun oder Gutheißen, sondern mit Annahme dessen, was war und damit das Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, in die eigene Verantwortung zu gehen, vom Opfer zum Schöpfer zu werden. Alles, was ich brauche, liegt in mir! Eine schwierige Kindheit ist kein Grund für ein schwieriges Leben. Es war wie es war. Die Frage ist: Was nun? Bleibe ich Opfer oder werde ich bewusster Schöpfer? Welche Wahl triffst du?
Herzensgrüße von mir!
Anja
PS: Nach meinem letzten Beitrag habe ich gemerkt, dass sich wohl viele gerne zu dem Thema äußern, da es aber so intim und persönlich ist, wollten die meisten keinen öffentlichen Kommentar auf meinem Blog hinterlassen und so haben mich die Reaktionen meist in privaten Nachrichten erreicht. Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Es hat auch für mich lange Zeit gedauert, bis ich mich getraut habe, die Dinge offen anzusprechen. Gerne könnt ihr mich weiterhin persönlich anschreiben. Fühlt euch dennoch herzlich eingeladen eure Kommentare anonym hier zu hinterlassen. Diese Kommentarfunktion ist hier freigeschaltet. Ihr müsst euch nicht zu erkennen geben. ;)
Ich danke euch! ♥
Foto: Anja Reiche |